Skip to main content
Queensryche

Für reichlich Diskussionstoff wird die neue Queensryche CD Operation Mindcrime II sorgen. Allein schon der Titel schafft derartig hohe Erwartungen, die nicht leicht zu erfüllen sein werden. Der erste Teil der Geschichte um Nikki, Sister Mary und Dr.

X gilt nicht umsonst als wichtigstes Metalkonzeptalbum überhaupt. Nun 18 Jahre später erscheint Ende März der zweite Teil. Die Welt hat sich verändert, Queensryche haben sich geändert. Längst denkt man nicht mehr an die edelste aller US-Metal bands überhaupt, wenn der Name Queensryche fällt. Ich hätte sehr gerne selbst mit Geoff Tate über die neue Scheibe gesprochen, was leider aber aufgrund des regen Medieninteresses nicht möglich war. Deswegen hier ein Interview-Transkript der Plattenfirma:
Bitte erzähl doch noch einmal, wie die Story begann:
„Der erste Teil erzählt die Geschichte von dem jungen Nikki, der es mit einer revolutionären Gruppe von Leuten zu tun bekommt, die die Regierung stürzen will. Dr. X ist ein Wissenschaftler, der ein Mittel entwickelt, mit dessen Hilfe er das Denken der Menschen kontrollieren kann. Bei Nikki funktioniert diese Droge zunächst sehr gut, und er wird zum Attentäter. Gleichzeitig verliebt sich Nikki in Sister Mary, einem Ex-Junkie. Während ihrer Beziehung kommt sie aber auf geheimnisvolle Weise ums Leben. Nikki flippt aus und rebelliert gegen Dr. X, der aber arrangiert, dass die Polizei Nikki wegen Mordes verhaftet und ins Gefängnis wirft.“
Und hier setzt die Fortsetzung an?
„Der 2. Teil beginnt 20 Jahre später. Nikki wird aus dem Gefängnis entlassen und begibt sich auf die Jagd. Es ist eine Studie über Rachegelüste – was geschieht mit einer solchen Person, wie werden Logik und Gefühl beeinflusst, welche Entscheidungen trifft man, wie kann sowas ein Leben ruinieren.“
War ein zweiter Teil schon damals geplant ?
„Wir haben die ursprüngliche Geschichte von Nikki damals offen gelassen, so dass wir später darauf zurückkommen konnten. Ich hatte Jahre lang einen Ordner namens Nikki auf meinem Laptop. Das waren Skizzen über seinen Charakter, die ich immer wieder ergänzt habe. Vor zwei Jahren wurde mir klar, dass es beinahe fertige Songs waren. So dachte ich nochmals über die Geschichte nach und vervollständigte sie.“
Und wieder gibt es ein offenes Ende !?
„Ich habe absichtlich versucht, das Ende etwas vage zu formulieren. Und ich sage auch warum: Bei den Live-Aufführungen soll das Publikum entscheiden, wie Nikki endet. Es ist eine Art gesellschaftliches Experiment. Wird Nikki verurteilt oder nicht ? Wir können sogar zwei verschiedene Versionen bei den Shows anbieten.“
Gibt es noch mehr Pläne in Bezug auf „Operation Mindcrime“?
„Ja, es gibt mehrere kleine Pläne, beispielsweise für einen Film. Wir haben bereits mit einem Mann namens Mark Sheppard darüber gesprochen. Wir wollen auch beide Teile der Geschichte mit Schauspielern aufführen. Das haben wir in Amerika bereits begonnen, und das Publikum war aus dem Häuschen. Nun möchten wir gerne auch nach Europa kommen...“
Da ist also keine rein amerikanische Geschichte ?
„Nein, ich denke das Attraktive an der Geschichte ist für die Leute, das bewusst gemacht wird, wie diese Welt funktioniert, wie man ein System manipulieren kann und wie Menschen manipuliert werden.“
Dafür werdet ihr große Auftrittsorte brauchen !
„Man braucht ein Theater, in einem Club funktioniert das nicht gut, es wäre nicht so spektakulär. Wir brauchen viel Platz für die Schauspieler, das Licht, die Choreographie und dafür wären tatsächlich Theater am besten geeignet.“
Musikalisch schließt der zweite Teil direkt an den ersten an !
„Ja, wenn man die beiden Teile der Geschichte nacheinander hört, merkt man, dass die musikalische Umgebung ganz ähnlich ist. Ich habe mich bewusst zurück versetzt in das Denken der damaligen Zeit, auch musikalisch bin ich in die alten Fußstapfen getreten und habe den Geist von damals wieder aufleben lassen. Dabei versuche ich aber diie Songs handwerklich noch besser zu machen, den Sound und die Art der Präsentation noch zu verbessern.“
Auch die Covergestaltung ist ähnlich !
„Ja, ich habe Roger Corman, der schon das Cover für die erste Platte gestaltet hat, angerufen. Und er war total begeistert, hatte schon gehofft, dass es eine Fortsetzung geben würde und etliche Entwürfe in der Schublade. Das war perfekt!“
Welche Beziehung hast du zu der Musik von Pink Floyd ?
„Eine der Bekanntschaften, die wir als Queensryche machten, war die mit Michael Kamen. Er ist ein äußerst talentierter Orchester Arrangeur und arbeitetete mit Pink Floyd an „The Wall“, speziell am Titel „Comfortably Numb“. Wir lernten ihn durch unseren damaligen Produzenten James Guthrie kennen. So kam es, dass auch Michael Kamen an unseren Alben „The Warning“, „Mindcrime“ und „Empire“ mitwirkte – und an einem Song namnes „The Real World“.
Welchen Einfluss hatte die Musikszene von Seattle auf euch ?
„Wenn man aus einer Stadt wie Seattle stammt, sind alle Musiker, die vor dir da waren ein Einfluss. Man ist sich dessen bewusst, dass sie aus der gleichen Stadt kommen, und ich fühle mich geehrt, Teil dieser Szene zu sein: Jimi Hendrix, die Kingsmen, Heart, Steve Miller, Paul Revere und nach uns Bands wie Pearl Jam, Soundgarden, Alice In Chains, Nirvana, Mudhoney – das ist schon ein toller Stammbaum.“
Was ist mit eurem früheren Gitarristen Chris de Gamo?
„Er hat kurzzeitig für unser voriges Studioalbum „The Tribe“ mit uns gearbeitet. Eines Tages rief er mich aus heiterem Himmel an und sagte: Hey, ich hörte, dass ihr eine neue Platte aufnehmen wollt. Wie wäre es, wenn wir für einige Songs zusammen arbeiten würden ? Ich war daran sehr interessiert und wir schrieben bei ihm zu Hause zwei Stücke an einem Tag – wie in alten Zeiten! Mehr aber wollte er nicht unternehmen, und dann ist es schwierig, mit so einem Mann weiterzumachen.“
Werden eure Songs im Radio gespielt ?
„Ich habe mich nie sonderlich dafür interessiert, ob ich es ins Radio schaffe. Mir war es immer wichtig, die Songs zu schreiben, die ich schreiben wollte, an denen ich interessiert war. Manchmal kollidiert das mit dem Geschmack der breiten Masse, aber wenn du lang genug dabei bleibst, nennt man dich eines Tages eine Legende. Man muss nur durchhalten!“
Welche Problem gibt es nach all den Jahren im Geschäft ?
„ Als Sänger, der schon so lange auf der Bühne steht wie Ian Gillan oder meine Wenigkeit, hat man das Problem, dass der Körper auch mal an eine Grenze der Belastungsfähigkeit stößt. Solange man jung ist kann man all diese großartigen Sachen machen, wie auch Rob Halford oder Ronnie James Dio. Aber irgendwann kommt einmal die Zeit, da triffst du die ganz hohen Noten nicht mehr. Damit musst du erst einmal klar kommen ! Das kann eine ziemlich deprimierende Situation sein. Andererseits ist es auch ein Abenteuer. Man muss dann andere Wege des Ausdrucks finden. Die Stimmbänder verändern sich im Laufe der Zeit. Meine Sprechstimme ist auch dunkler geworden, und ich muss mich nun eben mehr als Musiker und Songwriter beweisen."


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    15. März 2006
  • Line Up

  • Redakteur

    Bernd Wäsche
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.