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Heinz Rudolf Kunze – Können Vor Lachen


Mehr als sein halbes Menschenleben steht das Urgestein deutscher Rockmusik nun auf der Bühne und ich habe längst aufgehört seine Alben zu zählen. Mit „Können Vor Lachen“ liegt nach der Werkschau „Werdegang“ und diversen Livealben nun jedenfalls ein neues Studioalbum vor. Und schon der Blick auf das Coverartwork und den Titel lässt erahnen, dass sich das musikalische Feuilleton treu geblieben ist.

In Sachen Melodie erinnert der Einstieg „Halt mich fest“ teilweise fast an Mittelalterbands wie IN EXTREMO & Co und KUNZE zeigt sich extrem wandelbar. Dass textlich zwischen heutiger Pop Musik und HEINZ RUDOLF KUNZE Welten liegen, wird schnell klar, denn der singende Germanist spricht nicht nur aktuelle Themen der Weltgeschichte wie auch des persönlichen Werdegangs an, sondern verpackt sie auch geschickt in die deutsche Sprache, die hörbar mehr zu bieten hat als dumpfe RAMMSTEIN Prosa oder gar die Gossen-Germanistik des Gangsta-Raps. Die Folge ist natürlich auch, dass ein durchschnittlicher Abiturient den Großteil der Verweise und sprachlichen Spielereien nicht mehr verstehen dürfte – von den Abgehängten der RTL2 Generation ganz zu schweigen.
Für alle Welt verständlich dürfte „Igor“ sein. Ein Song, der gleichermaßen aktuell als auch bedrückend ist und den Hörer jedes Mal wieder nachdenklich zurücklässt. Ja, Herr Putin, wie schlafen Sie (und so viele andere Herrscher) eigentlich bei Nacht?
„Trostlosigkeitsallee“ verweist selbst die Biermänner und Meys auf die Plätze: Musikalisch schwelgt man in Erinnerung zwischen Lagerfeuerromantik und Friedensmarsch, während der Text durchaus dazu dient den durchschnittlichen Teilnehmer des Deutsch eA-Kurses in die Verzweiflung zu treiben.
Einer der stärksten Songs des Albums ist für mich – neben „Igor“ – „Der Irrsinn hat System“, welches nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch textlich ins Schwarze trifft.
HEINZ RUDOLF KUNZE beweist mit „Können Vor Lachen“, dass man auch 2023 noch inhaltlich anspruchsvolle deutschsprachige Rockmusik machen kann – auch wenn man damit vielleicht nur noch die alternden Überreste des Bildungsbürgertums erreichen kann. Mich überzeugt „Können Vor Lachen“ auf ganzer Linie.
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