High Concept Bands sind ja immer so eine Sache. Ich verstehe jeden, der Elfen auf der Bühne oder Texte über Drachen und Helden etwas befremdlich oder peinlich findet. Wenn man das ganze aber so gekonnt in ein bombastisches, musikalisches Kleid verpackt wie Twilight Force seit 2014, kann man schon einmal ein Ohr riskieren. At the Heart of Wintervale ist nun der vierte Langspieler der Schweden aus Falun, und der dreht einige Ideen auf Anschlag.
Ich gehöre eigentlich auch eher zu den Leuten, die dem Pomp und Kitsch von Epic Metal eher skeptisch gegenüber steht. Das ist diesmal nicht anders, und dann ballert der erste Track „Twilight Force“ los und kriegt mich sofort in den ersten Takten. Und hier wird auch gleich alles rein gepackt, was das Genre hergibt. Chöre, epische Soli, unfassbaren Tempo, eigentlich wird nichts ausgelassen.
„At the Heart of Wintervale“ zieht das ganze nochmal ein bisschen auf und fügt noch winterliche Glocken dazu, „Dragonborn“ lockt mit einem fröhlichen Violine und Flötenintro und lädt einen fast zum Tanz ein. Überhaupt sprüht der Titel nur so vor guter Laune und Leichtigkeit.
Ausladend wird es bei dem Zehnminüter „Highlands of the Elder Dragon“. Und spätestens hier wähnt man sich beim Intro in einer Metalversion von Disneys Frozen. Alles, was bisher gefehlt hat, Piano Interlude, Bläsersatz und wenn man genau hinhört, sogar eine feine Randy Newman Referenz (Toy Story) kriegt man spätestens hier präsentiert. Hier ein bisschen Kevin allein zu Haus, da ein bisschen Musical und Weihnachtskitsch. At the Heart of Wintervale ist ganz schön viel.
Ich könnte jetzt jeden einzelnen Track auseinandernehmen, weitere Weihnachtsfilmreferenzen einstreuen, das würde allerdings so wirken, als würde sich At the Heart of Wintervale nicht lohnen.
Das Gegenteil ist aber der Fall. Das Album ist natürlich fett, überzuckert, kitschig und hochproduziert. Mit seinen zehnminütigen Tracks „Highlands of the Elder Dragon“ und „The last Crystal Bearer“ (Wovon zweiteres der etwas schwächere Song ist) bewegen wir uns schon eher in Rock Oper Bereiche. Aber Twilight Force präsentieren das mit so einer Leichtigkeit, Perfektion und mit so viel Spielfreude. Contis Stimmumfang ist beeindruckend, die Gitarrensoli sind unfassbar kreativ und abwechslungsreich und Drummer Isak Olsson lässt ein Gewitter an Double Bass und Blastbeats los und treibt den Langspieler mit einem unfassbaren Tempo voran.
Sind einige musikalische Einfälle etwas drüber? Definitiv. Wann gab es schon einmal ein Calypso Interlude auf einer Metal Scheibe. Übertreiben Twilight Force auf diesem Album maßlos? Definitiv. Aber wer sagt eigentlich, dass das immer etwas schlechtes ist.
Wer den ganzen Kitsch ein bisschen beiseite lässt, kann mit dieser Veröffentlichung eine Menge Spaß haben.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
2. At the Heart of Wintervale
3. Dragonborn
4. Highlands of the Elder Dragon
5. Skynights of Aldaria
6. A familiar Memory
7. Sunlight Knight
8. The last Crystal Bearer
Line Up
Gesang - Allyon (Alessandro Conti)
Keyboard - Blackwald (Daniel Beckman)
E-Gitarre - Lynd (Philip Lindh)
E-Gitarre - Aerendir (Jocke Leandro Johansson)
E-Bass - Born (Dunder Björn Lundqvist)
Schlagzeug - De’Azsh (Isak Olsson)