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Auf den Plätzen Berlins herrscht Krieg und der ein oder andere Berliner traut sich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine auf die Straße. Doch in diesem Fall dreht es sich nicht um Drogenkriminalität, fehlgeschlagene Integrationspolitik, politischen Widerstand oder blinde Zerstörungswut. Am Kollwitzplatz tobt der Krieg der Kinderwagen.

Erst kürzlich berichtete die Berliner Morgenpost von den „Kinderwagen-Hassern“ von Prenzlauer Berg. Genau dort – dies sei für Auswärtige erläutert – befindet sich der Kollwitzplatz. Nachdem Hippies und Alkis den Platz freigegeben haben, ziehen nun die Mütter, die hippen Alternativen und Touristen ihre Runden. Der Kollwitzplatz wird zum Schlachtfeld der Gentrifizierung, Alt-Berliner und Neulinge stehen sich gegenüber.

OL präsentiert seine Eindrücke von der „Front“ einmal wöchentlich in der Berliner Zeitung und nun hat der Lappan Verlag einige seiner knappen, pointierten Tableaus auf 120 Seiten in Buchform zusammengefasst.

Die Szenen werden – natürlich – dominiert von den Single-Moms mit ihren Kinderwagen oder Babybäuchen. Mittendrin sitzt „Jürgen, der Säufer“, ein Relikt längst vergangener Tage. In den kurzen Dialogen wird die politische Großwetterlage diskutiert („Ich kann mir nicht vorstellen, mein Kind aufwachsen zu sehen, in einer Welt ohne FDP.“), die Wohnungsmarktproblematik oder die Frage danach, ob Prenzlauer Berg womöglich gar kein Nichtraucherbezirk ist. Mittendrin finden sich Schlaglichter der Single-Väter und Samenspender, die das verquere Bild der Prenzlberg-Szene abrunden. Und ganz nebenbei kann der geneigte Leser noch so viel über das Leben („Zwillinge? Ja. Eineiig oder zweieiig? Der Junge zweieiig!“) und die Liebe lernen: „Liebe ist, wenn er ihre Handtasche trägt, und wenn sie noch so hässlich ist (Die Handtasche).“

Für die Unwissenden, die nicht mit der Gnade der Berliner Geburt gesegnet wurden, hat Annett Gröschner einen Kommentar zu den Müttern nebst einem historischen Abriss verfasst, der den Cartoons vorangestellt wurde.

OL’s Sammlung ist logischerweise durch eine gehörige Portion Lokalkolorit gekennzeichnet, so dass das Büchlein vor allem für Berliner interessant sein dürfte. Aber der Witz einiger Strips dürfte durchaus auch für nicht-Berliner unterhaltsam sein.

Kategorie

V.Ö.

21. Juli 2013

Verlag

Lappan

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