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Re-Vision

Was könnt ihr mir zu eurer Entstehung sagen?

C: Eigentlich ist die re-Vision-Story eine lange Geschichte mit den üblichen Demos, Line-up-Wechseln und so weiter, also versuche ich mal, das Ganze knapp zu halten und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Die Band wurde ´93 gegründet, damals noch in einem völlig anderem Line-Up. Ich war dabei und Dominik, unser Trommler. 1995 kam dann Frank (vocals) dazu, und nach einigen Demo-Tapes haben wir ´97 unsere Debüt-CD "re-Vision" produziert und anschließend fett promotet. Wir haben massig Pressearbeit geleistet, etliche Kontakte geknüpft und etwa 30 Konzerte gespielt. Und dann waren auf einmal beide Gitarristen weg, was uns fast ein ganzes Jahr gekostet hat. Zum Glück haben wir dann aber das Line-Up wieder komplett bekommen und nach etlichen Versuchen (insgesamt haben bestimmt 25 Gitarristen vorgespielt) mit Mario und Daniel tolle Gitarristen gefunden, die menschlich und musikalisch sehr gut zu uns passen. Ungefähr zu dieser Zeit kam das Angebot von B.MIND und schon waren wir im Studio um unser erstes offizielles Album "Whore Venus" einzuspielen. Die Reaktionen hierauf waren echt gut und wir haben wieder diverse Einzel-Shows und im letzten Winter eine Europa-Tour als Support für Paul Di'Anno gespielt. Tja, und nun ist mit "Longevity" schon unser drittes Album am Start und speziell hierfür haben wir verdammt hart gearbeitet. Ups, jetzt schweife ich doch noch aus.:)

a) Was hat euch motiviert Musik zu machen?

F: Das ist sicher bei jedem anders. Ich selbst habe schon immer Musik gemacht und komponiert. Daß ich es jetzt in dieser Form tue ist sicher nicht vorhersagbar gewesen. Es ist etwas, das Du einfach tun mußt, weil Du so bist, wie Du bist. Ich habe auch Leute gekannt, die wollten unbedingt singen oder Gitarre spielen, weil sie meinten, damit bei den kleinen Mädchen gut anzukommen. Die arbeiten jetzt in irgendeinem Büro oder machen sonst was, nur keine Musik mehr. Die Motivation ist die Musik selbst, sonst nichts.

b) Aus welchen musikalischen Lagern kommen eure einzelnen Bandmitglieder?

F: Die Einflüsse innerhalb der Band sind sehr unterschiedlich, da ist von Klassik und Filmmusik über Jazz bis Metal härtester Gangart alles dabei. Das erschwert natürlich bisweilen die Kommunikation, aber es sorgt auch dafür, daß wir eben "unsere" Musik machen, hinter der jeder Einzelne steht.

Welches sind eure grössten Einflüsse?

F: Wie gesagt, die Einflüsse sind bei jedem sehr unterschiedlich. Natürlich gehören auch nach all den Jahren Fields Of The Nephilim zu meinen größten Einflüssen, daneben sind Mike Oldfield oder Björk zu nennen. Das sind aber nur die bewußten Einflüsse, die Dinge, die man hört. Ich glaube, daß auch die Musik, die damals ständig zu den C64 Spielen lief, mich aufs äußerste beeinflußt hat. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Einflüssen, die gar nicht musikalischer Natur sind, zum Beispiel Filme oder Bücher, die einen beeindruckt haben.

C: Bei mir sind es ebenfalls Acts aus diversen Genres: Maiden, Psychotic Waltz, Sisters Of Mercy, Tori Amos, The Mission. Ich stehe auf Seventies-Kram wie Jethro Tull genau so wie auf aktuelle Acts a la Devin Townsend, Nevermore oder Korn, es gibt einfach keine stilistischen Grenzen, die Musik muß mich persönlich einfach packen. Allerdings sind persönliche Gefühle und Stimmungen auch sehr einflussreich in Sachen Songwriting.

Wie würdet ihr eure Musik selbst beschreiben und kategorisieren?

F: Die meisten ordnen uns derzeit als Gothic Metal Act ein, beim vorletzten Album war es düsterer ProgMetal. Wir selbst sehen uns einfach als Metal Band. Natürlich sind wir uns unserer düsteren Schlagseite bewußt, und deshalb sagen wir eben "Dark Metal". Das ist aber keine Flagge von uns, keine selbstauferlegte Schranke. Wir sind selbst sehr gespannt, in welche Richtung sich das alles entwickelt.

b) Und was haltet ihr von Kategorisierung bzw. Schubladendenken bezüglich Musikstilen

F: Für eine Newcomerband ist es nicht das Schlechteste, von der Presse in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Zu sagen, "wir machen Musik, so was habt ihr in eurem ganzen Leben noch nicht gehört", oder abgefahrene Stilbezeichnungen zu kreieren mag einem selbst vielleicht ein tolles Gefühl von Einzigartigkeit oder so vermitteln, aber ganz ehrlich - wer kann damit schon was anfangen? Besser, man läßt es einfach zu, kategorisiert zu werden. Wenn bei uns geschrieben wird "klingen wie eine Mischung aus Sentenced, HIM, Mission, Maiden, Sisters, Fates Warning und weiß der Henker was", dann ist das zwar auch nicht sonderlich aufschlußreich - aber all diejenigen, die sich von diesen Bandnamen angesprochen fühlen, könnten uns schon mal anchecken - und dann immer noch entscheiden, ob es ihnen zusagt oder nicht. Durch diese Schublade kann man sicher sein, von vorneherein schon mal so ganz grob die richtigen Leute zu erreichen. Wenn man dann gut ankommt, hat man immer noch genug Zeit, sich von der Schublade zu lösen.

Wie entsteht bei euch das Songwriting und wie läuft eine Recording Session bei euch ab?

F: Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Das "Songwriting" bestand früher mal aus nie enden wollenden Sessions im Proberaum, aber von dieser Vorgehensweise haben wir uns getrennt, da sie zeitlich und produktionstechnisch nicht so effektiv ist. Mittlerweile schreiben wir unsere Songs daheim, und bringen quasi fertige Kompositionen, Arrangements und Konzepte in den Proberaum. Auf diese Weise kann sich jeder sofort einen überblick verschaffen, und Stellung beziehen. Alles geht so viel schneller, und man hat mehr Zeit sich um wesentliche Dinge zu kümmern, wie beispielsweise das Verfeinern der Arrangements etc. Im Studio geht es dann halt mehr oder weniger darum, die im Proberaum entstandenen Arbeiten auf Band zu bekommen. Das klingt wesentlich einfacher, als es tatsächlich ist. Bei uns spielen noch keine Produktionssummen eine Rolle, mit denen wir uns so lange wir wollen in ein Studio einquartieren können. Die ca. 4-5 Wochen Produktionszeit, die wir für Whore Venus und Longevity jeweils hatten, sind sehr arbeitsintensiv, und lassen für Luxus wie nachträgliches Umarrangieren oder gar Komponieren keinen Raum. Es muß alles vorher komplett fertig und durchdacht sein. Wir fertigen vor unserem Studioantritt Spurenpläne an, auf denen alles vororganisiert wird, um zusätzlich Zeit zu sparen. Die Samples werden zu Hause am Computer vorbereitet, Keyboards werden vorher ausgearbeitet. Im Studio gilt es dann, trotz des Zeitdrucks in entspannter und inspirierter Atmosphäre die vorher ausgearbeiteten Sachen umzusetzen.

Welche Bedeutung messt Ihr dem Sound bzw. der Produktion generell bei? Denkt Ihr beispielsweise, dass gute Songs auch mit einem durchschnittlichen Sound funktionieren können?

F: Der Sound ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie ein Song letztlich rüberkommt. Je nach Sound und Produktion können Songs extrem unterschiedlich Eindrücke machen. Diese Erfahrung mußten wir bei Whore Venus machen. Hier wurden einige Songs durch die eher traditionelle Metalproduktion richtig gepusht, während andere durch diese Art der Produktion ihr Potenzial überhaupt nicht ausspielen konnten. Bei Longevity waren wir diesbezüglich schon wesentlich schlauer, und wir haben uns im Vorfeld viel mehr Gedanken über Produktion und Grundsound gemacht. Es ist aber nicht so sehr die Frage, ob ein Song funktioniert, sondern wie er wirken soll. Dabei spielt die Produktion eine wesentliche Rolle. Diesen Faktor kann man kaum hoch genug werten. Als Hörbeispiel, hehe: Nephilim haben letztes Jahr eine Maxi mit Neuauflagen von Burning the Fields Songs herausgebracht - Hier sieht man sehr schön, wie stark sich eine unterschiedliche Produktion auswirken kann, wobei dieses Beispiel natürlich sehr extrem ist, aber dafür um so anschaulicher.

Wie sieht es mit Live-Gigs aus?

F: Wir sind bereits für einige Einzelgigs im Winter gebucht, und werden vorraussichtlich Ende Januar für eine Woche in Deutschland unterwegs sein. Derzeit laufen noch die Gespräche für Auftritte bei einigen Sommerfestivals, aber da ist noch nichts konkret. Die jeweils aktuellen Livedates sind aber auch auf unserer Homepage www.re-Vision.org nachzulesen, oder in den entsprechenden Mags.

Was steckt hinter eurem Bandnamen? Wieso habt ihr diesen gewählt und was bedeutet er für euch?

C: Wir haben damals einfach nach einem klischeefreien Namen gesucht, der nicht unbedingt nur mit einem Metal-Act assoziierbar ist. Unser damaliger Sänger schlug Revision vor und ich kam mit der Idee an, die Schreibweise in re-Vision zu ändern, um eine zusätzliche Interpretation durch die Vorsilbe zu ermöglichen (im Sinne von re = zurück, zurück zur Vision). Allerdings hat er für uns persönlich keine spezielle Bedeutung.

Was erhofft ihr euch bandtechnisch für die Zukunft? Wann ist mit neuem Material zu rechnen?

F: Oh, so früh wie möglich, hoffe ich. Wir sind bereits wieder mitten in der Songwritingphase, und haben schon 4,5 Songs fertig, sprich eigentlich ein halbes Album. Theoretisch könnten wir bereits so im Februar, März wieder ins Studio. Praktisch ist allerdings eher so, daß wir noch bis zum Sommer Stücke schreiben werden, und dann viel sorgfältiger auswählen können, welche Songs aufs Album sollen, und was rauskommt. Durch unsere neugewonnene Arbeitsweise geht halt alles viel schneller, das bringt halt auch einen hohe Outtake-Quote mit sich. Ich denke, daß Herbst/Winter 2002 das nächste Album in den Läden stehen wird, aber Longevity ist ja auch gerade erst erschienen. Vorher allerdings werden wir einen Aerosmith Coversong aufnehmen. Der Tributesampler, für den dieser Beitrag geplant ist, erscheint irgendwann im Frühjahr.

Wie steht ihr generell der Metal-Szene gegenüber?

C: Eine schwierige, vielleicht ein wenig zu allgemeine Frage:). Nun, viele unserer Einflüsse kommen aus dem Metal-Bereich und Metal ist im Prinzip die Basis unserer Musik, aber wir haben noch viele andere Elemente in unserem Sound. Mittlerweile bekommen wir auch viel Presse in der Indie- und Gothic-Szene, aber - wie gesagt - eigentlich sind diese Einordnungen nicht unser Ding und wir beschäftigen uns nicht damit, denn wir sehen uns nicht als Teil einer Szene. Allerdings habe ich auch viele Kontakte in der "Szene" und bin quasi ein Teil von ihr. Eine schwierige Frage also, hehe.

Abschliessende Worte an unsere Leserschaft?

F: Besten Dank für die Unterstützung der Fans, und daß Longevity trotz der starken Weiterentwicklung so gut angenommen wurde. Wir sind darüber wirklich sehr froh, daß uns unser erstes Album nicht sofort "festgenagelt" hat. Danke - und wir sehen uns!


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    13. November 2002
  • Line Up

  • Redakteur

    Marcel Hübner
  • Tags

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