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GLEB KOLYADIN - Mobula

| Martin Thiem | Musik Reviews

2023 tauchte GLEB KOLYADINs Album "The Outland" bei uns im Posteingang auf. Es erfuhr durch den Rezensenten einen sehr hohen Zuspruch. Eher beiläufig fiel auf, dass er mit "Mobula" am letzten Tag des Februars 2025 den Nachfolger veröffentlichen wird. Auf Nachfrage bei der Promoagentur gab es umgehend das Werk des Pianisten, der geschickt Progressive Rock mit Jazz und Neoklassik verbindet.

"Mobula" wurde diesmal komplett in Großbritannien komponiert und produziert. Im Review zu "The Outland" wurde nichts zur Biographie GLEB KOLYADINs ausgeführt. 1989 wurde er in Leningrad (heute St. Petersburg) geboren. Er studierte am dortigen Konservatorium Klavier und schloss seine Studien erfolgreich 2015 ab. Er wirkte in Theaterproduktionen mit genauso wie als Gastmusiker. Hier sind RIVERSIDE aus Polen der bekannteste Vertreter. Neben seiner unter eigenem Namen laufenden Musik, hat er noch andere Betätigungen wie POLONIUMCUBES oder das Prog-Duo IAMTHEMORNING. Erwähnenswert an "Mobula" ist einer der beiden Toningenieure, der sonst u. a. für die große Künstlerin TORI AMOS arbeitet (Marcel van Limbeek). Weiterhin trüge zum "zum unverwechselbaren Charakter des Albums [..] auch die bezaubernde Resonanz eines 100 Jahre alten Broadwood-Flügels bei, der während des gesamten Aufnahmeprozesses verwendet wurde." So? Diese actio - reactio-Gleichung ist übertrieben. Was psychoakustisch sehr wahrscheinlich ist, ist, wenn sich der Musiker mit dem Instrument wohlfühlt, es im ideal eine Verlängerung seines Körpers und seiner Seele wird und damit seinen Ausdruck und seine Kreativität beflügelt.

Die künstlerische Intention von "Mobula" ist die Abfolge von 14 Kurzgeschichten in einem Science-Fiction-Sujet, nämlich die Reise durch einen fiktiven Weltraum, die durch einen Geist von Anmut und Neugier auf Entdeckung geprägt. Die kompositorische Grundlage bilden überarbeitete Ideen aus dem seinem Projekt POLONIUMCUBES.  Das Cover ziert einen Himmelskörper im Zentrum, der eine himmlische Strahlquelle (z. B. eine Sonne) so verdeckt, dass nur deren Aura über den Rand sichtbar wird. Vor dem Planeten schwebt ein stilisierter Teufelsrochen im Raum - Mobula ist die wissenschaftliche Bezeichnung -, und das ist ozeanisch-irdisch. 

Der Liedordnung folgend beginnt das Album mit der musikalischen Beschreibung der optischen Verschiebung von hintereinander befindlichen Objekten, wenn der Beobachter seinen Standort verändert. Es folgt das Abendlicht. Dem folgt das Morgenlicht. Dann geht es um den Punkt am Nachthimmel, von dem aus Meteorschauer ihren Anfang zu nehmen scheinen. Daraufhin wird der Beobachter betrachtet. Vergänglichkeit, kristalline Strukturen, gebrochene Strukturen, Sturm, der kosmische Nebel, Schimmern und Sternenfall sind die anschließenden Inspirationsmomenti. Die letzte Kurzgeschichte ist über die personifizierte Erde.
 
Seine Kompositionen sind für meine Ohren Impressionismus pur, denn es geht um Klangbilder. Mit seiner Liedtitelvorgabe hat man einen Assoziationsansatzpunkt bekommen. Schaut man nicht zur Orientierung auf den jeweiligen Titel, ist man in seinen Gedanken frei. Vlad Avy, der auf dem letzten Album "The Outland" im Line-Up als Gitarrist ausgewiesen war, tritt bei "Mobula" für den Mix und das Mastering auf. Es ist auch davon auszugehen, dass er die Gitarren einspielte. Erwähnt wird als weiterer Musiker im Infotext, der sich zudem auf der Labelhomepage findet, lediglich der Perkussionist Evan Carson.
 
Alle Lieder überzeugen mich nicht. Für mich fallen Transient, Tempest und Starfall ab. Und zwar mag ich das Gitarrenspiel gar nicht, bei Tempest könnte man es ja sogar noch mit dem Titel Sturm in Verbindung bringen. Die übrigen elf Lieder nehmen einen mit auf die Affirmationsreise. Hervorzuheben ist das Würde ausstrahlende Gaia, Radiant versprüht mit dem Flötenspiel eine nordisch-keltisch-schottische Note, Observer suggeriert die Geduld des Beobachters und auch bei Nebular kann man sich in den Farben des kosmischen Nebels verlieren. 
 
"Mobula" ist ein sehr gutes Album mit Abstrichen geworden. Leider, so äußerte sich GLEB KOLYADIN an anderer Stelle (hier gilt mein Dank an meinen guten Freund FROX), ist "Mobula" sein letztes Werk unter den Fittichen von Kscope. Fortan beabsichtigt er seine Musik unabhängig zu veröffentlichen. Die erwarteten Erlöse von "Mobula" sollen für Auslagen aufgewendet werden, dazu gehört das Buchen von Studiozeit für Aufnahmen. Startpunkt dazu soll in diesem Frühling sein. Schade für Kscope, weil er sehr gut in ihr Portfolio progressiver Musik passte. Aber Reisende soll man ja auch nicht aufhalten. 
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