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PURIFIED IN BLOOD - Primal Pulse Thunder

| Martin Thiem | Musik Reviews

Das Material lag schon einige Wochen im persönlichen Post mit der typischen Anmoderation im Betreff "Vielleicht etwas für dich? Heftig, aber auch groovig." durch den stellv. Chefredakteur. Ursprüngliche Absicht von ihm war es, PURIFIED IN BLOOD selbst zu besprechen. Im Zuge des eigenen Lagebilds über die offenen Reviews und dem Löschen erledigter Mails, kam mir auch der Schriftwechsel zu PURIFIED IN BLOOD unter die Linsen. Rückfrage bei TZ: "Machste?!" - "Ne. Mach' ma'. Hab' noch viel liegen." Nach den ganzen überwiegend zarten Künstlern sind PURIFIED IN BLOOD eine gute Vorbereitung auf die bevorstehende Bewertung der Black Metal Band THE GREAT SEA. Norwegen ergibt sich da als gemeinsamer Bezugspunkt auf unterschiedlichen Ebenen.

Dann klären wir mal gleich den Bezugspunkt auf. PURIFIED IN BLOOD sind Norweger, THE GREAT SEA haben Teile ihres Albums in Norwegen aufgenommen. Die bei ihnen intendierte Atmosphäre von majestätischen Bergen und beängstigenden Tiefen in Meeren/Seen werden unstrittig in den norwegischen Fjorden widergespiegelt. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Es geht um PURIFIED in BLOOD.

Gegründet wurden sie 2003 in der an der südwestlichen Spitze gelegenen Stadt Stavanger. Militärangehörigen ist der Ort ein Begriff durch das NATO Joint Warfare Centre (JWC) in Nachbarschaft zum norwegischen Oberkommando der Streitkräfte. Interessanter ist da sicherlich die Landmarke Sverd i Fjell, mit den drei im Boden steckenden überdimensionalen Schwertern. Dort wird an die Schlacht am Hafrsfjord 872 erinnert, die Harald Schönhaar zum ersten Königs Norwegens machte und damit das Gebiet national einigte. Darüber hinaus ist es ein Friedenssymbol, was gegenwärtig wieder wichtiger denn je sein sollte. Der Überlieferung nach ließen Wickinger in Friedenszeiten ihre Schwerter im Boden stecken.

2007 löste sich PURIFIED IN BLOOD aus ungeklärten Gründen auf, um im Folgejahr sich wieder zusammenzufinden und weiterzumachen. Bislang auch ohne weiteren Bruch. Veröffentlicht hatte man vor der Pause die EP "Last Leaves Of A Poisoned Tree" (2004) und das Album "Reaper Of Souls" (2006), nach der Pause kamen "Under Black Skies" (2010) und "Flight Of A Dying Sun" (2012) unter die Leute. 13 Jahre später bringen sie nun das vorliegende Werk "Primal Pulse Thunder" heraus.

Genretechnisch verortet werden PURIFIED IN BLOOD im Metalcore mit Death und Thrash Einflüssen. Ansonsten werden sie der Vegan-Straight-Edge-Szene, also eine aus dem Hardcore-Punk entsprungenen Bewegung, zugerechnet. Will heißen: Verzicht auf Alkohol, Nikotin, BtM und Ablehnung von Promiskuität. Und dabei böte sich an PURIFIED IN BLOOD, schön mit einem Schlückchen aus der Flasche Bivrost Aquavit Liquer zu verbinden, die mir ein norwegischer Kamerad am Ende der gemeinsamen Zeit in einer Ausbildungsmission der EU schenkte. Insofern entsteht das Urteil zum Album konsequenter Weise in nüchternem Zustand.

Stilkritik: Weder musikalisch, noch gesangstechnisch ist das für mich Metalcore. Vielleicht bin ich auch geblendet durch den Konsum von KILLSWITCH ENGAGE und PARKWAY DRIVE. Metalcore beinhaltet für mich die Wechsel von cleanem Gesang zu Growls/Shouts und auf der instrumentalen Seite sind es immer wieder hymnenhafte Refrains. Das fehlt mir, um PURIFIED IN BLOOD als Metalcore Kapelle anzuerkennen. 
Der Gesangsstil ist für mich eher Death, vergleichbar mit den frühen SEPULTURA. Instrumental gebe ich TZ mit seiner Beschreibung 'groovig' absolut Recht. Die Songs wirken allesamt - abgesehen vom auf eine falsche Fährte lockenden Opener Dyrr -, als bahne sich eine massive Walze ihren Weg durch die Gehörgänge ins Gehirn (und wenn man die Musikanlage aufreißt mit dem sprübaren Schalldruck auf den ganzen Körper). Spiritual Thirst wäre dafür ein Anspieltipp, doomig, bedrohlich, mächtig. Das Intro Ascend To Nothing ist auch eine Finte, denn es weckt Erwartungen an eine Stoner oder Psychodelia Alterna Heavy Rock Nummer à la ALL THEM WITCHES oder KING BUFFALO, nein auch hier wird eine unbeirrbar, wenn auch gemächliche, arbeitende Walze draus (wenn auch am Ende des Songs das Intromotiv wiederholt wird). Portal hat einige Instrument- und Gesangsharmonien, die mich an Burton C. Bell bzw. FEAR FACTORY erinnern. 

Alles in allem ist "Primal Pulse Thunder" ein sehr wuchtiges Album. Die Genreschublade Metalcore finde ich unpassend, Groove Death Metal fände ich passender. Für mich ist das Album PURIFIED IN BLOODs keines, was ich dauerhaft in einer Playlist hätte, sondern das ist was für ganz bewussten Konsum. Ich empfehle auf alle Fälle ein Anhören des wirklich guten Werks. 
 
   
 
 
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