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Konzerte

TESSERACT - War Of Being Tour Part II (UK & Europe)

© Martin Thiem

TESSERACT - War Of Being Tour Part II (UK & Europe)

Im Zuge der Vorlage TESSERACTs "War Of Being"-Touredition zur Plattenkritik informierte die Promoagentur auch über die Tour. Da TESSERACT auch im CAPITOL von Hannover auftreten würden, baten wir um Prüfung eines Besuchs via Gästeliste. Dies wurde nach Rücksprache mit der Tourmanagerin wohlwollend bestätigt. Also ab nach Hannover für einen Abend im Zeichen modernen Progressive Metals/Djents. 
Die Tage vorher hatte ich einen Termin zu einem Essen abgesagt wegen einer Erkältung. Weil das Konzert für mich Priorität hatte und die Hauptattraktion bekanntlich aus Großbritannien kommt, war also Tee die Medizin der Wahl zum Fitwerden. Und es trat auch Gott sei Dank so ein. 

Um 1830 war offizieller Einlass im CAPITOL, ich war etwas früher da, da war kaum was los. Verzugslos kam ich durch die Kontrolle und erhielt an der Abendkasse meine Insignien als Konzertbesucher über Gästeliste (dafür an dieser Stelle meinen großen Dank an Iris von der Promoagentur für das Einholen der Zustimmung bei Tourmanangerin Angela Curiello).

Das CAPITOL füllte sich sehr gemächlich. Bei den ersten Tönen des Openers THE OMNIFIC aus Australien waren vermutlich nicht mehr als 200 Gäste da. Das mag daran liegen, dass die Eintrittskarte 1930 als Beginn auswies. HANNOVER CONCERTS hatte jedoch den Beginn auf ihrer Homepage auf 1900 vorverlegt.
THE OMNIFIC sind ein Trio aus Australien, die instrumentalen Djent spielen. Soweit so gut, bloß mit zwei Bassgitarren und einem Schlagzeug (und Samples vom Band). Ich bin nicht soooo der Liebhaber von Instrumentalmusik im Bereich Rock/Metal, weil es dort oft zum Sologefrickel auf Sportgitarren verkommt. THE OMNIFIC waren durch die Instrumentierung sehr viel interessanter. Das Publikum reagierte zwar nicht über die Maßen euphorisch, ließen sich jedoch vom Groove mitreißen.
Bei THE OMNIFIC zeigte sich pars pro toto für den gesamten Konzertabend sehr deutlich, der - wie auch schon beim WINGENFELDER Konzert an gleicher Stelle - überbetonte Tieffrequenzbereich. Ist es der gleiche Toningenieur, der verantwortlich zeichnet? Mittig hinter der Technikinsel stehend, war der Schalldruckpegel der Bassfrequenzen zu stark und nahm dem Klang Klarheit. Etwas weniger Bass, Leute, besser gerade so, dass man es die tiefen Frequenzen hört - aber nicht um aller Anwendender Organe zu massieren und Zwerch- und Trommelfelle zum Ausflippen zu bringen! Ja, ja, ich mag Musik nur, wenn sie laut ist.
Um 1930 verließen THE OMNIFIC die Bühne, es wurde für den Special Guest NOVELISTS FR umgebaut. Sie kommen aus Frankreich und sind seit 2023 in der aktuellen Besetzung mit Sängerin unterwegs. Ihr Set startete um 1950. Das CAPITOL hatte sich bis dahin weiter gefüllt. Vermutlich, wie eingangs geschrieben, weil nicht alle (zahlenden Gäste) die geänderten Zeiten recherchiert hatten, sondern sich darauf verließen, was auf der Karte stand. Einlass 1830, Beginn 1930...

NOVELISTS FR hatten von 2020-2023 den aus Recklinghausen stammenden Sänger Tobias Rische. Neben dem Wechsel an einer Gitarre im Jahr 2022 von Charles-Henri Teule auf Pierre Danel, bedeutete der Sängerwechsel mitunter die größte Veränderung im Bandsound: Nämlich von männlicher auf weibliche Stimme. Camille Contreras ist die Dame am Mikrophon. Der Band (und Fans) ist sie nicht unbekannt gewesen, weil sie einen Gasteinsatz 2020 im Lied C’est la vie auf dem gleichnamigen Album hatte.
Stilistisch Metalcore mit Djentanteil. Die Stimmfarbe Camille Contreras' war clean und in den Shouts nicht unähnlich einer Maria Brink (IN THIS MOMENT). Zu meiner Begleitung sagte ich in Anbetracht des Outfits (Overknees mit Absatz, Minirock, ärmelloses Oberteil und den zwei Minizöpfen), ihrer Bühnenpräsenz, gesanglichen Performance und Provenienz: Uih, Lady Bug auf Speed! NOVELISTS FR ernteten große Begeisterung, die Lichtshow war stimmungsvoll, die Bühnenshow und natürlich die Musik ebenso. Der Zuspruch des Publikums wirkte auch größer, weil die Anzahl in der Zwischenzeit deutlich angewachsen war. Es war bei weitem nicht so voll wie beim - ausverkauften - WINGENFELDER Konzert im November 2024. Da ich nicht weiß, ob oben die Galerie auch offen war, schätze ich pessimistisch 600 Gäste im Bereich vor der Bühne. Um ca. 2030 beendeten NOVELISTS FR ihr Set. 
Auf der Bühne waren vor dem Bühnenrand breite Podeste (bei TESSERACT nur zu einem zentralen Podest reduziert) aufgebaut gewesen, die die Musiker aller Bands ausgiebig nutzten. Aber nur bei NOVELISTS FR wirkten die Musiker darauf mit der Licht- und Nebelshow wie der Scheinriese von Jim Knopf. Das war ein cooler optischer Effekt.
Der Umbau für den Mainact TESSSERACT dauerte eine halbe Stunde. Bühnenhintergrund war der vierdimensionale Hyperwürfel, der Tesserakt bezeichnet wird, davor mittig das Schlagzeug. Dazu Lichtsäulen/-effekte.
Um 2100 begann das Intro, was dann in Natural Disaster vom aktuellen Album überging. Ein wuchtiger Einstieg ins Set. Amos Williams (Bass) hatte zu dem Zeitpunkt mit einer Kapuze seine langen Haare verdeckt und wirkte im Bühnenlicht wie ein bedrohlicher Kuttenträger. Die beiden Gitarristen Acle Kahney und James Monteith standen überwiegend ortsfest auf der rechten bzw. linken Bühnenseite. Den Platz der Bühne nutzten am meisten Sänger Daniel Tompkins und Amos Williams. Nur Chuck Norris bewegt sich spielend mit einer Schießbude auf der Bühne. Will heißen: Jay Postones thronte hinter seinem Schlagzeug und sorgte für einen sehr präzisen Takt.
Die Setlist (ohne Intro, aber Juno und P3 zusammenfassend) umfasste mit Zugabe 12 Stücke, sechs Lieder stammen vom aktuellen Album "War Of Being" aus dem Jahr 2023 (Natural Disaster, Echoes, Tender, Sacrifice, Legion und War Of Being), vier vom Album "Sonder" aus dem Jahr 2018 (King, Smile, The Arrow, Juno), eineinhalb vom Album "One" aus dem Jahr 2011 (die Zugabe P1 und das Fragment von P3 als Abschluss von Juno am Ende des "offiziellen" Sets) und schließlich eines vom Album "Altered State", 2013 veröffentlicht, nämlich Nocturne.
Alles in allem eine stimmige Zusammenstellung, dass King und Juno dabei sind, ist für mich klar, denn es sind zwei der wichtigsten Kompositionen. Die Darbietung war einwandfrei, Daniel Tompkins Gesangsleistung war sehr gut, er ist in der Lage, trotz aller Bewegung, seine Stimme auch live für die ganze Bandbreite von energischen tiefen Shouts bis zu klaren, hohen Lagen einzusetzen. Den Drummer mal systemisch ausklammernd aufgrund der Eigenheiten eines Schlagzeugs, gefiel mir die Show der Band. Anfangs wirkten besonders die beiden Gitarristen vornehm britisch zurückhaltend (ein Klischee über das Inselvolk, wie ich durch meine regelmäßigen Treffen mit meinen britischen Kollegen weiß), allenfalls mal in den Ausfallschritt gehend oder die Mähne schüttelnd, wurden sie im Verlauf des Konzerts deutlich beweglicher. Amos Williams war da von Anfang an dynamisch auf der Bühne und strahlte unheimliche (Kapuze) Präsenz aus.
Zwischen Juno/P3 und der Zugabe P1 erlaubte die Band dem Publikum eine Pause von 2 min. Der Ausklang von P3 war 2210, P1 setzte die Band um 2212 an, der Schlussakkord erfolgte 2220. Licht an, Bye-bye, Abgang von der Bühne.

Gesamteindruck
Der Schalldruckpegel allgemein war nicht Besorgnis erregend, auch wenn ich froh war, passiven Gehörschutz eingesetzt zu haben. Aber ich bleibe dabei: Weniger Bass aus den Lautsprechern...

TESSERACT hätten durchaus länger spielen können. Nach 70 min waren alle im Publikum warm, jedoch noch nicht ausgepowert. Zwar wurde die Band nach Spielen einer Zugabe nicht ausgebuht, aber beim Mainact sind 120 min inkl. Zugaben etwas mehr Bang for the Buck. 

TESSERACT hätten - wie ihre Vorgruppen - nach dem Konzert den Weg zum Merchstand finden können, um Autogramme zu schreiben oder Smalltalk führen zu können. In Zeiten, in denen Merch und Konzerte den wesentlichen Umsatz stiften für auftretende Künstler, ist der Modus Operandi 'Willst Du gelten, mach' Dich selten!' vielleicht nicht der optimalste. Mit Hinweis auf Quellenschutz erfuhr ich bei Informationsgewinnung der Set-List, dass die Band das einfach nicht macht, sondern sich lieber wörtlich zurückzieht.
Dennoch sorgte die Präsenz sowohl von THE OMNIFIC als auch NOVELISTS FR hinterm Merchstand dafür, dass neue Fans gewonnen wurden und diese sehr glücklich waren über Small Talk, Photos, Autogramme auf Merch.

THE OMNIFIC und NOVELISTS FR (die 2025 ein neues Album in der gegenwärtigen Besetzung veröffentlichen werden) nehme ich auf das Radar. TESSERACT haben mich live auch überzeugt.


Kurzum: Es lohnte sich, in die Landeshauptstadt zu fahren.
 
08. Februar 2025

TESSERACT Tour


Spielzeit
THE OMNIFIC: ca. 30 min, NOVELISTS: ca. 40 min, TESSERACT: ca. 80 min (inkl. Zugabe und ca. 2 min Pause vor dieser))
Line Up
THE OMNIFIC
n/a

NOVELISTS FR
n/a

TESSERACT
01 Intro
02 Natural Disaster
03 Echoes
04 Nocturne
05 Tender
06 Sacrifice
07 King
08 Smile
09 Arrow
10 Legion
11 War Of Being
12 Juno/P3 Outro [P3 = Concealing Fate Part 3 (The Impossible)]
13 P1 [als Zugabe; P1 = Concealing Fate Part 1 (Acceptance)]
 

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