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Beach Bitch Rock 2022
| Sven Niemeyer | Beach Bitch Rock
Bei bestem Wetter eröffneten die Modern Metaller von „Source of Rage“. Im Gepäck hatten sie ihr neues Album „Witness the Mess“, dass bei uns auf Twilight bereits sehr positiv besprochen wurde. Den positiven Eindruck bestätigten die vier Gronauer auch live. Mit viel Spaß auf der Bühne, krachendem Bass, zündenden Gitarrensoli und ordentlich Drive in den Arrangements starten „Source of Rage“ schon mit hohem Tempo. Die Gewinner des Wacken Metal Battle von 2019 legten einen sehr engagierten Auftritt hin, der die Metalfans schon früh beǵeisterte.
„Herzlich wir kommen“ hieß uns anschließend das Indie-Liedermacherduo „Thrill of Joy“ auf der Sidestage direkt am kleinen Bach des Ortes. Als starker Kontrast zum Metal davor wurde es jetzt ruhig, was sich aber sehr passend ins Ambiente der Stage einpasste. Mit Songs wie „Nie wieder Ironie“ oder „Zittern“ präsentierten uns „Thrill of Joy“ einen Auftritt zum Runterkommen und zum Nachdenken. „Wir wollten nie politische Lieder machen, aber wir kommen nicht drumherum“ erzählen uns die beiden Musiker Thomaus Guido Peter und Christian Both und boten anschließend einen starken Song gegen Rechts.
Nach dem Auftritt der Saarländer kam der erste internationale Act des Festivals, und über diesen Auftritt wird zu reden sein. „Tribe Friday“ aus Schweden betrat die Bühne. Die junge Band (Sänger Noah Deutschmann ist erst 22) hat eine US und Europatour mit Mando Diao hinter sich und war in der engeren Wahl als Teilnehmer für den Eurovision Song Contest. Vor pinker Bühnendeko und mit jeder Menge positiver Energie zeigten uns die vier Jungs aus den Wäldern Nordschwedens, wie moderner Indie Rock klingen muss. Ihr als „Bubblegum Emo“ bezeichneter Stil ging auch bei mir als überzeugten Nichttänzer sofort ins Tanzbein. Im Gespräch mit Besuchern des Festivals hörte ich oft, das der Auftritt der charismatischen Jungs nachhaltig beeindruckt hat. Ich bin sicher, das wir von „Tribe Friday“ noch einiges hören werden.
Schlag auf Schlag ging es weiter. Auf der Side Stage hat sich das Alternative Rock Duo „Matagalpa“ eingefunden. Die Hannoveraner legten ein Brett aus fetten Riffs und dicken Drums auf die kleine Stage. Ihre druckvollen, energischen aber melodischen Songs ließen einen oft vergessen, das hier nur zwei Leute auf der Bühne standen.
Auf der Hauptbühne finden sich derweil die Jubilare von „Hi!Spencer“ ein. Die fünf Osnabrücker haben dieses Jahr ihr zehnjähriges Bandbestehen und das wurde im kommenden Set ausgiebig mit dem Publikum gefeiert. Auch sie hatten neue Musik im Gepäck und präsentierten unter anderem ihre im April erschienende EP „Memori“. Mit ihrer Mischung aus Indie und Punk und mit tiefgründigen Texten schlugen sie das Publikum in ihren Bann.
Ausgelassen wurde es danach an der kleinen Bühne. „Woody“, ein Ein- Mann- Projekt aus Berlin und musikalische Wundertüte, betrat die Bretter am Strand und verzauberte mit seinem Band- in- the- Box Sound und Gitarre die Menge so sehr, das es spontan zu einer Polonaise ansetzte. Gehaltvolle Texte, tanzbarer Sound, der Mix aus verschiedenen Stilen und sein sehr sympathisches Auftreten sorgten für gute Stimmung an der Stage. Woody wurde schnell zum Geheimtipp im Lineup.
Zum Auftritt von „The Tips“ meinte es das Wetter nicht gut mit dem Publikum. Allerdings tat das der Feierlaune keinen Abbruch. Im Regen tanzte das Publikum ausgelassen zu fetten Reggae Grooves mit Seele die Reunion der Band aus Düsseldorf nach fünfjähriger Bandpause. Ska, Punk und Reggae zu mischen klingt erst einmal ziemlich abenteuerlich, „The Tips“ beherrschen den Spagat aber und brachten ein sehr unterhaltsames Set auf die Bühne.
Bei der letzten Band auf der Sidestage wurde noch einmal ordentlich geholzt. „Holz“ aus Hildesheim hatten, neben „Source of Rage“ quasi Heimspiel und heizten mit ihrem Stoner- Rock dem Publikum vor dem Headliner noch einmal ordentlich ein.
Um 21.30 war es soweit. Nachdem schon früh am Tag Fans mit Merch auf dem Gelände zu sehen waren, betraten für viele endlich die Headliner „Milliarden“ die Bühne. Direkt mit den ersten Akkorden ließen sie ihre Energie und Dynamik auf das Publikum los. Leidenschaftlich spielten sie mit den Emotionen des Publikums und präsentierten ein breites Spektrum ihres bisherigen Repertoires. Die einzigartige Stimme von Sänger Ben Hartmann fesselte über den ganzen Auftritt hindurch. Egal ob bei der ruhigen Nummer „Freiheit is ne Hure“ oder der Mitsing- Nummer „Oh Cherié“, „Milliarden“ hatten das Publikum fest im Griff. 90 Minuten später endet die Party zu den Klängen ihrer allerersten Single „Kokain und Himbeereis“. Zwei Zugaben spielen sie noch, dann ist das Beach Bitch Rock 2022 leider schon vorbei.
An dieser Stelle muss ich den Personen hinter dem Beach Bitch ein großes Kompliment machen. Neben der unfassbar guten Bandauswahl in diesem Jahr, ist es wie jedes Jahr sehr gut organisiert. Die zahlreichen Organisatoren und Helfer machen alle einen riesen Job, damit alle eine friedliche, gute und feuchtfröhliche Zeit haben. Die Musiker hatten alle Lust auf Musik und haben ihre Spielfreude aufs Publikum übertragen. Vielen Dank dafür, ich habe jede Minute genossen