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Konzerte
Grave Digger, Victory, WarWolf – Hannover Musikzentrum, 05.02.2025
© Thorsten Zwingelberg

Grave Digger, Victory, WarWolf – Hannover Musikzentrum, 05.02.2025

Da krachen die alten Knochen: GRAVE DIGGER laden anlässlich ihres neuen bärenstarken Albums „Bone Collector“ und dem 45. Jubiläum ins Musikzentrum nach Hannover ein. Verstärkung gab es an diesem frostigen Mittwoch von den Veteranen von VICTORY sowie von WARWOLF.
„Der WARWOLF kriegt dich, egal wo du bist!“ versprechen die Kölner im Internet. Und tatsächlich kriegten sie mich heute mit ihrer eingängigen und kraftvollen Version der NWoBHM, die mehr als deutlich an IRON MAIDEN erinnert. Die aus WOLFEN hervorgegangene Truppe hat in den letzten drei Jahren beachtliche drei Alben veröffentlicht und diese auch in ihrer Playlist gebührend beachtet. Mit „Daywalker“ vom Debüt „Necropolis“ ging es gegen 19.30 Uhr amtlich los. Der Titeltrack des Debüts folgte später im Programm ebenfalls. Bei der Ankündigung des Songs „A New Hope“ vom aktuellen „The Final Battle“ Album gab es einige „Brave New World“ Rufe aus dem Publikum, da der Song durchaus als kleiner Bruder von Maidens „Brave New World“ durchgehen kann. Dass die Rheinländer mehr Power als ihre britischen Vorbilder haben, bewiesen sie mit „Blood Ice“. Neben den schnoddrigen Ansagen von Frontmann Andreas von Lipinski sorgte vor allem die Energie der gesamten Band dafür, dass der Funke schnell auf das Publikum übersprang. Leider zeichnete sich bei WARWOLF bereits ab, was den gesamten Abend als Problem bestehen sollte: Der Gesang ging teilweise im sonst guten Sound unter. So oder so, mich hat der Gig jedenfalls dazu bewogen, mir die Alben der Band zuhause nochmal rauszusuchen und anzuhören. Lohnt sich.
Dass VICTORY an diesem Abend auch dabei sind, hatte ich vollkommen verdrängt. Es wurde mir erst klar, als Axeman Herman Frank vor der Halle auftauchte. Obwohl die Wahl-Hannoveraner mit „Circle of Life“ ein aktuelles Album auf dem Markt haben, wurde für die Tour ein „Best Of“ Set angekündigt. Und man darf sagen, dass die Band Wort gehalten hat und ein wirklich grandioses Set abgeliefert hat. Dabei fügten sich die aktuelleren Songs „God of tomorrow“ sowie „Surrender My Heart“ und „Tonight We Rock“ perfekt ins Set ein. Herman Franks vor einigen Jahren runderneuerte Band lief wie ein Uhrwerk und wenn man irgendwo farbige Bandanas am Gürtel tragen durfte, dann hier und heute. Michael Pesin (Git.) und Herman Frank duellierten sich nicht nur mit ihren Äxten, sondern buhlten auch um den Preis des schönsten Cowboystiefels. Malte Burkert war ja die letzte Frischzellenkur bei VICTORY und der Basser sorgte heute mit seinem wummernden Bass für den passenden Herzschlag der Hard Rocker, während Drummer Michael Stein wie ein mechanischer Schmiedehammer auf seine Kessel drosch. Während viele ältere Fans der Band wohl den Zeiten mit Charlie Huhn am Mikro nachtrauern, fand ich den ehemaligen CHATEAU Sänger Jioti immer unglaublich stark und passend für den Sound von VICTORY. Dementsprechend glücklich bin ich auch mit der Arbeit seines Nachfolgers Gianni Pontillo. Der Schweizer erinnerte optisch zwar etwas an einen wenig vertrauenserweckenden Versicherungsvertreter, lieferte Gesanglich aber richtig fett ab und kam durchweg sympathisch rüber. Zumal er sich geschickt aus einem Fettnäpfchen herausmanövrierte, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der von ihm angekündigte Song gar nicht aus den 80ern stammte, sondern aus den 90ern. Schwamm drüber.
Egal ob „Temples of Gold”, „Take the Pace” oder „Standing Like A Rock”, heute passte einfach alles und die Fans vor der Bühne dankten es der Band. Wie bereits bei WARWOLF, war auch VICTORY die Spielfreude zu jeder Sekunde anzusehen und -zuhören. Insofern war nicht nur das abschließende „Check’s In The Mail“ eine grandiose Reise zurück in die 80er und 90er, sondern der gesamte Gig versprühte den Vibe der Jahre, in denen Hard Rock vor allem im Stadion auf die Bühne gebracht wurde.
Zwar ging auch bei VICTORY der Gesang zeitweise etwas unter, doch gerade der wummernde Bass und das knallharte Schlagzeug klangen klasse und trieben das Gitarrenduo Frank-Pesin zu Höchstleistungen an. Herman Frank, der in diesem Jahr sein Rentenalter erreicht, und seine Truppe bewiesen heute, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Eigentlich für mich absolut Headliner-würdig!
Nachdem sich im Hause GRAVE DIGGER in den letzten Jahren die Routine zu sehr eingerichtet hatte, wirkte der Weggang von Axel Ritt und die Verpflichtung von ex-ORDEN OGAN Klampfer Tobias Kersting wie eine ordentliche Ladung Febreze Raumduft: Wie weggefegt war der Teutonic Metal Muff der letzten Jahre und die gesamte Band wirkte unglaublich frisch und spielfreudig. Und auch hier zahlte es sich aus, dass der Bass von Jens Becker ein ordentliches Fundament legte und gut hörbar war, während der neue Mann an der Axt mit Powerstellung und jeder Menge Grimassen begeistern konnte. Dass der Neuzugang trotz aller Eigenständigkeit an die Ära Lulis anknüpfen wollte, zeigte sich auch in der Wahl der Gitarre: Oder hatte Uwe gar keine Iceman? Ich bilde mir ein, er hatte eine.
Zwar hatten sich GRAVE DIGGER, anders als VICTORY, nicht „Old school Set” oder Ähnliches auf das Tourposter geschrieben, die Setlist war aber genau das. Denn außer drei Songs vom aktuellen Album, besann man sich ausschließlich auf Songs aus der Prä-Ritt Ära, was zur Folge hatte, dass lange ungehörte Lieder wieder (oder erstmals) ihren Platz in die Setlist fanden. Natürlich fehlten Pflichtübungen wie „Heavy Metal Breakdown“ oder „Rebellion“ nicht, aber was den Abend besonders machte, waren dann doch Songs wie „The House“, das geniale „Keeper of the Holy Grail“ oder „Dark of the Sun“. Mir zumindest fehlten die üblichen Gassenhauer der letzten Alben heute jedenfalls nicht.
Zwar tobten die Knochensammler nicht gerade über die Bühne, dennoch wirkte die Show trotz aller Routine authentisch, was die etwa 300 Anwesenden im Musikzentrum honorierten.
Als gegen 23 Uhr die Hallenlichter angingen, konnte man für den heutigen Abend nur ein positives Feedback ziehen. Da ich GRAVE DIGGER bereits häufig gesehen habe, hatte ich keine großen Erwartungen hinsichtlich der Playlist, doch die Totengräber haben wohl nicht nur mich positiv überrascht, zeigten sie sich doch in Höchstform. Und das ist für alle beteiligten Bands des Abends wahr. VICTORY waren mit einer Woche Abstand für mich vielleicht sogar die stärkste Band des Billings, aber insgesamt lieferten alle drei Kapellen an diesem Mittwoch ordentlich ab, so dass die Zeit wie im Fluge verging und der Abend von Anfang bis Ende absolut gelungen war.
 
05. Februar 2025

Grave Digger TOUR


Headliner
Grave Digger
Line Up
Setlist Grave Digger 05-02-2025
Kingdom of Skulls
The Grave Dancer
Under My Flag
The House
Valhalla
Keeper of the Holy Grail
Dark of the Sun
The Curse of Jacques
Shadows of a Moonless Night
The Roundtable
Excalibur
The Devils Serenade
Back to the Roots
Rebellion
------------
Scotland United
Killing is my Pleasure
Heavy Metal Breakdown

Setlist Victory
Rock the neighbours
God of tomorrow
Standing Like A Rock
Speak up
Feel the Fire
Surrender my Heart
Temples of Gold
Tonight We Rock
Power Strikes the Earth
Are you ready
Take the Pace
On the loose
Check’s in the Mail
 

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