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Tocotronic - Golden Years

| Kersten Lison | Musik Reviews

Frau, Frau, Frau. Jetzt gibt es TOCOTRONIC schon dreißig Jahre und seit heute auch das vierzehnte Album. Es hört auf den schönen Namen "Golden Years". Das erinnert mich ein wenig an die Fernsehserie "Golden Girls" oder das Ansinnen, dem Altern etwas Positives abzugewinnen, wenn die Midlife-Crisis so richtig zuschlägt und Gewissheiten ins Wanken geraten.

Man hätte so eine Krise auch als musikalische Chance begreifen können, aber TOCOTRONIC scheinen so mit sich und der Welt im Reinen zu sein, dass man fast schon in reaktionärer Manier Altbekanntes wieder aufwärmt. Manchmal schmeckt ein Gericht am nächsten Tag sogar besser. Normaler Weise kann ich Bands, bei denen die meisten Alben ähnlich klingen, durchaus etwas abgewinnen. Dafür bin ich zu sehr Gewohnheitstier, aber "Golden Years" hinterlässt bei mir einen äußerst faden Beigeschmack und beginnt spätestens mit dem Titeltrack tierisch zu nerven.

"Diese Heiterkeit, diese von Innen kommende Heiterkeit" (LORIOT, Pappa Ante Portas) überzeugt, auch wenn sie als Stilmittel gedacht sein sollte, überhaupt nicht. Und auch die Tracks, die in schrammelnder Art und Weise den Sound in alter jugendlicher Hamburger-Schule-Manier wieder nach vorne bringen sollen, hören sich für mich wie ein uninspirierter Abklatsch älterer Songs an. Wenn dann auch noch ein etwas schageresker kirmesmusikalischer Weg eingeschlagen wird ('Mein unfreiwillig unsoziales Jahr'), wird es richtig ärgerlich. Positiv hervorzuheben sind hier zumindest die Gitarrensoli. Unschön wird es zudem, wenn man sich selbst zitiert, wie in 'Wie ich mir selbst entkam', das phasenweise wie 'Drüben auf dem Hügel klingt'.

Aber es gibt natürlich auch Lichtblicke, und zwar der ruhig-intensive Opener 'Der Tod ist nur ein Traum', das rotzig schrammelnde ''Ein Rockstar stirbt zum zweiten Mal', das boinghafte (Flip aus Biene Maja lässt grüßen) 'Niedrig' sowie das akustische 'Ich schreibe jeden Tag einen neuen Song'.

Fazit: TOCOTRONIC bleiben sich und ihrem Sound in nie dagewesenem Ausmaß treu und haben in eindrucksvoller Manier mit "Golden Years" ihr vierzehntbestes Album erschaffen.
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