
ENVY OF NONE - Stygian Waves
VÖ: 28. März 2025 • Label Kscope/Edel
ENVY OF NONE, oder auch offiziell EON abgekürzt, ist eine Band, die es seit 2021 gibt. Soweit so gut. Nur wundert es mich als RUSH Fan, dass ich bis dato gar nichts von der Existenz mitbekommen hatte. 3/4 der Band stammt aus Kanada, 1/4 aus den USA. 2022 debütierte man mit dem Album "Envy Of None", 2023 folgte die EP "That Was Then". Und nun ist "Stygian Waves" fertig für die Hörer.
Alex Lifeson ist weltberühmt geworden als der Gitarrist der kanadischen Progressive Rock Band RUSH. RUSH lösten sich 2018 offiziell auf. 2020 mit dem Tod ihres Texters und Schlagzeugers Neil Peart (der tragischer Weise selbst erhebliche Schicksalsschläge erlitt mit dem Unfalltod der Tocher 1997 und dem Krebstod seiner Frau 1998. Seine zweite Frau und die gemeinsame Tochter überlebten ihn) wurden Hoffnungen auf eine Reunion begraben. Die überlebenden RUSH-Mitglieder Alex Lifeson und Geddy Lee treten hier und da gemeinsam auf Bühnen auf, aber RUSH wird nie wieder etwas neues veröffentlichen. Ich entdeckte RUSH mit dem Album "Test For Echo" (1996) für mich. Geddy Lees Stimme ist schon etwas spezieller, gerade früher, bei den späten RUSH war sie in angenehmeren Lagen. Die Songs waren alle stark. Und es war immer eine Band. Und keine als Band bezeichnete Einrichtung, auf der sich herausragende Musiker gegenseitig und Hörern und Zuschauern ihre ebenso herausragenden Fähigkeiten orgiastisch präsentieren. Natürlich hatte ich mal von den Soloprojekten Lifesons mit seinem Sohn gehört, aber mich nicht dafür weiter interessiert.
Insofern waren die beiden Köder Label "Kscope" und Bandmitglied "Alex Lifeson" gut ausgelegt, um mich an den Haken zu kriegen in den stygischen Wogen.
Stygische Wogen? Will man da drin sein? Die Styx, also der berühmte Fluss der Unterwelt in der hellenistischen Mythologie, die den Übergang bildet zwischen dem Reich der Lebenden und der Totenwelt (Hades)? Wenn man drin badet/gebadet wird, wird man untersterblich (oder fast, lieber Achilleus) oder wenn man das Wasser der Styx trinkt, vergiftet (Alexander der Große).
Insofern waren die beiden Köder Label "Kscope" und Bandmitglied "Alex Lifeson" gut ausgelegt, um mich an den Haken zu kriegen in den stygischen Wogen.
Stygische Wogen? Will man da drin sein? Die Styx, also der berühmte Fluss der Unterwelt in der hellenistischen Mythologie, die den Übergang bildet zwischen dem Reich der Lebenden und der Totenwelt (Hades)? Wenn man drin badet/gebadet wird, wird man untersterblich (oder fast, lieber Achilleus) oder wenn man das Wasser der Styx trinkt, vergiftet (Alexander der Große).
Der große römische Dichter Publius Ovidius Naso (ca. 43 v. Chr - ca. 17 n. Chr.), kurz Ovid, erwähnte die stygischen Wogen in seinem 11. Buch seines Hauptwerks Metamorphosen:
"fluctibus erigitur caelumque aequare videtur pontus et inductas aspergine tangere nubes; et modo, cum fulvas ex imo vertit harenas, concolor est illis, Stygia modo nigrior unda, sternitur interdum spumisque sonantibus albet. ipsa quoque his agitur vicibus Trachinia puppis et nunc sublimis veluti de vertice montis despicere in valles imumque Acheronta videtur, nunc, ubi demissam curvum circumstetit aequor, suspicere inferno summum de gurgite caelum."
"fluctibus erigitur caelumque aequare videtur pontus et inductas aspergine tangere nubes; et modo, cum fulvas ex imo vertit harenas, concolor est illis, Stygia modo nigrior unda, sternitur interdum spumisque sonantibus albet. ipsa quoque his agitur vicibus Trachinia puppis et nunc sublimis veluti de vertice montis despicere in valles imumque Acheronta videtur, nunc, ubi demissam curvum circumstetit aequor, suspicere inferno summum de gurgite caelum."
[DEU: "Mächtig erhebt sich im Schwall und bis an den Himmel zu reichen, scheinet das Meer und mit Schaum zu bespritzen die deckenden Wolken;
bald, wenn gelblichen Sand von dem untersten Grund es heraufwühlt, ist es wie jener gefärbt, bald schwärzer als stygische Wogen; manchmal wieder gelegt ist weiß es von zischendem Schaume. Selbst auch wird im Wechsel gejagt die trachinische Barke: Bald, in die Höhe geschnellt, gleichwie vom Gipfel des Berges, scheint sie hinab zu Tal und in Acherons Tiefe zu schauen; bald, wenn niedergesenkt sie stehet umwölbt von der Meerflut, scheint sie zum Himmel empor aus dem untersten Strudel zu blicken."]
Oha, Acheron, Fluss des Leides und Schmerzes. In den Acheron münden die anderen Unterweltflüsse, z. B. die Styx. Synonym für Unterwelt. Oder auch Hölle. Alex Lifeson findet diese Zeilen passend zu den gegenwärtigen Zeiten. Düsternis, Bedrohlichkeit. Nur hat die Styx ja die Ambivalenz mit der Unsterblichkeit (wenn man denn richtig badet oder gebadet wird, lieber hellenistischer Siegfried namens Achielleus bzw. liebe Thetis) und dem Tod (Giftwirkung) und Übergang in das Reich des Todes - zügig, wenn der Fährmann das Fährgeld unter der Zunge fand. Die Seelen ohne Geld musste 100 Jahre am Ufer warten. 100 Jahre keine Ruhe für die betroffenen Seelen...
Ich sprach oben von der Bühne für Egomanen. Das trifft auf ENVY OF NONE überhaupt nicht zu. Alle Mitglieder sind erfahren und mal mehr mal weniger bekannt.
bald, wenn gelblichen Sand von dem untersten Grund es heraufwühlt, ist es wie jener gefärbt, bald schwärzer als stygische Wogen; manchmal wieder gelegt ist weiß es von zischendem Schaume. Selbst auch wird im Wechsel gejagt die trachinische Barke: Bald, in die Höhe geschnellt, gleichwie vom Gipfel des Berges, scheint sie hinab zu Tal und in Acherons Tiefe zu schauen; bald, wenn niedergesenkt sie stehet umwölbt von der Meerflut, scheint sie zum Himmel empor aus dem untersten Strudel zu blicken."]
Oha, Acheron, Fluss des Leides und Schmerzes. In den Acheron münden die anderen Unterweltflüsse, z. B. die Styx. Synonym für Unterwelt. Oder auch Hölle. Alex Lifeson findet diese Zeilen passend zu den gegenwärtigen Zeiten. Düsternis, Bedrohlichkeit. Nur hat die Styx ja die Ambivalenz mit der Unsterblichkeit (wenn man denn richtig badet oder gebadet wird, lieber hellenistischer Siegfried namens Achielleus bzw. liebe Thetis) und dem Tod (Giftwirkung) und Übergang in das Reich des Todes - zügig, wenn der Fährmann das Fährgeld unter der Zunge fand. Die Seelen ohne Geld musste 100 Jahre am Ufer warten. 100 Jahre keine Ruhe für die betroffenen Seelen...
Ich sprach oben von der Bühne für Egomanen. Das trifft auf ENVY OF NONE überhaupt nicht zu. Alle Mitglieder sind erfahren und mal mehr mal weniger bekannt.
Ganz oberflächlich empfinde ich musikalisch-kompositorisch empfinde ich die elf Lieder des Albums absolut diametral zum Albumtitel stehend und dem, was Alex Lifeson dazu einlassend äußert. Black oder Death Metal wären da stilistisch eindeutiger zur Wahl gestanden, um Angststiftendes durch Noten affirmativ zu beschreiben. Hier und da ein paar Ecken und Kanten, aber doch harmonisch und durch den lasziv-geheimnisvoll eher hauchenden Gesangsstils eben überhaupt nicht düster und bedrohlich. Aber, alter Ausbilderspruch auf dem Einzelkämpferlehrgang: Der Teufel ist ein Eichhörnchen.
Der Opener Not Dead Yet startet mit schön dissonanten Intervallen und lässigem Beat, der einsetzende Gesang Maiah Wynnes (mehrstimmig durch Dubbing) assoziiert mit GARBAGE. Diese Assoziation bleibt im Folgetrack The Story erhalten, der schön mit Fuzz-Gitarrenton in das Gehör kriecht. The Story ist auch der einzige Song, bei dem das Gitarrensolo auf Alex Lifeson hindeutet. Under The Stars, Handle With Care,
Raindrops, New Trips, Clouds, The End und alles dazwischen sind kompositorisch allesamt prima. Bei Stygian Waves grüßt ein wenig DEVIN TOWNSEND aus der Inspirationskiste. Dass Alex Lifeson vor allen Dingen so unauffällig mitwirkt finde ich sehr gut, ein Petrucci, ein Tremonti, ein Wylde würden ihren Stil und Ton nicht ausblenden.
Was ich - auch wenn das Werk nach 40 min schon wieder in den nächsten Durchlauf gehen muss - auf Dauer eintönig finde, ist die beinahe durchgängig gleiche gesangliche Vortragsweise Maiah Wynnes. Die Band fand's sehr wahrscheinlich gut so - ich nicht.
Das soll nicht den sehr positiven Eindruck vom Album schmälern. Da hat sich eine sehr gute Rockband zusammen gefunden.
Das soll nicht den sehr positiven Eindruck vom Album schmälern. Da hat sich eine sehr gute Rockband zusammen gefunden.
Man ist sich zwar noch nicht ganz so eins über Auftritte, spielte zusammen im Studio, jedoch bislang noch nicht auf einer Bühne. Es gibt Anfragen. Man spricht darüber, was schon ein gutes Zeichen ist. Denn unstrittig ist auch: Die Zeiten, in denen Künstler mit Albenverkäufen ihren Unterhalt bestrichen und mit den Produktionsvorleistungen der Label auf dicke Hose machen konnten, sind vorbei. Und selbst Streaming bringt noch nicht Zaster. Erfolgreiche Touren und Merch bringen Umsatz. Den Bandmitgliedern dürfte es wegen ihrer eigenen Erfolge vorrangig gar nicht so sehr um Monetäres gehen, sondern um den Spaß, den gemeinsames Musikmachen bringt. Aber vielleicht gibt es ja einen Konsens für Auftritte.
Jetzt steht erstmal die VÖ des Albums an. Und das ist unstrittig hörenswert, auch wenn sich für mich die Wahl des Albumtitels aus der Stimmung der Lieder nicht in der Konsequenz erschließt.
Jetzt steht erstmal die VÖ des Albums an. Und das ist unstrittig hörenswert, auch wenn sich für mich die Wahl des Albumtitels aus der Stimmung der Lieder nicht in der Konsequenz erschließt.