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Sieges Even


Mit „The Art Of Navigating By The Stars” veröffentlichen die Progressive (Metaller) Sieges Even ihr „Reunionwerk“ nach 8 langen Jahren. Wieder mit an Bord ist Ur-Gitarrist Markus Steffen, der die Band Anfang der 90er nach 3 gemeinsamen Alben verließ.

Neu ist Sänger Arno Menses, im übrigen bisher der beste Sieges Even Vokalist, der mit seiner eher sanften, ausdrucksstarken Stimme einen Großteil an der Eingängigkeit des doch wesentlich leichter nachvollziehbaren neuen Materials zu verantworten hat. Zunächst hieß es, dass mich Arno anrufen würde. Am Telefon hatte ich dann jedoch Schlagzeuger Alex Holzwarth.

Die letzte Scheibe „Uneven“ erschien bereits vor 8 Jahren. Was passierte in der Zwischenzeit?

Letztendlich mussten wir alles neu ordnen. Wir waren länger auf Sängersuche, haben verschiedene Bandnamen gehabt, verschiedene Projekte gemacht und das alles immer mit dem gleichen Kern: Markus Steffen als Gitarrist, mein Bruder Olli am Bass und ich als Schlagzeuger. Wir haben immer Songs geschrieben, das waren verschiedene Projekte unter verschiedenen Namen. Einmal hießen wir Lookingglassself, dann Val'Paraiso mit dem Andre Matos als Sänger, der dann aber anderweitig zu viele andere Projekte am Start gehabt hat. Wir haben allerdings auch schnell gemerkt, dass die Musik, die wir in dieser Zeit geschrieben haben doch sehr nach den alten Sieges Even klang. Da haben wir uns gedacht, dass wir uns auch ruhig wieder so nennen sollten, ohne uns verstellen zu müssen. Darauf haben wir auch einen Super Sänger gefunden, das war eben der Arno Menses.

Markus war auch die ganze Zeit dabei? Er war doch damals nach der „A Sense Of Change“-Scheibe ausgestiegen.

Wir haben ja mit einem komplett anderen Line-Up die „Sophisticated“ und die „Uneven“ gemacht, mit Wolfgang Zenk (Gitarre) und Greg Keller (Gesang). Eigentlich hätten wir uns zu dieser Dekade umbenennen sollen, da es ja eigentlich ne ganz andere Band war, was wir damals aber nicht machten. Mittlerweile werden wir immer wieder gefragt, ob wir auch aus diesem Zeitraum Songs live spielen. Das wollen wir aber nicht machen, da es ja damals eigentlich ne andere Band war.

Diese beiden Alben gingen ja ganz schön hart zur Sache mit Anklängen an das Debut und, wie ich finde, Einflüssen von typischen Prog Metabands ala Dream Theater.

Tja, wir dachten uns damals, dass wir einfach nur lange genug zusammen arbeiten müsste, um so eine typische Magie zu entwickeln. Wir kannten das davor ja auch gar nicht anders. Mit Markus waren wir sozusagen ne College- oder Schülerband und spielten schon Ewigkeiten zusammen. Wir haben uns gedacht, egal welchen Gitarristen wir jetzt nehmen, es wird wieder so wie vorher. Wir arbeiteten 5 Jahre zusammen und es ist leider nicht so geworden. Was Du angesprochen hattest mit dem anderen Stil: klar, wenn Du einen anderen Gitarristen in der band hast, prägt das den Bandsound. Wolfgang stand auf die härteren Sachen, teilweise auch auf Mainstreamzeug, was sich in unserem derzeitigen Sound dann natürlich auch wieder findet. Nach Uneven haben wir uns dann ja abgesplittet, bzw. getrennt, diese Dekade hatte sich somit erledigt. Wir haben dann gleich Markus angerufen, uns war einfach danach. Wir haben versucht das ganze wieder zu starten, aber das ganze ohne diesen Hintergrund, wir wollten ganz einfach nur zusammen wieder Musik machen. Wir hatten keinen Deal und mussten bei Null wieder anfangen. Das taten wir übrigens mit Akustikgitarren und sehr ruhigen Stücken. So hat sich das dann entwickelt und einfach ein paar Jahre gebraucht.

Wo siehst Du denn die Unterschiede zu eurem ganz alten Material. Dass bei den letzten Scheiben eine „andere Band“ gespielt hat, hast Du ja erwähnt. Aber wo siehst du die Unterschiede zu „Steps“ bzw. „A Sense Of Change“?

Sagen wir mal so: „Navigating…“ ist für uns ein kompletter Neustart. Man sagt zwar manchmal: das ist jetzt ne Reunion oder so… Für uns ist es das aber nicht. Mit Markus arbeiten wir sehr lange zusammen. Da waren nun 5 Jahre dazwischen, wo jeder seine eigenen Wege gegangen ist, was aber wahrscheinlich ganz gut war. Es ist aber wie gesagt ein Neustart, du kannst es überhaupt nicht mit dem alten Zeug vergleichen (so krass würde ich es nicht sehen – BW). Manche mögen sagen: das klingt ein bisschen nach „A Sense Of Change“. Dem kann ich auch etwas beipflichten, denn letztendlich sind wir halt diese Typen oder Charaktere, die diese Art von Musik fabrizieren. Es gibt da Unterschiede. Sieges Even ist Sieges Even, aber letztendlich der Arno, der neue Sänger, hat am meisten dazu beigetragen, dass diese Scheibe so anders klingt. Mit ihm haben wir sehr, sehr viele Sachen anders bzw. besser gemacht, da er die ganzen Vocallines schreibt und diese ganzen Harmonien. Es ist für den Hörer viel leichter, dem ganzen zu folgen. Arno ist ein Wahnsinns- Glücksgriff gewesen von der Person her, wie auch von der Performance. Er ist auch ein unbeschriebenes Blatt, was sehr, sehr wichtig ist. Hätten wir Andre Matos gehabt, hätte jeder immer verglichen mit Angra, Shamaan und hätte das ganze nie ernst genommen.

Auf „Navigating“ sind ja kaum noch harte Gitarren. Würdest du da überhaupt noch von Metal reden?

Ich würd`s jetzt nicht als Metal bezeichnen… Wir sind halt in dieser Ecke drin, sind auch sehr froh, dass die Kritiken alle sehr gut sind, aber letztendlich ist es für mich Progrock oder wie immer du das bezeichnen möchtest. Wie gesagt, wir haben mit Akustikgitarren angefangen und es hat sich jetzt so entwickelt. Aber man weiß ja nicht, wie die nächste Scheibe sich anhören wird. Ich glaube nicht, dass es Metal sein wird… es wird eher so eine rockige Sache sein… aber Rock klingt für mich auch schon wieder so altmodisch. Ich denke, dass es eine ganz moderne Sache ist. Wir werden mit den neuen Songs versuchen, ein bisschen knackiger zu werden.

Auf einer Internetseite las ich eine passende Kritik über das Album. Der Schreiber befand, dass die Musik zwar kein Metal ist, man aber durchaus spüren könnte, dass die Band ganz klar aus dem Metalbereich komme.

Mit Metal kann man auch was anderes verbinden. Das sind nicht nur verzerrte Gitarren. Das ist zum Beispiel das, was ich bei vielen Bands bemängele. Die haben zwar das Metal Soundgewand, aber da kommt einfach die Energie nicht rüber, die man live von beispielsweise Slayer kennt. Das ist vielleicht das, was die Leute bei uns verstehen. Wir versuchen schon diese Energie rüberzubringen. Wir versuchen auf der Bühne da nicht introvertiert umeinander zu stehen, sondern die Songs, die ja auch sehr starke Emotionen haben, dem Zuhörer nahe zu legen. Das ist vielleicht das, warum wir dann auch verzerrte Gitarren haben. Das ist auch das, was ich gemeint habe mit knackigerem Songwriting. Wir wollen es schaffen, dem Zuhörer die Message direkt rüberzubringen. Ich hoffe, dass uns das in Zukunft noch besser gelingt.

“The Art Of Navigating By The Stars” ist ein Konzeptalbum. Worum geht es in den Texten, die ja alle aus der Feder von Gitarrist Markus stammen?
Das schöne an Texten oder Konzepten ist, dass man sich als Hörer oder Leser selber sehr viel hinein interpretieren kann. Ich kann das Konzept auch nur ganz grob beschreiben. Man kann sagen, dass es im Großen und Ganzen schon um das Leben geht und eben welchen Pfad man beschreiten möchte, ob man diese eingetretenen Pfade nimmt, z.B. Beamtentum, macht `ne Lehre, macht einen Job das ganze Leben lang, oder man versucht ganz was neues wie z.B. der Musiker. Es ist ja auch nicht eben leicht da zu überleben, bzw. sich da alles leisten zu können. Und diese Entscheidung zu treffen ruft ja auch so `ne gewisse innere Zerrissenheit hervor und um diese Gefühle und solche Sachen geht es in den Texten. Was wir diesmal auch geschafft haben ist, dass das Cover zum ersten Mal was mit den Texten zu tun hat. Das Baby symbolisiert den Neuanfang, diese Strings und dieses Kreuz von dieser Marionette stellen die eingetretenen Pfade dar. Das Baby löst sich davon, was ich gut finde.
Euer Sänger Arno war eigentlich Schlagzeuger, habe ich gehört.
Arno war seit dem ersten Album Sieges Even Fan. Sein Traum war damals wohl, hat er uns neulich erzählt, dass er irgendwann mal Sieges Even Drummer werden könnte. Dann hat er irgendwann gesagt: „Den Alex kann man schlecht ersetzen,“ was ich jetzt wiederum gut finde, haha. Darauf hat er immer Backings in anderen Bands gesungen und dabei gemerkt, dass er `ne gute Stimme hat. Dann hat er ein Stück gesungen, aufgenommen und uns geschickt, sich beworben und ist somit jetzt Sänger bei uns geworden. Dieser Zufall auch,und das macht das ganze so spannend, dass sich Arno von Produkt zu Produkt, was wir mit ihm aufnehmen, so steigert, das ist klasse. Die nächste Scheibe, die wir mit ihm aufnehmen, wird bestimmt gesangsmäßig noch viel besser. Dann hoffen wir alle nur, dass er bei uns bleibt.
Er kommt aus Rotterdam. Wie ist er überhaupt auf euch gestoßen?
Wie ich schon erwähnt habe, er war schon immer Sieges Even Fan, hat unsere Homepage beobachtet, wollte immer wissen, welche Neuigkeiten es da gibt. Dann hat er mitbekommen, dass wir mit Andrè Demos aufgenommen haben, die konnte man alle bei uns runterladen. Er fand allerdings, dass er das viele besser machen könnte als Andrè. Dann hat er uns ein Demo mit irgend einer Kansas Nummer geschickt mit ganz vielen Chören und das hat uns gleich eine Gänsehaut beschert. Wir haben ihn eingeladen, um gleich ein Demo zu besingen. Arno ist jetzt auch schon länger dabei. Diese ganze Dekade unter dem Bandnamen Val’Paraiso. Wir hatten ja versucht unter einem anderen Bandnamen zu starten, stellten dann aber irgendwann fest, dass es sich doch komplett nach Sieges Even anhörte, so dass wir den Namen wieder wechselten.
Wo trefft Ihr euch zum Proben? In München?
Das kommt darauf an. Wir haben in Holland auf einem Progfestival gespielt, wo wir uns den Abend vorher in Rotterdam zum Proben getroffen haben. Ansonsten treffen wir uns auch mal bei mir zu Haus im Keller. Aber zu viel Proben killt ein bisschen das Spaßelement, die Frische. Wir proben deshalb doch eher selten. Markus zieht demnächst auch nach Wien, was aber in diesen Zeiten, in denen man sich Songs über das Internet zuschicken kann und dann alleine weiter daran arbeiten kann, nicht weiter tragisch ist.
Was können wir von Sieges Even live erwarten?
Wir werden jetzt anfangen live zu spielen. Die Tour startet in Griechenland am 3. und 4. Dezember, dann geht’s nach Moskau am 12. Dezember. Dann, wie es ausschaut ab 27. Dezember `ne Tour Deutschland – Europa mit ner anderen InsideOut Band. Das wird gerade gebucht.
Welche Songs spielt Ihr?
Wie es aussieht, einen guten Querschnitt. „Navigating…“ werden wir wohl komplett spielen, wie es ausschaut. Ein Mammutwerk von einer alten Scheibe wird wohl auch dabei sein. Von den ganz alten Sachen vielleicht ein Stück., „Tangerine…“ von der Steps werden wir wahrscheinlich spielen, haben wir ja auch schon gespielt. Arno der kann ja auch einfach alles, auch von den ganz alten Sachen.
Die letzten beiden Scheiben spart ihr aber aus, oder was?
Wie gesagt, das würde für uns dann wie ne Coverband klingen und das wäre für keinen von uns ein Spaß. Wenn jemand diesen musikalischen Pfad weiter verfolgen möchte, sollte er sich die neue Band von Wolfgang Zenk sich reinziehen. Das ist 7Four4, da gibt es auch eine Homepage. Die Musik ist jetzt ohne Gesang noch krasser… na ja, jetzt haben wir 2 sehr gute Bands und da kann dann jetzt jeder zufrieden sein.
Danke für das Inti.
Börd Wäsche


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Infos

  • Erstellt am

    31. Oktober 2005
  • Line Up

  • Redakteur

    Bernd Wäsche
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