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Necromorph, Abjured, Jehacktet, Entrails Massacre
| Tobias Trillmich | Konzerte
Die Berliner Crust Grinder NECROMORPH laden zur Release Party des am selben Tag erscheinenden Albums ´Under The Flag´. Als ich ankomme, steht schon eine fette Traube von Leuten vor dem Laden. Es scheint, als hätten NECROMORPH es geschafft, die Berliner Szene zusammenzubringen, sogar die, die noch etwas unter den Folgen des gestrigen Herrentags litten. Aber wer kann diesem Billing für den Eintritt von 6 Euro schon widerstehen?
Kurzfristig sind ENTRAIL MASSACRE mit aufs Billing gekommen. Als sie beginnen, füllt sich der Raum. Die Rostocker haben morgen einen Gig in der Schweiz und witzeln, dass sie sich freuen auf der Durchreise noch mal proben zu können. Das hat schon was Wahres, denn die Liebig 19 versprüht schon den Charme eines größeren Proberaums, lediglich die Drums stehen auf einem kleinen Raiser. Der Rest der Band ist auf gleicher Höhe mit dem Publikum. Nachdem der Sound eingepegelt ist, liefert das Trio einen gewohnt guten Gig. Die Jungs sind in dieser Besetzung nun seit 2007 unterwegs und wissen einfach wie man energiegeladenen Grind unters Volk bringt.
Weiter geht es mit den Berlinern JEHACKTET (daher den Bandnamen mit Lokalcholorid und nicht englisch aussprechen). Die Musik bezeichnen sie selbst als Brutal Utta Utta Grind, die Geschwindigkeit wird aber immer wieder von Slam Parts runtergebremst. Es liegt schon am Stil, dass ich mit der Band nicht wirklich warm werde. Vieles ist mir zu stereotyp. Die Art von Grind, die die anderen Bands an diesem Abend zocken, ist mir da wesentlich näher. So ziehe ich es vor, nach vier Songs an die frische Luft zu gehen, um Sozialkontakte zu pflegen.
Von ABJURED hab ich schon viel Gutes gehört („Die klingen wie NASUM und haben 'nen Monster Drummer“), sie aber noch nie gesehen. Lieber spät als nie kann ich da nur sagen. Das Trio aus Halle überzeugt mit seinem Grind völlig. Da wird nicht stumpf durchgeholzt, ABJURED bauen immer wieder gekonnt Einflüsse von Death Metal bis Hardcore ein. Und es ist tatsächlich bemerkenswert, dass Drummer Ron sein Kit nach allen Regeln der Kunst vermöbelt und dabei noch die kehligen Lead Vocals beisteuert. Der Chris Reifert des Grind. Den Rausschmeißer macht ´Gone´, das live wie auch auf dem Album Scheibe umstritten ist. Ich mag den sehr schleppenden, atmosphärischen Track. Es ist halt kein Grind, aber trotzdem intensiv. Trotz des Titels hätte ich den Song lieber in der Mitte gehabt; eine Band wie ABJURED sollte sich mit einem Hochgeschwindigkeitskracher verabschieden. Da geht es mir so, wie bei der neuen NECROMORPH, die ja auch mit „dem andern Song“ endet. Und schon sind wir beim Headliner des Abends.
Es versammeln sich die über 200 Gäste vor der Bühne, um mit NECROMORPH die Veröffentlichung von ´Under The Flag´ zu feiern. Die Berliner haben dazu 21 Geschenke vorbereitet. Die werden nun nach und nach ausgepackt. Ohne großes Gerede geht es gleich in die Vollen. Bis auf einen Songs wird das aktuelle Album durchgespielt. Dass ´Cold Dead Hands´ mit dem Cello live schwer umzusetzen ist, war zu erwarten. Die neuen Tracks knallen nicht nur auf Scheibe. Der Wechsel zwischen Grind und Crust sorgt auch live für viel Energie und Abwechslung. Stücke wie ´Excreents Of The Sun´ kommen auch ohne Blastbeat aus, so nutzt sich der Sound nicht ab. Ergänzt wird die Setlist durch Songs von ´Grinding Black Zero´. ´Exclusive Suffering´, ´Serve To Lead´ oder das kurze und knackige ´Shot´ passen sich nahtlos ein. Leider gibt es zwischendurch Probleme mit dem Mikro und NECROMORPH müssen streckenweise ohne Gesang auskommen. Das Interessante daran ist, dass die Songs sogar ohne Vocals funktionieren. Das schaffen nicht viele Combos dieses Genres und spricht für die Band. Nachdem ein Tablett mit Klötenköm fürs Publikum gereicht wird, sind die technischen Probleme gelöst. Sänger Fritz übernimmt das Backing-Mikro von Jockel, dem er es in brüderlicher Verbundenheit dann zur gebotener Zeit vor das Gesicht hält. Mit einem Cover von AT THE GATES ´Nausea´ und ´Convicted to Breath´ als Zugaben wird ein mit Recht zufriedenes Publikum verabschiedet.
Solange es solche Gigs gibt, ist mir um die extreme Musik nicht Bange. Danke an alle, die das organisiert und mitgeholfen haben.