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Memento Mori heißt das Werk. Wer in der Schule nicht nur Klatschen und Pfeifen belegte, wird wissen, dass dies ein mahnender Imperativ ist: Erinnere Dich der Sterblichkeit!
2022 sorgte der relativ unerwartete Tod des Mitglieds Andrew "Fletch" Fletcher dafür, dass DEPECHE MODE zu einem Duo wurde. Und wie es das Schicksal will, starb am VÖ-Datum ein guter Kamerad von den Minentauchern, den ich insbesondere durch gemeinsame Teilnahmen an internationalen Symposien kennengelernt habe, in seinem Lieblingsmedium, dem Meer (bei sportlicher Betätigung, aber nicht durch Unfall, sondern weil ein Organ die Funktion unvermittelt einstellte). Er war eine Spur älter als ich. Sven, ärgere ordentlich Poseidon/Neptun, klau' ihm seinen Dreizack, lass es ihn bereuen, Dich viel zu früh aus dem Kreis der Lebenden gefischt zu haben. Danke für den Austausch und den gleichen Humor! Memento Mori - jeder Moment des Lebens ist keine Selbstverständlichkeit. Wie sagte es mir gestern ein Freund, ebenfalls Minentaucher: Es ist so wichtig, morgens mit einem freundlichen "Auf Wiedersehen!" den Tag zu beginnen, wenn man Haus oder Wohnung verlässt. 
Mit Knoten im Hals und Tränen unter den Augen schreibe ich weiter am Review von DEPECHE MODE.
Vielleicht erstmal was zu DEPECHE MODE und mir: Als Schüler hasste ich DEPECHE MODE. Mit ihrem Synthie Pop konnten sie mir einen Schuh aufblasen.
Erst mit Beginn des Milleniums endeckte ich insbesondere die gesangliche Klasse David Gahans und besorgte mir die bereits schon zu dem Zeitpunkt einige Jahre alten Alben Songs Of Faith And Devotion (schön in der Hochphase des Grunge erschienen) und Ultra. Sie sind bis heute meine Evergreens. Die Hinwendung zu DEPECHE MODE ist auch mit Martin Gores verstärkter Gitarrennutzung verbunden. Exciter, Playing The Angel, Delta und Spirit zogen ins heimische CD Regal, auch wenn mir bei jenen Alben der kompositorische Guss in Gänze fehlt. Sounds Of The Universe ließ ich 2009 geflissentlich aus. Dave Gahans Gesang lockte mich noch auf seine Soloscheiben Paper Monsters und später Imposter (mit den SOULSAVERS).
Nun bin ich bereit für Memento Mori: Das in den Schattierungen Schwarz und Weiß und Graumischungen gehaltene Albumcover zeigt zwei aus weißen Blüten gebildete Flügelpaare. Totengedächtnis, wobei Martin Gore ab und an selbst Flügel auf der Bühne trägt.
Der Opener My Cosmos Is Mine wirkt beinahe bedrohlich. Ich mag keine Kakophonie und dann wird es nach gut 1:40 min im Song richtig sperrig. Es ist für mein Klangempfinden die einzige Stelle auf dem ganzen Album, durch die man sich als Hörer zwingen muss. Ganz global sprechend verfügt Memento Mori über keine Lieder im Format von I Feel You, Walking In My Shoes, Condemnation, I Your Room, Higher Love, Barrel Of A Gun, It's No Good, Sister Of Night usw. Will heißen: Große Songs für die Massen gibt es nicht.
Speak To Me entwickelte mich zum schönsten Lied unter den 12 Titeln, in dessen Stimmung ich mich verliere. ABER: Memento Mori ist ein sehr würdevolles Album geworden. Ein Requiem zu Ehren Andrew Fletschers. Es zeigt, dass DEPECHE MODE auch als Duo funktionieren werden.
Mit den Jahren transformierten sie sich vom Quintett über Quartett zum Trio. Medial waren und sind Gahan und Gore in der Wahrnehmung pars pro toto DEPECHE MODEs, somit besteht weiterhin eine Konstanz. Andere Bands gaben nach dem Tod eines Mitglieds oder mehrerer Mitglieder auf.
Weiterhin machen DEPECHE MODE nicht den Fehler einer irischen Band, aus dem Backkatalog Material umzuarrangieren und damit ganze Heere von Rezensenten gegen sich aufzubringen. 
Memento Mori ist also, bei aller Deutlichkeit der Vergänglichkeit, die jederzeit eintreten kann, Ausdruck einer immernoch lebendigen Band. Ich wünsche den Herren Gahan und Gore noch viele Jahre Kreativität und Produktivität, denn auserzählt ist bei DEPECHE MODE noch nichts. 
 

Kategorie

V.Ö.

24. März 2023

Label

Columbia/Sony Music

Spielzeit

50:27

Tracklist

01 My Cosmos Is Mine
02 Wagging Tongue
03 Ghots Again
04 Don't Say You Love Me
05 My Favourite Stranger
06 Soul With Me
07 Caroline's Monkey
08 Before We Drown
09 People Are Good
10 Always You
11 Never Let Me Go
12 Speak To Me

Line Up

David Gahan - Gesang
Martin Gore - Backgroundgesang

 


Bewertung

1

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