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The End Complete? – Die Corona-Krise und die Musikszene

Die Lage ist ernst und jeden Tag ändert sich die Situation. Konzerte werden abgesagt, Veröffentlichungen werden verschoben. Wie lange die Krise dauert weiß niemand. Nur eins ist sicher: Auch für die Musikbranche wird Corona langfristige Konsequenzen haben. Wir haben einige Kommentare eingeholt.

Die Lage ist ernst und jeden Tag ändert sich die Situation. Konzerte werden abgesagt, Veröffentlichungen werden verschoben. Wie lange die Krise dauert weiß niemand. Nur eins ist sicher: Auch für die Musikbranche wird Corona langfristige Konsequenzen haben. Wir haben einige Kommentare eingeholt.

1) Wie geht ihr persönlich und als Band oder Firma mit der derzeitigen Krise um?

Musikzentrum Hannover: Wir gehen in die Kurzarbeit sind aber nicht depressiv und versuchen andere Formate zu entwickeln.

Micha (Nightbearer): Für die Band bedeutete es zunächst einmal, dass wir 4 Shows, auf die wir uns sehr gefreut hatten, absagen mussten, allerdings denke ich, dass die weiteren geplanten Shows im ersten Halbjahr folgen werden. Ob das pessimistisch oder realistisch ist, kann ich gar nicht sagen.
Wir hatten als Ausgleich dann vor 2 Wochen geplant, ein Stream-Konzert aus dem Proberaum zu geben, als es offiziell noch völlig möglich gewesen wäre, aber haben uns dann wenig später dazu entschieden, das zu verschieben. Einerseits wollten wir so mit gutem Beispiel vorangehen, da wir die Pandemie ernst nehmen, andererseits haben wir ganz konkret in unseren Familien Personen, die Risikogruppen zugerechnet werden. Da so ein Streaming-Konzert aber auch für Fans auf dem übrigen Globus interessant ist, da sie uns ja sonst nicht unbedingt live sehen können, werden wir das auf jeden Fall bei Gelegenheit nachholen.
Ansonsten wird momentan natürlich auch nicht geprobt, aber dann lohnen sich die nächsten Proben immerhin wieder so richtig.

Persönlich nehmen wir die Nummer ziemlich ernst, haben uns - auch aus besagten familiären Gründen - schon früh isoliert (endlich zahlt es sich aus, dass wir Nerd-Hobbies und ohnehin nicht wahnsinnig viele Sozialkontakte haben, haha). Beruflich ist das partiell für uns aber schon eine harte Nuss, weshalb wir mitunter in der letzten Zeit insgesamt ein sehr hohes Stresslevel hatten.

Brothers of Metal: Momentan arbeiten wir am neuen Album. Unser Fokus liegt also gerade auf dem Songs schreiben, Bier trinken und Spaß haben.

Seraina Telli (Dead Venus/ex-Burning Witches): Wir überbrücken die Zeit mit online Arbeiten für die Band und Songwriting. Die Schüler können wir über Skype oder mit Videos versorgen. Daher geht es recht gut.

Marcus Siepen (Blind Guardian): Blind Guardian sind momentan in der sehr glücklichen Position, keine Tour geplant zu haben. Für uns stehen dieses Jahr nur die Aufnahmen des neuen Albums an, die von dem ganzen Chaos erst mal nicht so betroffen sind, ganz im Gegensatz zu all den Kollegen, die entweder gerade auf Tour waren bzw. jetzt eigentlich los ziehen sollten. Wie jeder vernünftige Mensch verhalten wir uns der Situation entsprechend, Stichwort Social Distancing, Hände waschen usw.

Buffo Schnädelbach (Manager von Tankard): Da die vier Bandmusiker alle reguläre Jobs haben bzw. Angestellte sind, ist die Situation für TANKARD bislang noch nicht so dramatisch, obwohl uns schon jetzt ein fünfstelliger Betrag (entgangene Gagen und Merchandiseeinnahmen) durch die Lappen gegangen ist. 

Dan Lorenzo (Vessel of Light, Hades): Vessel of Light haben noch Shows gespielt als wir erstmals von der Krise gehört haben. Ich schüttele niemandem die Hände, fand aber auch schon immer, dass das eine seltsame Angewohnheit ist. Ich habe ohnehin eine kleine Erreger-Phobie und habe mich seit 1988 keinen Tag krank melden müssen. Ich kann nicht glauben, dass wir noch vor 10 Tagen draußen gespielt haben und Spaß auf der Bühne hatten.

Jutta Weinhold/Holger Marx (Velvet Viper): Wir arbeiten verstärkt an den Songs fürs neue Album, geht ja zum Glück heute über das Internet. Konzerte sind alle abgesagt, auch Unterricht in Musikschulen findet gerade nicht statt, daher ist Geld verdienen für Musiker derzeit ganz schwierig.

Timeless Hunt: Wir haben uns dazu entschieden nicht mehr gemeinsam in den Probenraum zu gehen, sondern nur noch per E-Mail zur proben.

Steve Rice (Kill Ritual/Imagaika): Nun, ich glaube, dass der ganze Covid Scheiß eine riesige Panikmache der Medien und von Arschloch-Politikern, Banken und Investoren ist, die mit der Panik Profit machen wollen, da die Krise für sie das Feld geebnet hat. Sie kontrollieren eure Jobs, die Gesundheit, das Gesundheitssystem usw. Keine Jobs, keine  Rente, keine Kredite. Die Stufe der Verantwortungslosigkeit die von allen Menschen gezeigt wird angesichts einer Seuche die weniger Menschen  töten wird als Malaria, AIDS, Grippe oder Herzkrankheiten, ist einfach verblüffend. [Das ist nicht unsere Meinung: Man muss sich nur die hohen Opferzahlen in Italien ansehen: allein am 21.3. waren es 800 Tote - TZ] Komplette Dummheit. Am Ende könnt ihr China „danken“, denn sie haben den Virus geschaffen. Es ist ihre Retourkutsche für Huawei, Hong Kong und die neuen Handelsabkommen mit denen China klarkommen musste. China wird in den nächsten Jahren ein neues Aggressivitätslevel erreichen und alle Apple Phone Leute werden da sitzen und sich wundern weshalb Tik Tok nicht mehr funktioniert.

2) Was bedeutet die Krise eurer Meinung nach für die Musikindustrie?

Musikzentrum Hannover: Ein herber Einschnitt für die Musikindustrie, insbesondere die kleinen Labels und das wirkliche Ausmaß ist unserer Meinung nach erst in einem Jahr erkennbar.

Micha (Nightbearer): Ich glaube, das ist noch gar nicht so sehr abzusehen. Es wird viele sehr hart treffen, da bin ich mir jedoch leider sicher.
Für eine Band wie uns bedeutet das nicht so furchtbar viel, da wir finanziell nicht Gefahr laufen, unser Genick zu brechen, wenn wir keine Shows spielen. Allerdings sind wir, wie viele befreundete Bands auch, in der Situation, dass wir finanziell ordentlich in Vorlage gegangen sind, um Tonträger und Merch für das anstehende Konzertjahr an den Start zu bringen. Aber da wir wie gesagt, nicht auf regelmäßiges Einkommen hierbei angewiesen sind, ist es egal, wenn wir das Geld erst in ein paar Monaten wieder reinbekommen.
Aber die Bands/Musiker (aber generell freischaffende Künstler, die eine Bühne und Live-Auftritte brauchen), die von der Musik leben, die Leute, die an allen Ecken und Enden in der Branche tätig sind (Veranstaltungstechniker, insb. Licht- und Soundtechniker, Veranstalter, Veranstaltungslocations, etc.) haben es wirklich schwer und brauchen von unten (wir alle, die sich ihrer "Szene" zugehörig fühlen), aber auch von oben (Politik) Hilfe. Das Problem ist, glaube ich, aber zumindest vielen bewusst und viele sind gewillt, hier zu helfen.

Brothers of Metal: Das Traurigste an der Sache ist, dass unsere fantastischen und wahren Metalfans nicht zu unseren geplanten Shows im Sommer kommen können. Das macht und sehr, sehr traurig.

Seraina Telli (Dead Venus/ex-Burning Witches): Ich denke das wird schon schwierig vor allem für kleinere Locations... Ich hoffe, dass das alle gut überstehen.

Marcus Siepen (Blind Guardian): Ich glaube die Folgen kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht mal ansatzweise abschätzen, da wir nicht wirklich wissen, wie lange sich die ganze Sache hinziehen wird. Wie jeder weiß sind Touren heute eigentlich die Haupteinnahmequelle für die meisten Bands, wenn diese Quelle durch den Virus komplett weg fällt wird es sehr schwierig. Das betrifft aber natürlich nicht nur die Bands an sich, sondern alle Leute, die irgendwie in der Musik- bzw. Eventbranche arbeiten. Roadies, PA und Lichtverleih, Trucker, Nightlinerverleih und Busfahrer, Tourpromoter, lokale Veranstalter, die Clubs... absolut jeder ist davon betroffen. Aber das ist natürlich nicht alles, der gesamte Tourismus ist betroffen, von Hotels über Fluggesellschaften bis zum Reisebüro an der Ecke, der Einzelhandel, die Gastronomie... Inwieweit diese Krise am Ende ganze Existenzen bzw. Branchen bedroht werden erst die nächsten Wochen und Monate zeigen, aber diese Bedrohung muss man leider sehr ernst nehmen.

Buffo Schnädelbach (Manager von Tankard): Das hängt sicher davon ab, wie lange die Krise anhält bzw. wann Konzerte wieder erlaubt sind. Umso länger die Zwangspause wird, umso größer wird der Schaden für die Musik/Kulturbranche sein, der schon jetzt gigantisch ist.

Dan Lorenzo (Vessel of Light, Hades): Ich glaube, die Auswirkungen werden fast so schlimm wie das „File Sharing“ und die illegalen Downloads. Es tut mir sehr leid für meine Musikerfreunde die von ihrer Musik leben müssen.

Jutta Weinhold/Holger Marx (Velvet Viper): Wenn die Maßnahmen zur sozialen Isolierung länger anhalten, werden die Folgen für den Live-Sektor verheerend sein und es werden noch mehr Clubs verschwinden. Falls auch Festivals abgesagt werden müssen, wird das für die Veranstalter und alle Beteiligten wie Bühnentechniker, Aufbauhelfer etc. katastrophal werden. Das ist gar nicht absehbar, was da alles kaputtgehen könnte.

Timeless Hunt: Für die Musikindustrie bedeutet die Krise vor allem, dass Produkte verzögert werden. Viele können die Zeit nutzen, um ihre Kunst noch etwas auszufeilen. Guckt man sich die heutige Szene an, dann tut das vielen Bands nicht schlecht.

Steve Rice (Kill Ritual/Imagaika): Ganz einfach. Die großen Bands werden überleben, die kleineren Bands werden sterben. Der Verdienstausfall wird die Situation noch schlimmer machen als bisher. Es gibt keinen Grund Musiker zu werden außer die Liebe zur Musik, denn die meisten Bands verdienen keinen Cent. Macht euch also bereit, dass es künftig noch weniger Bands geben wird.

3) Was können die Fans tun, um die Bands usw. zu unterstützen?

Musikzentrum Hannover: Ein herber Einschnitt für die Musikindustrie, insbesondere die kleinen Labels und das wirkliche Ausmaß ist unserer Meinung nach erst in einem Jahr erkennbar. Fans sollen bereits gekaufte Tickets behalten, sich Online Konzerte ansehen und dafür spenden. Cool wäre eine Aktion, die jede Stadt für ihre Künstler durchführen würde: Support your local Artist.

Micha (Nightbearer): Die offensichtlichen Möglichkeiten bestehen natürlich darin, Tonträger (bzw. digitale Alben/EPs/etc.) und Merchandise zu kaufen, Streaming bringt, das ist ja Allgemeinwissen, den Künstlern nicht viel. Das gilt aber nicht erst seit der Corona-Krise.
Bereits gekaufte Konzerttickets, das ist ja auch bekannt, sollten so lange es geht, behalten werden, um evtl. dann beim Nachholtermin (sofern es einen gibt) dabei zu sein. Auch falls es keinen gibt, kann man schauen, ob man die 20 Euro für das Konzertticket unbedingt zurückfordern muss oder sich als "Andenken" an die Wand pinnt.
Man könnte weiterhin jetzt schon mal (wie auch bei Kinos im Übrigen!) Gutscheine für Veranstaltungen kaufen; oder halt spenden, ohne eine konkrete Gegenleistung. Spendenaufrufe, auch für Clubs, etc., gibt es derzeit vielfältige, da kann jeder mal die Augen offen halten.
Ich hoffe außerdem, dass es von politischer Seite hier Maßnahmen geben wird, um einem Club- und Kneipensterben vorzubeugen. Denn in einer Nach-Corona-Zeit werden wir als Gesellschaft unbedingt auch Kunst und Kultur brauchen, vielleicht mehr als noch zuvor. Und das geht ohne die entsprechende finanzielle, existenzsichernde Basis nun mal nicht.

Da momentan aber auch viele Menschen abseits der Musikindustrie selbst finanziell getroffen sind, und weil man auch nur einmal sein Geld ausgeben können, ist der finanzielle Support leider auch endlich. Hier kann man helfen, indem man die Bands, die man mag, durch Werbung (digital und analog) unterstützt. Denn auch wenn ich selbst keine Kohle mehr habe, hat mein Kumpel, der von Band XYZ noch nichts gehört hat, diese vielleicht noch, und ist gewillt hier die ein oder andere Platte oder ein Shirt zu kaufen.
Was mir persönlich aber noch am Herzen liegt: Kunst und Kultur ist ungemein wichtig. Und es gibt viele Menschen, die ihre Existenz hierauf aufgebaut haben, weshalb ich es super finde, wie solidarisch sich jetzt viele zeigen, wie sehr einige bereit sind, finanziell zu helfen. Aber lasst uns alle nicht vergessen, dass es andere Menschen in dieser Krise gibt, die nicht so privilegiert wie die meisten Musiker/Künstler in den Industrieländern sind. Die NGOs, die sich auf humanitäre Hilfe spezialisiert haben, sind für jeden einzelnen Euro dankbar, mit dem sie den Menschen in Entwicklungsländern, in Flüchtlingslagern, etc. in der aktuellen Notlage (und generell) helfen können.

Brothers of Metal: Wir können momentan nur um Geduld bitten. Schreibt uns bei den Sozialen Medien und habt einen Chat mit uns. P.S. Wir haben einen Plan: Habt Vertrauen in die Götter und kümmert euch um eure Lieben.

Seraina Telli (Dead Venus/ex-Burning Witches): Klar online die Bands unterstützen: Posts teilen, Merch kaufen, Spotify Aufrufe etc. und einfach die Musik teilen.

Marcus Siepen (Blind Guardian): Die logische und auch einfachste Art, eine Band zu unterstützen, ist natürlich Merch bzw. Alben zu kaufen, egal ob CD oder Vinyl. Dazu kann man die Musik auf den einschlägigen Streamingplattformen streamen und so zumindest kleine Einnahmen für die Künstler generieren (wobei ja allgemein bekannt sein dürfte, wie "hoch" die Auszahlungen da sind). Viele Restaurants bieten jetzt eine Art Lieferservice für ihr Essen an, das wäre auch eine Option, diese zu unterstützen.

Buffo Schnädelbach (Manager von Tankard): Derzeit leider nicht viel. Wenn Festivals und Konzerte wieder stattfinden dürfen, wäre es schön, wenn mehr Leute kommen als üblich ;-)

Dan Lorenzo (Vessel of Light, Hades): Kauft Songs bei iTunes. JEDER Kauf zählt. Kauft Band-Shirts usw.

Jutta Weinhold/Holger Marx (Velvet Viper): Kauft euch vielleicht mal wieder einen physischen Tonträger. Vinyl oder CD, das hilft den Bands deutlich mehr als Streaming. Und falls jemand schon Konzertkarten hat, könnte er überlegen, ob er auf einen späteren Ersatztermin wartet anstatt sich den Preis der Karte erstatten zu lassen.

Timeless Hunt: Die Fans können Merch und Alben kaufen und den Bands schreiben, um ihnen zu zeigen, dass sie sie nicht vergessen haben. Vielleicht hilft unsere Musik auch dem ein oder anderen Fan durch diese verdammte Krise zu kommen. Davon würden wir gerne erfahren.

Steve Rice (Kill Ritual/Imagaika): Gebt Geld aus, wenn ihr welches habt. Viele werden aber keins haben, da die Leute ihre Jobs verlieren, weil sie Idioten gewählt haben, die auf die Schwachköpfe und Stimmungsmacher in den Medien hören, um ihre angenehmen Jobs zu behalten. Es wird eine verängstigte neue Welt geben. Aber immerhin: Ozzy und Keith werden immer noch da sein und auf eure Gräber pissen. Ha!

TOO BE CONTINUED ...

(c) Pic: Dan Lorenzo (Vessel Of Light)


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