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Blast From The Past – Teil 2 mit Rock N Rolf von RUNNING WILD

RUNNING WILD – Nicht nur für mich Idole der Jugend. Eines meiner ersten Metalalben überhaupt war RUNNING WILDs „Death Or Glory“, die bis heute zu meinen absoluten Favoriten zählt. Kurz danach kam dann die Neuauflage alter Songs zum 10jährigen Bandjubiläum und mit „Blazon Stone“ ein weiteres Knalleralbum. Die Songs der „Pile of Skulls“ Scheibe liefen in unserer Metal-Disco Peppers rauf und runter und die Aufenthalte von Bandkopf Rolf Kasparek in unseren Gefilden sorgten bei uns Fans allenthalben für Aufregung – immerhin ließ sich die Band, die für einige Platten im Studio M in Machtsum weilte, auch ab und an im Peppers blicken. Mittlerweile ist es etwas ruhiger um RUNNING WILD geworden. Mit „Rapid Foray“ steht mittlerweile das 16. Studioalbum in den Regalen, doch wir wollen heute mal in die Anfangszeit der Band zurückschauen. Willkommen zum zweiten Teil unserer „Blast From The Past“-Serie!

RUNNING WILD – Nicht nur für mich Idole der Jugend. Eines meiner ersten Metalalben überhaupt war RUNNING WILDs „Death Or Glory“, die bis heute zu meinen absoluten Favoriten zählt. Kurz danach kam dann die Neuauflage alter Songs zum 10jährigen Bandjubiläum und mit „Blazon Stone“ ein weiteres Knalleralbum. Die Songs der „Pile of Skulls“ Scheibe liefen in unserer Metal-Disco Peppers rauf und runter und die Aufenthalte von Bandkopf Rolf Kasparek in unseren Gefilden sorgten bei uns Fans allenthalben für Aufregung – immerhin ließ sich die Band, die für einige Platten im Studio M in Machtsum weilte, auch ab und an im Peppers blicken. Mittlerweile ist es etwas ruhiger um RUNNING WILD geworden. Mit „Rapid Foray“ steht mittlerweile das 16. Studioalbum in den Regalen, doch wir wollen heute mal in die Anfangszeit der Band zurückschauen. Willkommen zum zweiten Teil unserer „Blast From The Past“-Serie!

 

Im frühen Jugendalter begann eine der größten Karrieren der deutschen Heavy Metal Geschichte. Für den 11jährigen Rolf Kasparek hieß es damals „Sein oder nicht sein“. Er entschied sich für „Sein“.

Ich war schon früh mit Rockmusik infiziert und 1972 gab es dann die große Entscheidung. Wenn ich eine E-Gitarre haben wollte, dann musste ich sie mir selber finanzieren, das war die Bedingung meiner Eltern. Die wollten mir immer nur eine Wanderklampfe schenken und meinten, dass ich erstmal richtig spielen lernen sollte. Ich sagte aber: „Nee, ich will Rock machen.“ Also brauchte ich eine E-Gitarre. Meine Eltern meinten dann, dass ich meine Eisenbahn dafür verkaufen müsste. Also stand ich als 11jähriger vor der wichtigen Entscheidung, ob ich meine Eisenbahn verkaufen wollte oder nicht. Ich hab entschieden, dass sie nicht so wichtig war und habe sie verkauft. Für knapp hundert Mark hab ich dann meine erste E-Gitarre gekauft. Da ging es erstmal nur ums Kennenlernen und etwas drauf rum schrammeln. Ich wollte mal sehen, wie es überhaupt mit sechs Saiten war.

Und mit Rock und Heavy Metal bist du im Prinzip über deinen Bruder in Kontakt gekommen?

Na ja, Heavy Metal gab es ja damals eigentlich noch nicht. Das ging damals erst so los: 1972 mit STATUS QUO und dann kamen die ganzen Glam Sachen, T-REX, SLADE, SWEET und was damals so lief. Es gab die Internationale Hitparade auf N3 und da konnte man sich informieren was gerade so angesagt war, auch in England. Da gab es dann die neuen Sachen, so wie DEEP PURPLE, URIAH HEEP. Solche Bands liefen damals und diese Musik hat uns dann auch beeinflusst. So fing das alles an, damals.

Heute gibt es Spotify und andere Stream-Dienste. Früher musste man sich die Mucke irgendwie anders beschaffen. Hattet ihr da einen Dealer eures Vertrauens in Hamburg?

Anfang der 70er Jahre war noch mehr das Single-Geschäft angesagt. LPs gab es da noch nicht so richtig und auch nicht die ganzen Ketten, die dann später entstanden sind. Singles waren angesagt und wir hatten einen Laden in dem man Radios, Geschirrspüler, Staubsauger und alles Mögliche kaufen konnte, und die hatten eben auch eine Ecke für Singles. Da konnten wir dann immer die neuesten Singles von T-REX, SLADE oder auch „Lady in Black“ von URIAH HEEP kaufen. Das war so unser Tor zur Welt. Natürlich hatte auch jeder einen Kassettenrecorder und hat sich die Internationale Hitparade aufgenommen und die Songs rausgeschnitten, die einem gefallen haben. Man hatte ja keine andere Möglichkeit. Damals war alles noch ziemlich handgemacht. Man hatte als Schüler ja auch nicht so viel Geld, um sich alle möglichen Platten zu kaufen, so dass wir schon sehr genau überlegt haben, welche Single wir uns kauften.

In der Thrash und Death Metal Szene gab es in den 80ern ja eine große Tape-Trading Szene und man hat sich gegenseitig Tapes geschickt. Gab es das bei euch auch?

Nee, eigentlich nicht. Das haben wir dann später gemacht, um bekannt zu werden. Wir haben dann auf Tape diese Demos gemacht und die in die ganze Welt verschickt – damals noch mit der Hilfe von Limb (Schnoor, Limb Music – TZ), bevor er endgültig der Manager von HELLOWEEN wurde. Der hat uns am Anfang sehr weitergeholfen und uns die ganzen Adressen gegeben von Fanzines wie dem Aardschock, das damals gerade neu entstanden ist, und von College Radios in Amerika und so weiter. Das fing aber erst so 1982-83 an, vorher haben wir in der Richtung nichts gemacht.

Um ein Demo aufnehmen zu können, musstest du ja erstmal Gitarre spielen lernen. Hattest du denn jemals Unterricht?

Gar nicht. Ich habe mir ein Buch gekauft. Einmal in der Woche gab es im Fernsehen eine Sendung von so einem Engländer und zu der Serie ist ein Buch erschienen. Ich konnte ja keine Noten und in dem Buch ging es um Grifftabellen und Fingersätze, so dass man sich die Akkorde raussuchen konnte.

Na, das scheint ja gut geklappt zu haben…

..ja, irgendwie schon. Aber es war natürlich alles etwas mühseliger und man konnte die Sachen nicht so einfach recherchieren wie heute im Internet. Du musstest dich schon etwas mehr einsetzen und es war einfach mühseliger, aber die Zeit war damals einfach so.

Stimmt, man musste damals schon wollen…

… ja, natürlich. Es gab natürlich auch andere, die auch wollten, aber dann auf der Wandergitarre hängen geblieben sind. Diese Fälle kenne ich eben auch.

Wann ist denn dann der Gedanke gereift eine Band zu gründen?

Das fing schon 72-73 an. Da gab es ja schon Hard Rock. Es gab UFO, die zum Hard Rock gewechselt waren, es gab STATUS QUO, das war damals eine ganz große Band und auch SLADE und solche Sachen. URIAH HEEP, DEEP PURPLE und diese ganzen Sachen, gab es ja. Wir hatten dann mit ein paar Kumpels überlegt, aber das ist nie wirklich was geworden. Was nachher RUNNING WILD wurde, hat eigentlich 1976 angefangen, weil es auf unserer Realschule eine Playback Band gab, in der auch unser späterer Bassist gespielt hat. Die haben so AC/DC und sowas gemacht und das kam eben sehr gut an. Da haben wir uns dann gedacht, dass wir das auch selber machen könnten, denn wir konnten ja schon ein bisschen Instrumente spielen. So 1977 kam dann der Gedanke wirklich eine Band zu gründen. Und so entstand die Band GRANITE HEART, aus der später RUNNING WILD wurde. Wir waren Schüler und wollten einfach Musik machen. Wir hatten das große Glück, dass unsere Schule in Lurup eine befreundete Schule in der Luruper Hauptstraße hatte. Und die hatten einen Musiklehrer der in einer Rockband spielte und die in der Aula dieser Schule probte. Die hatten also auch das ganze Equipment da und wir bekamen dann – unter Aufsicht unseres Klassenlehrers – die Erlaubnis dort mit deren Equipment zu proben. Erstmal zur Probe, ob wir keine Scheiße bauen. Irgendwann haben die dann gemerkt, dass wir da keine Scheiße machen, nichts kaputt machen, alles wieder aufräumen, keinen Alkohol trinken, keine Randale machen und nichts…

… was ja jetzt wieder nicht so gut zum Rocker-Image passt …

… nee, aber das war für uns notwendig, denn sonst hätten wir da nicht proben können. Wir sind dann eben nach Hause gegangen und haben da getrunken. Ich weiß noch, dass unser Drummer damals einen Handwagen hatte mit dem er immer sein Drumkit hin und her gefahren hat, denn wir sind ja natürlich immer zu Fuß da hin. Aber es war echt gut, dass die eigentlich alles Equipment da hatten und irgendwann durften wir dann auch ohne Lehrer proben. Selbst der Hausmeister wusste, dass bei uns nichts passiert. Wir bekamen dann den Schlüssel, gaben ihn hinterher wieder ab und er wusste, dass er in den Raum reinkommen konnte und der sah hinterher genauso aus wie vorher. Auch das Equipment blieb heile und das war für uns eine geile Sache. Als Schüler konnten wir uns ja gar nicht so ein Equipment kaufen. Ich hab mir dann später alles Geld zusammengekratzt und mir einen Miles Platting Amp, so eine Art Marshall Kopie, gekauft. Denn konnte ich dann auch benutzen, weil es dort noch eine weitere Box gab. Das war natürlich ein großes Glück für uns, damit wir überhaupt anfangen konnten. Wir konnten uns dann ein bisschen ausprobieren.

Natürlich war das bei GRANITE HEART nur Hard Rock, eine Mischung aus PRIEST und AC/DC und wir waren natürlich nicht so gut wie die Originale, aber das war so unsere Richtung.

Hast du denn damals auch schon gesungen?

Ja, wir haben es ausprobiert und ich war der einzige, der es hinbekommen hat. Insofern hat es sich so ergeben. Uwe, unserer anderer Gitarrist, der auch später noch lange bei RUNNING WILD gespielt hat bevor die Band professionell wurde, hat sich eine Zeit lang mit mir den Gesang geteilt. Wir waren dann natürlich auch von KISS beeinflusst. Er hat dann die Songs gesungen, die er geschrieben hat und ich habe meine Songs gesungen.

Habt ihr mit der Band auch Songs aufgenommen und auch Konzerte gespielt?

Wir hatten nachher fünf Songs zusammen. 1978 haben wir dann den Realschulabschluss gemacht und auf dem Abschlussabend der Schule gespielt. Die Schule hat dann auch wirklich Geld für uns hingelegt und Marshall Amps für uns gemietet und ne PA und Licht. Die wollten damals den anderen Schüler zeigen, dass man sowas eben auch machen kann und dass solche Projekte an der Schule entstehen. Die Lehrer waren total von den Songs begeistert. Natürlich war das kein Vergleich zu unseren späteren Sachen, aber für 16-17jährige war das schon eine Leistung. Das war die einzige Show die wir gespielt haben, denn wir durften ja dann das Equipment nicht mehr benutzen, da wir keine Schüler mehr waren. Wir wollten dann später noch an einem Wettbewerb teilnehmen, aber das scheiterte auch am Equipment. Wir sollten eigentlich das Zeug einer anderen Band benutzen dürfen, die haben aber dann doch nein gesagt, als wir da waren und so ist das dann etwas zersplittert. Dann sind eigentlich nur Uwe Bendig und ich übrig geblieben. Wir haben dann ein bisschen weitergemacht und uns dann überlegt, dass wir das Abi nachmachen wollten. Auf der neuen Schule haben wir dann unseren ersten Bassisten Matthias Kaufmann kennengerlernt. Hasche (Wolfgang Hagemann, Drums - TZ) kam dann auch dazu, wobei das eine ganz interessante Geschichte war. Wir hatten da noch einen anderen Drummer, aber der konnte nicht so richtig und hatte auch kein eigenes Drumkit. Hasche kam dann an und meinte, dass er echt Bock auf Metal habe. Er spielte in einer Punkband namens GROBER UNFUG und die hatten einen ausgestatteten Proberaum unter dem Haus seiner Eltern. Und er wollte gerne etwas zusammen machen. Damals 1979 fing das ja dann auch gerade so an mit PRIEST und MOTÖRHEAD und so. Er sagte dann: „Ich hab da einen Kumpel, der spielt auch Schlagzeug, vielleicht kann der ja mal mitkommen.“ Und der setzte sich dann hinters Drumkit und wollte mal einen vorzeigen. Er zählte an und fing an zu spielen und das Kit bewegte sich in alle Richtungen auseinander. Das war in dem Sinne also wirklich grausam. Er hat dann auch noch den großen Fehler begangen und den Drumstick unseres Drummes zerbrochen. Heute lachen wir drüber, aber damals war das ein Riesending. Ich kann mich noch entsinnen, dass Uwe so nebendran stand und meinte: „Was’n das für’n Trottel?“ Aber Hasche hat uns dann zu sich eingeladen und wir haben zusammen Bier getrunken und uns über Musik unterhalten. Der wollte halt gerne bei uns spielen, aber wir hatten ja noch den anderen Typen in der Band. Die haben das dann so geregelt, dass unser Drummer natürlich auf dem Kit der Punkband nicht spielen durfte. Hasche hat dann gesagt, dass er sich ein Drumkit kauft. Und damals war das eben so: Du hast ein Drumkit, du bist der Drummer! Und so ist es gekommen, dass Hasche in die Band gekommen ist. Und dann ging es auch los, wir hießen dann RUNNING WILD und haben viel geprobt und viele Songs geschrieben. Wir wollten möglichst schnell Songs schreiben, denn die meisten Bands hatten gar nicht genügend Songs für 90 Minuten und das war ein Riesenproblem. Uwe und ich haben dann Songs geschrieben und ein Programm aufgebaut. Ich kann mich noch erinnern, dass Hasche damals ein Drumkit mit sechs Hängetoms gekauft hat. Das war damals supergeil, wie PRIEST. Es hatte nur einen Haken: Es war Chiquita-Gelb. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie oft er Chiquita-Aufkleber von dem Ding abgezogen hat. Irgendwann hat er es dann mit Chromfolie beklebt und dann war das in Ordnung, dann war es professionell.

Und wie kam es dann schließlich zum Namenswechsel hin zu RUNNING WILD? Hatte das auch mit dem personellen Wechsel zu tun?

Ja, auf jeden Fall. Es war so, dass wir gesagt haben, dass außer Uwe und mir keine alten Leute, dafür aber zwei neue Musiker dabei sind und da wollten wir eben einen neuen Namen haben. Jeder kam dann mit einer Idee an und Uwe hatte die Idee zu RUNNING WILD. Wir haben dann abgestimmt und es ist RUNNING WILD geworden. Das war auch eine gute Wahl, da es ein ziemlich neutraler Name ist, der trotzdem aber etwas aussagt was mit Metal in Verbindung zu bringen ist. Ich kam auf die Idee mit dem Schriftzug, um das Ganze ein bisschen abzusetzen. Dann habe ich den Adrian für einige Plakate entworfen und so ging das dann seinen Weg.

Allerdings war dein Vorschlag ja zunächst „Black Demon“, richtig?

Genau, das war meine Idee und wir hatten auch später einen Song der so hieß. Die Idee RUNNING WILD war aber eigentlich einstimmig, kann man fast sagen. Ich fand den Namen auch geil und so haben wir eben den Namen genommen. Im Nachhinein war es auch auf jeden Fall die bessere Wahl.

War die musikalische Richtung damit auch vorgegeben, wenn man den Bandnamen bei JUDAS PRIEST entleiht?

Natürlich, das Ganze kam ja so um 1979 und da begann ja gerade die New Wave of British Heavy Metal. Für uns in Deutschland – in Großbritannien mag das anders gewesen sein – war der Startschuss für diese ganze Bewegung natürlich „Unleashed In The East“. Ich kann JUDAS PRIEST zwar schon vorher, weil ich sie so 78 mal mit „Rock Forever“ in einer TV-Show gesehen habe. Da habe ich die Band kennengelernt und mir alle Platten gekauft. Und 1979 kam dann die Live-LP und das war dann natürlich die Offenbarung: der Sound, die Songs, die Klamotten und die Atmosphäre. Wir haben ja auch sehr schnell angefangen Leder und Nieten auf der Bühne zu tragen. Wir wollten aber nicht JUDAS PRIEST kopieren, sondern haben versucht unser eigenes Ding damit zu machen. Wir haben 1979 schon Leder getragen und das war damals für eine Amateurband nicht normal. Es war nicht das gängige Klischee einer Metal Band, da hat man sich eher irgendwas zusammengebaut. Wir haben da schon ziemlich viel Geld investiert und das hat natürlich auch dazu beigetragen, dass wir ziemlich schnell einen gewissen Namen bekamen.

Ihr habt also relativ früh Zeit und Geld darin investiert ein Image aufzubauen.

Ja, absolut. Es war auch so, dass dort wo Hasche wohnte, in Hamburg-Schnelsen, eine Firma für Pyro-Technik existierte, die Firma Scheid. Die haben für Events und Filme Pyrotechnik gemacht. Wir sind dann da mal vorbei gefahren und der alte Herr fand Hasche total sympathisch. Die haben sich dann so ein bisschen unterhalten und Hasche hat ihm erzählt, dass wir eine Rockband haben und auch Pyros machen wollen, so wie KISS, aber nicht wissen an wen wir uns wenden sollen. Der hat uns dann etwas zurechtgebaut. Von dem haben wir unseren ersten Flammenwerfen bekommen und er hat es aber auch so gebaut, dass es sicher war. Ich kann mich noch erinnern, dass man das eigentlich mit Gasflaschen und so einem Blütenstaub macht und dann entsteht diese Flammensäule. Heute macht man es mit Gas und das ist dann etwas sauberer. Django, unser erster Tourroadie, den man auch mit dem Schweißgerät auf der „Gates To Purgatory“ sieht, musste immer mit einem Schlauch hinter der Bühne stehen und pusten, wenn die Flammen kommen sollten. Es war also alles noch ziemlich improvisiert, aber wir haben es eben gemacht. Wir hatten schon in Jugendzentren Pyrotechnik und Bühnenaufbauten mit Totenköpfen und Spinnenweben an den Amps und so. Wir haben schon von Anfang an auf die visuelle Karte gesetzt. Als deutsche Band hatte man es ja auch ohnehin schwerer als eine englische oder amerikanische Band, das war damals einfach so. Insofern mussten wir uns also etwas einfallen lassen und das haben wir dann auch gemacht.

Ihr habt ja auch gerade in der Anfangszeit etwas mit Okkultismus gespielt und entsprechende Songtitel usw. gehabt. Das gehörte ja wohl auch eher zum Image, oder? Denn letztlich habt ihr ja nicht wirklich etwas damit zu tun gehabt.

Nee, der einzige der sich letztlich ja auch beruflich damit beschäftigt hat, war Preacher, der damals auch schon Theologie studierte.

Aber der stand dann ja irgendwie eher auf der anderen Seite…

… ja, nee, er hat mal so eine Theorie entwickelt, dass sich das Kreuz nach unten verlängert hat, weil sich in der Kirche alles vergeistigt hat. Und im Metal ist es in den Bauch gerutscht, es geht also ums Bauchgefühl und deshalb ist das Kreuz da nach unten gerutscht. Das war so seine Theorie und damit konnte der die Argumente der Leute, die immer von Satanismus geredet haben, entkräften. Für uns war das eigentlich alles mehr Dracula oder genauer Christopher Lee spielt Dracula. Für uns ging es um die Stimmung, wie bei BLACK SABBATH. Für uns war das eine Show und wir haben damit gespielt. Wir haben uns nicht damit in dem Sinne beschäftigt, dass wir an den Teufel geglaubt oder ihn sogar verehrt hätten. Dafür waren wir auch viel zu positive Menschen. Da hatten wir also gar nichts mit am Hut.

Aber wahrscheinlich gab es doch damals auch Reaktionen darauf, oder nicht? Ich erinnere mich da noch an  die späten 80er und frühen 90er als das Thema Satanismus und Heavy Metal ja sehr hochkochte.

Komischerweise haben wir da eigentlich nie Probleme gehabt. Ich kann mich nur an eine Sache erinnern, die aber erst auf der „Port Royal“ Tour vorgekommen ist. Wir haben damals in Bayern gespielt, in einer Sporthalle in einem kleinen Dorf. Wir hatten als Toursupport SATAN und das hat irgendeine alte Dame mitbekommen. Die hat dann tatsächlich geglaubt, dass der Satan in die Stadt kommt und hat entsprechend Aufruhr gemacht. Der Bürgermeister und der Pfarrer sind dann aktiv geworden und die Agentur musste die dann beruhigen und ihnen klar machen, dass SATAN nur eine britische Rockband sind, und dass da nicht der Teufel in die Stadt kommt.

Wir selber sind da aber nie angefeindet worden, was wohl daran lag, dass wir das wirklich als Show gemacht haben. Wir hatten kein Interesse daran eine neue Religion mit umgedrehten Vorzeichen zu erschaffen. Für uns ist das Musik und eine besondere Stimmung. Christopher Lee hat ja Dracula auch gespielt und war nicht wirklich ein Blutsauger.

Aber trotzdem habt ihr euer erstes Demo „Rock From Hell“ genannt.

Das war ja nicht unsere Idee, sondern die vom Walterbach (Karl-Ulrich Walterbach, Gründer von Noise Records – TZ). Das war dieser erste Sampler und Walterbach wollte mal sehen, wie das so ankommt. Dafür haben wir dann „Adrian“ und „Chains & Leather“ aufgenommen und er wollte einfach mal sehen, wie die Band so ankommt. Ich weiß noch, dass die anderen beteiligten Bands gar nicht begeistert waren. Die fanden, dass wir eine Kackband und scheiße waren. Na ja, der einzige Grund warum sich der Sampler verkauft hat, waren wir. Insofern konnten wir uns ganz entspannt zurücklehnen. Das war dann der Grund weshalb er den zweiten Sampler auch mit uns gemacht hat. Er meinte, dass er die Bands die er neu signed dann mitziehen möchte. Das waren dann Bands wie HELLOWEEN, DARK AVENGER, HELLHAMMER und die wollte er über uns dann etwas bekannter machen. Da hatten wir den Vertrag aber schon in der Tasche.

Ja, den Sampler kenne ich. Ich hab in eurer Diskographie aber auch ein Demo mit dem gleichen Namen gefunden.

Also was uns in Hamburg zum Durchbruch verholfen hat, war das Teichweger Rockfestival (https://www.youtube.com/watch?v=QWtpfQnHaao   Soldiers from hell 1983), welches vom Senat veranstaltet wurde. Da spielen ganz verschiedene Bands. Im Rahmen des Festivals entstand dann eine Platte und die hieß „Debüt No 1“. Jede Band hat im Studio richtig professionell zwei Songs („Hallow the Hell“ und „War Child“ – TZ) aufgenommen und die kamen dann auf den Sampler. Der wurde dann an Plattenfirmen verschickt. Von der Platte gab es, glaube ich, nur 1500 Stück und die ist heute natürlich extrem wertvoll. Die beiden Songs haben wir dann erstmal verwendet. Dazu kamen noch Songs die wir live auf einem Schulfest oder sowas aufgenommen haben und die beiden Songs vom „Rock From Hell“. Daraus haben wir dann das „Like a Hammerblow“ – Demo gemacht. Das haben wir dann an die ganzen Radiostationen und Fanzines verschickt. Das war dann eigentlich unser einziges Demo, denn eigentlich hatten wir da den Vertrag schon in der Tasche und deshalb durften wir auch die beiden Songs vom „Rock from Hell“ Sampler benutzen. Walterbach meinte, dass wir die Band so noch weiter nach vorn bringen könnten, denn eine LP verkauft sich anders als eine Cassette und insofern war das für ihn kein Thema.

Ihr habt also gar keine anderen Demos aufgenommen.

Nee, da war bei uns nie die Zeit zu. Wir waren auch nie eine Band die viele Shows gespielt hat. Wir haben als RUNNING WILD, bevor es professionell wurde, vielleicht sieben Shows gespielt. Das hat sich bei uns nicht so ergeben, denn es ging ja auch alles ziemlich schnell. 1979 haben wir angefangen, 1982 haben wir das erste Demo gemacht, 1983 war schon das Teichweger Festival und da hatten wir praktisch schon den Sampler in der Tasche. Wir hatten einfach das Glück, dass wir so richtig in die Gänge kamen als die NWoBHM kam und dann natürlich die Idee, so etwas auch in Deutschland zu machen. Da war sicherlich Walterbach einer der ersten mit Modern Music, genauso wie SPV hier in Hannover, die sich in diesem Genre getummelt haben. Das kam alles zusammen und war für uns natürlich ein glücklicher Zufall, genauso wie für HELLOWEEN auch.

Im Internet tauchen bei Encyclopaedia Metallium noch weitere Demos in den 80er auf.

Das ist dann aber nicht von uns. Wir hatten wirklich nur das eine Demo „Like a Hammerblow“ und das war im Prinzip mit dem verkleinerten Poster, das wir auch für Shows verwendet haben, als Cover. Wir haben es hauptsächlich gemacht, um es an die Fanzines zu schicken und letztlich hat es uns ja auch den Plattenvertrag gebracht.

Das war das Poster mit Adrian und den umgedrehten Kreuzen?

Ja genau, wir wollten einfach etwas haben was auch irgendwie als Symbol steht. Deshalb hatten wir auch die Idee zu dieser Figur. Es hatte alles schon irgendwie mit Theatralik zu tun.

Wie ist denn der Kontakt mit Walterbach bei euch zustande gekommen?

Also er hat uns kontaktet. Es lief so, dass wir ja unser Demo verschickt haben. Es gab damals das „Shock Power“ von Alex Gernhardt, der ja dann später Chefredakteur bei der Bravo wurde. Das war einer von denen die angerufen haben. Walterbach hat den gefragt, ob er nicht irgendwelche Demos hätte, weil er ein neues Label für Metal Musik aufmachen wollte. Und der Gernhardt hat ihm dann unser Demo geschickt und daraufhin hat uns Walterbach angerufen. Damals hatte man ja noch die Telefonnummer als Kontakt aufs Demo geschrieben. Es hat aber damals auch nie jemand angerufen mit dem ich nicht auch gearbeitet habe. Es war nicht üblich da einfach bei den Leuten anzurufen. Na ja, so ist das zustande gekommen. Insofern ist Alex einer gewesen, der RUNNING WILD mit auf den Weg gebracht hat. Er hat uns auch später immer mal wieder mit kleinen Berichten in die Bravo gebracht.

Das „Debüt No 1“ ist ja, wenn ich mich nicht irre bei einem Punklabel, nämlich Raubbau erschienen.

Das war damals der Schwager von unserem Gitarristen Uwe Bendig, der hat so ein bisschen Management für uns gemacht, wenn man das so nennen will. Und der hat damals diese 1200,-DM oder was das gekostet hat, auf den Tisch gelegt, damit wir diese beiden Songs aufnehmen konnten. Und dafür haben wir dann 100 Platten bekommen und die haben wir auch an größere Labels verschickt.

Ihr habt ja sehr früh schon einige Klassiker der Bandgeschichte geschrieben. Songs wie „Chains & Leather“ zählen ja heute noch zu euren Hits.

Ja, oder auch „Ghengis Khan“, den hab ich auch so 1982 geschrieben. Die Songs sind immer mal wieder in unserem Programm dabei. Damals sind einige Songs entstanden, die Live immer funktioniert haben. Bei „Gates of Purgatory“ wollten wir natürlich zeigen, dass wir als Band besser geworden sind und deshalb sind da dann auch einige neue Songs draufgekommen. Preacher kam z.B. mit „Prisoner of Our Time“ und ich hatte auch ein paar neue Songs geschrieben. „Soldiers of Hell“ ist auch ein alter Song, der schon in der frühen Besetzung gespielt wurde.

Wann wurde euch denn klar, dass ihr die Band wirklich professionell betreiben wollt?

Das kann ich natürlich für die anderen nicht sagen. Ich war da etwas anders als andere Leute und bei mir war das schon mit 11 so. Ich habe mich auch nie gefragt, ob ich das erreichen kann, sondern nur wann es soweit sein wird und wie es sein wird. Ich habe das für mich nie in Frage gestellt, dass ich es schaffe. Das war natürlich für die damalige Zeit sehr selbstbewusst. Als die „Gates of Purgatory“ dann so richtig gezündet hat, gab es ein Erlebnis an das ich mich noch erinnern kann: Da bin ich draußen rumgelaufen, es muss so um Weihnachten gewesen sein, und da wurde mir klar, dass ich es geschafft hatte. Ich war ein Rockstar und ich hatte es echt geschafft. Ich habe aber auch viel Energie da rein gesetzt und natürlich auch viel Glück gehabt. Als wir angefangen haben, da gab es in Deutschland außer den SCOPRIONS und ACCEPT keine Szene. Die großen Firmen waren an der Musik nicht interessiert und insofern war es Glück, dass sich Leute wie der Walterbach da so in die Sache reingekniet haben.

Da können wir mal einen kurzen Sprung in die Zukunft machen. Wenn ich mich recht erinnere, war es später ja nicht mehr so toll mit Noise. Da gab es ja einige Probleme und Rechtsstreitigkeiten mit der EMI usw.

Also bei uns gab es eigentlich nur in einem Fall Streitigkeiten und darauf hat sich der Walterbach dann auch zurückgezogen und die Antje Lange hat das Ganze dann übernommen. Da haben wir dann gesagt, dass wir die Rechtsstreitigkeiten beiseitelassen und die letzte Platte noch für Noise machen. Ich hatte bis Mitte der 90er eigentlich nie Probleme mit Karl und das sagt er heute auch genauso über mich. Wir konnten uns gegenseitig auf uns verlassen und er wusste, dass wir mit RUNNING WILD unseren Weg gehen und die Sachen so machten, wie er sie auch machen würde. Ich weiß aber, dass es für andere Bands, wie z.B. HELLOWEEN, einige Probleme gab. Es klingt zwar hart, aber für uns war es eigentlich geil. Es waren vier Bands die zu diesem Joint Venture gehörten und alle anderen Bands wurden rausgeschossen. Insofern wurden alle Ressourcen für RUNNING WILD genutzt. Für die anderen war das natürlich scheiße, aber für uns war es gut.

Tja, irgendwer muss ja in solchen Streitfällen auch gewinnen . . .

Ja, klar. Insofern war es für uns natürlich die Sternstunde, auch weil wir damals ein so starkes Album wie die „Death Or Glory“ hatten. Es kamen also mal wieder verschiedene Sachen zusammen. Wenn ich heute auf meine Karriere zurückschaue, dann sehe ich schon auch, dass es sehr viele Punkte gab an denen wir sehr viel Glück hatten. Glück gehört immer dazu und ohne Glück kann man es in diesem Business auch nicht schaffen.

Du hattest also auch nie einen Plan B für den Fall, dass es mit RUNNING WILD nicht klappen würde?

Doch, den hatte ich schon. Ich hab natürlich mittlerweile viele meiner Qualitäten und Möglichkeiten eingebüßt, aber ich war damals ein sehr guter Zeichner. Für mich gab es zwei Wege: Entweder wollte ich Musik machen oder Cover zeichnen. Ich wollte da auch auf eine  Schule gehen, aber die konnten sich meine Eltern natürlich nicht leisten. Ich hab dann eine Bauzeichner-Lehre angefangen, um eine Grundlage zu bekommen. Das war aber totale scheiße für mich und dann habe ich beschlossen mein Abi nachzuholen. Und während dieser Zeit hatte ich dann ja auch genügend Zeit, um Musik zu machen und zu sehen, ob das klappen kann. Ich hatte also schon einen gewissen Plan B, den hab ich aber immer auf Sparflamme gekocht.

Eigentlich sagt man uns Deutschen ja ein gewisses Sicherheitsbedürfnis nach. Die Amerikaner sind da ja ganz anders.

Da war ich tatsächlich, obwohl ich ja nun wirklich Deutscher bin, doch eher etwas amerikanisch. Ich habe immer mein Hauptaugenmerk auf die Musik gelegt und habe versucht da voran zu kommen. Wenn ich natürlich damals in Amerika gelebt hätte, wäre es wohl alles noch etwas anders gelaufen, da man dort ganz andere Möglichkeiten hatte. Dort gab es eine ganz andere Infrastruktur für Rockmusik. Die SCORPIONS und ACCEPT waren ja Ausnahmen, weil die an Major Deals gekommen sind und das Ganze auch durchgezogen haben. Viele andere haben es ja auch nicht geschafft. Es war also wichtig, dass man irgendwie einen eigenen Weg findet.

Zumal ihr ja auch eine ganze Ecke härter wart als die SCORPIONS.

Ja, unser Ding war eher JUDAS PRIEST, SAXON, IRON MAIDEN und ACCEPT und diese ganze NWoBHM. Das war ja auch die Zeit, als ACCEPT groß wurden, so um 1982 rum. Da kam dann die „Breaker“ und dann „Restless and Wild“ und die Scheiben haben uns auch ermutigt, da wir gesehen haben, dass man es als deutsche Band auch schaffen kann.

Bevor dann mit „Gates of Purgatory“ der erste Longplayer erschienen ist, gab es ja noch die „Victims of State Power“ EP. Wieso habt ihr erst noch eine EP gemacht?

Ich weiß gar nicht, ob die davor oder danach erschienen ist. Wir haben 10 Songs aufgenommen und wir wollten einfach die bestmögliche Platte machen. Walterbach hat uns ja damals das Mastering bezahlt und wir waren eine der ersten Bands die dieses Direct Metal Mastering gemacht haben. Es war dann so, dass man sagte, je kürzer die Platte würde, desto besser sei die Qualität. Er hat uns dann angeboten einen Song auszukoppeln und zwei Songs aus dem Album rauszunehmen und dann noch eine weitere EP daraus zu machen. Da konnten wir dann als Band etwas Geld zurücklegen, weil wir im Prinzip doppelt daran verdient haben. Die Idee fanden wir sehr gut. Der ursprüngliche Plan aber, dass alle Songs auf die Platte sollten. So haben wir aber natürlich auch nochmal extra Presse bekommen usw.

Und wenn du von der EP heute noch einen Karton im Keller hast und die verkaufst, kannst du dich beruhigt zur Ruhe setzen.

Ja, hab ich aber nicht. Bei einem Umzug musste ich meine Platten aus logistischen Gründen alle weggeben. Ich hatte bestimmt 1200 Platten und das war einfach nicht machbar. Insofern habe ich auch alle RUNNING WILD Platten weggegeben. Ich hatte die alle schon auf CD und habe gesagt „scheiß drauf“. Ich bin da auch nicht so der Sammler. Ich weiß, dass die Sachen sehr wertvoll sind und es kommen ja auch immer wieder Fans, die sich die Platten unterschreiben lassen. Insofern weiß ich schon, dass diese Platten ihr Geld wert sind.

Aber die Alben werden jetzt ja auch alle wieder neu aufgelegt. Ich sitze da gerade mit der EMI Electrola zusammen und die wollen alle neun Alben von Modern Music wieder neu auflegen. Es wird die dann auf CD und auf Vinyl geben. Es gab ja bereits eine Best-Of CD von verschiedenen Noise Bands und 2017 sollen dann die Alben rauskommen. Die Best Ofs kamen alle in einem einheitlichen Look, in Schwarz-Weiß und mit Logo und da wollte man erstmal sehen, wie das so ankommt. Aber wir sehen natürlich, dass es da auch einen Markt gibt. Universal hatte vorher die Rechte daran, aber die wollten nichts daraus machen. Deswegen waren alle Modern Music Scheiben so lange nicht zu haben.

Natürlich haben die Neuauflagen aber erstmal nicht den Wert der Originale.

Nein, natürlich nicht. Dabei geht es wirklich darum, die alten Sachen auch wieder auf Vinyl hören zu können und die Platten und CDs als Original zu haben. Die alten Originale sind natürlich noch mal etwas anderes.

Lass uns nochmal über eure Erwartungen sprechen. Du hattest ja schon gesagt, dass es die Frage nach dem „Ob“ für dich gar nicht gab. Welche Erwartungen an eine Karriere als „Rockstars“ hattet ihr denn?

Das kann ich natürlich auch wieder nur für mich sagen. Mein Ziel war, von der Musik leben zu können und mich voll auf die Musik konzentrieren zu können. Dass wir das schon mit der „Gates of Purgatory“ erreichen würden, hätte natürlich niemand gedacht. Damals haben alle, auch der Walterbach, gesagt: Wenn du da als Indie 3000-4000 Platten verkaufst, dann bist du schon super. Und wir dachten uns: Wartet mal ab, die Leute sind heiß drauf. Die wollten nicht mehr nur die englischen Sachen, sondern die haben auch geguckt, ob da jetzt was Neues kommt. Und wir hatten dann nach zwei Monaten auch schon 22-23 000 Stück verkauft und das war natürlich eine gigantische Nummer für eine Independent Band. Da sind ja dann auch die Majors aufmerksam geworden und haben gemerkt, dass im Metal etwas drin ist. Insofern waren wir seit der ersten Platte richtig da.

Du konntest also seit der ersten Platte von RUNNING WILD leben.

Damals noch nicht so ganz. Aber es kam doch schon recht viel Geld rein, auch wenn es noch nicht genug war, um sofort davon leben zu können. Das war ja dann auch das Problem vom Preacher, der sagte, dass er von der Musik sein Leben bestreiten können müsste. Er musste sich dann entscheiden, ob er das Studium weiter machen sollte oder nicht. Er hat sich ja dann, zugegeben etwas mit unserer Hilfe, für das Studium entschieden. Wir haben ihn natürlich vor die Tür gesetzt, aber das hatte auch andere Gründe. Wir konnten aber schlagartig von der Musik leben, als wir unseren ersten manager gefeuert hatten. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, man kann sich denken, was ich damit sagen möchte. Das Geld war da und wir konnten professionelles Equipment ankaufen und einen Proberaum mieten. Das war ja in Hamburg sehr schwer und wir waren dann in einem Bunker. Selbst HELLOWEEN waren 1988 bei uns mit im Proberaum. Die waren schon richtige Stars, haben aber in Hamburg keinen Proberaum bekommen. Wir haben in zwei Schichten geprobt und uns den Proberaum geteilt. Das war schon irgendwie kurios.

Zwischen HELLOWEEN gab es aber auch nie eine Konkurrenz, auch wenn wir aus demselben Genre kamen. Wir haben aber schon recht unterschiedliche Stile gespielt und ich kannte Kai auch schon aus den Amateurzeiten. Wir haben uns früher schon im „Sound“, einem Hamburger Club, getroffen. Anfang der 80er gab es ja eine richtige Szene und man kannte sich da natürlich und hat sich auch getroffen. Da hat man sich natürlich auch gegenseitig geholfen, das war gar kein Thema. Und Limb hat ja damals auch noch einige Sachen für uns gemacht, auch wenn er schon der Manager von HELLOWEEN war. Da gab es zwischen uns überhaupt keine Probleme.

Wie kommt man denn überhaupt als junge Band in den 80er an einen Manager?

Der Thorsten Hahne war damals wohl etwas journalistisch tätig und Preacher hatte den irgendwie kennengerlernt. Wir haben uns unterhalten und er stand auf PRIEST und Heavy Metal. Wir brauchten jemanden, der sich um die logistischen Sachen kümmert und da kam dann die Idee auf, dass er sich um unser Management kümmern könnte. Aus heutiger Sicht eine ganz dumme Idee, aber damals war das eben so. Man fängt irgendwie an und macht so seine Erfahrungen. Die Erfahrung, die wir damals gemacht haben, hat wohl so ziemlich jede Band irgendwann mal gemacht, aber es war eben der Anfang. Mit Boogie Kopec von Drakkar lief es dann natürlich ganz anders. Irgendwann hab ich dann gesagt, dass ich, so wie es mit RUNNING WILD läuft, kein Management mehr brauche. Alles was mit Touren zu tun hat, macht die Agentur und alles was mit Platten zu tun hat, mache ich selber. Dafür brauche ich kein Management.

Es sollte aber ja auch mal eine Biographie über die Band geben.

Ja, ich habe mich natürlich für diese Best Of Re-Releases bereits mit der Bandgeschichte beschäftigt. Und ursprünglich hatte Andreas Schöwe vom Metal Hammer am Ende der 90er mal eine Biographie geschrieben und auch mit allen möglichen Leuten Interviews geführt. Er hatte mir das Ding dann zum Korrekturlesen gegeben und ich meinte dann zu ihm: „Andreas, das ist ne schöne Geschichte. Aber welche Band ist das? Also RUNNING WILD ist das nicht, denn da spiele ich ich.“ Insofern war das Ding also irgendwann gelaufen. Jetzt ist der Jens Pohl, der die Homepage für RUNNING WILD macht, da wohl dran und schreibt so ein Ding. Wie weit er da ist oder wie da die Planung ist, weiß ich aber nicht. Ich nehme an, dass er da auch noch mal Rücksprache mit mir halten möchte. Es ist schon sein Buch, aber es ist natürlich immer schlauer sich da bei den Beteiligten rückzuversichern.

© Bilder: Wolfgang „Hasche“ Hagemann (Vielen Dank dafür!)


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