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DANEFAE kommen aus Dänemark. 2022 debütierten sie mit dem Album "Tro" in ihrer Heimat und ernteten Aufmerksamkeit und traten auf. Nun, 2025, veröffentlichen sie ihr zweites Album, sich treu bleibend in ihrer Muttersprache. Wo ist Axel B. mit seiner DEU-DNK Sprachkompetenz? 

Axel B., dazumals Sänger der aufstrebenden Metal-Formation VICTIM Anfang der 1990er, zog wie alle anderen Mitglieder ein bandloses Dasein vor - dafür regelmäßig Einkommen erzielend. Nach akademischer Ausbildung lehrte ihn der gewählte Beruf auch die Sprache Dänisch. Ich kann leider mit der Sprachkompetenz nicht dienen. Daher muss für ein paar Dinge ein möglicherweise unzureichender computergestützter Übersetzer seinen Frondienst feilbieten - und mit den Übersetzungsvorschlägen für fragendendes Stirnrunzeln sorgen. Aber was fällt der Band auch ein, dänisch zu singen?

Füttert man die Maske des Übersetzers mit Bandnamen, Albumtitel sowie der Tracklist, so werden nachfolgenden Dinge auf deutsch angeboten:
Dänisches Vieh - Komfort
01 Der Vogelkönig
02 Die Vetter
03 Nachtschwärme
04 Wassergefegt [Oder müsste es 'deformiert' heißen (dän.: vanskabt)?]
05 P. S. Vater ist tot
06 Komfort
07 Blind
08 Lied der Hoffnung

Der Albumtitel "Trøst" wird in der beiligenden engl. Biographie mit 'Comfort' übersetzt, und es wird auf den engl. Begriff 'Solace' verwiesen. Trost. Ist doch einfach. 'Natsværmer' bedeutet Motte. Wer weiß also, was der Bandname wirklich ausdrücken soll? 
Durch die dänische Musikerin TINA DICO bin ich dänischen Gesangsvortrag grundsätzlich gewohnt, auch wenn sie den bedeutenden Großteil ihrer Songs auf englisch vorträgt. Aber die Wirkung bei ihrer Singer-Songwriter-Attitüde ist leicht anders als nun bei DAEFAE. Es erscheint nicht ungewöhnlich. 
 
DANEFAEs Gesang klingt bei manchen Liedern aufgrund Rhythmik sowie Intervallen phonetisch wie Koreanisch, bei anderen Liedern wie rückwärts abgespielt. Genug mit der Humoreske! Wir können uns ausmalen, wie unsere Sprache außerhalb des deutschsprachigen Raumes für andere in den Ohren klingelt. Und es brrrraucht nicht mal RAMMSTEIN zu sein. 

Anne Olesons Stimme erscheint zart, jedoch nicht schwach. Sie singt immer clean. Ihre Stimmfarbe passt in einen puristischen Singer-Songwriter Kontext - siehe TINA DICO. Sie bietet damit einen interessanten Kontrast mit ihrer Melodie zur Polyrhythmik zwischen Schlagzeug, Bass und Gitarre, und auch die Arbeit in den tiefen Frequenzen der Saiteninstrumente. 
Der Bandsound ist eigen, keine Kopie anderer Vertreter dieses Genres mit Sängerinen (z. B. VUUR, JINJER). Die Lieder Fuglekongen und Natsværmer sind dazu gute Beispiele. Zarter Antritt und kräftiger Abmarsch. Im Zusammenhang zu Natsværmer sei auch auf den YouTube-Kanal der Band verwiesen. Jener ist zwar noch recht übersichtlich, jedoch ist eine eine akustische Version Natsværmers mit Gesang, Gitarre und Bass abgelegt worden, die auch schön anzuhören ist.
Das Albumtitel stiftende Trøst ist das einzige Instrumental unter den acht Liedern: Mit zwei Minuten kurz, beinahe wie ein Interlude, cleane Gitarrenmelodie (unter Hall und Echo), Bassbegleitung und ein paar Soundeffekte, die einen in der Vorstellung an eine windige Küste verlagern.
P.S. Far Er Død ist für die Band metaphorich wir die das Bezwingen eines Berges. Sie hatten die Absicht zu einem langen und inhaltlich sowie musikalisch aufwändigen Stück. Dazu gesellte sich der Anspruch, es authentisch und persönlich zu gestalten, da es den Tod behandelt. Das ist wirklich ein klasse Opus Maximus geworden.
Das Lied Vætter ist teilweise in altdänisch getextet worden. Hierbei unterstützte der Sprachwissenschaftler Simon Skovgaard Boeck. Inhaltlich behandelt es, so die Bandbiographie, die menschliche Psyche mit ihrer Angst vor dem Unbekannten und verbindet damit Vergangenheit und Gegenwart: Das Dänemark des 19. Jahrhunderts war von weitverbreitetem Aberglauben geprägt und genährt durch ständige Angst vor Fremdem. Bis in die Gegenwart führt das auch zur Fremdenfeindlichkeit. 
Bis auf Trøst tragen die anderen Kompositionen typische Merkmale zeitgemäßen Progressive Metals: Den Einsatz von extended Range Gitarren (sieben- oder achtsaitig), Polyrhythmik, Tempiwechsel von ganzen Noten zu Stakkati, Spannungsbögen. Dazu Chorgesang, Klaviereinsatz usw. 

Möglicherweise ist das klangliche Bild, was DANEFAE malt, mit der Bandgeschichte erklärbar und begründed. Dänisch als Sprache begrenzt den Absatzmarkt auf Dänemark und Grönland (noch ;-)), obwohl eine üblicherweise lyrisch verwendete Fremdsprache in der populären Musik die Reichweite sofort auf andere Säulen stellt. Die gelobte Internationalität. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist die englische Sprachkompetenz - wie in allen skandinavischen Staaten - gut in der Band ausgeprägt. Dennoch: Wir haben ja selbst auch Bands in Deutschland (mit internationalem Erfolg), die entweder schon immer deutsch sangen (z. B. RAMMSTEIN) oder von englisch auf deutsch wechselten (z. B. DONOTS). Denn Musik kann, trotz sprachlichem Hemmnis, den Weg trotzdem ins Herz finden und dort Wurzeln schlagen. Und wenn das bei DANEFAE nicht passiert, dann muss irgendwas kaputt sein. Und Besonderheiten machen ja auch attraktiv. 

DANEFAE startete als Sologeschichte Anne Olesens im Jahr 2017. Alle späteren Bandmitglieder begannen ihr Studium am Musikkonservatorium. Im Vordergrund standen dort Jazz- und Popmusik. Aber wie es so ist: Anhänger von Rock und Progressive Metal scheinen sich in einem solchen Umfeld irgendwie zu erkennen und zusammenzufinden. Und so wurde aus einem Soloprojekt eine Band. Die Texte sind inspiriert durch Naturerlebnisse und Natur, der dänischen Sprache, Heimatsagen/Mythen und Volkslieder. So wurde die dänische Phonetik ein zentraler Punkt in der Vertonung. Und - unbestritten - sorgt die Verbindung aus Progessive Metal, oder überhaupt progessiver Musik, und skandinavischer Musiktradition nebst Lyrics für ein Alleinstellungsmerkmal. Besonderheiten machen attraktiv. Das Bemusterungsmaterial umfasste keine Songtexte, somit bleibt spekulativ, ob die Band in einem Booklet neben dem Dänischen auch eine englische Übersetzung anbietet, um zumindest allen nicht sprachbefähigten Hörern ein Textverständnis zu ermöglichen. 

Liebe auf den ersten Blick war "Trøst" nicht. Ein paar Durchläufe sollte man sich gönnen, bis großer Gefallen am Album entsteht. Und es hält im Bann. Und keine Angst davor haben, dass man nichts von den Texten versteht. Man muss sich nur der Weise eines Philosophen aus Emden erinnern: 'Dänen lügen nicht'.

Mit der VÖ des Albums einhergehend treten DANEFAE viermal auf:

01.02.25 - Studenterhuset, Aalborg (DK)
14.02.25 - HeadQuarters, Aarhus (DK)
22.02.25 - Studenterhuset, København (DK)
28.02.25 - Frølageret, Odense (DK)






Kategorie

V.Ö.

31. Januar 2025

Label

Danefae

Spielzeit

45:24 min

Tracklist

01 Fuglekongen
02 Vætter
03 Natsværmer
04 Vandskabt
05 P.S. Far Er Død
06 Trøst
07 Blind
08 Sang Om Håb

Line Up

Anne Olesen - Gesang, Klavier
Anders Mogensen - Gitarre
Carl Emil Tofte Jensen - Bass
Jonas Agerskov - Schlagzeug

Gastmusiker
Anders Øster - Keyboard [bei Natsværmer]
Signe Laugesen - Gesang [bei Vætter und Vandskabt)
Andrea Hindkjær Andersen -  Gesang (bei Vætter und Vandskabt)
Andreas Dahl-Blumenberg - Gesang [bei P.S. Far Er Død]
Ole Olesen - Gesang [bei P.S. Far Er Død]

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