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Bleeding Red

Immanuel Kant stellte einmal fest, dass mit dem Alter die Urteilskraft zunehme, das Genie hingegen ab. Dies scheint durch das Debüt einer Band aus dem baden-württembergischen Spraitbach bestätigt zu werden. Zwar sind die Jungs um Sänger/Gitarrist Timo Joos lange nicht mehr so jung, wie der ein oder andere Journalist seine Leser glauben machen will, doch dafür ist „Evolution’s Crown“ umso genialer ausgefallen. Ende März ist es endlich soweit und die Langrille wandert in die Futtertröge der Plattenläden, um dort den Hunger der Death Metal Gemeinde zu stillen. Timo nahm sich Zeit, um einige Fragen zu beantworten.


Immanuel Kant stellte einmal fest, dass mit dem Alter die Urteilskraft zunehme, das Genie hingegen ab. Dies scheint durch das Debüt einer Band aus dem baden-württembergischen Spraitbach bestätigt zu werden. Zwar sind die Jungs um Sänger/Gitarrist Timo Joos lange nicht mehr so jung, wie der ein oder andere Journalist seine Leser glauben machen will, doch dafür ist „Evolution’s Crown“ umso genialer ausgefallen. Ende März ist es endlich soweit und die Langrille wandert in die Futtertröge der Plattenläden, um dort den Hunger der Death Metal Gemeinde zu stillen. Timo nahm sich Zeit, um einige Fragen zu beantworten.

 

Wenn man Interviews oder Reviews zu eurer Band liest, dann wird meist betont, dass ihr so „unglaublich jung“ wärt und wie man da so gute Mucke abliefern könne usw. Tatsächlich ist eurer jüngstes Mitglied ja 19 Jahre alt, der Rest ist älter und schauen wir mal in die Vergangenheit, so sehen wir, dass etwa Metallica beim „Kill Em All“ Release auch im Schnitt 20 Jahre waren. Wie erklärt ihr euch, dass die Leute immer auf dem Thema „Alter“ rumreiten?

Stimmt absolut! Das hat wohl zwei Gründe: Unsere ersten Reviews sind von 2008. Damals waren wir 14 – 18 Jahre alt und haben eine kleine CD mit 26 Minuten Material in Eigenproduktion hergestellt. Vor allem das frische Songwriting wurde in den Reviews anerkannt. Dass wir dann damit auch noch solide Gigs hingelegt haben und schon den ein oder anderen kleinen Contest einheimsen konnten, hat uns wohl als die junge, aufstrebende Band in einige Köpfe gebrannt.
Der zweite Grund, der das jetzt untermauert, ist, dass nach wie vor auch Fotos von damals für den ein oder anderen Online-Bericht (oder auch unsere Homepage selbst) verwendet wurden. Das verstärkt natürlich den Eindruck, den du beschreibst.
Fakt ist, wir sind jetzt 19 – 24, und erkämpfen uns seit Ende 2007 unseren Status als ernsthafte Metalband (davor haben wir hauptsächlich gecovert). Wir sind froh, wenn unsere Musik gelobt wird, aber so jung wie wir in den (älteren) Reviews dargestellt werden, sind wir tatsächlich nicht mehr (...logisch). Wir haben auch ehrlich gesagt noch nie Wert darauf gelegt, dass das hervorgehoben wird oder so. Wir tun, was wir tun - haben mittlerweile unseren Stil gefunden, obwohl ich mir sicher bin, dass bei uns jedes zukünftige Album für Überraschungen sorgen wird.


Welche Vorurteile begegnen euch als „junger“ Band am häufigsten? Müsst ihr da ggf. besondere Überzeugungsarbeit leisten, um euch durchzusetzten?

 

Nachteile hat es uns eigentlich nie gebracht, nein. Wenn, dann war es von Vorteil, wenn wir 2009 auf dem Zabbaduschder oder dem Baden in Blut mit einem 15-jährigen Drummer die Bühne enterten, und der erstmal den Leuten „die Kinnlade Richtung Boden blastet“, wie es in einem Live-Review von der Zeit zu lesen ist. Es war also oft so, dass Erwartungen von Publikum-Seite durch Songwriting und Bühnenpräsenz so übertroffen wurden, dass wir umso mehr im Gedächtnis geblieben sind. Und hier sind wir jetzt – die Jungs von damals – mit ‘nem fertigen Album im Petto.

 

Ihr habt in Interviews angegeben, über Bands wie Maiden und Metallica zum Metal gekommen zu sein, was man der Band auch anhört. Erinnert ihr euch noch, woher/wie ihr in den Kontakt mit Metal gekommen seid und woher ihr die ersten Scheiben hattet etc.?

 

Ich selbst bin mit 15 Jahren zusammen mit Michael (Bassist, damals 13) schon einer kleinen Coverband beigetreten, deren Drummer ein absoluter Metallica-Fan war. Wir haben alles Mögliche ausprobiert, haben von AC/DC bis Slipknot die verschiedensten (!) Bands nachgespielt – darunter auch massig alte Metallica-Songs. So kam ich dann immer mehr auf die Schiene – mit 15 relativ spät eigentlich. Von Zeit zu Zeit wurde es dann eben in meinem Fall immer blacker.

Michael fuhr dagegen schon etwas früher auf die Metalscheiben seines Onkels ab. Darunter war dann eben auch Maiden und Metallica.

Was diese Geschichten für heute ausmachen ist, dass wir gerade noch den Old-School-Spirit als Einstieg in den Metal erfahren haben, welchem wir auf jeden Fall treu bleiben!!!

 

 

„Evolution’s Crown“ enthält auch die Songs von der Demo-EP „Unmaster“, jedoch keine Songs vom 2008er Demo. Nach welchen Kriterien habt ihr hier ausgewählt?

 

Die Unmaster-Aufnahmen waren von Anfang an schon für ein Album gedacht, weshalb wir sie auch perfekt in einem Studio produziert haben. Als dann der Plattenvertrag ausblieb, hat es bis 2011 gedauert, dass wieder alles ineinandergreift, und wir fertigproduzieren konnten. Die 2008er Songs waren nie Teil dieses Plans. Wenn's nach mir geht, bekommt die Welt aber irgendwann noch ein re-recordetes Launch Damnation von 2008 als Bonustrack zu hören – mal sehen!

Interessant ist noch, dass auch die 2010er Songs nicht 1:1 übernommen wurden, sondern Drum- und Soundtechnisch noch einmal experimentiert wurde. Es lohnt sich also, beide Scheiben in seiner Sammlung zu haben.

 

Wie kommt es, dass euer Debüt einen Song namens „Unmaster“ enthält, die gleichnamige EP aber nicht?

 

Witzige Geschichte! Ich habe 2009, als die Demo gerade fertig gemixt – aber noch nicht gemastert! - war, ein Exemplar von den Aktuellen Mixes für Michael gebrannt. Anstatt also, wie auf eine fertige CD, „Master“ zu schreiben, habe ich spontan „Unmaster“ auf die Scheibe gekritzelt. Diese Wortschöpfung hat mich dann so begeistert, dass ich – logischerweise also im Nachhinhein – dem Wort „Unmaster“ eine Persönlichkeit verpasst hab und einen Song um das Konzept geschrieben hab. So nutzt man die Hinweise des Universums! Wen interessiert, worum es bei der Sache geht, sollte sich unbedingt den Text dazu zu Gemüte führen.

 

Ihr habt zur Erklärung des Coverartworks und des Albumtitels sogar einen kleinen Trailer produziert. Warum war euch dies als zusätzliche Erklärung wichtig?

 

An sich ist uns wichtig, dass die Menschen selbst unsere Songs, den Bandnamen, den Albumtitel und alles drum herum interpretieren. Eines wollten wir aber ausschließen:

Dass jemand auf die Idee kommt, unser Albumcover stelle uns Menschen als Bedrohung für den Planeten an sich dar. Die Betonung des Trailers liegt darauf, dass dem Großteil der Menschheit sein ursprüngliches Wesen verloren gegangen ist, und er damit seine eigene Existenz gefährdet – aber nicht die des Planeten. Die Erde hat und wird sich immer von allen Erschütterungen selbst heilen. Ob wir dabei unsere eigene Lebensqualität mit Wahnsinn aller Art mindern – darüber ist die Erde selbst erhaben.

 

Ihr erklärt, dass das Cover den Menschen nicht als generelle Bedrohung für die Erde sondern eher für die Menschheit selber darstellt, da wir uns selber die Lebensgrundlagen entziehen. Kommt es dann nicht am Ende auf dasselbe heraus?

 

Das erklären wir, genau. Es kommt insofern nicht auf dasselbe heraus, als dass die Erde uns erhaben ist. Um Längen voraus. Man vergleiche nur mal die Zeit, die die Erde existiert, und dann die des Menschen. Die Erde hat schlimmeres durchgemacht, als eine fehlgeleitete Weltbevölkerung, die sich ein paar Wimpernschläge lang austobt. Wir sind Zellen der Erde, ein Teil davon spielt verrückt – wir gehen vorüber, die Erde erholt sich.

Das Album behandelt ein Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, nicht das Ende der Erde.

 

Ihr scheint euch auf der Scheibe verschiedentlich mit dem Wirken des Menschen auf der Erde zu beschäftigen, in besagtem Trailer endet ihr mit der Aussage: „The End is near…but it is still in our hands.“ Nehmt ihr konkret selber etwas in die Hand, um das „Ende“ abzuändern?

 

Dazu will ich nicht allzu viel sagen. Ein Teil meiner Arbeit ist das, was man aus den Lyrics herauslesen kann – was auch oft zwischen den Zeilen steht. Wir haben unsere eigene Art, mit dem allem umzugehen. Wir rennen weder Organisationen hinterher, noch wollen wir bekehren, wer nichts hören will. Ich denke, die Musik setzt ein Zeichen – wenn man sich damit beschäftigen will. Wenn nicht, kein Problem! Das Album kann ohne schlechtes Gewissen auch einfach als Metalalbum genossen werden!

Eins noch: „Das Ende“ ist nicht das Ende der Menschheit oder gar irgendein propagierter Weltuntergang. Lediglich das Ende der Menschheit wie wir sie kennen. Ich sehe das nicht als Nachteil!

 

Warum habt ihr euch letztlich für das junge Label Rock Road entschieden?

 

Wir hatten nur dieses einzige definitive Angebot [lacht laut]...

Das stimmt zwar wirklich, aber wir sind auch so auf einer Wellenlänge mit dem Team!

 

Wieso ist euch in relativ wenigen Jahren (seit Gründung 2006) bereits so viel gelungen (Contest Gewinne, Festivalauftritte, nun eine Vö), während andere Bands Jahrzehnte ein Schattendasein führen?

 

Die ersten 15 Monate waren wir eine kleine Coverband mit 3 eigenen Songs. Als dann Ende 2007 Flori Milz auf uns aufmerksam wurde, änderte sich einiges. Es hat sich gefunden, was zusammengehört: Flori ist mit viel Herzblut im Metal verankert – und hat damals in uns eine Band gefunden, die erstens von der Energie auf der Bühne mit ihm harmoniert, und zweitens das musikalische Potential hatte, etwas Großes zu schaffen. Das heißt also, die perfekte Kombination von Band und Herzblut-Manager macht uns zu dem, was wir sind, und hat uns zu dem verholfen, was wir bisher erreicht haben. Klar machen wir die Songs und bestreiten die Gigs und Contests, aber ohne Flori Milz, der uns den Rücken freihält und den Weg vor uns möglich macht, wären wir vielleicht auch im Schattendasein geblieben. Es konnte aber wiederum nur so passieren, wie es passiert ist.

 

Danke für das Interview!

 

Ich danke!!! Ein Lob von mir für deine durchdachten Fragen!!

 

 

 


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    22. Februar 2012
  • Line Up

    Timo (Gesang, Gitarre)

    Michael (Bass)

    Manuel (Gitarre)

    Fabian (Drums)

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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