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Vor 10 Jahren drückte mir besagter AC/DC-Maniac mit zitternder Hand eine CD in die Hand und hauchte mit bebender Stimme: „Hör es dir an, das ist genial!“ Es handelte sich um AIRBOURNEs Debüt „Runnin‘ Wild“, welches 2007 das Licht der Welt erblickte. Mit „Stand up for Rock `N`Roll“ machten Joel O'Keeffe und seine Mannen von Anfang an klar worum es bei ihnen gehen würde: schmutziger Rock `N`Roll von und für die Straße und gerne auch in ICE Geschwindigkeit. Tatsächlich zelebrieren die Rocker auf ihrem Debüt die Schlichtheit des Straßenrock wie wir es von Bands wie ROSE TATTOO & Co kennen. Der unbekümmerte Rock `N`Roll der Band trifft gerade wegen seiner begrenzten Originalität den Nerv der Zeit und entsprechend sind AIRBOURNE schnell in aller Munde.

Schon vor der Veröffentlichung des Debüts spielte die Band Shows mit Größen wie MÖTLEY CRÜE und MOTÖRHEAD. Die Majorlabels hatten schnell den Wert des australischen Rohdiamanten erkannt. In der Folge von „Runnin‘ Wild“ war die Band auf großen Bühnen wie z.B. in WACKEN oder ROCk AM RING zu sehen und konnten dort mit ihrer energiegeladenen Show die Massen begeistern. So sehr, dass die TOTEN HOSEN sie gleich mit auf Tour nahmen. Urrocker Lemmy war so von der Band angetan, dass er sogar als Trucker im Video-Clip von „Runnin‘ Wild“ zu sehen ist.

„No Guts. No Glory“ katapultierte die Band 2010 in Deutschland bis auf Platz 4 der Charts, wo sich das Album 9 Wochen hielt. Der Kollege Ossowski war „schwerstens begeistert“ und sagte der Band eine große Zukunft voraus. Er hielt es sogar für wahrscheinlich, dass AIRBOURNE mit ihrem Zweitwerk die Welt im Sturm erobern würden. Die Chartplatzierungen in England, Australien und sogar in den USA gaben ihm Recht. Für mich stellt „No Guts. No Glory“ bis heute den Höhepunkt im musikalischen Schaffen der Australier dar. Obwohl man sich beim Songwriting keiner exotischen Zutaten bedient hatte, sind die kraftvollen Rocksongs alles nur nicht eintönig oder langweilig. Im Gegenteil, mit Titeln wie „No Way But The Hard Way“, „Bottom of the well” oder “It ain’t over ‘til it’s over” hat die Scheibe bis heute nichts von ihrer Genialität verloren. Im Anschluss an die Veröffentlichung ging es u.a. mit IRON MAIDEN auf Tour und die Band war auch wieder auf verschiedenen Festivals zu sehen.

Nach einem Geniestreich wie „No Guts. No Glory“ war die Vorfreude auf den Nachfolger natürlich groß. 2013 erschien mit „Black Dog Barking“ dann Album Nr. 3, welches auch zugleich die letzte Scheibe für Roadrunner Records war. Mit dem Opener „Ready To Rock“ machten AIRBOURNE im Grunde dort weiter wo sie mit den beiden Vorgängern aufgehört hatten. Das einzige Problem war für mich seinerzeit, dass mich die Songs der Scheibe nicht so begeistern konnten wie die des Vorgängers. Während der Opener noch durch Hochgeschwindigkeitsstraßenrock überzeugte, plätschern Songs wie „No one fits me (better than you)“ oder „Cradle To The Grave“ eher dahin. In „Back In The Game“ oder „Firepower“ zeigte sich erstmals auch die Vorliebe für Bands wie DEF LEPPARD. Insgesamt präsentierten sich AIRBOURNE etwas facettenreicher als in der Vergangenheit und dies zahlte sich offenbar auch aus, denn die Scheibe marschierte abermals in die Charts. „Black Dog Barking“ reichte für mich eher nur zum anerkennenden „Wuff, Wuff“, aber brachte den Schwanz nicht zum Wedeln.

Das 2014er Album „Breakin‘ Outta Hell“ ist nicht Teil der CD Box. Stattdessen wurden die B-Seiten unter dem Titel „Diamond Cuts“ auf einer CD zusammengefasst. Die Songs waren auf früheren Special-Editions der drei Alben zu finden. Und mit „Money“ und „Heavy Weight Lover“ gibt es noch zwei bislang unveröffentlichte Songs. Bei den Titeln handelt es sich um gutklassige AIRBOURNE Rocker, die ordentlich Dampf machen.

Als weitere Zugabe liegt der BOX eine 45minütige Dokumentation namens „It’s All For Rock N`Roll“ bei. Dort bekommt der Fan einen Einblick ins Leben der Band, indem Interviewszenen mit Liveschnippseln garniert werden. Ganz nett.

 Die vier CDs kommen allesamt im Jewel-Case und enthalten ein Booklet mit den Lyrics. Die DVD kommt im Pappschuber. Gemeinsam wurden die Teile dann in eine schlichte Pappschachtel gequetscht. Das Problem ist, dass man die CDs eigentlich nicht aus der Box herausbekommt. Erst nach längerem kräftigen Drücken und Schieben wollten sich die Teile bewegen und man muss dann mit spitzen Fingern und bruchsicheren Fingernägeln an den Jewel-Cases ziehen und zerren, um die CDs aus ihrem Gefängnis zu befreien – mit entsprechenden Folgen für die Schachtel, die schnell entsprechend ramponiert aussehen dürfte. Nachdem ich den ersten Schock über den Verkaufspreis von ca. 35-40€ verkraftet hatte, musste ich meine Einschätzung zumindest etwas relativieren, da auch andere Bands Best-Of Boxen zu ähnlichen Preisen anbieten. Dennoch ist der Mehrwert der CD-Box für den treuen AIRBOURNE Fan eher überschaubar, vor allem wenn er bereits im Besitz älterer Special-Editionen sein sollte. Ich hätte es schön gefunden, wenn man die lange vergriffene 2004er EP „Ready To Rock“ in ihrer Gesamtheit in die Box gepackt hätte. Auch gibt es von anderen Bands ähnliche Wiederveröffentlichungen des Backkatalogs unter dem Banner „Original Album Series“ (z.B. DOKKEN, EUROPE, PRETTY MAIDS, QUIET RIOT usw.). Zwar bekommt der Fan in der Serie keine Jewel-Cases und auch keine Booklets mit Lyrics, dafür jedoch auch fünf Alben zum Drittel des hier aufgerufenen Preises. Hätte ich für die CD-Version von „Diamond Cuts“ fast sinnvoller gefunden.

„Deluxe“ ist ein dehnbarer Begriff. Zugegeben, METALLICA rufen für ihre „Deluxe Boxen“ einen amtlichen Preis auf, dafür bekommt der geneigte Fan auch eine ganze Reihe interessanter Tonträger und Goodies. DEF LEPPARD stehen mit einem Deluxe Set ihres „Hysteria“ Albums ebenfalls diesen Herbst in den Startlöchern. Auch hier muss man mit knappen 90€ natürlich etwas tiefer in die Tasche greifen als bei AIRBOURNE, dafür bekommt man neben 5 CDs und 2 DVDs aber auch noch diverse Bücher usw. mitgeliefert. Insofern sitzen AIRBOURNE mit ihrer CD-Box für mich etwas zwischen den Stühlen. Wirklich Deluxe ist das Teil nicht – dafür fehlt allein schon der Schuss Liebe – und für eine bloße Backkatalogübersicht scheint mir der Preis zu hoch. Das ist im Fall der Vinyl Edition noch mal eine etwas andere Geschichte, da es ja bislang nicht alle Alben auf Vinyl zu kaufen gab, so dass der Kaufanreiz hier etwas höher sein dürfte. Doch auch hier gilt: Wenn ich mir beispielsweise die „Medusa Nuclear Blast Mailorder Box“ von PARADISE LOST anschaue, dann werde ich das Gefühl nicht los, hier für 45€ ein liebevoll geschnürtes Paket zu bekommen. Unter „Deluxe“ verstehe ich Harald Glööckler, doch die „Diamond Cuts“ CD-Box rangiert in Sachen Glamour-Faktor eher in der Liga Der Wendler.

AIRBOURNE bieten mit „Diamond Cuts“ eine gute Gelegenheit, um neuen Fans ihre alten Scheiben inkl. eines kleinen Sahnehäubchens in Form von B-Seiten und DVD näher zu bringen. Unter dem Banner „Deluxe Boxset“ hinterlässt diese Veröffentlichung dennoch einen etwas faden Beigeschmack. Davon unberührt bleibt natürlich die Qualität der Musik aus dem hause AIRBOURNE, denn die ist und bleibt eine Klasse für sich!

Kategorie

V.Ö.

29. September 2017

Label

Nettwerk

Spielzeit

Tracklist

- Runnin' Wild - CD (Jewels Case)

- No Guts. No Glory - CD (Jewels Case)

- Black Dog Barking - CD (Jewels Case)

- Diamond Cuts. The B-Sides - CD (Jewels Case)

- It's All For Rock N`Roll (Documentary) - DVD (Schuber)

Line Up

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