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Zeno

Der „kleine“ Bruder von Uli John Roth ist seit Jahren ebenfalls musikalisch aktiv und steht seinem Bruder in Virtuosität und Musikalität in nichts nach. „Runway To The Gods“ heißt das neueste Meisterwerk, welches Zeno im Grunde komplett in Eigenregie aufgenommen hat.

Die Scheibe ist mehr als nur hörenswert und daher war klar, dass wir ein Interview machen müssen.

Weshalb haben die Arbeiten am neuen Album 8 Jahre gedauert?

Es handelt sich bei diesem Album um 11 Songs, d.h. immerhin fast 1,4 Songs pro Jahr, was keinen schlechten Schnitt darstellt! Sorry, just a joke! – Die Wahrheit ist, dass ich (bisweilen) ein ungeheuer langsamer Arbeiter bin, da ich – sobald es sich um “Kunst” handelt – alle Kriterien von “Zeit und Raum” vergesse. Ich bin der Meinung , dass unsere Welt dermaßen von solchen (quantitativen) Kriterien regiert ist, dass ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit, vor allem in Bezug auf die Zeitdauer gewisser Werke, nur gesund ist. Möglicherweise bin ich ja etwas “touchy”, aber für mich schwingt in der Frage “warum so lange?” immer auch “warum so lange für ein Rock-Album” mit. Ich bin überzeugt, dass manche Alben der Sechziger (Beatles, Hendrix, Bob Dylan usw.) im tiefsten Sinne “Kunst” darstellen und von zukünftigen Generationen als eben dieses gewürdigt werden. Und natürlich ist mir klar, dass viele erfolgreiche Alben in ganz kurzen Zeiträumen eingespielt und veröffentlicht wurden. Es stellt (für mich) eine Art von künstlerischer “Emanzipation” dar, in der Lage zu sein, neben den künstlerischen Inhalten auch das zeitliche Element selbst bestimmen zu können. Dies ist allerdings ein Privileg, das mit einem gehörigen Maß an materiellen Opfern verbunden ist. – Um das Ganze jedoch abzukürzen: Ich war keinen Tag in diesen 8 Jahren “untätig”, sondern habe meine gesamte Energie in dieses Album gesteckt, was sich “extrem” anhören mag, aber so ist das, wenn man ein Künstler ist.

Wann hast du die Entscheidung getroffen, das Album im Alleingang einzuspielen und lediglich einen Sänger ins Boot zu holen?

Diese Strategie hatte ich schon seit “LISTEN TO THE LIGHT” verfolgt, da ich die Band ZENO (in ihrer herkömmlichen Form) schon 1989 aufgelöst habe. Seitdem habe ich in den verschiedensten Formen von Zusammenarbeit (seit ZENOLOGY) immer wieder neue Alben herausgebracht, die ich selbst (als jemand, der sämtliche Instrumente “meistert”) konzipiert und dementsprechend umgesetzt habe.

Wird es eine Umsetzung des Albums auf der Bühne geben?

Dies muss man sehen. Es ist ja nicht damit getan, musikalische Ideen in irgendeiner Form wiederzugeben, sondern man benötigt für “Live” eine eingespielte Band mit allem, was dazugehört. Davon abgesehen ist dies immer an die Frage des kommerziellen Erfolgs geknüpft, was in meinem Falle – letztlich – immer in erster Linie Japan bedeutet. Europa ist (seit den “Melodic Rock Zeiten”) im kommerziellen Sinne leider eher “vernachlässigbar”, was zwar traurig ist, aber letztlich unsere Realität des 21. Jahrhunderts widerspiegelt.

Du hast dir das Gitarrespielen seinerzeit selber beigebracht, welche Tipps hast du für junge Leute, die heute beginnen ein Instrument zu spielen?

Ich sage immer: “Don’t play guitar – BE your guitar”, was auf Folgendes hinausläuft: Um Gitarre (oder irgendein anderes Solo-Instrument) zu spielen, ist eine unbedingte Hingabe an das jeweilige Instrument notwendig, d.h. um eine wie auch immer geartete Botschaft zu vermitteln, muss man zunächst “sich selbst finden”, was immer einen gewaltigen Kraftakt bezüglich Zeit und Energie bedeutet. Die größten Komponisten (z.B. Bach, Mozart, Beethoven) waren auch immer Virtuosen auf ihren Instrumenten (in diesem Falle: dem Klavier), d.h. die Hingabe an ein Instrument ist der Schlüssel zum Erfolg…

Welche Favoriten (Modelle) hast du heute auf dem Gitarrenmarkt, d.h. welche Gitarren und Amps etc. spielst du am liebsten?

Von Anfang an habe ich “Strat” gespielt, allerdings immer in einigermaßen verstärkter Form, d.h. mit Humbucker pickups etc., da mir die Stratocaster manchmal als etwas “schwach” erscheint. Abgesehen von lyrischen Rhythmus Parts, bevorzuge ich für Solo Les Paul mit mehr “Gesang”…

Die Tracklist von „Runway…“ ist in Side 1 / Side 2 geteilt. Weshalb?

Das ist mehr ein “Joke” meinerseits, um die Fans etwas zu verwirren (oder zum Nachdenken anzuregen), da ich es als ein Defizit der “CD-Kultur” ansehe, dass nunmehr (da man ja keine zweigeteilte Vinyl mehr vor sich hat) alle Tracks gewissermaßen gleichberechtigt nacheinander stehen, so dass meiner Meinung nach künstlerische Akzente, d.h. Gewichtungen, verloren gehen.

Allein der Blick auf die Songtitel erweckt den Eindruck, dass es sich um recht positive Songs handelt. Bist du ein positiver Mensch?

Ja, ein sehr positiver (und optimistischer) Mensch. Ich glaube, und da werden sich die Geister teilen, an das “Gute”, d.h., genauer gesagt, das gute Potential im Menschen, und wir können dies, so meine ich, immer dann studieren, wenn Menschen – trotz widriger Umstände, an denen es dieser Welt nicht mangelt – dennoch Menschen bleiben und nicht, sobald ihnen der Wind ins Gesicht bläst, zu “Funktionsträgern” werden, die lediglich den Willen anderer ausführen, anstatt sich selbst treu zu bleiben und ihrer eigenen inneren Gesetzgebung gehorchen.


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Infos

  • Erstellt am

    08. November 2006
  • Line Up

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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