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Wider die Dekadenz - SEPTEMBER MURDER im Zwiegespräch

SEPTEMBER MURDER starteten einst im Jahr 2005 ursprünglich als Zwei-Mann-Projekt im beschaulichen Harz-Städtchen Thale.
Mit der eigenproduzierten EP "After Every Setting Sun" 2007 und dem 2009 via Maintain/Twilight veröffentlichten Debut-Longplayer "Agony In Flesh" mauserte sich das Quartett zum Geheimtipp und zur Live-Größe im nationalen Death Metal-Untergrund.
Dieser Tage erscheint mit "He Who Invokes Decadence" der in Eigenregie produzierte zweite Langspieler, welcher die Entwicklung der Band von den melodiösen thrashigen Anfängen zum komplexen und progressiven Todesmetall eindrucksvoll dokumentiert und als Reifeprüfung einer immer noch jungen und hungrigen Formation gesehen werden kann.

September-Murder-Logo

TWILIGHT: Willkommen in den heiligen Hallen des Twilight Magazins. Hinter Euch liegt dieser Tage ein rund anderthalbjähriger Prozess aus Aufnahmen, Feinschliff und Promotion, der mit der Veröffentlichung Eures zweiten Albums am 17./18. Juni nun seinem vorläufigen Höhepunkt entgegenstrebt.
Wie glücklich oder auch erleichtert seid Ihr, dass Ihr Euer Baby vermutlich nach einem durchaus kräftezehrenden Akt nun endlich auf die Öffentlichkeit loslassen könnt, wie zufrieden seid Ihr selbst aktuell mit dem Ergebnis und mit welchen Hoffnungen und Erwartungen geht Ihr an die Veröffentlichung?

Emu (Gitarre): Hallo und erst mal vielen Dank für die Gelegenheit zum Gespräch! Ich glaube das beruhigendste Gefühl war es letztendlich zu wissen, wo lang der Pfad geht. Wir haben lange an dem Album geschrieben, haben mit dem Sammeln von Ideen bereits vor drei Jahren begonnen und wahrscheinlich etwas mehr als 12 Monate gebraucht um die Platte fertig zu komponieren. Uns war von Anfang an klar, dass wir für das neue Album mehr Zeit benötigen würden als für „Agony In Flesh", da wir zum ersten Mal mit einem neuen Schlagzeuger und einem neuen Bassisten an neuem Material arbeiten würden und wir außerdem bereits vor dem ersten geschriebenen Riff wussten, dass wir uns stilistisch weiterentwickeln wollten. Anschließend haben wir uns fast ein ganzes Jahr lang mit unserem Stammproduzenten Jens Martinek in seinen Schmiedeberg 7 Studios verkrochen, um die Platte aufzunehmen und zu produzieren. In diesem Frühjahr wurde sie dann noch von unserem guten Freund „Pluto" Neuber in seinen Mega Wimp Sound Studios gemastert.
Ein langer Weg also um die Platte so klingen zu lassen wie sie heute klingt, aber auch ein wichtiger und für uns sicherlich bedeutender Weg, der uns reifen ließ. Für mich stellen die letzten drei Jahre eine wichtige Phase meines Lebens dar, in der ich viel über mich selbst, über das Schreiben und über musikalischen Ausdruck gelernt habe. Vor allem dank der Menschen mit denen ich in der Zeit zusammenarbeiten konnte. Nun kurz vor dem Release zu stehen und die ersten Resonanzen zu erhaschen ist ein belohnendes, gutes Gefühl.

TWILIGHT: Wie und wo sowie zu welchen Konditionen kann unsere Leserschaft das Album und ggf. Euer Merchandise ordern?

Emu (Gitarre): Die Alben sowie das Merchandise gibt es vor allem in unserem bandeigenen Store zu erwerben. Dort sehr wahrscheinlich auch zu den günstigsten Konditionen, da wir Full-Length Alben meist für 10€ das Stück anbieten. Hier läuft auch momentan ein exklusiver Pre-Order für „He Who Invokes Decadence". Ansonsten über alle gängigen Vertriebswege (amazon – wo wir auch als Band selbst vertreiben, Musik Stores weltweit) und auch digitale Stores (iTunes, amazon mp3, Google Play Store, bandcamp, etc.), welche wir über unseren Independent Vertrieb erreichen. Heutzutage an ein Album zu kommen ist für den gemeinen Musikhörer eigentlich kaum mehr ein Problem. Im Zweifelsfall wartet die Platte nur eine Mail an uns entfernt.

TWILIGHT: Ihr veröffentlicht "He Who Invokes Decadence" komplett in Eigenregie. Als Gründe führt Ihr auf, damit die "...Konsequenzen aus persönlichen Erfahrungen mit den gegenwärtigen Entwicklungen in der Musikindustrie..." gezogen zu haben. Was waren das für Erfahrungen und wie beurteilt Ihr die gegenwärtige Situation für Underground-Bands in der Musiklandschaft? Inwieweit betrachtet Ihr diesen Schritt als Fluch oder Segen bzw. Chance und inwieweit würdet Ihr meiner These zustimmen, dass man als talentierte und engagierte Band heutzutage durch die konsequente Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Medien mindestens genauso viel erreichen kann, wie mit einem "kleinen unbekannten Label und Vertrieb" im Rücken, dessen Promotion aber oft in der Promotion-Masse untergeht? Schließlich entscheiden sich in letzter Zeit immer mehr Künstler für diesen Weg.

Emu (Gitarre): Das ist wirklich schwer zu beschreiben. Die Rahmenbedingungen für das Vertreiben von Kunst, Musik und Film haben sich in den letzten Jahren drastisch verschoben. Heutzutage agiert nahezu jeder digital und ist quasi erreichbar. Die Filmindustrie hat das nicht erkannt und die Musikindustrie genau so wenig, was immer noch schmerzlich versucht wird auszubügeln. Es gibt unzählige Plattformen die es einem Künstler ermöglichen Musik zu präsentieren und auch zu vertreiben. Musik ist somit von zu Hause aus und sogar von unterwegs immer nur noch ein paar Klicks entfernt, egal ob legal oder illegal.
Die Zeiten, in denen kleinere Bands von ihren Labels finanziell unterstützt wurden, sind lange vorbei. Die meisten Bands tragen die Produktionskosten für ihre Platten längst selbst, zahlen das Mixen und das Mastern und in nicht wenigen Fällen sogar die Plattenpressung. An der Stelle dachten wir uns: Wenn wir das schon übernehmen, warum dann nicht auch den Rest? Genauso wie es heute ein Überangebot an Bands gibt, gibt es auch ein Überangebot an Labels und nicht wenige Bands denken nach ein paar Jahren harter Arbeit bei Label XYZ zu unterschreiben bedeutet, es endlich geschafft zu haben. Aber da irrt man meist. Die Frage ist, was bekommt man heute noch dafür, dass ein Label an einem nicht geringen Anteil der verkauften Einheiten mitverdient? Letztendlich geht es nur um die Promotion und die fällt für die meisten Bands wahrscheinlich eher geringer aus, als sie es sich selbst wünschen. Und somit kann sich der Plattenvertrag schnell selbst zu einem einfachen Statussymbol degradieren, das einem nicht viel mehr bringt, außer dass man die Rechte an seinem eigenen Werk aus der Hand gegeben hat. Wir wollen damit aber kein allgemeines Bild von heutigen Plattenfirmen zeichnen, sondern das wiedergeben, was uns in den letzten Jahren im Underground so begegnet ist. Es gibt sicher nicht nur schwarze Schafe, aber auch nicht nur weiße. Was aber nicht der Grund ist, weswegen wir uns dafür entschieden haben das Album selbst zu veröffentlichen.
Uns ging es letztendlich darum, uns selbst nicht der Industrie hinzugeben, sondern den direkten Kontakt zu unseren Hörern und Fans aufzubauen. Musik zu veröffentlichen war selten einfacher als heute. Nahezu jeder Heimmusiker kann mit passablem Equipment Werke aufnehmen und diese über Youtube, bandcamp, etc. der Welt präsentieren. Die meisten Fans kennen die bandeigenen bigcartel stores und wissen, dass sie dort die Musik und das Merch direkt bei der Band kaufen können. In die Standardvertriebswege kommt man über Independent-Anbieter, welche die Werke auch im regulären Handel erhältlich machen, und das alles, ohne einem Label anzugehören. Der Schlüssel liegt jedoch darin, sich Gehör zu verschaffen und das ist natürlich nicht einfach, gerade für junge Bands, die niemand kennt. Aber es ist möglich.
Wie du bereits angesprochen hast, erkennen das mittlerweile immer mehr Künstler und gehen diesen Weg. Wolves In The Throne Room oder Ulver waren dabei ein paar prominente Vertreter. Beide Bands vertreiben ihre Musik nun unter anderem selbst über bandcamp. Letztere mittlerweile ausschließlich digital. Ulver hatten vor einigen Monaten auch ein sehr interessantes und ausführliches Statement dazu veröffentlicht, warum sie sich dazu entschieden haben und haben ihre Beweggründe versucht den Fans näher zu bringen.
Ob das alles jetzt Fluch oder Segen ist, lässt sich mit Sicherheit noch nicht sagen. Die Szene und auch die Industrie befinden sich gerade in einem Veränderungsprozess und wie das alles endet (und ob überhaupt), kann ich selbst nicht einschätzen. Letztendlich geht es nur um die Musik, diese den Fans zugänglich zu machen und ihnen zu vermitteln, dass sie die Bands, die sie mögen, unterstützen müssen, in dem sie die Alben und das Merch kaufen und natürlich zu den Shows gehen. Plattenproduktionen und Studioaufenthalte kosten Geld, Zeit, Nerven und noch mal Geld. Von Bands zu verlangen, dass dies ohne Gegenleistung geschieht wäre utopisch. Manche Bands (wie wir auch) bieten digitale Alben für um die 5€ bei bandcamp an. 5€, das kommt EINEM Starbucks-Kaffee gleich, den man auslässt um Musiker, die man gern hört, zu unterstützen und deren Musik zu erwerben, anstatt sie illegal zu laden. Jeder, der das versteht und auch dementsprechend handelt, verdient meinen Respekt. Andernfalls sterben nicht nur die Bands, sondern auch irgendwann die gesamte Szene.

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TWILIGHT: Zur Musik: Seit Eurer Debut-EP "After Every Setting Sun" habt Ihr Euch von einer straighten, Thrash-beeinflussten zu einer stilistisch offenen und progressiven Death Metal Band entwickelt, ohne dabei an Brutalität einzubüßen. "He Who Invokes Decadence" ist schon ein mächtiger Brocken geworden, dessen Musik man sich als Hörer teilweise schon richtig "erarbeiten" muss. Habt Ihr keine Angst Eure Hörer insbesondere live zu überfordern und könnt Ihr schon abschätzen, wie weit Ihr die progressive Komponente in Eurer Musik zukünftig noch ausbauen werdet? Denn aufgrund Eurer vielschichtigen musikalischen Hintergründe scheint mir dieses Potential noch längst nicht ausgeschöpft...

Clemens (Drums): Gedanken über Live-Tauglichkeit und potentiellen Erfolg unserer Musik haben wir seit Beginn des Songwritings zum aktuellen Album weitestgehend aus unseren Köpfen verbannt. Im Gegenteil, das Überdenken bewährter Arrangements und Strukturen und die pure Freude am Experimentieren waren bereits während der Arbeit an „He Who Invokes Decadence" wichtige Schritte dafür, das Gesicht der Band ein Stück weit aus dem Genre-Käfig zu befreien. Diese Marschrichtung bietet uns, denke ich, auch eine gute Basis für die Entstehung künftigen musikalischen Materials. Es existieren schon einige Ideen, welche uns selber neugierig machen, wohin die musikalische Reise führen wird. Angst unser Publikum damit zu überfordern haben wir ganz und gar nicht, denn für uns steht am Ende immer das Ziel Musik zu schreiben, welche zu einem Erlebnis wird, wie wir es uns selbst auch als Hörer wünschen würden. Und das ist es doch, womit wir anstecken wollen.

TWILIGHT: Ich zitiere an dieser Stelle Euren Sänger Oliver mal aus der Presse-Mitteilung zum Album-Release im Hinblick auf die textliche Ausrichtung: ..."'He Who Invokes Decadence' ist viel mehr als nur ein klassischer Death Metal-Schlachtruf. So verbirgt sich hinter dem Konzept des Albums der Schrei nach der aggressivsten Form der Zuneigung - der Nächstenliebe. Die Texte des Albums umschreiben den moralischen Verfall des Menschen, den klaren Grenzbruch zwischen dem gesellschaftlichen Glaubensbekenntnis und dem Selbstverständnis der gewaltsamen Teilhabe daran.". Es wäre schön, wenn Ihr darauf etwas näher eingehen könntet. Darf man "He Who Invokes Decadence" als wütendes Monument der Ohnmacht gegenüber einem vielschichtigen und komplexen gesellschaftlichen System, dass die Menschheit, die es erschaffen hat mittlerweile vor sich her und auf einen Abgrund zutreibt, unfähig das Ruder herumzureißen, weil sich die Mechanismen verselbstständigt haben?
Was muss aus Eurer Sicht passieren, um die Kluft aus Doppelmoral und Nächstenliebe in einer Welt, die nach wie vor einer "Entmenschlichung" zustrebt, zu überwinden?

Olli (Gesang): Zunächst muss ich sagen, dass es mich sehr freut, dass du dir wirklich Gedanken über das Thema der Lyrics gemacht hast. Ich würde es weniger als eine Art Systemkritik verstehen, sondern vielmehr ist es eine Beobachtung meinerseits, dass die Menschen, so wie sie für ihr eigenes Handeln vollkommen selbst verantwortlich sind, mit zunehmender Lebenserfahrung moralisch und zwischenmenschlich resignieren. Ich habe im Schreibprozess versucht, täglich nach neuen Inspirationsquellen Ausschau zu halten und war erstaunt, dass mir regelmäßig neue Perversitäten auffielen, die wir einfach nur noch hinnehmen oder sogar selbst praktizieren. Es ist ein rein subjektives Gefühl, dass mehr Depression und Unmut unser Leben bestimmen, als es das Streben nach Zufriedenheit und der Versuch eines glücklichen Miteinanders tun. Es kommt selten vor, dass jemand etwas Gutes tut, ohne zu erwarten, dass es in gleicher Qualität zurück kommt. Wir hinterfragen gutes Handeln mittlerweile sogar öfter als schlechtes.
Alle Texte des Albums haben gemein, dass sie sich mit unserem menschlichen Verhalten auseinandersetzen. Aber jeder Text steht für sich, behandelt verschiedenste Aspekte und lässt genug Interpretationsspielraum offen, so dass jeder einen Zugang zu ihnen finden sollte.

Leider bin ich absolut ratlos, was wir alle gegen diese, wie von dir beschriebene, "Entmenschlichung" tun können. Ich möchte auch keinen Weltverbesserer spielen oder altkluge Ratschläge geben. Es ist allein meine Sicht der Dinge und ich freue mich darüber, wenn sich jemand mit meinen Texten beschäftigt und vielleicht dadurch etwas für sich mitnehmen kann.

TWILIGHT: Auch die visuellen Aspekte scheinen Euch im Zusammenhang mit der Musik sehr wichtig zu sein, was sich in einem herausragenden Artwork widerspiegelt, welches in meinen Augen durchaus von einer Größe wie Travis Smith stammen könnte. Wer ist für das Cover verantwortlich, inwieweit steht es im Zusammenhang mit dem textlichen Konzept und wart Ihr an der konzeptionellen Entstehung beteiligt?

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Emu (Gitarre): Vielen Dank, das freut uns zu hören! Für das Artwork ist Christian Herzer verantwortlich, ein guter Freund der Band, der seit „Agony In Flesh" an all unseren Artwork-Belangen arbeitet. Für die Fotografie war Mario Grönnert zuständig, ebenfalls ein Freund der Band, der sonst als Solokünstler im Ambient-Bereich unterwegs ist. Das Konzept des Artworks stammt, wie auch schon bei Agony In Flesh, von Olli und Christian.

Olli (Gesang): Die gesamte Geschichte des Artworks bezieht sich auf die letzten beiden Songs "In Celebration of Mankind's Wretchedness" und den Titeltrack "He Who Invokes Decadence", welche zusammenhängen. Es beschreibt den Zerfall einer Familie über Generationen hinweg. Der Kern des Artworks soll aufzeigen, wie sehr man dafür verantwortlich ist, dass nachfolgende Generationen besser werden als man selbst. Von Anfang bis Ende der Geschichte erlebt man, wie ein einzelner Mensch Unheil über seine Mitmenschen bringt. Der Hörer sieht beim Lesen der Texte und beim Anblick der Bilder im Booklet, wie man selbst zu dem Monster werden kann, welches man sein Leben lang verachtet hat. Am Ende der Story stehen zwei gebrochene Männer, im Artwork bereits vom Kindesalter an begleitet, wie sie ihren Vater für seine Taten qualvoll ermorden. Geübte Selbstjustiz, die man als alternativlos bezeichnen könnte - schlussendlich jedoch zeigt es, dass ein schlechter Mensch zwei weitere schlechte Menschen herangezogen hat. Leider ist es unmöglich, alle Facetten meiner Lyrics hier ausgiebig in kurzen Sätzen zu erläutern, weshalb ich jeden Fan dazu einlade, nach einer unserer Shows und mit einem Bierchen in der Hand zusammen darüber zu reden.
Und was ich dazu sagen muss ist, dass Christian diese Geschichte grafisch einfach nur erstklassig umgesetzt hat!

TWILIGHT: Für eine Formation Eures Status spielt Ihr erstaunlich oft live. Wie schwierig ist es für Euch, an regelmäßige Auftritte zu kommen? Des Weiteren engagiert Ihr Euch in einer Initiative, die sich für die faire Bezahlung von Bands und Künstlern einsetzt und darüber aufklärt. Wie heißt die Initiative, was hat es damit auf sich und wo kann man sich darüber informieren?

Emu (Gitarre): In den meisten Fällen werden wir regulär gebucht. Manches entsteht durch Kontakte und nicht selten arbeiten wir mit befreundeten Bands zusammen und spielen mehrere zusammenhängende Shows. Das Booking haben wir bisher immer selbst übernommen und mit dementsprechenden Institutionen eher sporadisch zusammengearbeitet. Was aber keine tieferen Gründe hatte, sondern sich bisher einfach so ergeben hat.
Eine konkrete und aktive Initiative die sich für faire Bezahlung von Bands einsetzt gibt es leider bisher nicht. Zumindest keine, die mir bekannt wäre. Es handelt sich viel mehr um eine Bewegung oder Community, wenn man denn so will, die sich in diversen Foren, Seiten und Netzwerken äußert und diskutiert sowie diverse Facebook Seiten die es sich auf die Fahnen geschrieben haben über Pay-To-Play-Systeme aufzuklären. Es geht vor allem darum, Schnittstellen zwischen Künstlern und Konzertbesuchern zu schaffen, um zu erläutern wie Konzerte entstehen, wie die Szene agiert, unter welchen Bedingungen Künstler arbeiten und wofür Konzertbesucher mit ihrem Ticketpreis bezahlen. Was Pay-To-Play bedeutet, welche Veranstalter so etwas nutzen und welche Konsequenzen diese Systeme für die Künstler haben. Viele Konzert- oder Festivalbesucher wissen nicht, dass die Vorband oder gar Vorbands die sie auf einer Tour oder großen Festivals sehen, in manchen Fällen dafür bezahlen mussten, damit sie dort spielen dürfen. Wir kennen Bands, die vierstellige Summen dafür zahlen mussten, damit sie 8-10 Termine einer größeren Death Metal-Band durch Europa begleiten konnten und dabei noch die Spesen selbst zu tragen hatten. Bands, die hunderte von überteuerten Tickets für Festivalveranstalter vertreiben mussten, kostenlos für diese zu werben hatten, damit sie am ersten Festivaltag mittags auf der kleinen Zeltbühne vor 50 Leuten, ohne jemals eine Gage dafür erhalten zu haben, eröffnen durften. Das sind alles Praktiken, die seit Jahren gang und gebe sind, von denen aber viele Konzertbesucher nichts wissen.
Für manche Fans sind oft auch Ticketpreise nicht nachvollziehbar (und ich rede hier nicht von Top-Seller-Touren). Ich erinnere mich dabei an eine Show, die wir im letzten Frühjahr mit Origin und Psycroptic gespielt haben. Da bin ich auf Leute gestoßen, die sich über die hohen Ticketpreise beschwert haben. Man konnte nicht nachvollziehen, dass eine Band für die Tour aus den Staaten anreiste, eine aus Australien, eine weitere aus Belgien und der Support auch nicht um die Ecke wohnte. Dass die Soundleute, der Lichttechniker, die Verpflegung, die Unterbringung, die Miete für die Location, die Roadies, die Bands selbst, die Spesen und auch der Veranstalter nun mal Geld kosten und dass dies alles mit den Ticketpreisen gedeckt sein musste. Für manche waren die 16€ VVK dann trotzdem noch zu teuer. Und darum geht es hierbei, um aufzuklären und Hintergrundinformationen zu liefern, damit die Fans und auch die Bands verstehen, warum was wie funktioniert.

TWILIGHT: Mit einer EP und zwei veröffentlichten Alben seid Ihr insbesondere durch Euer musikalisches Niveau, was Ihr erreicht habt wahrlich keine "Greenhorns" mehr, wenn auch scheinbar weit entfernt vom großen Durchbruch.
Was treibt die Underground Death Metal Band SEPTEMBER MURDER im Jahr 2013 an, wie viel Raum nimmt die Musik in Eurem Leben ein, welchen Stellenwert hat die Band für Euch?

Clemens (Drums): Für uns alle ist Musik schon lange zu einem wichtigen Lebensbestandteil geworden. Teil von SEPTEMBER MURDER zu sein bedeutet kreativer Austausch zwischen Menschen, die im Laufe der Jahre gleichzeitig zu engen Freunden geworden sind. Die Band durch gemeinsame Arbeit voranzutreiben heißt Selbstverwirklichung, Bestätigung sowie Prüfstein nicht nur der persönlichen Fähigkeiten, sondern auch gemeinsam gehegter Vorstellungen und Träume.

Marcus (Bass): Für mich steht die Band sehr weit oben. Als ich damals der Band beitrat, hatte ich großen Respekt davor. Sie waren für mich auf CD sowie live eine Macht. Daher habe ich alles gegeben, dass die neue Platte basstechnisch nicht untergeht, sondern auf demselben Niveau wie die anderen Instrumente spielt. Natürlich hat jeder von uns nebenher noch ein normales Privatleben, arbeitet oder dergleichen. Sobald es aber um die Band geht, ziehen alle an einem Strang. Das ist auch unseren Freunden und Freundinnen zu verdanken, die immer hinter uns stehen. Mir gibt dieser Zusammenhalt sehr viel und ich bin froh, diese Entscheidung damals getroffen zu haben.

Emu (Gitarre): Ja, das stimmt wohl. Da wir auch über die Band hinaus miteinander eng befreundet sind, haben wir fast jeden Tag miteinander zu tun. Und das auch obwohl wir nicht alle in unmittelbarer Nähe zueinander wohnen, der Technik sei Dank. Bandaktivität ist daher omnipräsent für uns.
„Greenhorns" sind wir gewiss nicht mehr, obwohl unser erstes Release gerade mal 6 Jahre zurückliegt. Ob das nun viel oder wenig ist, liegt wohl im Sinne des Betrachters. Aber ich glaube, wir haben in diesen 6 Jahres viel mitgenommen und gelernt. Antreiben tut uns letztendlich der musikalische Hunger und der Drang zur Entwicklung. Ich denke Gefallen daran zu finden, die eigene Kreativität immer wieder an ihre Grenzen zu führen, ist mit die beste Voraussetzung um sich musikalisch auszudrücken.

TWILIGHT: Da "He Who Invokes Decadence" wie schon erwähnt auf einen vielschichtigen musikalischen Background schließen lässt möchte ich Euch bitten, dass mir jeder zum einen ein Album mit einer kurzen Begründung "weshalb" nennt, welches für den eigenen persönlichen musikalischen Werdegang am Wichtigsten war und jeweils ein Album (ebenfalls mit kurzer Begründung), dass man im ersten Halbjahr 2013 auf keinen Fall verpasst haben sollte...

Emu (Gitarre): Ein wichtiges Album für mich war wohl „Lateralus" von Tool, da es mir half, über den Tellerrand zu schauen und mehr in Musik als in Genres zu denken. Als aktuelle Plattenempfehlung würde mir „Pelagical" von The Ocean einfallen. Ein tolles Album einer deutschen Band, die sich seit Jahren den Arsch aufreißt, um immer hochwertige Arbeit abzuliefern. Was mit dieser Platte wieder gelungen ist.

Olli (Gesang): Für meinen musikalischen Werdegang muss ich die "Iowa" von Slipknot als wirklich essentiell bezeichnen. Wahrscheinlich wäre ich ohne diese Scheibe nie zu harter Musik gekommen. Ich weiß zwar, dass mich jeder Oldschool-Kuttenträger dafür hassen wird, aber ich kenne einfach kaum ein Album, welches so brutal und hart ist, ohne wirklich schnell oder überhaupt Death Metal zu sein. Ich nehme dieser Scheibe ihren Hass zu 100% ab und höre sie noch heute gern. Mal davon ab, war die gesangliche Leistung von Corey Taylor auf dieser Scheibe und der darauf gefolgten Tour einfach unglaublich!

Emu (Gitarre): Absolut!

Clemens (Drums): „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" von den Beatles war für mich im zarten Alter von fünf Jahren die erste prägende Erfahrung damit, wie vielseitig Musik sein kann. Dieses Album weckte in mir den unaufhörlichen Wunsch, gemeinsam mit anderen in einer Band zu spielen und ist für mich immer noch einer meiner Favoriten in Sachen Energie, Emotion und Ausdruckskraft.
Der zweite Teil deiner Frage erinnert mich daran, mich endlich mal mit der „Apnoe"-Langrille von Todtgelichter zu beschäftigen, die beim ersten Reinhören schon sehr viele interessante Momente versprach.

Marcus (Bass): Als eine der wichtigsten Bands für mich sehe ich Incubus. Deren erste Platten waren basstechnisch herrlich verspielt und dennoch sehr knackig im Sound. Empfehlen kann ich die „Fungus Amongus" sowie die „S.C.I.E.N.C.E" Scheibe.
Im Jahr 2013 habe ich noch gar keine Platte, die man unbedingt hören muss. Derzeit warte ich auf die neue Black Dahlia Murder-Platte. Die ersten Songs klangen schon mal vielversprechend und wieder ein Stück mehr in Richtung „Nocturnal".

TWILIGHT: Letzte Worte zum Ende eines ausführlichen Interviews...

Clemens (Drums): Vielen Dank nochmals für deine Unterstützung und dieses erfrischend tiefgehende Interview, Jens! Gruß und Dank gilt natürlich auch euch Lesern des Twilight-Magazins für euer Interesse. Vielleicht sehen wir uns ja auf einem unserer nächsten Konzerte, z.B. der Album-Release-Show am 15. Juni im 4 Rooms Leipzig!? Checkt auf jeden Fall unser aktuelles Album „He Who Invokes Decadence" oder bestellt es am besten gleich unter http://septembermurder.bigcartel.com/product/he-who-invokes-decadence!


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    13. Juni 2013
  • Line Up

    Oliver Schacke – Vocals
    Emanuel Brauer – Guitar
    Marcus Kühne – Bass
    Clemens Frank – Drums

  • Redakteur

    Jens Dunemann
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