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Wenn man denkt, dass Progressive Metal mal wieder ein wenig erweitert wird, scheint Ilja John Lappin nicht weit entfernt. Der Wahlberliner ist sonst Bassist und Sänger der wunderbaren THE HIRSCH EFFEKT und präsentiert uns mit „Egomessiah“ nun seine ganz eigene Vorstellung und Dimension von genreunabhängiger, metallischer Musik. Und dieses Linsenkonstrukt schafft es dabei sowohl Brechungen als auch Brennpunkte zu erzeugen, was letztlich genau eines bewirkt: Lust auf mehr.

Dabei verschreibt sich Lappin mit seinem Konzeptalbum intensiv dem Spannungsfeld zwischen Selbstaufgabe und Selbsterhöhung, um in diesem zerstörerischen Prozess des eigenen Egos herauszufinden, was denn eigentlich am Ende übrigbleibt.
Die Komplexität, Zerrissenheit und Ambivalenz, die diesem Prozess unterliegen, lässt sich durch das ganze Album fühlen. So gibt es neben den härteren Metal-Anteilen auch immer wieder fast elysisch anmutende, atmosphärische Passagen. Man wird während der Songs häufig durch unerwartete Momente überrascht, und auch rhythmisch wird hier Anspruchsvolles geboten.
Trotz aller Vielfalt hat man stets das Gefühl, dass die Zahnräder perfekt ineinandergreifen. Der erzählerische rote Faden, der sich durch das ganze Werk zieht, wird durch die in einigen Songs angelegten Übergänge zusätzlich unterstrichen. Diese „Transitions“ markieren Wendepunkte innerhalb des Prozesses und machen die Dramaturgie erst richtig stimmig – so nimmt das Album den Hörer noch intensiver mit auf diese wahnsinnige Reise.

Dabei muss man anmerken, dass es mit sehr viel Härte beginnt: „Lapse“ und „Violetor“ legen wuchtig vor. Nach dem grandiosen „Used Future“, der letzten Singleauskopplung, schlägt das Album plötzlich eine hoffnungsvollere, melodisch-ruhige Richtung ein („Counterfate“ & „Serene Day“), bis ein sehr elektronisch geprägter Übergang („Lonefall“, „Transition“) schließlich in „Stigmatizer“ noch einmal alles wegnietet, was nicht niet- und nagelfest ist. Doch damit ist noch längst nicht Schluss: Danach schimmert Hoffnung und Licht am Ende des Tunnels auf. „Lesser Lights“ zeigt eine völlig andere Seite von PINHEAD – und auch von Lappin selbst –, denn dieser kathartisch anmutende Abschluss von „Egomessiah“ entlässt auch uns ein Stück weit befreit.

Insgesamt muss man sagen, dass PINHEAD bzw. Ilja John Lappin ein anspruchsvolles, in sich geschlossenes, mehr als progressives Album geschaffen hat. „Egomessiah“ ist eine musikalische Achterbahnfahrt, die fordert, packt und letztlich eine fast schon kathartische Entladung bietet – ein Muss für Fans von anspruchsvollen Metal-Konzeptalben. Ist es ein Album für nebenbei? Nein. Ist es ein Album für Prog-Metal-Einsteiger? Auch nein. Ist es ein Fest für Fans des Genres? Absolut.

Wer das Ganze live erleben möchte, kann das selbstverständlich auch tun. Neben Ilja John Lappin (THE HIRSCH EFFEKT) werden Florian Fleischer (DEINE COUSINE) an der Gitarre, Marc „Moorbius“ Andrejkovitz am Bass und Simon Schröder (OOMPH, CYPECORE) am Schlagzeug auf der Bühne sein. Und wer bereit ist für dieses intensive Live-Erlebnis, sollte sich die folgenden Termine vormerken – sie sind etwas für Kurzentschlossene:

30.01.25 Hamburg, Logo
31.01.25 Hannover, Subkultur
01.02.25 Berlin, Badehaus

Mit diesen Auftritten wird „Egomessiah“ zweifellos auch live seine ganze Wucht und Vielschichtigkeit entfalten.

Kategorie

V.Ö.

31. Januar 2025

Label

NoCut

Spielzeit

65:02

Tracklist

01 Lapse
02 Violetor
03 Absurdist
04 In Recent Times
05 I I I
06 Used Future
07 Counterfate
08 Serene Day
09 Lonefall
10 Transition
11 Stigmatizer
12 Lesser Lights

Line Up

Ilja John Lappin

Bewertung

1

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