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  • Grave Digger und Burning Witches im Musikzentrum Hannover

    | Thorsten Zwingelberg | Konzerte
„Du bist aber auch ganz schön gealtert“ Mit diesen Worten begrüßte mich GRAVE DIGGER Gallionsfigur Chris Boltendahl im Musikzentrum. Tatsächlich hatte ich an diesem Abend nur mein Altrocker-Kostüm angelegt, um zwischen den eher betagten Kuttenträgern des Abends nicht so aufzufallen. Außerdem war das Motto des Abends doch "lebende Tote“, oder nicht?
Nachdem man beim TANKARD Konzert im November die Vorfreude auf den Einlass ja etwas überstrapaziert hatte, öffneten sich die Tore zum Musikzentrum an diesem Freitagabend pünktlich um 19 Uhr und die wartenden Kuttenträger strömten in die Halle oder an den Merch-Stand.
Als schließlich um 20 Uhr die Mädels von BURNING WITCHES die Bühne betraten, hatte der Fünfer bereits gute 700 Kilometer hinter sich gebracht, um aus dem schweizerischen Brugg nach Hannover zu kommen. Doch die Reise hatte sich gelohnt – für die wartenden Fans jedenfalls.
Nach kurzem Intro legten die Mädels mit „Executed“ von ihrem Nuclear Blast Debüt „Hexenhammer“ ordentlich los. Schnell wurde klar: BURNING WITCHES sind heiß auf die Tour wie die deutsche Handballmannschaft vor dem Spiel gegen Korea. Bandgründerin Romana schwang am rechten Bühnenrand die blonde Mähne, während Neuzugang Sonja und Tieftönerin Jay am linken Rand bangten und posten. Hinter der Schießbude trieb Lala ihre Kolleginnen ordentlich an. Allerdings war das gar nicht nötig, denn Energiebündel Seraina tobte auch unaufgefordert wie verrückt über die Bühne. Es folgten „Metal Demons“ und „We Eat Your Children“ vom selbstbetitelten Debüt und Sängerin Seraina konnte ihre gesamte stimmliche Bandbreite unter Beweis stellen. Von rohen Power Metal Vocals, über spitze Schreie bis hin zu tiefen Growls war heute Abend alles im Angebot. Getrennt voneinander befragt, gelangten der Kollege Bick und ich nach der Show übrigens sofort zu demselben Ergebnis: Die Sängerin präsentierte sich stimmlich noch deutlich besser als auf Scheibe und gerade einige der Songs des aktuellen Albums kamen noch eine Ecke melodiöser daher. Hut auf, das erlebt man live auch nicht so oft. Neben ihrem beinharten Power Metal hatten die Schweizerinnen auch ruhigere Töne im Gepäck und mit „Save Me“ packten sie dann einen richtigen Gänsehautsong aus. Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, wie klasse die Powerballade vom Debüt doch ist.
Während Basserin Jay ohne Unterlass um den Titel Miss Powerstellung kämpfte, wirkte Nesthäkchen Sonja zunächst noch etwas unentspannt. Dennoch lieferte der Lockenkopf, der nebenbei auch noch bei den Death Metallern SEPIROTH den Bass bedient, eine solide Show ab und konnte spätestens bei der Coverversion von DIOs „Holy Diver“ auch befreiter lächeln. Und mit diesem Klassiker war schließlich auch das Eis zum Publikum gebrochen und die ersten Reihen bangten ordentlich mit und überall im Saal wurde mitgesungen und mehr oder weniger im Takt mitgeschwoft. Zuvor hatten es die Hexen zeitweise etwas schwer die kühlen Niedersachsen aus der Reserve zu locken. Doch davon ließ sich das Quartett die Spielfreude nicht nehmen und schließlich honorierte das Publikum die Anstrengungen auch mit dankbarem Applaus und lautem Jubel. Beim großen Finale wurde dann auch deutlich welches der bislang stärkste Song aus der Feder von BURNING WITCHES ist – genau: Burning Witches! Zum Abschluss des Sets gab es auch vor der Bühne kein Halten mehr und nachdem man sich mit „Holy Diver“ in den ersten Reihen vorschriftsmäßig aufgewärmt hatte, wurden die Nacken zu „Burning Witches“ nochmal ordentlich beansprucht.
Nach einer knappen Stunde war Schluss, doch BURNING WITCHES haben die Feuertaufe ihrer ersten großen Tour mit Bravour bestanden und zudem einen klasse Job als Anheizer abgeliefert. Nicht nur mir stand der Schweiß auf der Stirn. Wir hoffen also auf Wiederholung in nicht allzu ferner Zukunft.

Nach einer erträglich langen Pinkel- und Zigarettenpause krochen schließlich die Heavy Metal Zombies von GRAVE DIGGER aus ihren Gräbern. Die Truppe um Ur-Totengräber Chris schleuderte dem gut gefüllten Musikzentrum gleich den bärenstarken Opener des aktuellen Albums um die Ohren. Und schnell wurde klar, wer heute zum Gastspiel geladen hatte. Die Fans feierten den Headliner des Abends von der ersten Sekunde ab. Während in den ersten Reihen gebangt wurde, feuerten GRAVE DIGGER nicht nur jede Menge Riffs, sondern auch einige Pyros in die Menge. Weiter gings mit „Tattooed Rider“ vom „The Return of the Reaper“ Album und Frontmann Chris zeigte sich, wie überhaupt die ganze Band, in bester Spiellaune. Im Vorfeld der Tour hatte die Band über die sozialen Medien schon ein wenig nach Fanwünschen bezüglich der Setlist vorgefühlt. Ob „The Clans Will Rise Again“ auf der Wunschliste stand, weiß ich zwar nicht, aber GRAVE DIGGER hatten sich vorgenommen mal den ein oder anderen Song aus der Mottenkiste zu holen. So wanderten neben „The Curse of Jaques“ vom „Knights of the Cross“ Album auch “Highland Farewell” vom “The Clans…” Album und “The Bruce” von “Tunes of War“ auf die Setlist. Trotzdem durften Evergreens wie “Lionheart”, „Dark of the Sun“ oder „Rebellion“ natürlich nicht fehlen.
Während es sich bei Basser Jens, Sänger Chris und Flitzefinger Axel ja mittlerweile um ein kampferprobtes Trio handelt, genießt der neue Schießbudenbesitzer Marcus Kniep noch Welpenschutz. Zwar hatte Marcus bereift am Keyboard für GRAVE DIGGER in die Tasten gegriffen, aber die Stöcke schwingt er erst seit dem für viele überraschenden Abgang von Langzeitdrummer Stefan Arnold im letzten Jahr. Demensprechend nahmen es die Fans auch nicht übel, wenn noch nicht immer jeder Schlag dort traf wo er hinsollte. Ohnehin haben GRAVE DIGGER viel zu viel Routine, um sich von kleinen Unstimmigkeiten aus dem Konzept bringen zu lassen, geschweige denn die gute Laune verderben zu lassen.
So wie die reguläre Setlist aufhörte, so begann der Zugabenteil: Mit Pyros. Und wer bisher noch nicht gänzlich vom Metal Spirit überzeugt war, dem legten Dr. Boltendahl und seine Arzthelfer mit „Healed By Metal“ die heilende Hand auf. Und auch wenn die Metal-Polka „Zombie Dance“ vom aktuellen Album „The Living Dead“ nicht unbedingt ein typischer GRAVE DIGGER Song ist, überraschte das Auftauchen im Zugabenteil nicht wirklich. Das Publikum zeigte sich dann auch in bester Party- und Tanzlaune. Nach dieser Kür kehrten GRAVE DIGGER zur Pflicht zurück und beschlossen den Abend mit dem obligatorischen „Heavy Metal Breakdown“ und ließen es zum Abschied nochmal ordentlich krachen auf der Bühne.
Als die Hallenlichter an und die Fans nach Hause gingen, waren sich wohl alle anwesenden einig: Truer geht es kaum! Und um es mal in der Bildsprache der Hochlandmetaller GRAVE DIGGER auszudrücken: Heute war das altgediente Highländerschwert der Totengräber mit frischem Hexenblut geschmiert worden. Der true Heavy Metal zeigte sich zum Auftakt der „Tour of the Living Dead“ – vielleicht etwas gealtert – aber doch alles andere als tot!
Bleibt abzuwarten, ob BURNING WITCHES der jüngst von Chris Boltendahl in einem Interview geäußerten Prophezeiung folgen und es anderen ehemaligen GRAVE DIGGER Support-Acts wie SABATON gleich tun und in die Chefetage der Metalliga einziehen.

Ort

Musikzentrum Hannover

Kategorie

Setlist

Setlist Burning Witches
Executed
Metal Demons
We Eat Your Children
Hexenhammer
Bloody Rose
Save Me
Black Widow
Open Your Mind
Holy Diver
Burning Witches

Setlist Grave Digger
Intro
Fear of the Living Dead
Tattooed Rider
The Clans Will Rise Again
Lionheart
Blade of the Immortal
Lawbreaker
The Bruce
Dark of the Sun
Call For War
The Curse of Jaques
Wargod
Season of the Witch
Highland Farewell
Circle of Witches
Excalibur
Rebellion
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Healed By Metal
Zombie Dance
Heavy Metal Breakdown

Spielzeit

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