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  • ANATHEMA "Resonance"-Show @LKA Longhorn Stuttgart, 11.04.2015

    | Martin Storf | Konzerte

Die sehr erfolgreiche Akustik-Tour ist gerade erst beendet, da drehen ANATHEMA den Spieß um und besinnen sich ihrer alten Stärken. Was liegt da näher, als die alten Weggefährten einzuladen und ein Fest vor allem für die Fans der ersten (und zweiten) Stunde, die mit den letzten progressiven Ausflügen nicht mehr ganz so viel anzufangen wissen, zu feiern. Wann bekommt man schon noch einmal die Möglichkeit, „They Die“ live geboten zu bekommen, und dann auch noch mit dem 1995 ausgestiegenen Original-Sänger Darren White?

Da die Briten auf ihrer „Resonance“-Tour nur in zwei deutschen Städten halt machen, begaben Kollege Trillmich und ich uns ins schöne Schwabenländle um im Stuttgarter LKA Longhorn erstmal Sänger Vincent Cavanagh auf den Zahn zu fühlen. Wer drogenvernebelte Anekdoten von 1995 lesen oder wissen will, was Elefanten Backstage machen oder warum Pink Floyd härter sind als Cannibal Corpse, der darf sich auf das Interview freuen, das ihr hier lesen könnt: Interview.

Während zahlreiche Besucher noch vor der Halle Luft schnappen, legen ANATHEMA pünktlich um 8 Uhr ohne Vorband los. Das Set ist dreigeteilt und man arbeitet sich anti-chronologisch durch die gesamte Bandhistorie. So ist die erste Stunde dem neuen Jahrtausend gewidmet und besteht aus Songs zwischen „Judgement“ und dem letzte Album „Distant Satellites“. Dementsprechend „soft“ geht es auch zu, als „Anathema“ und der Titeltrack von Sänger Vincent Cavanagh, seinen beiden Brüdern Danny und Jamie, und den Geschwistern John und Lee Douglas, sowie Keyboarder Daniel Cardoso, beinahe zerbrechlich und zart vorgetragen werden. Ist das wirklich dieselbe Band, die mit der Crestfallen EP den britischen des Doom Metal mitbegründet hat?

Von „Weather Systems“ folgt der Doppel-Song „Untouchable“, Teil 1 und 2, durchsetzt mit vielen Loops und abwechselndem Gesang von Vincent und Lee. „We’re here because we’re here“ wird mit „A Simple Mistake gewürdigt, während von “A Natural Disaster” der Titeltrack und “Closer” sehr nah an der Albumversion gespielt werden. Ersteren Song singt Lee quasi solo, beleuchtet von zahlreichen Handylampen. Die Feuerzeuge von heute…

Mit dem Album „A Fine Day to Exit“ begann für mich die “experimentelle” Phase ANATHEMAs („Pressure“), während der 1999er Vorgänger „Judgement“ ruhig noch mehr hätte gewürdigt werden können. So wird das Set mit „One Last Goodbye“ beschlossen und der Vorhang schließt sich erstmals.

Zehn Minuten später steigert sich die Vorfreude im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Longhorn, als das Spoken-Word-Intro vom Pink-Floyd-Cover „Hope“ ertönt: „I was not put here by anyone in fear…“ Der erste Song ist dann allerdings das genauso grandiose „Alternative 4“-Intro „Shroud of False“, gefolgt von „Fragile Dreams“. Als sich der Vorhang wieder öffnet, hat Duncan Patterson den Platz am Bass eingenommen. Dieser zeichnete sich in den Neunziger Jahren als Hauptsongwriter für ANATHEMA aus, bevor er die Band verließ, um eigene Projekte wie ANTIMATTER und ALTERNATIVE 4 zu verfolgen. Dass er nichts verlernt hat, merkt man an gänsehauterzeugenden Songs wie „Empty“, „Lost Control“ und den „Eternity“-Songs „Angelica“ und der „Eternity“-Trilogie. Kollege Trillmich bemängelt allerdings, dass den „Eternity“-Stücken etwas der Druck fehlt, wenn die Gitarren nicht tiefer gestimmt sind. Die Songs werden härter und Lee hat weniger zu tun, doch die Atmosphäre bleibt überwältigend. Wer hätte gedacht, dass er noch einmal „The Silent Enigma“-Lieder vom Original-Line-Up zu hören bekäme? Viel zu schnell geht die zweite Stunde vorbei und wieder fällt der Vorhang.

Und dann steht da tatsächlich Original-Sänger Darren White auf der Bühne, der die Band mitten in den "Silent Enigma-"Aufnahmen 1995 verlassen hat! Und obwohl dieser sich bis auf kleiner Projekte weitgehend aus dem Musikbusiness zurückgezogen hat, kann er immer noch growlen wie damals. Dass „Crestfallen“ und „Sleep in Sanity“ in der „Falling Deeper“-Version gespielt werden (das heißt mit höher gestimmten Gitarren), macht er durch seine Stimme wieder wett, nimmt den Songs jedoch etwas die Düsternis und den Druck der Originalaufnahmen. „Kingdom“ von der „Pentecost III“-EP wird auch stark gekürzt.

Nach den „Serenades“-Songs „Under a Veil“ und „Lovelorn Rhapsody“ endet das letzte Set mit dem von jedem Old-School-ANATHEMA-Fan sehnlichst erwarteten „They Die“, das auch wieder etwas kürzer ausfällt. Bei der heftig verlangten Zugabe „Sleepless“ kommt es dann zur großen Familienzusammenführung auf der Bühne. Nach dem Auftritt erfüllen Darren und die Band dann noch zahlreiche Autogrammwünsche, bevor die Fans mit der Gewissheit in der Nacht verschwinden, dass sie ein solches Konzert sicher nie mehr wieder erleben werden.

Die drei Sets haben sehr plastisch gezeigt, wie sehr sich ANATHEMA innerhalb von über 20 Jahren verändert haben. Allerdings haben sie auch gezeigt, dass ihnen inzwischen die fragilen Alternative-Stücke mit stark zurückgefahrenen Gitarreneinsatz mehr liegen, als der rumpelige Doom der Anfangstage. Vielleicht hätte die Band doch einfach mal Ende der Neunziger einen klaren Schnitt machen sollen und die Stücke vollkommen unbelastet unter neuem Namen veröffentlichen können.

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Ort

LKA Longhorn, Stuttgart

Kategorie

Setlist

Anathema
Distant Satellites
Untouchable, Part 1
Untouchable, Part 2
A Simple Mistake
A Natural Disaster
Closer
Pressure
One Last Goodbye
---
Shroud of False
Fragile Dreams
Empty
Lost Control
Angelica
Eternity, Part 1
Eternity, Part 2
Eternity, Part 3
Shroud of Frost
Sunset of Age
A Dying Wish
---
Crestfallen
Sleep in Sanity
Kingdom
Mine Is Yours to Drown In
Under a Veil
Lovelorn Rhapsody
They Die
---
Sleepless

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Spielzeit

180min

Tags

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