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Musikalisch finden sich wirklich erstklassige Tracks auf der Scheibe. Ganz vorweg der beschwingt nachdenkliche Opener 'Ankunftshalle'. Fünf Jahre Pause und trotzdem in Hochform. Um einiges düsterer ist dann 'Wagenburg', ein Song, der den Albumtitel aufgreift und wirklich herausragenden Alternative Rock bietet. Mitreißend kommt auch 'Benzin und Kartoffelchips' daher, obwohl er von Gewalt unter Alkoholeinfluss handelt. Der unbestreitbar beste Track ist 'Sommer '89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)', zumal kunstfertig deutsch-deutsche Geschichte thematisiert wird, die gekonnt mit der Situation des Jahres 2015 verschränkt wird.

Ein wirklicher Hinhörer ist auch die pittoreske Liebeserklärung an das eigene Wohnviertel 'Die Straßen unseres Viertels'. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das ruhigere epische 'Trostbrücke Süd', vor allem wegen der choralen Partien, die ein wenig an PETERLICHT erinnern. Musikalisch aufgrund seiner rockigen Dynamik top, textlich trotz der Mannschafts-Meisterschaftsmetaphorik äußerst platt ist 'Mannschaftsaufstellung'. Denn die „Schwarz-Weiß-Malerei“ ist schon sehr übertrieben. Was soll nämlich „Liebling, ich bin gegen Deutschland“ bedeuten. Das ist mir zu viel Nähe zu den „Nie-wieder-Deutschland-Rufen“ des Publikums auf dem letzten TOCOTRONIC-Konzert in Hannover.

Sehr überzeugend und einnehmend ist das wieder ruhigere 'Gegenteil der Angst'. 'Mit der Stimme eines Irren' verbreitet dann phasenweise eine herrliche, leicht monotone 80er Jahre Atmosphäre, wohingegen der Rausschmeißer 'Den Revolver entsichern' zum Abschluss noch einmal eine pathetisch triefende politische Positionsbestimmung ist. Aber wie sang schon Robert Smith von THE CURE so schön in dem Song 'Sinking': „So I trick myself like everybody else“.

Fazit: KETTCAR besinnen sich auf „Ich vs. Wir“ auf ihre Stärken und zeigen sich musikalisch in Hochform. Denn solch dynamischen und frischen Alternative Rock hat man lange nicht mehr gehört. Wie gewohnt legen die Hamburger ihre Finger in die sozial- und gesellschaftskritischen Wunden. Dass das mitunter Schmerzen bereitet, ist nicht zu vermeiden. Aber genau so muss es ja auch sein!

Kategorie

V.Ö.

13. Oktober 2017

Label

Grand Hotel van Cleef

Spielzeit

Tracklist

01. Ankunftshalle
02. Wagenburg
03. Benzin und Kartoffelchips
04. Sommer '89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)
05. Die Straßen unseres Viertels
06. Auf den billigen Plätzen
07. Trostbrücke Süd
08. Mannschaftsaufstellung
09. Gegenteil der Angst
10. Mit der Stimme eines Irren
11. Den Revolver entsichern

Line Up

Marcus Wiebusch - Gesang & Gitarre
Lars Wiebusch - Tasten & Gesang
Reimer Bustorff - Bass & Gesang
Erik Langer - Gitarre & Gesang
Christian Hake - Schlagzeug

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