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End Of Green

Mit ihrem aktuellen Album ´Dead End Dreaming´ haben End Of Green wieder einmal ein solides Album in ihrem einmaligen Sound abgeliefert. Nach vielen Platten und zahllosen Gigs scheinen die Stuttgarter nun langsam auch einen größeren Bekanntheitsgrad zu genießen.

 

Trotz dieser Entwichlung hatte wohl niemand damit gerechnet, dass es die Platte es in die offiziellen Top 100 Album Charts schafft. Vor dem Gig im Berliner Knaack unterhielt ich mich mit Michael Setzer über die erfreulichen Geschehnisse im Hause End Of Green.

Steigen wir gleich mit dem neuen Album ein. Ihr seid sicherlich sehr zufrieden, oder?
Ja total, alles andere wäre eine glatte Lüge.
Wo ist für dich der Unterschied zum Vorgänger; wie würdest du eure Entwicklung beschreiben?
Wenn ich mir die neue Platte anhöre, finde ich, dass sie eher auf den Punkt kommt. Sie hat außerdem einen besseren Sound als alle Platten, die wir je gemacht haben. Der Sound ist einfach der Hammer.
Wo du die Produktion erwähnst: überall wird darauf hingewiesen, dass ihr mit Alex Krull produziert habt und diese Zusammenarbeit so gut lief. Ich dachte, dass ihr eigentlich keinen Produzenten braucht, sondern nur einen Engenier, der die Regler so dreht, dass ihr euren Sound habt. Denn ihr wisst doch, wie ihr klingen wollt.
Wenn jemand bei uns die Technik betreut, dann nennen wir den Produzent. Es ist nicht so, dass wir gemeinsam Lieder geschrieben haben.
Hat er denn Tipps zu Parts einzelner Songs gegeben?
Er hat schon manchmal gefragt, ob wir bestimmte Teile wirklich so haben wollen. Da haben wir dann nur gesagt: Ja, wollen wir so! Alex beherrscht einfach die Technik, da müssen wir nicht 100 Gitarren aufnehmen um den Sound zu bekommen.
Ich habe das Gefühl, dass ihr immer mehr euren Stil findet. Es ist, als würdet ihr jede Platte wieder destillieren und die typischen Merkmale werden immer deutlicher. Das hat den Vorteil, dass alles kompakter klingt, aber die Songs klingen auf der neuen Scheibe auch ähnlicher, die Bandbreite ist geringer geworden. Es gibt einfach mehr Hits und z.B. weniger epische Songs.
Na ja, es kann sein, dass auf der nächsten Platte wieder vier epische Songs drauf sind. Wir sind sehr Bauch-orientiert. Wenn wir uns danach fühlen, dann machen wir auch solche Songs. Es kann sein, dass es auf der nächsten Platte ein 18 Minuten Stück gibt.
Also entstehen eure Songs nach der Stimmungslage im Proberaum?
Ja. Wir versuchen nicht, irgendwelche Stücke raus zu pressen, nur damit auch so ein Song auf der Platte ist. Es ist nicht so, dass diesmal keine epischen Songs drauf sind, weil wir die nun Scheiße finden. Das Gefühl für solche Stücke war einfach nicht so da.
Du hast vorhin gesagt, dass ihr nun schneller auf den Punkt kommt. Hängt das damit zusammen, dass ihr schon lange ein stabiles Line-Up habt und nun auch auf der Labelseite Ruhe eingekehrt ist?
Das Line Up ist wirklich seit Jahren stabil. Mit der Plattenfirma läuft es super. Es ist gut zu wissen, dass ein Song so auf die Platte kommt, wie du ihn schreibst. Das gibt schon Sicherheit.
Ihr habt also völlige künstlerische Freiheit?
Ja, das ist total wichtig.
Aber nicht überall der Fall. Wie sieht es denn mit anderen Angeboten aus, jetzt wo ihr Chartstürmer geworden seid? Da klopfen doch sicherlich einige an.
Anscheinend ja, aber die klopfen ja nicht bei uns an. Wenn die anklopfen, dann beim Chef. Ich kann über Silverdust überhaupt nichts Schlechtes sagen. Wir haben unsere Freiheiten und die Firma hat eine gute Infrastruktur. Wir haben es auf Platz 99 in die Charts geschafft und das ist mit so einem Minilabel schon eine Sensation.
Mit dem Charteinstieg habt ihr doch sicher auch nicht gerechnet, oder?
Nein, damit haben wir nicht gerechnet, das hat uns „kalt“ erwischt.
Das Label hat dann ja mit Pormoparties und anderen Aktionen die Werbetrommel noch einmal richtig gerührt.
Ja, das haben sie wirklich gut gemacht.
Ohne behaupten zu wollen, dass die Jungs auf einen Zug aufgesprungen sind (sie sind eher die Zugführer) hat der Charteinstieg sicher auch damit zu tun, dass düstere Gitarrenmusik zurzeit ganz gut läuft. Das ist ja aber schon länger so. Wie erklärt ihr es euch, dass ihr es jetzt geschafft habt und nicht mit vorherigen Alben, die qualitativ ja nicht schlechter waren?
Ich denke, dass da einige glückliche Umstände zusammen gekommen sind. Wir haben in den letzten Jahren das gemacht, wovon die ganzen großen Plattenfirmen reden: Aufbauarbeit. Wir haben uns über Jahre eine Basis geschaffen. Wir haben in jedem Club gespielt, der nicht schnell genug die Tür zu gemacht hat. Und wir leben von der Mundpropaganda über diese Gigs. Das wir es in die Charts geschafft haben, hängt sicher damit zusammen, dass wir sehr viel live spielen und auch Bock darauf haben.
Dazu kommt sicherlich, dass ihr durch die Bank gute Reviews bekommen habt.
Ja, die waren schon klasse.
Was ist eigentlich an dem Gerücht dran, dass ihr die Platte nackt eingespielt habt?
Lacht: Das Interview hat ein Bekannter von uns mit mir geführt. Und der hat einfach gefragt, warum wir die Platte nackt eingespielt haben. Da haben wir das das erste Mal gehört, da ist nichts dran. Aber vielleicht sollten wir das Gerücht lieber pflegen.
Herr Darkness gesellt sich zu uns. Da nutze ich die Gelegenheit, um gleich mal nachzufragen, warum der Sänger sich auf jeder Scheibe ein anderes Pseudonym gibt.
Ich hab heute schon überlegt, wie ich mich auf der nächsten Platte nenne.
Es ist also Jux und Dollerei.
Ja.
Na da wird sich der ein oder andere Hörer sicherlich fragen, wie die Jungs immer neue Sänger finden, die genau wie der alte klingen. Wird denn ´Dead End Dreaming´ eigentlich als Vinyl veröffentlicht?
Wir hatten schon die überlegung und haben mal potentielle Käufer gefragt, ob sie sich das Teil kaufen würden. Und es gibt schon einige, die sich sehr freuen würden, unsere Scheibe als Vinyl zu Hause zu haben.
Also was Schickes Limitiertes?
Ja, halt was für Liebhaber. Vinyl ist ein Liebhaberthema geworden. Ich kauf mir die meisten Platten mittlerweile wieder auf Vinyl, aber da kann ich wohl nicht von mir auf andere schließen. Ich hätte gern eine Doppel 10 Inch.
So, nun aber mal weg von der neuen Scheibe und zu grundlegenderen Sachen. Ihr klingt als einige der wenigen Bands melancholisch, aber trotzdem vital. Wie schafft ihr diesen Drahtseilakt?
Ich denke deine Beschreibung spiegelt uns sehr gut wieder. Wir sind nachdenklich und melancholisch. Wir können aber gleichzeitig auf den Tisch hauen und unserem Unmut Luft machen. Wir sind keine Leute, die den Kopf in den Sand stecken.
Im Gegensatz zu der Musik strotzen die Texte nicht vor Kraft und Optimismus. Michelle bitte.
Ja das stimmt.
Willst du nicht auch mal mit den Texten auf den Tisch hauen?
Ne , eher nicht.
Nun mal nicht so introvertiert. Ihr habt eure Platte ja im Sommer aufgenommen. Ich kann ja verstehen, wenn du auf solche Texte kommst, wenn du im Herbst in den Regen schaust. Aber auf dem Weg zum Baggersee fällt einem so etwas doch nicht ein.
Ne, ne, es gibt Texte, die sind fünf oder sechs Jahre alt.
Heißt das, dass du einen Fundus an Texten hast und dann schaust, was zu welchem Song passt? Michael Setzter schaltet sich wieder ein.
Auf der Platte ist ´Dead End Feeling´. Das ist ein Song, den wir schon acht Jahre immer mitgenommen haben. Es hat immer etwas gefehlt an dem Lied. Nun haben wir endlich den Teil gefunden, der gefehlt hat und den Song komplettiert. Wir waren vorher nicht mit dem Song zufrieden. Aber zu der Frage, die du gestellt hast: bei uns ist immer eine Energie im Proberaum und die ist unabhängig von der Jahreszeit.
Vor einem Jahr sollte auch eine Tour stattfinden, zumindest in Berlin wurde der Gig abgesagt. Was war los?
Die Tour hat stattgefunden, bis auf die letzten drei Konzerte. Michelle ist krank geworden.
Wie läuft es denn im Ausland? Ich habe gelesen, dass ihr in Amerika gut ankommt. Streckt ihr da die Fühler aus?
Wir haben in den USA ein paar CDs verkauft. Ich kenn da halt ein paar Leute. Wenn uns jetzt aber ein Portugiese anruft, dann wird der genau so bemustert wie jemand aus Deutschland oder den USA. Seit der Erfindung der Email ist es wesentlich einfacher, Kontakte zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Neulich hab ich Post von jemandem aus Israel bekommen. Da war ich platt, dass unsere Platte dort erhältlich ist. Unser Label ist gerade dabei, über Lizenzdeals in anderen Ländern zu verhandeln. Das ist aber alles erst im Aufbau.
Es gibt also keine konkreten Pläne zu Tourneen im Ausland?
Nein. Aber wenn uns jemand fragt, jederzeit gerne!
Spielt ihr eigentlich lieber als Headliner und könnt euch austoben, oder würdet ihr lieber eine andere Band supporten? Da könntet ihr neue Fans gewinnen, dafür aber nur 45 Minuten spielen.
Es ist eine Supporttour geplant, ich kann aber noch nichts Genaues sagen. Ich finde es nicht schlimm zu supporten, obwohl wir lieber länger spielen.
Bei unserem letzten Interview, das kurz vor der Bundestagswahl 2002 war, waren deine letzten Worte, dass die Leute auf keinen Fall Stoiber wählen sollen. Nun ist seit 3 Tagen das End Of Red-Green besiegelt, dein Kommentar?
Ich bin immer noch gegen Stoiber und gespannt, was nun in Berlin passiert.
Nun, an jenem Abend passierte noch einiges. Der Opener ´Sleeping Gods´ enttäuschte doch sehr. Ich muss den Jungs allerdings zu Gute halten, dass sich der Basser einen Finger gebrochen hatte und daher einer der Gitarristen die vier Saiten bearbeitete, an seinem Gerät aber natürlich fehlte. End of Green hingegen legten einen soliden, spielfreudigen Gig hin, bei dem sie alle Hits zum Besten gaben und mit ´I Hate´einen würdigen Abschluss fanden. Ich bin gespannt, ob die Band es schafft, noch erfolgreicher zu werden. Zu wünschen wär´s ihnen.

 


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Infos

  • Erstellt am

    10. Oktober 2005
  • Line Up

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
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