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Suicidal Tendencies

SUICIDAL TENDENCIES haben nach elendiglich langen 13 Jahren endlich wieder ein neues Album am Start. Und das Warten hat sich gelohnt: ´13´ war zu Recht Platte des Monats im Twilight und besticht durch Energie und Frische. Da galt es Gitarrist Dean Pleasants vor dem Gig im Berliner C-Club mal auf den Zahn zu fühlen. Aufgrund von Zeitproblemen der Band führte ich das Interview gemeinsam mit Jens von der Rock City Radio Show Berlin (https://de-de.facebook.com/rockcityradioshowberlin)

SUICIDAL TENDENCIES haben nach elendiglich langen 13 Jahren endlich wieder ein neues Album am Start. Und das Warten hat sich gelohnt: ´13´ war zu Recht Platte des Monats im Twilight und besticht durch Energie und Frische. Da galt es Gitarrist Dean Pleasants vor dem Gig im Berliner C-Club mal auf den Zahn zu fühlen. Aufgrund von Zeitproblemen der Band führte ich das Interview gemeinsam mit Jens von der Rock City Radio Show Berlin (https://de-de.facebook.com/rockcityradioshowberlin)
 
Hi Dean, du warst ja schon ‘91 auf dem Infectious Grooves Debüt zu hören. Beschreib doch mal, wie es dann zu deinem Einstieg bei SUICIDAL TENDENCIES kam.

Ich bin 1996 zu SUICIDAL gekommen, vorher hatte ich nur mit Infectious Grooves zu tun. Ich habe Mike über Robert Trujillo kennengelernt. Ich kenne Rob, seit ich nach Kalifornien gezogen bin. Tja das war Ende der neunziger und nun haben wir 2013.

Als du nach Kalifornien gezogen bist, gab es ja an der Ostküste mit Boston und New York sehr starke Hardcoreszenen. L.A. hingegen galt immer eher als die Stadt des Glam Metal. Da sind sogar die Thrasher nach San Franzisco getürmt. Liegt es daran, dass SUICIDAL einen so einzigartigen Sound haben? Die New Yorker Bands klangen ja oft ähnlich. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?

(Lacht) Ich stelle mir gerade Mike mit Lippenstift vor. Es stimmt, dass der Sound etwas Besonderes ist. Selbst als ich für Pop Bands gespielt habe, kannten die oft Suicidal und haben das Besondere geschätzt. Dann kam noch der einzigartige Look dazu. Und nicht zu vergessen ist, dass es von Beginn an großartige Musiker waren. Rocky (ehemaliger ST Gitarrist) war ein Held für mich. Ich habe ihn spielen gesehen und dachte: das, was der da macht, will ich auch mal machen. Und auch Robert ist ein brillanter Musiker. Daran habe ich sehr gute Erinnerungen.

Es gibt immer wieder Gerüchte, dass es damals Konflikte zwischen SUICIDAL und Biohazard gab. Ihr hab nun aber schon oft zusammen gespielt. War da nichts daran oder habt ihr das geklärt?

Wir hatten nie Probleme mit Biohazard. Wir spielen schon seit langem mit ihnen. Wir waren zum Beispiel gemeinsam auf der Persistence Tour 2012. Und wir haben vor wenigen Tagen mit ihnen gespielt. Wir haben auch schon in den 90ern mit ihnen gespielt, da gab es keinerlei Probleme.

Ihr habt ja den Funk in den Punk gebracht. Ist das der Grund, warum es bei SUICIDAL auch immer farbige Musiker gab? Der New York Hardcore beispielsweise war ja eher eine White Thrash Veranstaltung.

Suicidal-Tendencies logoJa, die Band war schon immer sehr offen. Es ging nie um die Hautfarbe, sondern um die Fähigkeiten. Wer in die Band passt, kann in ihr spielen. Ich denke, dass es gut für Farbige war, Rocky bei SUICIDAL spielen zu sehen. Das ist ein Zeichen, dass sie das auch können. Sicher gab es das auch schon bei den Bad Brains. Ich finde es immer gut, Schwarze, Mexikaner, Philipinos in die Punkrock und Hardcore Szene zu integrieren.

Wie war den dein erstes Treffen mit Mike?

Das war, als Infectious Grooves im Studio waren. Ich war eingeladen und habe was gespielt. Das hat ihm so gut gefallen, dass er mich gefragt hat, ob ich nicht am nächsten Tag wiederkommen könnte. Tja, und seitdem kennen wir uns und sind befreundet.

Welche Erinnerungen hast du denn an die Anfangstage von Infectious Grooves, das war damals ja eine ganz neue Form des Crossover.

Wir hatten viel Spaß. Ich wollte immer diese Art von Musik machen und das war meine Chance. Deshalb habe ich mich sehr gefreut. Ich habe vorher viel R ´n´ B und Pop gespielt und wollte lieber Rock machen. Damals habe ich das nicht gewusst, aber es war eigentlich der Start meiner Karriere. Ich konnte endlich die Musik machen, die ich mochte. Deshalb war mir das alles wirklich wichtig.

Wo du gerade deine anderen Engagements ansprichst. Du hast ja auch in der Band von Jessica Simson gespielt. Wo sind denn da die größten Unterschiede zu SUICIDAL?

(lacht) Na ja, Jessica ist schon wesentlich hübscher als Mike.

Dann hattest du wohl nur Augen für sie und hast dich nicht ums Publikum gekümmert.

(Lacht weiter) Ja genau. Das war halt etwas völlig anderes, aber auch eine gute Erfahrung. Ich habe vier Jahre für sie gespielt und da waren dann auch viele Fernsehauftritte und so etwas dabei. Es hat halt viel Glamour und man schwitzt nicht. Aber ich spiele lieber bei SUICIDAL, denn das ist unsere Musik. Wir sind wie eine Familie.

Dann ist das nicht nur ein Job?

Genau, wir mögen uns und das was wir machen.

Gibt es denn neben der Musik  weiter Unterschiede zwischen SUICIDAL und Infectious Grooves?

Ja das ist schon was anderes. Letztes Jahr haben wir ein Festival in Detroit gespielt. Es war das Ziel ein Line-Up zusammen zu bekommen, das dem Original sehr nahe kommt. Neben mir und Mike, Stephen Perkins von Jane´s Addiction und natürlich Rob von Metallica am Bass. Es war auch Jim Martin von Faith No More dabei. Das hat wirklich Spaß gemacht und wir hatte eine gute Zeit. Ich hoffe sehr, dass wir mit dem Line-Up noch mal auftreten werden. Es war schön, die Leute wiederzusehen. Ich war das erste Mal mit Infectious Grooves auf Tour, ehe ich bei SUICIDAL eingestiegen bin. Da haben wir zusammen mit SUICIDAL gespielt und ich hab jeden Abend gedacht, dass ich gern in der Band wäre. Es macht schon Sinn, die beiden Bands zu trennen, denn die Musik unterscheidet sich doch.

Wie wichtig war denn Rob Trujillo damals für Infectious Grooves?

Sehr wichtig. Damals gab es nicht viele Bassisten wie ihn. Da gab es noch Flea (Red Hot Chilli Peppers Basser – Trille). Robert hat das Slappen in die harte Musik gebracht. Das gab es früher im Punk nicht. Hör dir mal den Bass in ´Send Me Your Money´ an, das sagen doch alle, dass das cool ist. Er hatte viele gute Ideen und wollte Infectious Grooves mit Mike starten. Es ging darum, den Bass von Metal Bands mit Funk zu verbinden. Er war nicht nur für die Band, sondern für viele Bassisten wichtig. Und es ist doch so, dass Robert eine neue Energie und Frische zu Metallica gebracht hat. Er hat aber auch die Mitglieder geändert. Ich habe den Eindruck, dass sie jetzt offener sind. Das liegt sicher daran, dass Robert einen so weiten musikalischen Horizont hat.

Was ist deine beste Erinnerung in der Zeit, in der du jetzt bei SUICIDAL bist?

Wir haben 1999 eine lange Tour gemacht. Das war ein cooles Line-Up mit Deftones, Eminem, Blink 182 und anderen. Die andere tolle Sache ist, die Entwicklung der Band zu sehen. Sie wird besser und besser. Das sehen wir zumindest so und es macht uns immer mehr zu einer Einheit, einer Familie. Es ist ein gutes Gefühl eine Platte wie ´13´ raus zu bringen und wieder hier in Deutschland auf Tour zu sein. Wir wollten immer wieder hierher zurückkommen. Es gibt eine Menge Dinge, die mir viel bedeuten. Wir kreieren ständig weitere gute Erinnerungen.

Du hast die neue Platte angesprochen. Seit dem letzten Album sind 13 Jahre vergangen. Warum habt ihr so lange gebraucht?

suicidal-tendencies-13-250Wir haben hier und da immer einige Compilations rausgebracht. Es gab viele Veränderungen in der Musikindustrie und wir wollten sichergehen, dass unsere Platte auch gehört wird. Sie muss uns repräsentieren. Wir haben so viele Songs, wir sind oft im Studio und schreiben Lieder. Es ging darum das Ganze noch zusammenzufügen. Wir gingen also ins Studio und haben viel ausprobiert und am Ende saßen wir da und sagten: „OK, das sind die Tracks für das Album“. Das alles hat halt 13 Jahre gebraucht.

Ich weiß, dass Black Sabbath auch gerade eine Platte rausgebracht haben, die 13 heißt. Wir  waren erstaunt, als wir das hörten, haben unsere Platte aber trotzdem nicht umbenannt.

Hast Du das Black Sabbath Album denn schon gehört? Es gibt ja eine Verbindung zu Ozzy, der hat ja ´Therapy´ auf dem Infectious Grooves Album eingesungen.

Nein, ich hab´s noch nicht gehört. Es war damals sehr cool von Ozzy, dass er das gemacht hat. Er hat uns dann auch mit auf Tour genommen. Ich muss mir das Album unbedingt noch anhören.

Also ich war positiv überrascht, es ist wesentlich besser, als ich erwartet hätte. Ich hätte Ozzy eine so kräftige Stimme gar nicht mehr zugetraut.

Das ist schön zu hören. Ozzy ist ein guter Typ. Er liebt Musik, das merken die Leute oft vielleicht gar nicht. Viele glauben, er ist in „Ozzy World“ gefangen, aber das stimmt nicht. Er liebt Musik.

Aber zurück zu eurem Album. Als Gitarrist muss ich dich natürlich zu dem Sound befragen. SUICIDAL hatten immer einen sehr eigenen Gitarrensound, dem ihr fast immer treu geblieben seid. Auf der letzten Compilation  beispielsweise bei ´Cyco Side Of The Brain´ klangen die Gitarren wesentlich moderner. Das war fast schon Sepultura Style. Jetzt klingt ihr wieder eher nach traditionellen SUICIDAL.  Wie wichtig ist das und fällt es dir schwer, nicht alles auszureizen was technisch inzwischen möglich ist?

Der typische Sound ist sehr wichtig für uns. Diese Platte führt uns zurück zu den alten SUICIDAL Sachen. Das fängt schon damit an, dass wir ganz traditionell aufgenommen haben. Der Produzent hat wirklich einen großartigen Gitarrensound geschaffen, aber wir haben auch hart daran gearbeitet, dass die Platte so klingt, wie wir es wollten.

Wie schreibt ihr eigentlich eure Songs? Ist Mike da der Band-Diktator?

Mike spielt ja auch Gitarre und kommt mit Ideen. Wir haben aber alle Einfälle, die wir einbringen können. Wir probieren dann viel aus. Was er macht, ist, dass er unsere Ideen nimmt und sie dann arrangiert. Das macht er, damit er den Gesang gut dazutun kann. Aber im Grundsatz schreiben wir die Songs gemeinsam. Es gibt hat Parts, die er für einen Chorus hält und wir denken eher an eine Strophe. Wenn wir schreiben, herrscht immer eine offene freundliche Stimmung.

Ist es eigentlich schwer, neue Songs in die Setlist einzubauen? Ihr habt ja unglaublich viele Klassiker, die das Publikum hören will.

Das ist eine Entscheidung, über die wir jeden Abend sprechen. Wir spielen zwischen drei und fünf neue Songs. Es gibt so viele Platten, von denen wir Songs spielen können. Mike sagt dann letztendlich, was wir in welcher Reihenfolge spielen. Wir haben da wirklich eine große Auswahl. Das war sogar schon so, als ich in die Band gekommen bin und das ist wirklich cool. Es geht darum, die richtigen Songs auszuwählen, die uns repräsentieren. Das versuchen wir jeden Abend zu erreichen.

Gibt es einen persönlichen Lieblingssong?

Ja, ich liebe ´Subliminal´, ´You Can’t Bring Me Down´ und ´Send Me Your Money´. Aber ich mag auch die neuen Songs wie ´Who’s Afraid´, ´Smash It´ und ´Slam City´.

Wo du ´Slam City´ erwähnst: Hast du eigentlich eine Lieblings „Slam City“, in der du besonders gern auftrittst?

Nein, eigentlich nicht, immer wenn das Publikum gut dabei ist, macht es Spaß, egal wo.

Was ich an Suicidal mag, sind die Texte. Sie sind oft melancholisch, aber es gibt auch immer wieder Lyrics wie bei ´You Can’t Bring Me Down´, ´The Feeling is Back´ oder ´Build To Survive`, die vor positiver Energie strotzen. Wie stehst du zu den Texten und hast du da Einfluss?

Die Texte kommen von Mike. Er hat einfach eine Begabung dafür, Texte zu schreiben, die die Menschen berühren. Er spricht darüber, was bei den Menschen heutzutage los ist. Wenn Du eine Platte hörst, findest du sicher Texte, in denen du dich wiedererkennst, die etwas mit dir zu tun haben. Er hat da wirklich eine Begabung. 

In der Zeit zwischen den neuen und eurer letzten hat sich in der Musikindustrie ja einiges getan. Wie wichtig ist es da für euch, mit Suicidal Records ein eigenes Label zu haben?

Das ist wichtig für uns, weil sich viel verändert hat. Es ist so viel Online und die Leute laden es sich einfach runter. Natürlich gibt es die CDs noch in Läden, aber viele Kids verlassen das Haus ja gar nicht mehr und sitzen nur vor dem Computer. Da musst du selber was bewegen. Das Beste für uns ist, wenn uns die Leute live sehen. Wenn die Leute begeistert sind, gehen sie zu ihren Freunden und sagen „Hey die müsst ihr euch auch ansehen“. Das bedeutet uns viel. Wir sind immer nur so gut wie der letzte Auftritt. Darum geben wir jeden Abend alles. Dadurch behalten wir unseren Ruf und können inzwischen fast überall touren. Deshalb ist das Label wichtig. Es gibt keinen Druck, jedes Jahr eine Platte raus zu bringen. Damit verdient man kein Geld. Ok man verdient vielleicht Geld mit Platten, wenn man Rihanna oder Justin Timberlake ist, aber selbst bei denen sind die Einnahmen stark zurückgegangen.
 
Wie steht ihr zu diesen neuen Möglichkeiten im Netz?

Da gibt es viele gute Dinge wie facebook, youtube. Es ist halt eine Möglichkeit deine Musik auch zu denen zu bekommen, die nur vor ihrem Rechner sitzen.

Suicidal werden ja immer noch mit Skateboarden in Verbindung gebracht. Wie sieht es da bei dir aus, noch auf dem Brett unterwegs?

Ja, ich habe ein Cruiser Board. Ich mache keine Tricks, aber ich cruise und das zum Teil ziemlich schnell. Sakteboarding war immer ein Teil der Band, das sieht man auch am Look.
 


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    24. September 2013
  • Line Up

    Mike Muir – Lead Vocals
    Dean Pleasants – Lead Guitar
    Nico Santora – Rhythm Guitar
    Steve Bruner – Bass
    Eric Moore – Drums

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
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