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Nach 37 Jahren will Christian Logue es nochmal wissen und haut mit „Sign of the Cross“ das dritte Album der einstigen Speed Metal Hoffnungsträger SAVAGE GRACE raus. Laut eigener Aussage handelt es sich dabei um die besten Songs, die er je geschrieben hat.

Jüngst waren ja „Master of Disguise“ (1985) – mit dem ikonischen Motorrad-Cop-Cover – und „After the Fall from Grace“ (1986) wiederveröffentlicht worden. Alben, die bei Speed Metal Fans der 80er Jahre das Blut schneller durch die Bahnen laufen lassen und bis heute Kultstatus genießen. Insofern ist es für eine Band auch immer ein Spiel mit dem Feuer, wenn man nach so vielen Jahren an das eigene Erbe anknüpfen will.
Mit dem in Puerto Rico geborenen, bislang kaum in Erscheinung getretenen Gabriel Colón hat sich Bandkopf Christian auf jeden Fall einen Granatensänger ins Boot geholt. Hier sollte offensichtlich nichts dem Zufall überlassen werden. Und man darf wohl behaupten, dass Logue mit seiner Wahl voll ins Schwarze getroffen hat. Colón vereint in seiner Stimme Halford, Ripper Owens und Ralf Scheepers und kann hörbar allen drei Sängern das Wasser reichen, zumal seine Stimme so variabel ist, dass er problemlos rockigere Nummern wie „Rendevouz“ oder „Stealin‘ My Heart Away“ – welches vom Kollegen Börd sofort abschätzig der Feder von WHITESNAKE Mastermind David Coverdale zugeschrieben wurde – ebenso bravourös meistert wie knallharte Speedgranaten der Marke „Barbarians At The Gates“, „Slave of Desire“ oder „Automoton“. Der RH-Kollege Küper kennt „Barbarians At The Gates“ bereits vom zweiten ROXXCALIBUR Album – offenbar Herrschaftswissen, denn auf meinem "Lords of the NWOBHM" ist der Song nicht enthalten. Sei es drum.
Im titelgebenden „Sign of the Cross“ fließen epische Elemente und kraftvolle Stampfpattern organisch ineinander und dröhnen als tolle Metal Attacke aus den Boxen. Die Single-Auskopplung „Star Crossed Lovers“ ist so gut, dass es tatsächlich eine Tragödie Shakespeareschem Ausmaßes sein würde, wenn SAVAGE GRACE mit diesem Album nicht nochmal so richtig in der Szene einschlagen. Für LP-Freunde endet die Reise nach einer guten Dreiviertelstunde mit „Branded“, dem langsamsten Song der Scheibe. CD-Käufer bekommen mit „Helsinki Nights“ noch eine arschtretende Zugabe präsentiert, die das Album in meinen Ohren erst richtig abrundet.   
Während sich Bandleader Christian Logue als Produzent auf seine jahrzehntelange Erfahrung in der Metal Szene verlassen konnte, gab ex-Kürbiskopf Roland Grapow dem Album den letzten Schliff. Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen, denn der Unterschied im Sound zu den 80er Jahre Alben der Amis ist unüberhörbar. „Sign of the Cross“ hat zweifelsfrei den stärksten Sound der Bandgeschichte und dieser setzt die starken Songs erst so richtig in Szene. Das Album klingt zeitgemäß, aber nicht überproduziert oder zu modern und während die Double Bass die Hosen flattern lässt, sägen die Gitarren durch das Trommelfell und machen den Weg frei für Colóns tolle Stimme.
Wenn Logue im Vorfeld selbstsicher behauptete, dass jeder Song auf diesem Album stark sei, und es keinen einzigen schwachen Track auf dieser Platte gebe, dann möchte man dies zunächst als das typische Promogequatsche abtun. Nach dem Genuss des Albums muss man jedoch zugeben, dass der SAVAGE GRACE Kopf mit dieser Einschätzung gar nicht so falsch liegt. „Sign of the Cross“ ist mehr als ein vorsichtiges Lebenszeichen nach 37 Jahren ohne Album. Es ist ein verdammter Schlag in die Fresse: kraftvoll, eingängig, kompromisslos. JUDAS PRIEST, PRIMAL FEAR, MYSTIC PROPHECY – seid auf der Hut, ein neuer Sherriff ist in der Stadt. Die Platzhirsche der Szene werden es schwer haben, sich gegen dieses melodische Speed Metal Schwergewicht zu behaupten. Absoluter Pflichtkauf!

Kategorie

V.Ö.

05. Mai 2023

Label

Massacre Records

Spielzeit

52:49 Min. (CD), 44:29 Min. (LP)

Tracklist

1. Barbarians At The Gate
2. Automoton
3. Sign Of The Cross
4. Rendezvous
5. Stealin' My Heart Away
6. Slave Of Desire
7. Land Beyond The Walls
8. Star Crossed Lovers
9. Branded
10. Helsinki Nights (Bonus Track)

Line Up

Gabriel Colón - Vocals
Christian Logue - Guitars
Fabio Carito - Bass
Marcus Dotta - Drums (außer Track 1 & 4)

GASTMUSIKER

Griffin McCarthy: Drums bei "Barbarians At The Gate" und "Rendezvous"

Produzent: Christian Logue
Mixing/Mastering: Roland Grapow / Grapow Studios
Cover Design: Daniela Owergoor

Bewertung

1

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