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Da hat Portnoys die Latte sehr hoch gelegt mit qualifizierenden Worten wie speziellst, perfekt, magisch und unglaublich für den Adressatenkreis 'Rest der Welt'.
Erstmal zur Band: Portnoy ist mir geläufig, habe sein musikalisches Schaffen seit dem Drop-Off bei DREAM THEATER allerdings nicht mehr verfolgt. Vermisst habe ich ihn bei DT aber schon. Sherinian hingegen spielt die Keys beim "Supergroup"-Projekt des Bluesers JOE BONAMASSA, blieb mir also auch in der Vergangenheit mit den Veröffentlichungen BLACK COUNTRY COMMUNIONs im Ohr. 'Bumblefoot' Thal spielte bei GUNS 'N' ROSES, seine Techniktutorials, die z. B. auf YouTube verfügbar sind, ringen mir als Gitarrist größten Respekt ab. Sheehan kenne ich durch STEVE VAI und MR. BIG. Er ist ebenfalls ein Könner seines Fachs. Nur Soto als Sänger ist im meinem musikalischen Gedächtnis nicht präsent. Dennoch in der Summe eine Mannschaft mit enormer Reputation.

Nachdem in der Redaktion gefragt wurde, wer sich dieser Veröffentlichung annimmt, recherchierte ich erstmal, wer die SONS OF APOLLO überhaupt sind. Das Line-Up erschien mir sehr vielversprechend. Also meldete ich mich. Danach führte ich weitere Open Source Intelligence durch, was denn die Diskographie auditiv so hergibt. Die dem digitalen Rezensionsexemplar beiliegende Presseerklärung warf ein Album aus, nämlich Psychotic Symphony. Die Tracks Coming Home und Alive fand ich richtig gut. Thal spielt eine Doubleneckgitarre (oben fretless), Sheehan einen Doubleneckbass, Portnoy hat eine Doublebassdrum... Naja, lassen wir das Spiel.

Wir bleiben aber noch im Bereich des Ansprechens oder der deskriptiven Ebene, bevor ich ans Beurteilen und dann Folgern gehe: Anlässlich der Veröffentlichung des Debüts ließ sich Derek Sherinian zu der Äußerung hinreißen, die man bei laut.de findet, man habe [mit Psychotic Symphony] das Genre Progressive Rock neu definiert und auch ein eigenes Genre erschaffen.
Dieses Livealbum wurde aufgezeichnet in der bulgarischen Stadt Plodiv in einem Amphitheater aus der Zeit des Imperium Romanum. Amphitheater bedeutet rund angeordnete stufenartige Bestuhlung in antiker Architektur. Das Rezensionsmaterial umfasst 24 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von gut 168 Minuten. Die Setlist umfasst acht der neun Songs des Debütalbums Psychotic Symphony von 2017 (es fehlt: Figaro´s Whore), dazu gesellen sich Coversongs (ich habe mir die Mühe gemacht für die unten angegebene Tracklist die Originalinterpreten herauszusuchen und anzugeben) und Solospots von Soto, Sherinian, Sheehan und Thal. Als Nebenakteure sind auf der Bühne ein lokales Orchester sowie ein Chor. Das Konzert in Plodiv wird auf mehreren Formaten verfügbar gemacht, die aber nicht alle gleich sind. Rechteinhaber haben nämlich der Veröffentlichung zwar für das eine Format zugestimmt, für das andere aber abgelehnt. Dies betrifft die Formate BluRay und DVD, auf denen die Cover der Songs von AEROSMITH und PINK FLOYD fehlen (Eine Anmerkung zu einem VAN HALEN Song findet sich noch unten in der Tracklist.). Auf CD ist das gesamte Konzert verfügbar. Dafür bieten die audiovisuellen Daten noch Hintergrundmaterial, was den CD-/*.mp3-Rezipienten vorenthalten wird. Die Gründe für die nicht vollständige Freigabe der Verwertung der Songs kann ich nicht benennen. 

Nun zur Wertung: Eingangs schrieb ich bereits, dass mir die Studioversionen von Alive und Coming Home sehr gut gefielen. Damit war ich positiv aufgeladen für das Anhören des Livealbums. Vielleicht noch ein Einschub, wie und mit was ich höre: Gemeinhin wird das Material als *.mp3, teilweise auch und zusätzlich als *.WAV, vorgelegt (SOA kam als *.mp3 mit Kompression/Auflösung von 192 kBit/s, also in der üblichen Qualität für mobile Abspielgeräte). Ich spiele die Alben ab via Notebook oder Smartphone. Dabei schließe ich einen relativ teuren Studiokopfhörer der Marke Beyerdynamic (DT 1770 Pro, Over Ear, geschlossen) an. Ferner konsumiere ich über SD-Card via Autolautsprecher (Hersteller unbekannt, Auto deutsches Fabrikat), da ich während der Fahrt von und zur Arbeit Musik höre. Ansonsten verbinde ich das Smartphone mit Bluetooth-Lautsprechern der Marke JBL (Anmerkung: mit den genannten Marken besteht keinerlei geschäftliche Verbindung meinerseits). Die durch mich rezensierten Alben höre ich mehrmals und komplett mit voller Aufmerksamkeit oder parallel im Hintergrund während der Ausübung anderer Tätigkeiten.  

Zurück zur Beurteilung des Livealbums: Die Auswahl der Coversongs kann man gemeinhin als Verneigen vor Idolen verstehen. Generelle Annahme und die Auswahl kritisiere ich nicht. Mein Fokus liegt auf der Darbietung. Dass sich unter den Covern auch drei Dream Theater Songs vom Album Falling Into Infinity befinden, mag einerseits dadurch begründet sein, dass Portnoy und Sherinian zu der Zeit gemeinsam bei DT waren, andererseits ist das ein Köder für Unentschlossene oder welche, die auf die Band nur durch Hörensagen aufmerksam wurden ("Oh, Ex-Dream Theater Personal, muss ja gut sein!"). Und schließlich sind es ja auch gute Kompositionen (aus meiner Sicht, da ich DT seit der VÖ von Awake verfolge). Die handwerkliche Kompetenz der Band ist über alle Zweifel erhaben. Sotos Inbrunst als Sänger ist authentisch, die Fähigkeit, die Fans mitzureißen, die Interaktion mit ihnen, merkt man auch bei seinem Solopart, wenn das Auditorium auf ein von ihm angestimmtes bulgarisches Lied mit Mitsingen reagiert. Da ist die Produktion des Albums auch gut, die Phasen zwischen den Songs, in denen das Publikum angesprochen wird, nicht herausgeschnitten zu haben.  
Wenn ich gleich die Punkte aufführe, die mich am Album stören und die aus meiner Sicht zu einer Bewertung mit sieben Skulls führen, werden mir Fans der Band zu hohe Empfindlichkeit vorwerfen. Ich bin durch die harte Schule der wissenschaftlichen Methode der Hermeneutik gegangen zur Analyse von Sachverhalten. Wenn Derek Sherinian behauptet man habe etwas neu definiert oder sogar ein Genre sui generis erschaffen, dann messe ich ich ihn (und die Band) daran. Und ich belege meine Feststellung. Blende ich die andere Stimmfarbe Sotos (zu LaBrie) aus, klingen SOA wie DREAM THEATER, spielen wie DREAM THEATER - sind aber nicht DREAM THEATER. Ein Vergleich der Songs Just Let Me Breath (DREAM THEATER) mit Lost In Oblivion (Eigenkomposition) sei dafür ans Herz gelegt. Somit ist die Behauptung Sherinians unwahr.  

Bei den Coversongs kommt Soto meiner Meinung nach oft an seine Leistungsgrenze. Das Volumen, was seine Stimme in höheren Lagen nicht hat, versucht er nur durch bloße Kraft zu kompensieren. Und das klingt dann nicht mehr schön. Beispiele sind Gates Of Babylon, Dream On und The Show Must Go On (Das hat ELTON JOHN 100 mal besser hingekriegt.). Bei The Cradle Will Rock fehlt ihm die flamboyante, authentische Attitüte David Lee Roths in der Stimme. Ich will nicht in Abrede stellen, dass ein Konzert in dieser Länge anstrengend ist, jedoch hat er sich dem Schicksal freiwillig ausgesetzt.  
Comfortably Numb gefällt mir gar nicht als Cover. Nicht, weil die Band schlecht spielt. Das Gefühl des Originals kommt nicht rüber. Es fehlt dieser bestimmte Gitarrenton Gilmours, den Thal nicht hinkriegt. Im zweiten Solo des Songs zeigt er durch Tapping/Sweeping usw. Techniken, die Gilmour nicht anwendet. Ich habe das Lied einfach zuoft mit Gilmour als Sänger und Gitarrist gehört, so dass mir die Toleranz fehlt für Coverversionen. 

Ich habe auch nichts gegen lange Songs, aber mittlerweile gegen Rumgedudel nur des Rumdudelns willen. Bis auf Portnoy haben alle ihre Solospots. Die Zeit, die den Akteuren zur Verfügung gestellt wird, um sich und ihr Instrument (inkl. Stimme) darzustellen, ist das eine, aber es wirkt für mich wie Masturbation vor dem eigenen Spiegelbild (Dazu eine Buchempfehlung: 'Kunden kaufen nur von Siegern' von Hans Christian Altmann. Er beschreibt dort diesen Typus Mensch, aber positiv konnotiert.) nach dem Motto: "Schaut alle zu, wie geil ich bin..." Sherinian verwendet u. a. Van Halens 'Eruption' in seinem Solopart. "Das ist alles nur geklaut!" Als Band hätte mir das Instrumental 'Opus Maximus' im Bandkontext allein schon qua Namen genug Zeit geboten die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Instrumentalisten zu präsentieren.

Eine Anmerkung zum Orchestereinsatz: Ausgehend davon, dass die Audiodaten nicht zeigen, welcher Musiker gerade was macht, ist mir beim Hören nicht immer klar geworden, was Sherinian an Keyboard/Synthesizer spielt und was das Orchester. Sehr deutlich hört man aber das Orchester bei Kashmir heraus.

Folgerung: Zwar kannte ich das Debüt nicht, mir gefielen jedoch die oben zitierten Singles Alive und Coming Home, dennoch ist mir SOA bei den Eigenkompositionen zu (ich würde gerne mit falscher Syntax noch mehr identische Vokale wie der bereits verwendete ansetzen) nah an Komposition, Stil und am Sound DREAM THEATERs. Damit teile ich vor allen Dingen nicht die Einschätzungen eines Rezensenten des Debüts ["Eine der besten Platten 2017", "SONS OF APOLLO schaffen es wirklich allem ihren eigenen Stempel aufzudrücken." (darkstars.de)]. Eigenes Genre? Meiner Meinung nach nicht! Die Band spielt sehr gut, ich habe Hochachtung vor der spielerischen Finesse. Die Coverversion leiden in entscheidenden und wiederholenden Abschnitten (z. B. Refrain) unter Sotos Leistungsfähigkeit/stimmlicher Ausdauer/Tonlage. Am besten kommt der Vibe noch bei dem VAN HALEN Cover And The Cradle Will Rock herüber. 

SOA werden Anfang 2020 ein neues Studioalbum herausbringen. Ich persönlich brauche keine Kopie DREAM THEATERs. Der Unterschied ist mir nicht groß genug. Andere sind sehr viel besser in unterschiedlichen Engagements unterwegs und zeigen in der Kompositionen dabei deutliche Unterschiede (ich verweise da gerne auf einen Gitarristen namens Alex Scholpp). Das ist beim Material von Psychotic Symphony für mich nicht der Fall.  

Da dies nur meine Assoziationen zum Album sind, kann sich jeder gerne eigene bilden und auch eine abweichende Meinung haben.

Kategorie

V.Ö.

30. August 2019

Label

INSIDE OUT

Spielzeit

167:55 min

Tracklist

1. God Of The Sun
2. Signs Of The Time
3. Divine Addiction
4. That Metal Show Theme (Ron 'Bumblefoot' Thal)
5. Just Let Me Breathe [Dream Theater (Falling To Infinity)]
6. Billy Sheehan Bass Solo
7. Lost in Oblivion
8. Jeff Scott Soto Solo [dabei: The Prophet's Song/Save Me (Queen)]
9. Alive
10. The Pink Panther Theme (Peter Nero)
11. Opus Maximus

12. Kashmir (Led Zeppelin)
13. Gates Of Babylon (Rainbow)
14. Labyrinth
15. Dream On (Aerosmith)
16. Diary Of A Madman (Ozzy Osbourne)
17. Comfortably Numb (Pink Floyd)
18. The Show Must Go On (Queen)
19. Hell's Kitchen [Dream Theater (Falling To Infinity)]
20. Derek Sherinian Keyboard Part
21. Lines In The Sand [Dream Theater (Falling To Infinity)]

22. Bumblefoot Solo
23. And The Cradle Will Rock (Van Halen)
24. Coming Home

Anmerkungen: Ich habe Tracklists gefunden zur BluRay, auf der statt 'And The Cradle Will Rock' 'Mean Street', ebenfalls von Van Halen, steht. Es heißt ja, die CD Version umfasst das gesamte Konzert. Ob 'Mean Street' tatsächlich auf der Setlist stand, bleibt damit offen. 

Line Up

Jeff Scott Soto - Gesang
Derek Sherinian - Keyboards/Orgel/Synthesizer
Mike Portnoy - Schlagzeug & Gesang
Billy Sheehan - Bass
Ron 'Bumblefoot' Thal - Gitarre & Gesang

Symphonie Orchester aus Plodiv

Bewertung

1

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