Zurück in die Zukunft!

So könnte die Überschrift für diese Reise in die Vergangenheit lauten, die Kristjan und Sjelvindur mit LILJEVARS BRANN unternehmen.

Frühe Autumnblaze, Paragon Of Beauty, die Phase, in der Bands wie Dornenreich und Empyrium heranreiften und an den Noekk´schen Prog noch nicht zu denken war. Teilweise kommen mir sogar die Vibes der “Calling The Reign”-EP in den Sinn, die Atrocity einst mit Krulles Schwester Yasmin aufnahmen. Alle Vergleiche hinken, denn sie beschreiben eher den zeitlichen Kontext, in den die Musik von LILJEVARS BRANN für mich einzuordnen ist, als den eigentlichen Sound bzw. die Musik. Mit Ausnahme von Autumnblaze und Paragon Of Beauty, denn es handelt sich um Musiker eben jener Bands, die auf “Helja Kor” zu den schwelgerischen Black Metal – Wurzeln ihrer “Sturm und Drang”–Phase zurückkehren, in der in Romantik und Naturmystik eine nicht unerhebliche treibende Kraft waren.

“Helja Kor” umfasst fünf überlange Songs, die zwischen harschem Black Metal und Folk pendeln. Überwiegend agiert das Duo in getragenem und schleppendem Tempo, unterbrochen von gelegentlichen Ausbrüchen und folkigen, cleanen Gitarrenpassagen. Kompositorisch bzw. vom Aufbau scheinen sich die Lieder im Verlauf des Albums etwas anzugleichen, da hätte ich mir gewünscht, dass der hässliche Schwarzmetall-Hund im Sinne der Dramatik und Abwechslung einmal mehr als weniger von der Kette gelassen gelassen worden wäre. Auch stimmlich wechselt Sjelvindur zwischen seinem prägnanten, kehligem Klargesang sowie harschen Black Metal-Vocals und wirkt dabei äußerst intensiv. Kristjan legt mit seinem Schlagzeug einen stimmigen Ryhmusteppich unter die weiten wie tiefen und finsteren Soundlandschaften, durch die das im phänomenalen Artwork von Friederieke Myschik festgehaltene Waldwesen aus Mensch, Insekt und Baum umher schleicht.

“Helja Kor” ist ein Geheimtipp 2024 und heuer mein persönliches Herbstalbum, in dem ich mich verliere, wobei die eisigen, klirrenden Gitarren schon vom nahenden Winter künden.