
The Waterboys - 1985 (CD6 - This Is The Sea)
In den 1980er und frühen 90er Jahren gab es noch richtige Jahrhundert-Alben, also Meilensteine, die man herauf- und heruntergehört hat, die dementsprechend einen bestimmten prägenden Lebensabschnitt begleitet haben und die allen Musikliebhabern, auch wenn sie die Longplayer selber nicht mochten, zumindest ein Begriff waren. Unbezweifelbar gehören in diese Kategorie "Under A Blood Red Sky" von U2, "Disintegration" von THE CURE, "Out Of Time" von REM oder "Blue Sky Mining" von MIDNIGHT OIL.
Eigentlich hätte in diese Reihe auch "This Is The Sea" von den THE WATERBOYS gehört, aber der ganz große Durchbruch ist den Mannen um Mastermind MIKE SCOTT nie so richtig gelungen, auch wenn die Band in den frühen 80er Jahren als Vorgruppe der SIMPLE MINDS ausgetauscht worden war, weil sie dem Hauptact die Show gestohlen hat, und obwohl sie schon als die neuen U2 gehandelt wurde. Denn MIKE SCOTT tat stets gern etwas Anderes, als von ihm erwartet wurde. Ein wahrhaft freier Geist eben.
"This Is The Sea" (1985) ist nach "A Pagan Place" (1984) und "The Waterboys" (1983) der dritte und beste Longplayer der Gruppe, auch wenn "Fisherman's Blues" (1988), "Dream Harder" (1993), "A Rock In the Weary Land" (2000) und "An Appointment With Mr. Yeats" (2011) ebenfalls nicht von schlechten Eltern sind. Und dass es auch auf den anderen Longplayern geniale Tracks gibt, geschenkt.
Aber "This Is The Sea" war, ist und bleibt etwas ganz Besonderes. Das Trompetenintro von 'Don't Bang The Drums' hat auch heute noch, fast vierzig Jahre später, nichts von seinem Gänsehautpotenzial eingebüßt, ehe die krachenden Gitarren und der charismatische Gesang einsetzen. Unvergessen sind auch die Momente, wenn der Song voll aufgedreht im Auto auf dem Weg gen Osten auf der B79 aus den Boxen dröhnte. So fühlte sich in der Jugend Freiheit an. 'A Whole Of The Moon' ist der größte Hit der WATERBOYS. Ein pittoreskes Liebeslied, das ich wie 'Friday I'm In Love' von THE CURE meistens übersprungen habe. 'Spirit', ein nachdenkliches, leicht melancholisches musikalisches Kleinod, hat es in zugespitzter, konzentrierter Version auf das Album geschafft, seltsamer Weise, möchte man sagen, umfasst doch der 1.49 minütige Song im vollen Umfang über vier Minuten, in der Live-Version auf dem "Glastonbury-Festival 1985" sogar über sieben Minuten!
Dabei waren die Live-Performances der damaligen Zeit wahre Offenbarungen. Nicht für umsonst sprach man damals von der "Big Music", was auch an dem Saxophon von Anthony Thistlethwaite" und der E-Violine von Steve Wickham lag, die den Songs eine ungemeine Tiefe verliehen. Einer meiner Lieblingssongs ist das epische 'The Pan Within', das, sich langsam entwickelnd, immer mehr Spannung aufbaut, die sich wiederholt leidenschaftlich entlädt. Auch hier sorgen die Geigen für eine ungeahnt unter die Haut gehende Stimmung. Unvergessen geniale Momente durfte das Live-Publikum erfahren, wenn in die Mitte des Songs locker flockig und organisch 'Because The Night' von PATTI SMITH eingebaut wurde. Wirklich phänomenal! Mich hat der Song zudem zur Verzweiflung gebracht, als ich versucht habe, ihn mit meinem Schulenglisch zu übersetzen. Dass mit Pan der griechische Hirtengott und nicht der Kochtopf gemeint war, lag damals außerhalb meines Horizontes.
Dabei waren die Live-Performances der damaligen Zeit wahre Offenbarungen. Nicht für umsonst sprach man damals von der "Big Music", was auch an dem Saxophon von Anthony Thistlethwaite" und der E-Violine von Steve Wickham lag, die den Songs eine ungemeine Tiefe verliehen. Einer meiner Lieblingssongs ist das epische 'The Pan Within', das, sich langsam entwickelnd, immer mehr Spannung aufbaut, die sich wiederholt leidenschaftlich entlädt. Auch hier sorgen die Geigen für eine ungeahnt unter die Haut gehende Stimmung. Unvergessen geniale Momente durfte das Live-Publikum erfahren, wenn in die Mitte des Songs locker flockig und organisch 'Because The Night' von PATTI SMITH eingebaut wurde. Wirklich phänomenal! Mich hat der Song zudem zur Verzweiflung gebracht, als ich versucht habe, ihn mit meinem Schulenglisch zu übersetzen. Dass mit Pan der griechische Hirtengott und nicht der Kochtopf gemeint war, lag damals außerhalb meines Horizontes.
Medicine Bow besticht dann durch seine kraftvolle Direktheit, das englandkritische 'Old England' durch seine melodische Eingängigkeit im Verein mit dramatisch vorgetragener Leidenschaft. 'Be My Enemy' ist mit Abstand der härteste Song des Albums, live oftmals auch Ronald Reagan gewidmet. In 'Trumpets' wird es sehnsuchtsvoll wehmütig und das in richtig gründlicher Manier, was wieder einmal am Saxophon liegt. Eigentlich schade, dass dieses Instrument in der zeitgenössischen Rockmusik kaum noch eine Rolle spielt. Mein Höhepunkt des Longplayers ist aber der titelgebende Track: These things you keep, you better throw them away, you want to turn your back on your soulless days, once you were tethered, now you are free, that was the river, this is the sea….
"This Is The Sea" ist ein Longplayer, der einen Platz in den Ewigkeitsranglisten des (Folk-) Rock verdient hat, nicht nur aufgrund seiner leidenschaftlichen, direkten und ungestümen Art und Weise, sondern auch aufgrund der einzigartigen Instrumentierung mit Saxophon und Violine. I have heard the big music, I’ll never be the same….
Nach der remasterten 2-CD-Edition aus dem Jahre 2004 gibt es jetzt für all diejenigen, die die Entstehung des Werkes und dessen Genese nachempfinden möchten, am 23.02.2024 mit „1985“ eine 6-CD-Box. Ob sich das lohnt, könnt ihr demnächst im Twilight-Magazin nachlesen.
6 CD-Boxset inklusive 220-seitigem Booklet erscheint am 23.2. über Chrysalis Records
- Illustriert die Entstehung von "This Is The Sea" sowie des Hits 'The Whole Of The Moon'
- Zusammengestellt von Sänger und Gründungsmitglied Mike Scott
- Insgesamt 95 Tracks, davon 64 bisher unveröffentlichte Aufnahmen
- Heimaufnahmen, Alternativversionen, TV & Radio-Sessions, Outtakes und frühe Demos
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CD 6 beinhaltet das Album "This Is The Sea" in einer remasterten Fassung