Skunk Anansie melden viele, viele Jahre nach ihrem letzten Album mit einer neuen Veröffentlichung namens The Painful Truth zurück. Begleitet wird das ganze durch eine ausgedehnte Tour seit Februar diesen Jahres. Außerhalb des Tourplans traten sie exklusiv bei stars@ndr2 Songs & Stories in Hannover im Rahmen eines kleinen, intimen, exklusiven Konzerts für NDR2 Hörer im Kleinen Sendesaal des NDR Konzerthauses am Maschsee auf und erzählten zwischen den Songs etwas zur Musik. Dazu an anderer Stelle mehr.
Als MTV und VIVA bzw. VIVA2 in den 1990ern und 2000ern noch die bestimmenden Musikvermarktungsplattformen waren, gehörten Skunk Anansie zu den Acts mit viel Airplay. Sicherlich zurecht. Denn das Charisma der Sängerin Skin war sehr groß und sie hatte die Aura einer Grace Jones in der damaligen Gegenwart. Geheimnisvoll, mal durchdringend, mal zerrbrechlich. Unbenommen hat sie auch heute noch diese Präsenz. Musikalisch war die Band erstmal von 1994 bis 2001 aktiv. Dann erfolgte die Auflösung und die Bandmitglieder kümmerten sich um eigene Dinge. 2009 erfolgte die Wiedervereinigung mit Alben in den Jahren 2010, 2012 und 2016.
Persönlich war ich nie zum Fan geworden, respektierte sie jedoch. Hedonism, Weak und Follow Me Down sind bis heute Evergreens. Und vom Radar verschwunden war die Band auch für mich nicht, denn Gitarrist Ace bekam von einem amerikanischen Gitarrenhersteller, von dem ich auch vier Instrumente habe, ein Signature Model, was - wenn auch in der seinerzeit Südkorea hergestellten Reihe Student Edition - exklusiv nur für den europäischen Markt in einer überschaubaren Stückzahl produziert wurde. Auch trat Ace als Profitester der Bodentreter (Effektpedale) dieses Herstellers auf. Das alles führte jedoch nicht dazu, das ich aktiv Skunk Anansie hörte. Das passierte er jetzt mit The Painful Truth. Erstmalig hörte ich ein komplettes Skunk Anansie Album. Gefällt es mir? Ja. Es brauchte aber ein paar Anläufe. Skunk Anansie schafften ihren Einbruch mit den langsamen, Elektronummern Shame und My Greatest Moment. Fell In Love gehört dazu. Und Meltdown, bei dem Skin lediglich eine Pianobegleitung hat. This Is Not Your Life entwickelt auch seinen Reiz. Die rockigeren Nummern wirken erfrischend roh, sind eher punkrockig, haben catchy Refrains (Cheers), oder mischen auch mal Reggae-Grooves in den Strophen mit Punkrock im Refrain (Shoulda Been You), das weckt Erinnerungen an The Police und die ein oder andere Beatsteaks Nummer. Der Opener An Artist Is An Artist geht gleich nach vorne, dominiert von Schlagzeug und Bass sowie Skins energetischem Gesang, Ace steuert punktuell Singlenotes bei, im Refrain mal einen Akkord. Es versprüht ein wenig die Hektik von The Hives Songs, unterstreicht aber auch perfekt das wütende Statement An Artist is an Artist mit dem Appell Go figure it out!
Auch 31 Jahre nach ihrer Gründung sind Skunk Anansie kreativ und kraftvoll. Auch wenn - mein Eindruck - der Anteil an Elektronummern überwiegt und nicht mehr der Alternative Rock der 1990er, aber abseits des Elektrosounds dafür relativ roh gehaltener Punkrock getönt wird, spricht das für eine Band, die vor allen Dingen die Musik schreibt, die ihr selbst in dem jeweiligen Momet gefällt. Auch wenn Skins Stimme der rote Faden ist: Auf Nummer sicher gehen kann jeder. Und das tun Skunk Anansie nicht.