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Survivors Zero

Es ist erst drei Monate her, dass das Debüt ´CMXCIX´ veröffentlicht wurde. Seitdem geht es mit SURVIVORS ZERO erstaunlich schnell aufwärts. Das ist verdient, zeigt die Band doch, dass es noch wirklich starke melodische Thrash Scheiben gibt.

Nach dem Gig als Support von HYPOCISY in Berlin setzte ich mich mit Bassist Tapio Wilska zusammen. Der sympathische Finne ist einigen vielleicht aus seiner Zeit bei FINNTROLL ein Begriff. Im folgenden Plausch geht es aber ausschließlich um SURVIVORS ZERO.

Fühlt ihr euch eigentlich wohl in Deutschland? Immerhin haben wir extra für euch den arschkalten nordischen Winter importiert.
(lacht) Ja, dafür sind wir sehr dankbar! Es ist wie zuhause.
Hattet ihr gestern einen guten Abend in Hamburg?
Absolut. Wir sind einen Tag früher angereist, also am Samstagvormittag. Wir sind natürlich mit der Band über die Reeperbahn gezogen. Ich war schon einige Male dort und kenne ein gutes Hotel. Es macht immer Spaß, dort durch die Läden zu ziehen. Deshalb werde ich heute auch etwas kürzer treten, was den Alkohol angeht.
Und der Gig?
Die Leute kannten uns nicht, aber es lief gut.
Das war heute auch so. Am Anfang waren zwei Leute am Bangen und zum Schluss gab es sehr gute Reaktionen und ihr habt auch einige CDs verkauft.
Ja, es läuft gut. Es ist eine tolle Möglichkeit, mit HYPOCRISY unterwegs zu sein. Es war wirklich nett von ihnen, uns mit auf diese Tour zu nehmen.
Das ist ja wie ein Hauptgewinn für euch. Wie habt ihr das hinbekommen?
Die Leute, die die Tour gebucht haben, kennen uns und haben HYPOCRISY gefragt, ob es möglich ist, dass wir als Support mitkommen.
Weißt du, warum HATESPERE nicht dabei sind? Sie waren ja angekündigt. Es kann ja eigentlich nicht daran liegen, dass sie erst später auf US Tour gehen.
Als erstes haben sie gesagt, dass der Sänger und Gitarrist die Band verlassen hat. Das war vor einem Monat. Aber ich hab keine Ahnung. Zwei Tage danach haben sie gesagt, dass sie die US Tour machen.
Alles etwas merkwürdig, aber zurück zu SURVIVORS ZERO. Diese Tour passt ja musikalisch gut. Ich habe gelesen, dass ihr eine US Tour mit FINNTROLL, SWALLOW THE SUN und MOONSORROW macht. Da gehen die Stile doch weiter auseinander. Wollt ihr den Amis zeigen was eine finnische Harke ist?
Die Tour wird von derselben Agentur geplant wie die aktuelle. Sie haben uns das Angebot gemacht, mit den andern finnischen Bands rüber zu fahren. Der Impuls kam wohl von meinen ehemaligen Bandkumpels von FINNTROLL, die uns gern dabei haben wollten.
Unser erstes Album kam im letzten September raus. Nun sind wir auf Europatour und bald gehen wir auf US Tour. Es läuft momentan sehr gut für uns. Wir hätten nicht gedacht, dass das alles so schnell geht. Wir waren zwar selbst sehr zufrieden mit dem Album, aber wir kennen auch das Business. Wir können uns wirklich nicht beschweren.
Warum hat denn der Gig heute so früh angefangen? Es gab ja nur euch als Vorband und ihr seid um 19:20 auf die Bühne gekommen. Liegt es daran, dass ihr eine lange Fahrt nach Polen vor euch habt?
Ich weiß es nicht. Es wurde uns gesagt, dass es daran lag, dass Werktag ist. Deshalb sollte die Show früh losgehen. Wir sind der Support und machen, was uns gesagt wird.
Kommt ihr gut mit HYPOCRISY aus?
Bisher läuft alles gut. Wir sind ja erst 2 Tage unterwegs. Ich kenne Peter schon seit einigen Jahren und bisher ist es ein gutes Gefühl mit ihnen unterwegs zu sein. Ich sehe auch überhaupt nicht, dass wir Probleme mit irgend jemandem von der Crew bekommen.
Ihr habt ja im Vorhinein ein Demo mit 2 Tracks veröffentlicht. Auf dem Album, das es ja auch als Vinyl gibt, sind das die Opener der Seiten. Dafür nimmt man ja bekanntlich die starken Songs. Habt ihr schon an die Vinylversion gedacht, als ihr die Songliste festgelegt habt?
Nein, an die Vinylversion haben wir bei der Tracklist nicht gedacht. Wir haben an die CD gedacht. Mir ist das erst aufgefallen, als ich die Platte in der Hand hatte. Der Song, den wir als Single rausgebracht haben, ist der letzte auf der Platte. Wir wollten einen langsameren, größeren Song am Ende. Es war gar nicht geplant, ihn als Single zu veröffentlichen. Die erste Single sollte eigentlich ´Armageddon Cult´ sein.
Ich habe mich über die Single, zu der es ja auch ein Video gibt, gewundert. Es ist sehr unüblich, den letzten Tack zu nehmen. Hat denn das Label das entschieden? Es ist ja auch der eingängigste Song des Albums.
Nein, so war es nicht. Unsere Plattenfirma gibt uns da alle Freiheiten. Wir können machen, was wir wollen. Es geht nicht darum, dass es der eingängigste Song ist. Als die Platte fertig gemixt und gemastert war, habe ich den Song bei einem langen Spaziergang um Helsinki gehört. Da habe ich gemerkt, dass der Song etwas Besonderes ist. Ich habe dann Samit (Gitarrist - Trille) angerufen und er war derselben Meinung. Es geht nicht um die kommerzielle Seite, es war eine Herzensentscheidung.
Worin besteht heutzutage noch der Sinn einer 2 Track EP? Ihr habt das besagte ´Reclaim My Herritage´ und ´People Of The Lie´ draufgepackt. Warum gerade eine KREATOR Coverversion? Und wozu heute noch eine EP? Ihr hättet das doch als Download ins Netz stellen können.
Das war der Wunsch der Plattenfirma um die Promotion anzuleiern. Es sollte etwas draußen sein, ehe die Platte veröffentlicht wird. Sie ist 3 Monate vor dem Album rausgekommen.
Da konntet ihr ja sicher sein, dass die Clubs und Radiostationen denselben Song spielen, was für die Promotion ja wichtig ist.
Ja, genau. Nun aber zu deiner Frage zum KREATOR Cover. Wir hatten auch andere Ideen, aber im Studio hat sich der Song als perfekt dargestellt. Jeder von uns ist mit KREATOR aufgewachsen und liebt sie. Wir haben auch einen PESTILENCE Song gespielt aber KREATOR hat sich für alle besser angefühlt. Unser Drummer liebt diesen Song.
Ist euch eigentlich aufgefallen, dass CARCASS bei ´Heartwok´ die ´People Of The Lie´ Gitarrenmelodie geklaut haben. Da könntet ihr das doch auch gleich noch covern.
(lacht) Ja, das stimmt, aber das wäre wohl zu auffällig. Ich mag CARCASS, ziehe aber KREATOR vor.
Die Wurzeln eures Sounds sind ja auch eher im Thrash Metal.
Wir sind ja inzwischen ziemlich alt und mit den Sachen der 80er aufgewachsen. Die Wurzeln liegen im Thrash und Speed Metal der 80er und dem traditionellen Metal wie W.A.S.P. Damit sind wir aufgewachsen und das packen wir in unseren Sound.
Sicher ist euch auch schon der Vergleich zu alten ARCH ENEMY zu Ohren gekommen. Euer Opener klingt zu Beginn wirklich stark nach deren ´Bruy Me An Angel´. Ich meine das als Kompliment, denn die ´Black Earth´ ist für mich die mit Abstand beste ARCH ENEMY Veröffentlichung.
Du bist nicht der Erste, der das sagt. Wir haben schon die gleichen Elemente. Daher kann man das schon vergleichen. Es ist der Stil, wir kombinieren beide Death Metal mit Heavy Metal.
Das machen ja viele, das Besondere an Eurem Album ist, dass die Melodien nie fröhlich oder dullig sind, sonder immer schön griffig bleiben. Und ihr verzichtet auf Keyboard, was ein weiterer Pluspunkt für mich ist.
Metal muss für mich wütend sein. Metal soll von „Verlierern“ gespielt werden.
Dieses rebellische Element geht mir aber zu oft verloren.
Viele dieser modernen Bands mit vielen Harmonien, Keyboards, den cleanen und aggressiven Vocals im Wechsel, das hat für mich oft keine Eier.
Es ist in meinen Ohren schwerer eine Atmosphäre ohne diese kitschigen Elemente zu erschaffen. Wenn es klappt, ist diese umso intensiver.
Ja klar, darum arbeiten wir sehr hart an unseren Songs. Während wir das Album geschrieben, geprobt und aufgenommen haben, waren wir nahe dran, den Verstand zu verlieren. Als wir bei den letzten Songs waren, bekam ich um 4 Uhr nachts merkwürdigen Mails von den anderen mit brillanten Inhalten wie „Mann, bring mir etwas Alkohol, ich halte das allein nicht mehr aus“ und so weiter. Es war echt harte Arbeit das Album zu machen.
Ihr habt alle viele Erfahrungen in anderen Bands gesammelt. Entstehen die Songs beim gemeinsamen Proben?
Beim ersten Album hat Sami die gesamte Musik geschrieben. Er macht das sehr ernsthaft. Dann kommen die Drums und noch Gitarrenharmonien dazu. Dann erst werden die Texte geschrieben. Im Anschluss proben wir hart.
Die von dir vorhin beschriebene Freiheit ist dann wohl auch der Grund, warum ihr bei den recht kleinen Label Cobra Records untergekommen seid. Euer Demo hat ja gute Kritiken bekommen und es gab doch sicherlich Angebote von etablierten Metal Labels. Auf Cobra Records findet sich ja stilistisch ein Kessel Buntes.
Ja, wir hatten Angebote von größeren Plattenfirmen. Aber wir dachten, dass wir immer in der „B-Kategorie“ sind, wenn wir bei einem großen Label ein Debüt veröffentlichen. Die kümmern sich nicht so sehr darum. Mit dem Chef von Cobra Records sind wir schon lange befreundet. Er packt alles, was er hat, in die Firma und hat die größte Independend Plattenladenkette in Finnland. So haben wir in Skandinavien einen guten Vertrieb. Er hat einen guten Ruf in der Szene, deshalb haben wir da unterschrieben. Wir hatten ein gutes Budget für das Studio und es gibt Promotion. Wir können ihm trauen. Das macht es einfacher. Ich hatte schon mit größeren Plattenfirmen zu tun. Da muss man E-Mails schreiben und telefonieren, wenn es nicht läuft. So kann ich einfach hingehen…
…und ihm eine reinhauen…
(lacht) Ja, genau. Aber im Ernst, er unterstützt uns, so gut er kann.
Wollt ihr noch was loswerden, außer dem Hinweis, dass die Leute eure CDs und Shirts kaufen und zu den Shows kommen sollen?
(lacht) Wir haben eine kleine Record Release Tour in Finnland mit zwei anderen Bands von Cobra Records gemacht. Da haben wir bei einem Gig genau das gesagt und ein minderjähriges Metal Girl hat immer geschrieen „Fuck that shit!“ Da haben wir jetzt solche Angst, dass wir das nicht mehr sagen.
OK, die Angst der gestanden Männer vor einer 17jährigen kann ich dann nachvollziehen.
(Lacht) Ich komme mit 40 jährigen Thrash Metal Frauen aus Deutschland mit Nieten, Patronengurt und Schnauzer aus, aber das war zu viel. Ich bin 40, da bekomme ich langsam Angst vor den jüngeren Frauen, sie leben in einer anderen Welt als ich.

Im Anschluss, als das Diktiergerät schon aus war, schilderte Tapio weitere, diesmal ernsthafte Angst-Situationen. So wurde er mit 17 Jahren als langhaariger Interrail Tourist an der DDR Grenze nackt und unter Bedrohung durch MG und Schäferhund gefilzt. Auch die Tatsache, dass Fans bei einem Gig in St. Petersburg von IMPALED NAZARENE (mit Children Of Bodem als Support!) einfach die Metalltür eindrückten, um sich Zutritt zu verschaffen, hat den Basser nachdrücklich beeindruckt. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich die Action bei dieser und den nächsten Touren auf die Bühne und den Raum davor beschränkt.


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    05. Februar 2010
  • Line Up

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
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