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Kann man nur dann im Musikzirkus erfolgreich mitspielen, wenn man sich der breiten Masse beugt? Gut - Erfolg ist eine Sache. Den möchte schließlich jeder gerne haben. Und wer behauptet, es wäre ihm egal, ob er von der Musik leben kann oder nicht, lügt schlicht und ergreifend. Aber wirklich um jeden Preis? Was ist mit den Bands, die aus Lust an der Freude einfach nur Musik machen? Deren Passion es ist, die Leute mit ihren Klängen zu bewegen, zu ergreifen, zu bezaubern? Gibt es denn eigentlich noch solche Bands, die ihr eigenes Ding konsequent durchziehen, ungeachtet jedes Erfolgsdruckes? Und wieder kommt keine Antwort, keiner hilft mir, sie zu finden...
 
Doch halt - Sie haben MICH gefunden: "The Help" is on the way! Vier professionelle Musiker, deren Lebenseinstellung es ist, Musik zu machen, um die Menschen zu begeistern.
Vier unterschiedlich starke Charaktere mit einem musikalischen Background der sich sehen lassen kann. Vier Musiker, die sich zuvor die Finger (oder auch Stimmbänder) bei namhaften Band wie Living Color, Famer Boys, Die Fantastischen Vier, Depeche Mode oder gar den Rolling Stones wund gespielt und gesungen haben.
Wer diese Musiker sind: Dacia Bridges, Doug Wimbish, Flo Dauner und Alex Scholpp.

Sängerin Dacia mit der kraftvollen Wahnsinnsstimme hat schon mit Motörheads Legende Lemmy Kilmister auf der Bühne gestanden und gesungen, Doug Wimbish zupfte für Living Color, Depeche Mode, Madonna oder den Rolling Stones den Bass, Flo trommelt mit den Fantastischen Vier und Alex Scholpp tourte letztens noch mit Tarja Turunen und feierte davor Erfolge mit den Farmer Boys.

Ende April waren sie gemeinsam als "The Help" auf Promotion-Tour mit einigen Gigs quer durch Deutschland, um ihre neue Langrille "The Help ...is on the way" vorzustellen. In München hatte ich die Gelegenheit, mich von ihrer versprochenen Qualität selbst überzeugen zu dürfen. Und ich kann Euch sagen, nicht ein Satz des Infotextes der Promotionsfirma ist übertrieben. Zitat: "The Help gehören bereits jetzt schon, laut den allerersten Medien-Statements, zu den interessantesten und heißesten Newcomern in 2012." Oder "The Help nennen es einfach Rock’n‘Roll, der Spaß macht. Denn für die Band heißt die Substanz ihrer Arbeit Musik, es ist die Musik der Zeit, der Rhythmus und der Sound des Unterwegsseins, des Sich-Findens. Eine seelische Verknüpfung, ein explosives Gemisch aus Professionalität und Leidenschaft."

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Erstklassige, ehrliche, erdige, aber auch modern angehauchte Rockmusik konnte man an diesem Donnerstag Abend erleben. Klare kompromisslose Songs, intoniert von einem derart eingespielten Team, dass man der Meinung ist, die befreundeten Musiker jammen schon seit Jahrzehnten zusammen. Anderthalb Stunden ergreifender Rock'n'Roll mit einem schwindelerregenden Ohrwurmcharakter, dass einem die Songs noch lange im Ohr hängen bleiben. Und das sicher nicht durch den sehr guten Sound im Münchner Szene-Veranstaltungs-Club 59:1. Der Laden ist bekannt für seine überschaulichen kleinen Räumlichkeiten, welche einmal mehr eine gute atmosphärische Grundlage für die dargebotene Musik liefert. Da stört es auch fast gar nicht, dass nur ca. 35 Anwesende auf Grund mangelnder Vorab-Werbung des Veranstalters dem Gig bewohnen. Die Band ist aber professionell genug, sich diesen Sachverhalt nicht anzumerken. Hier wird virtuos die Klampfe geschwungen, die Sticks rotieren und die Stimmbänder vibrieren, als ob es der Welt zu beweisen gilt, die neue Sensation im Musikzirkus stehe schon vor der Tür. Man bräuchte nur ihre Hilfe herbeizurufen.

Genial auch die Soloeinlagen der vier Vollblut-Musiker, die in der Mitte der dreizehn dargebotenen Songs ihren Einstand feiern. "Resistance" nennt sich dieses Stück, und wird genial vom Basser Doug nicht nur durch sein hervorragendes Bassspiel, sondern auch durch seinen leicht monotonen "Widerstands"-Gesang veredelt. Leider ist in Summe der instrumentale Teil des Songs mir persönlich deutlich zu lang ausgefallen. Danach allerdings mit "Hal", "American Dream" und (mein Lieblingstrack) "Bump the Grind" ein paar ihrer derzeit vorhandenen besten Tracks unter die begeisternde (kleine) Menge zu feuern, ist schon ein kluger Schachtzug. Da stört es auch nicht mehr, dass zu Anfang die ersten drei Songs zu ruhig und nicht repräsentativ für das Potential der Band ausgefallen sind.
Ebenfalls hervorzuheben ist auch die Soloeinlage vom Klampfer Alex, die einmal mehr seine Sonderstellung als einer der unterbewerteten Gitarristen unserer Zeit untermauert. Wie sonst ist es zu erklären, dass der gute Mann gefragter denn je ist. Seit einiger Zeit spielt er sogar Seite an Seite neben Virtuosen wie Alexander Beyrodt bei der Hard-Rock-Kapelle Sinner, und ist vom Altmeister Matt Sinner als Rhythmus-Gitarrist mit moderner Prägung aus der Band gar nicht mehr wegzudenken.
Vielleicht ist es auch seiner Liebe zu Van Halen zu verdanken, dass er sich aktuell auch den erdigen Rockstrukturen zuwendet. Da ist es nicht verwunderlich, wieso der gute Alex Scholpp seine Gitarre mit Tape-Steifen versehen hat. Ganz im Stile eines Eddie van Halens zu glorreichen Zeiten Anfang der Achtziger.
Ihre Liebe zu Van Halen spiegelt sich auch in der Aussage von Dacia, der Frau vom Gitarriero Alex wieder. Auf die Frage, was man denn gerne noch erreichen möchte, antwortet sie so groß wie eben Van Halen sein zu dürfen. Doch hier steht wohl eher der Wunsch mal mit Eddie und Co jammen zu dürfen im Vordergrund, als wirklich nach den besagten Erfolg zu streben. Der ist sicherlich wie Anfangs erwähnt wichtig, aber nicht der Sinn Ihrer einstigen Zusammenkunft im Jahre 2009.

The Help haben es mit ihrer Musik gekonnt geschafft, Ihr eigenes Ding durchzuziehen ungeachtet jeder Trendanbiederung. Ihr Gig hat gezeigt, welches Potential in allen vier Musikern schlummert. Einziges Problem: die breite Masse weiß noch nichts davon. Wenn sich das allerdings schlagartig ändern sollte, dürfte der Erfolg vorprogrammiert sein. Weiterer Haken: sie sind nicht alleine. Das Musikgeschäft steht kurz vor Schließung wegen Überfüllung. Der normale Käufer weiß schon gar nicht mehr, was er zuerst erwerben soll, so groß ist die monatliche Veröffentlichungsflut, so groß ist die Anzahl der Woche für Woche neu erscheinenden Tonträger. Vom Auftreten neuer Bands ganz zu schweigen. Doch helfen solche bemerkenswerten Gigs, wie Ende April in München, dass die so genannte breite Masse endlich aufwacht und sich wieder den ehrlichen Bands mit handgemachter Musik zuwendet.
Jahrelanges Training sollte sich doch irgendwann mal auszahlen, oder?!
 
Wer jetzt der Meinung ist, dass meine oben verfassten Lorbeeren zu viel des Guten sind, der sollte sich schleunigst auf die Suche nach "Hilfe" begeben. Vielleicht heißt es ja auch bald bei Euch mal in der Region "The Help ...is on the way". Ein Besuch lohnt sich allemal!!

Ort

München, 59:1

Kategorie

Setlist

Spielzeit

Tags

| Marcel Hübner | Konzerte

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