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In Legend

In letzter Zeit werden immer wieder neue stilistische Schubladen der Heavy Metal Kommode aufgezogen. Ein besonders bemerkenswertes Beispiel dürften wohl die gitarrenlosen In Legend sein. Hier wurden die sechs Saiten einfach durch Elfenbeintasten ersetz.



Daniel, Ihr firmiert unter dem Label „Piano Metal“. Heavy Metal wird aber eigentlich durch laute, übersteuerte Gitarren definiert. Was macht eure Musik zu Heavy Metal?

Unsere Bezeichnung für die Musik von IN LEGEND ist ja eigentlich „Hand-hammered Piano Craft“. Dieser Begriff sagt schon viel über unseren Sound aus. Das Piano wird nicht nur als konventionelles Melodieinstrument eingesetzt – es übernimmt z.B. auch, wenn man so will, die harten Riffs einer Rhythmusgitarre. Ein viel aggressiveres Spiel also. Zusammen mit dem Drumming, das eindeutig im Metal angesiedelt ist, den Samples und dem Bass, der Piano und Schlagzeug quasi verbindet, entsteht eine Soundwand, die ordentlich platt macht. Soviel zum Musikalischen. Außerdem vergisst man häufig die Attitüde, die Sound und Texte zusammen erzeugen. Und spätestens da sollte es bei unserer Musik keinen Zweifel mehr geben.

Warum habt ihr euch überhaupt entschlossen mit der Musik in die Metal Szene zu gehen. Man hätte doch ggf. – und eventuell sogar mit mehr Aussicht auf größeren kommerziellen Erfolg - auch versuchen können in anderen Stilrichtungen unterzukommen.

Ich glaube nicht, dass man sich dazu „entschließt“, in die Metal Szene zu gehen. Man macht als Jugendlicher seine ersten relevanten musikalischen Erfahrungen mit AC/DC, METALLICA, SEPULTURA oder was auch immer. Man beginnt sich für die Szene, das Rebellische, den Zusammenhalt zu interessieren, lernt all das zu lieben und fühlt sich dort einfach zu Hause. Auch wenn wir uns sicher alle auch für ganz andere Stilrichtungen begeistern können, landet man doch immer wieder bei seiner „Familie“. Daher hat sich diese Frage für uns gar nicht gestellt. Man sollte nicht in eine Stadt ziehen, in der man sich nicht zu Hause fühlt, nur weil man dort den besser bezahlten Job bekommt. Trotz allem will ich unserer Musik das kommerzielle Potenzial nicht absprechen! Das kommt dann aber eben von Herzen und ist nicht künstlich.

Kannst du kurz die besten und die ablehnensten Reaktionen zusammenfassen, die ihr als Band bisher bekommen habt?

Wie die ablehnenden Reaktionen bei einer Metal-Band mit Piano statt Gitarren aussehen, kann man sich wahrscheinlich denken. Nämlich, dass wir aus diesem Grund eben kein Metal sein könnten. Immer wieder gerne werden z.B. auch durch das Fehlen der Gitarre Rückschlüsse auf unsere sexuelle Orientierung gezogen… Eindeutig positiv hingegen ist, wenn man die Musik als etwas wirklich Neues und Innovatives in der Szene wahrnimmt und manche Leute gar erklären, die Texte hätten für sie einen wichtigen Platz in ihrem Leben eingenommen. Das kommt für eine Band, die noch gar nicht lange existiert, einem kleinen Ritterschlag gleich!

Du hast die Texte angesprochen. Dort seid ihr recht positiv. Welche 3 Dinge würdet ihr auf der Welt zuerst ändern, wenn ihr dazu die uneingeschränkte Möglichkeit hättet?

Die Texte sind in der Tat sehr positiv. Wenn auch oft erst auf den zweiten Blick. Vereinfacht ausgedrückt: Das berühmte „erst mal unten sein, um wieder oben zu sein und die Dinge klarer sehen zu können“. Also sich erst mal mit sich selbst auseinanderzusetzen, sich von niemandem Sichtweisen und Regeln aufzwingen zu lassen, um so sein eigenes Ding zu machen. Wenn man das jetzt also auf eine Art Weltverbesserung übertragen wollte, würde ich sagen, der Wille zu Information und Wissen für jeden. Mehr Wissen nimmt einem zwar die Unschuld, bedeutet aber, dass man sich eben nicht mehr blind alles diktieren lassen muss. Andere Dinge wie Toleranz und Gerechtigkeit kommen dann von selbst. Außerdem würden sich die Menschen dann nicht mehr so leicht dem Geschmacksdiktat der Medien unterwerfen lassen, was auch mehr gute Musik zur Folge hätte!

Ihr setzt in Sachen Promotionen und Publicity auf mehrere Pferde. Zum einen läuft ja viel über die üblichen Labelkontakte, ihr seid aber auch weiterhin über euer eigenes kleines Team aktiv und bringt euch so ins Gespräch. Was sind die Vorteile dieses Vorgehens? Und macht man dadurch (und die Möglichkeiten des Internet) nicht langfristig sogar ein Label überflüssig?

Das stimmt. Wir haben ein großartiges Team, das das Internet quasi von hinten aufgerollt hat. Es haben sich Streatteams unserer Fans überall in Deutschland gebildet. Es ist überhaupt unglaublich, wie sich Fans selbst organisieren, wenn sie an eine Band glauben! Eigene Festival-Camps, etc. Aber das ist eben der schon erwähnte Zusammenhalt, den man vorwiegend in der Metal-Szene hat. Sprich, die beste Promotion machen immer noch die Fans. Was die Zukunft der Plattenfirmen angeht, ist die Sache sehr kompliziert. Labels haben Kontakte und Erfahrungen, auf die man heutzutage immer noch angewiesen ist und die einem vieles erleichtern. Vertrieb, etc. Die Musikwelt ist momentan immer noch in einer Übergangsphase. Auch wenn viele glauben, ein Rezept zu haben – keiner weiß, wie sich die Dinge entwickeln werden. Es wäre genauso unsinnig, zu sagen, in ein paar Jahren gibt es keine Labels mehr und wir kleinen Bands machen alles selbst, wie zu behaupten, man kann nur erfolgreich und bekannt werden, wenn man einen Plattenvertrag bekommt. Aber egal auf wie vielen Gleisen man fährt – der Zug sollte so fahren, dass man selbst die Richtung und das Konzept bestimmt.

In Berlin spielt ihr auf der Release Party mit verschiedenen herkömmlichen Metal Bands zusammen (u.a. auch der heftigeren Gangart). Wie funktionieren solche Shows in der Regel? Sind die Leute da aufgeschlossen? Auf Tour mit Van Canto werdet ihr es da ja wohl vergleichsweise einfacher haben, oder?

Das Van Canto-Publikum war sicher ein sehr dankbares, da es eine ausgefallene Form des Metal ja bereits gewohnt ist. Unter anderem deshalb kamen wir dort ja auch unglaublich gut an. Was die Live-Zukunft angeht, denke ich nicht, dass wir da Probleme haben werden. Das Setup auf der Bühne wird sicher das ein oder andere Mal skeptisch beäugt werden. Aber spätestens bei der Show sind wir – auch ohne Gitarre – zu 100 Prozent Metal und Rock ‘n‘ Roll und werden dadurch überzeugen. Selbst wenn jemandem die Musik nicht gefallen sollte… Da haben wir ein gesundes Selbstbewusstsein.

Wird es jemals eine E-Gitarre in In Legend Songs geben oder ist das eher ausgeschlossen?

Wie Bastian schon mal sagte, wir sind nicht auf einem Feldzug, die Gitarren zu verbannen. Grundsätzlich haben wir immer Bock auf Experimente – ob das nun die Gitarre oder ein anderes Instrument ist. Konkretes ist nicht geplant, aber als vereinzeltes Feature können wir uns das immer vorstellen. Und hey, wie viele Metal Bands können schon von sich behaupten, experimentell zu sein, wenn sie mal mit einer Gitarre einen Metal-Song spielen?!


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Infos

  • Erstellt am

    27. Mai 2011
  • Line Up

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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