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Demons & Wizards - Demons & Wizards/Touched By The Crimson King (Remaster 2019)

| Sophie Doose-Grünefeld | Musik Reviews

Das letzte Album ist ja auch erst 14 Jahre her. Wenn man allerdings bedenkt, wer sich hinter DEMONS & WIZARDS verbirgt, sollte auch bei dem Verzweifelsten aller wartenden Fans Verständnis dafür aufkommen, dass die Herren eine solche Zeitspanne für ihre musikalische Rückmeldung gebraucht haben. Immerhin haben Hansi Kürsch und Jon Schaffer mit BLIND GUARDIAN und ICED EARTH jeweils nicht ganz unerhebliche Hauptbands, und wir dürfen eigentlich alle nur dankbar sein, dass sie sich darüber hinaus die Zeit nehmen, auch noch ihr etwas eigenwilliges Nebenprojekt DEMONS &WIZARDS, gegründet 1999, am Leben zu erhalten (oder in diesem Fall vielleicht eher zu reanimieren). Erwarten darf der unbedarfte Ersthörer übrigens genau das, was die Kombination verspricht: eine solide Verflechtung von Kürschs unverwechselbarer Stimme mit den herausragenden Gitarrenkünsten von Schaffer. Gewissermaßen BLIND GUARDIAN mit dominanteren Gitarrenriffs. Das soll auch der Bandname andeuten: die Dämonen von ICED EARTH mit dem zauber(er)haften Einschlag von BLIND GUARDIAN. Thematisch bewegen sie sich dabei in weiten Teilen ähnlich wie BLIND GUARDIAN und passend zum Stil, welchen man wohl am ehesten als Power Metal bezeichnen würde, im Fantasy-Bereich. Abgesehen von jeweils einem CREAM- und einem LED-ZEPPELIN-Cover zumindest. Das erste Album von 2000, welches mit "Demons & Wizards" selbstbetitelt ist, enthält eine willkürlich wirkende Zusammenstellung von Geschichten, in denen wir zum Beispiel - BLIND-GUARDIAN-Fans dürfte das bekannt vorkommen - dem bemitleidenswerten Mordred aus der König-Arthus-Legende begegnen ("Winter Of Souls") oder auch dem Rattenfänger von Hameln folgen ("The Whistler"). Auf dem zweiten Album, welches 2005 folgte, finden sich dann überwiegend aber nicht ausschließlich Bezüge zu Stephen Kings Dunkler-Turm-Zyklus, wie der Albumtitel "Touched By The Crimson King" bereits vermuten lässt. Beide Alben gibt es nun bereits seit dem 29. März neu aufgelegt digital zu hören, und zwar in der durch Christopher "Zeuss" Harris remasterten Version. Ab dem 7. Juni bekommt man das Ganze dann auch physikalisch entweder in der CD-Version inklusive remasterten Demo-Versionen oder aber auch auf Vinyl in diversen bunten Ausführungen. Es wird also mächtig die Werbetrommel gerührt. Seit dem 31. Mai sind die Jungs nun auch endlich wieder live zu erleben, das erste Mal seit dem Jahr 2000, als sie zuerst (und auch zuletzt) einige Shows mit damals auch vielen Coversongs in der Setlist spielten. Diesmal haben sie ja nun ein größeres Repertoire eigener Songs, auf die sie zurückgreifen können. Mit auf Tour sind diesmal übrigens hauptsächlich Mitglieder von ICED EARTH (Jake Dreyer/Gitarre) und BLIND GUARDIAN (Marcus Siepen/Bass und Frederik Ehmke/Schlagzeug). Keyboard spielt bei der Tour Joost van den Broek.
Nun hat es der gewillte Fan mit einem Hagelschauer an Tourdaten zu tun, DEMONS & WIZARDS haben bisher schon drei Einzelkonzerte in Deutschland und der Schweiz hinter sich und sind dann ab Mitte Juni auf diversen europäischen Festivals zu hören, darunter auch in Wacken und bei den Metaldays in Tolmin, Slowenien. Und ab Mitte August geht es dann in die USA und nach Kanada. Genügend Gelegenheit also, entweder wieder - war man schon immer und überhaupt vor allen anderen DEMONS & WIZARDS-Fan - oder aber auch ganz unbedarft als Neueinsteiger mit dem unbestreitbar epischen musikalischen Werk dieser Supergroup warm zu werden, bevor das neue Album dann im nächsten Jahr erscheint.
Was aber bieten nun die Remaster-Versionen, abgesehen von einem frischeren Sound, einer Menge Bonusmaterial und einer fancy Verpackung? Es macht ja durchaus Sinn, vor dem Herausbringen einer neuen Scheibe, die anderthalb Jahrzehnte (für manchen hier ein halbes Leben) nach ihrem Vorgänger erscheint, sich nochmal ins Gedächtnis der Metalfangemeinde zu rufen und die Möglichkeit zu nutzen, neue Fans mit dem alten Stoff anzufixen. Man muss aber auch sagen, dass einem wirklich etwas entgeht, wenn man von DEMONS & WIZARDS bisher noch nichts gehört hat. Jedenfalls dann, wenn man sich grundsätzlich dem Powermetal nicht verschließt und die Stimme von Hansi Kürsch leiden mag. Denn seien wir ehrlich: Damit ist es ein wenig wie mit Spinat, entweder man mag es, oder eben nicht, aber gutes Zureden wird einen nicht vom Gegenteil überzeugen. Mir für meinen Teil, die ich schon von Anbeginn meiner metallischen Hörerkarriere auf BLIND GUARDIAN stand, bieten DEMONS & WIZARDS, die jetzt übrigens bei Century Media Records unter Vertrag sind, die Gelegenheit, einfach noch mehr tolle Musik mit dieser abgefahrenen Stimme zu hören. Der große Unterschied zu BLIND GUARDIAN besteht allerdings in der deutlichen ICED-EARTH-Note in Form einer dominanteren und irgendwie etwas schrabbeligeren Leadgitarre. Man könnte sagen, dass diese größtenteils im Austausch zu den bei BLIND GUARDIAN (beinahe) allgegenwärtigen orchestralen Keyboard-Arrangements hinzukommt. Eine wunderbare Fusion der beiden Bandstile also, und eigentlich eher ungewöhnlich, ist es doch häufig so, dass Künstler Nebenprojekte starten, um endlich mal von ihrem sonstigen Kram loszukommen und sich in andere Richtungen weiterzuentwickeln. Aber erstens haben Kürsch und Schaffer, die sich mit ihren Hauptbands ja nicht gerade verstecken müssen, das gar nicht nötig, und zweitens entwickeln sie sich sehr wohl weiter, zumindest wenn man sich den Progress von "Demons & Wizards" zu "Touched By The Crimson King" vergegenwärtigt. Kommt das erste Album noch ein wenig eckig daher, mit vielen komplizierten Melodien, so finden sich auf dem zweiten Album fast ausschließlich Titel mit echtem Ohrwurm-Charakter.
Insgesamt kann man also sagen: Diese Neuauflage ist absolut gerechtfertigt, alleine schon, um uns DEMONS & WIZARDS nochmal oder auch überhaupt präsent zu machen und uns auf die Live-Auftritte (vor denen man sich als Festivalgänger dieses Jahr kaum retten kann) und auch auf das, so können wir nur hoffen, nächstes Jahr erscheinende neue Album vorzubereiten.
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