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In Flammen Open Air 2022
| Jens Dunemann | In Flammen Open Air
Donnerstag 07.07.2022:
Kann man Festival "verlernen"?
Seit 2019 ist das diesjährige IN FLAMMEN OPEN AIR tatsächlich mein erstes Festival, zu dem ich aufbreche. Das Underground Remains in Göttingen, zwei Wochen zuvor, klammere ich bewusst einmal aus. Und selbst die Anzahl der Konzerte, die ich seit Disillusion im Februar 2020 mitgemacht habe, kann ich nahezu an einer Hand abzählen. Entsprechend aufgeregt bin ich, als unsere überschaubare Truppe im Harz aufbricht. Die eigentlich lockeren zwei bis zweieinhalb Stunden Autofahrt nach Nordsachsen ziehen sich wie Gummi: Erst ist es eine fehlende Powerbank, die noch bei einem Elektronik-Kaufhaus geholt werden muss, dann Gewürze. Das Frühstück will als Grundlage für die Abendveranstaltung natürlich auch noch nachgeholt werden, von diversen Pinkelpausen ganz zu schweigen... Aber schließlich stehen wir dann doch endlich in der Zufahrt zum Festivalgelände am Entenfang in Torgau. Die Abfertigung der Autos verläuft überraschend reibungslos und zügig, so dass keine Langeweile aufkommt und die Vorfreude ins Unermessliche steigt.
Fast wären wir in den Genuss gekommen, unser kleines aber feines Camp nach der obligatorischen Fahrzeugkontrolle und dem Go der Crew im Trockenen aufbauen zu können. Doch einmal mehr sind 50 % unserer Truppe zum Warten verdammt, während die anderen 50 % zurück gen Torgau cruisen, um die Aussteuer für das bevorstehende Wochenende aus dem Automaten der Bank des Vertrauens zu ziehen. Hurra! Es kommt, wie es kommen muss und wir bauen bei bestem Sprühregen Pavillon und Zelte auf, nachdem wir von der entspannten Crew unter Berücksichtung des Platzbedarfs für unsere Nachhut eingewiesen wurden. Doch auf Regen folgt bekanntlich Sonne und so bin ich beim Öffnen meines "Feierabendbieres" in zweierlei Hinsicht durch, noch bevor das Festival so richtig begonnen hat: Zunächst durchgeregnet und zugleich durchgeschwitzt. Bevor es los geht, ist also noch einmal Frischmachen angesagt.
Der Start des diesjährigen IN FLAMMEN OPEN AIRs obliegt den beiden, besetzungstechnisch miteinander verflochtenen Bands ULTAR und GRIMA. Erstere lasse ich mit ihrem atmosphärischen, leicht progressiven Doom-Death noch aus, da die Band nicht so meine Kragenweite ist, während nicht nur ich auf Grima besonders gespannt bin. Denn der nicht weniger atmosphärische Black Metal, der von der weiten und einzigartigen Landschaft Sibiriens beeinflusst ist, weckt nicht nur in den aufwändigen und wunderschönen Videos der Band Emotionen. Bittersüß, introvertiert mit einer unnahbaren und epischen Note tragen die Songs des in schwarze Roben gewandete Quartetts durch den wohlig flirrenden Set. Die Gesichter sind hinter Masken verborgen, die Baumrinde und Borke nachempfunden sind. Richtige Highlights lassen sich in der Show nicht ausmachen und doch sorgen Grima für den einen oder anderen wohligen emotionalen Schauer und einen super Einstand für den restlichen Abend. Wohlig ums Herz dürfte es nicht nur mir geworden sein, anlässlich des Umstandes, nach zwei Jahren Abstinenz (die Ferienlager mal ausgenommen) endlich wieder im heiligen Hain vor der Bühne des Entenfangs stehen zu dürfen. So viele Menschen, die man viel zu lange nicht gesehen hat und nicht herzen durfte. Mir fällt es auch im Nachhinein noch schwer, meine vielen, großen, kleinen und intensiven, überbordenden Emotionen in Worte zu fassen. Aber ich denke alle, die dabei waren, dürften in etwa wissen, was ich meine...
grima
Die Ästhetik der Artworks und des Merchdesigns von KANONENFIEBER üben zugegenermaßen eine starke Faszination auf mich aus. Ich widerstand jedoch glücklicherweise dem Drang, mich dem Konsum hinzugeben, und wartete zunächst die Show des Fünfers ab. Nun ist es nicht erst, seitdem ein grausamer Krieg im Herzen Europas tobt, alles andere als originell, den Krieg (insbesondere WK l und WK ll) in den Fokus des Konzeptes zu stellen. In dieser Hinsicht kann man die Band aus Bamberg wohl irgendwo zwischen 1914 und Minenfeld verorten, wobei man im Vergleich zu vorgenannten Genrevertretern musikalisch eine ausgeprägte melodische Black Metal – Schlagseite an den Tag legt. Die Show ist ebenso wie die Artworks akkurat durchexerziert, die Bühne mit allerlei Requisiten in ein Schlachtfeld des ersten Weltkrieges verwandelt. Dementsprechend legt der uniformierte Stoßtrupp auch los, als müsse man den gegnerischen Schützengraben im Sturm nehmen. Das IN FLAMMEN – Publikum geht an diesem Abend erstmals so richtig steil und lässt sich nicht erst später am Merchstand so richtig mitreißen. Für mich ist das alles zwar sehr unterhaltsam, insgesamt fehlt es mir musikalisch gesehen jedoch auf Dauer ziemlich an Substanz. Pickelhaube hin, Landsermütze her, die zusätzlichen Stofftüten sind aus meiner Sicht dann definitiv drüber, nicht nur weil es für mich bis heute eine unumstößliche Regel gibt: Säcke überm Kopf dürfen bei mir lediglich Midnight und Uada tragen, Punkt!
kanonenfieber
All jene, die sich gefragt haben, ob und wie denn die stilistisch so schwer zur greifenden DOOL ins Billing dieses Abends passen, bekommen eine großartige Show geboten, die im erfrischenden Kontrast zu Kanonenfieber und dem Headliner von SADISTIC INTENT steht. Das Publikum nimmt diese Abwechslung dankend an und feiert die großartige und intensive Rockshow einer Band, an die ich auf Tonträger bisher noch nicht rangekommen bin, die mich live jedoch mit ihrer Spielfreude und ihrem Drive vollumfänglich abholt. Dool sind eindeutiger Punktsieger des Abends. Anschließend dürfte für viele Anwesenden ein Traum in Erfüllung gegangen sein. Denn es wird verdammt düster und mit den Amis von Sadistic Intent tritt ein wahrer Saurier des Todesmetalls auf der Bühne des Entenfangs an. Eine Band, die es seit den späten Achtzigern gibt und die es seither nicht geschafft hat, neben zahlreichen einflussreichen EPs und Compilations ein vollständiges Album aufzunehmen. Dem Status der Band hat es definitiv nicht geschadet. Zum Höhepunkt des Abends gibt es eine ordentliche Death Metal – Breitseite von gestandenen Metalheads ohne allen Firlefanz. Drums, Riffing und Gesang straight in die Eingeweide. Band glücklich, IN FLAMMEN glücklich, gute Nacht und feddich... Wobei die Nacht lang ist und der Schlaf noch warten muss. Denn es ist einfach zu schön mit den Liebsten bei Musik und Rock ´N´ Roll wieder zusammen zu sein. Es dürfte noch der eine oder andere Zwischenstopp an der Bar zur Froschkotze erfolgt sein, bis ich zu fortgeschrittener Stunde unter den heimischen Pavillion gefunden habe.
sadistic intent
Freitag, 08.07.2022:
Die Nacht war wahlweise kurz oder lang, auf jeden Fall intensiv, nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich, vor allem an der Bar. Es galt unterbewusst so einiges zu kompensieren, angefangen beim guten gezapften Ur-Krostitzer, Botze oder Froschkotze bishin zum gepflegten Cuba Libre. Ein Auftakt-Festival-Abend nach drei Jahren Abstinenz halt... Und der soll noch nachwirken. Diesen Nachwirkungen fallen zunächst ganz konkret der Opener WILT und BLIZZEN zum Opfer. PANZERKREUZER möchte ich mir im Zelt dann aber doch nicht entgehen lassen. Alte Schule, knochentrockener Todesstahl ohne Firlefanz, nicht selten in behäbigem Tempo. Das killt zwar, könnte jedoch mitunter mehr Abwechslung vertragen, weshalb es die Truppe nur bedingt schafft, den Zündfunken überspringen zu lassen. Da besitzen PURE MASSACRE auf der Hauptbühne weitaus mitreißendere Entertainment-Qualitäten. Als ich eintreffe hat sich Fronter Michael scheinbar schon mit seinem Publikum verbrüdert und die sehr agile Truppe aus Zerbst hat die Meute mit ihrem abwechslungsreichen Death Metal gut im Griff.
panzerkreuzer
pure massacre
Der geschundene Körper verlangt jedoch nach einer erfolgreicher Retour des "Frühstücks" weiteren Tribut, so dass ich mehr oder weniger freiwillig noch einmal aussetzen muss. So verpasse ich, dass die Jungs von DEMORED (wie schon zwei Wochen zuvor auf der Underground Remains Open Air) spontan einspringen und die coronabedingt ausgefallenen BITCHHAMMER vertreten, während MOSAIC, DAEMONESQ und SARMOUNG regulär spielen.
Schließlich bin ich wieder fit genug, um bei SPASM, der ersten richtigen Bad Taste – Kreisel-Grindcore-Party, einen Blick und beide Ohren zu riskieren. Rein musikalisch ist das schlüpfrig gekleidete Altherren-Duo aus Tschechien, das heuer auch die Drums vom Band holt, und darüber hinaus nur mit verzerrtem Bass und "Gesang" auskommt, kaum von Relevanz. Entscheidend ist jedoch, was die Porno-Fans gemeinsam mit ihren Anhänger*innen vor der Bühne daraus machen: Eine ekstatische Grindcore-Orgie vom feinsten. So geht Aktionskunst!
Wie schon bei Panzerkreuzer hatte ich mir von DEHUMAN REIGN im Zelt ebenfalls deutlich mehr versprochen. In Sachen Performance etwas zu steif und musikalisch auf Dauer etwas zu eintönig. Auf ganzer Linie überraschen dagegen die GDR-Urgesteine von M.A.D. Das Trio, das als Band schon zu DDR-Zeiten aktiv war, zündet ein amtliches und fettes Death Metal – Gewitter, das einem die Ohren freibläst und eine perfekte Vorlage für das erste Highlight des Abends ist.
dehuman reign
Die SISTERS OF SUFFOCATION aus den Niederlanden sind kurzfristig für Internal Bleeding auf´s Billing gesprungen. Von ursprünglich fünf Schwestern sind zwar mittlerweile nur noch drei übrig geblieben, die Positionen am Schlagzeug und am Bass wurden durch "Brüder" ersetzt. Das hat der Durchschlagskraft jedoch offensichtlich keinen Abbruch getan. Stilistisch geht´s genauso abwechslungsreich wie erfrischend zur Sache – ein modernes Gebräu aus technisch versiertem Thrash- und Death Metal. Auf der Bühne herrscht jede Menge Action, die zum Mitmachen animiert. Musikalisch fehlt mir jedoch auf Dauer der rote Faden, der den metallischen Sprengsatz am Ende der funkensprühenden Lunte final zum zünden bringt. Trotzdem, belebend sind nicht nur die Mädels allemal.
sisters of suffocation
Die Schweden DEMONICAL sind eine der umtriebigsten und fleißigsten Todesmetall-Formationen der jüngeren Generation und haben während der Pandemie mit "World Domination" und "Mass Destroyer" schon satte zwei Alben rausgehauen. Die Band ist sichtbar heiß auf das IN FLAMMEN OPEN AIR. Der Gig gleicht einem kleinen Triumpfzug einer Band, die immer dann am besten ist, wenn sie das Gaspedal nicht ganz durchtritt, die HM2-Gitarren so richtig sägen lund/oder den Melodien Raum lässt. "Dödsmarsch" ist eine amtliche Hymne, "Fallen Mountain" LG Petrov gewidmet und "To Ride, Shoot Straight And Speak The Truth" eine Verbeugung vor Entombed. Definitiv ein lässiger Rausschmeißer: Kann man machen!
demonical
Spätestens zu diesem Zeitpunkt mischt sich bereits ein Wehmutstropfen in den güldenen Festival-Wein. Greg Mackintosh hatte es bereits pünkltich nach Torgau geschafft und sollte sich nun anschicken, mit seiner neuen Formation STRIGOI sein Live-Debut zu feiern. Genauso war allerdings auch durchgesickert, dass er Samstags-Headliner PARADISE LOST coronabedingt würde passen müssen. Genauso bitter, wie in diesen Zeiten natürlich auch irgendwie wenig überraschend. Ich weiß nicht, ob es den zuvor genannten Rahmenbedingungen geschuldet ist, doch Strigoi bleiben im Vergleich zu Vallenfyre, mit denen Mackintosh 2017 einen fulminanten Gig ablieferte, weit hinter meinen Erwartungen zurück. Das mag zum einen am Material von Strigoi liegen, dass nicht so griffig und straight ist, wie das von Vallenfyre, zumindest fehlt es live doch sehr an Zug und Biss im Set der Briten. So richtig überzeugend sind Mackintosh und Strigoi eigentlich nur dann, wenn es langsam und richtig doomig wird. Dann ist man verdammt nahe an frühen Paradise Lost. Das betört zweifelsohne jeden Fan aber warum nimmt man es dann nicht gleich für den "großen Bruder". Für mich eine zwiespältige Angelegenheit, der ich aber gerne auf Konserve nochmal eine Chance gebe.
strigoi
Wie nach Vallenfyre 2017, kommen heute MEMORIAM nach der Soloband von Greg auf die Bühne. Seinerzeit überraschten die Briten um Karl Willets, Scott Fairfax, Frank Healy und den mittlerweile durch Spickey T. Smith ersetzten Andy Whale und lieferten für mich erstmals eine satte Death Metal – Performance mit der noch relativ jungen Formation der Altmeister ab. Heuer wird der Gig zum Siegeszug. Willets ist bestens gelaunt und dirigiert die Gartenparty-Besucher beliebig. Auch die Instrumentalfraktion hat merklich Spaß mit dem Publikum. Das beste der inzwischen vier Alben umfassenden Diskografie tut das Übrige, nicht zu vergessen das unmissverständliche Statement: Fuck Putin! Slava Ukraini, was für ein Abriss!
memoriam
Ich war ziemlich aus dem Häuschen, als SAMAEL für 2020 mit einem Old School – Gig angekündigt wurden. Die Eidgenossen gehörten mal zu meinen absoluten Faves, nicht trotz, sondern wegen ihrer stilistischen Öffnung nach dem Durchbruch mit "Ceremony Of Opposite" 1994. Aber gerade die Performance eben jenes Klassikers auf dem Party.San Open Air geriet 2015 zum Fiasko, wobei sich die Band quasi samt dieses Meisterwerks selbst demontierte. Seither ist mein Verhältnis zu Samael immer noch nachhaltig gestört. Insofern gehe ich mit gemischten Gefühlen an den Headliner-Auftritt am Entenfang heran. So richtig alte Schule werden Samael freilich nie wieder sein, denn niemand erwartet ernsthaft von den Schweizern, dass Xy noch einmal die "Showdrums" und die Elektronika gegen ein richtiges Drumkit tauscht und die Band ihre Klassiker nur mit der klassischen Metal-Instrumentierung umsetzt. Allerdings hält Vorph Wort, indem er gleich zu Beginn ankündigt, dass man an diesem Abend eine ganze Reihe älterer Songs zum besten geben wird, die man schon länger nicht gespielt hat. Und so konzentriert sich die Setlist eben im Kern auf Songs von "Ceremony Of Opposites" und "Passage", flankiert von ein paar "Blood Ritual"- und "Worship Him"-Nummern. Der Sound ist gut und kraftvoll, die Band weiß zu überzeugen und ich finde es sogar überraschend, welches Standing Samael offenkundig auch beim IN FLAMMEN-Publikum immer noch haben. "Black Supremacy" wirkt als Rausschmeißer am Ende eines mit Highlights gespickten Set jedoch etwas deplatziert. Fazit: Wie schon bei Strigoi der zweite zwiespältige Gig des Abends. Eigentlich gibt es hier nix zu meckern und doch, so richtig nehmen mich Samael 2022 nicht (mehr) mit.
samael
Im Nachhinein werde ich mich ärgern, dass ich mir ASAGRAUM als schwarzmetallischen Downer nicht mehr gegeben habe. Denn was ich in der Einschlafphase in einer empfindlich kühlen Nacht in meinem Zelt vernehme, dass klingt wirklich nach mehr. Aber es soll halt am Samstag aus Gründen früh raus gehen.
Samstag, 09.07.2022:
Nun bin ich normalerweise jemand, der im Urlaub, bei Festivals oder anderen Aktivitäten nichts wirklich dem Zufall überlässt und in der Regel auf ALLE Eventualitäten vorbereitet ist. Demzufolge verwundert es nicht, dass mein Karpatenbomber normalerweise vollends ausgelastet ist. Frei nach dem Motto: Besser haben als hätten. Aber warum nach zweieinhalb Jahren Pandemie nicht mal mit alten Gewohnheiten brechen. Für meine Verhältnisse habe ich bei diesem vermeintlich kurzen Open Air – Wochenende normal gepackt und nur das Nötigste mitgenommen. Das sollte sich jedoch, wie ich schon anklingen lassen habe, in der zweiten Nacht rächen... Den dünnsten Sommerschlafsack gegriffen und keinen warmen Klamottenpuffer dabei. Die Nacht war zwar alles andere als kalt und doch verdammt frostig.
Trotzdem startet der Samstag traditionell pünktlich um 10:00 Uhr morgens am Stand von Ketzer Records. Extremsportler Hebbe versammelt erneut zu so beachtlicher Stunde am finalen Festival-Tag eine Meute von 30-50 Metalheads, die zeigt, dass sich Sport und Heavy Metal nicht ausschließen. Und schon geht´s los auf eine gemütliche Runde von acht Kilometern um den angrenzenden "großen Teich". Jeder in seinem Tempo, wobei niemand zurück gelassen wird, inkl. Obligatorischer (Bade-)Pause am Strandbad. Zurück auf dem Gelände werden wir schon mit Bananen, Melone, Cider, Pfeffi und Wasser erwartet. "Survival"-Urkunden von Thomas gibt es in diesem Jahr leider nicht, dafür kredenzen Ketzer Records für jeden eine CD aus dem aktuellen Programm. Trotz Phantom-Erkältung, so startet es sich verdammt cool in den Tag.
Für den musikalischen Hallo-Wach-Effekt sorgen dann zur Mittagszeit die Chilenen von DEZAZTRE NATURAL. Was für eine herrlich angepisste und abgefuckte Mischung aus Thrash Metal und Hardcore mit spanischen Texten. Mit diesem Südamerika-Brett einer höchst agilen und rotzigen Band hat der Tag gleich sein erstes Ausrufezeichen und ich meinen ersten Latte Machiato mit Baileys. Schließlich gilt es sich, auf die längste Kuchentafel der Festivalsaison einzustimmen.
dezaztre natural
Denn nach den Chilenen pausiert der Spielbetrieb und es ist wiederum nach zwei Jahren Abstinenz herzerwärmend, wie sich die IN FLAMMEN OPEN AIR – Besucher*innen einträchtlich Versammeln, um sich von der Crew mit Kaffee und Kuchen versorgen zu lassen. Hier dürfen sich alle, die können und wollen, eine willkommene kulinarische Verschnaufpause vor dem großen Finale gönnen. Immer noch absolut einzigartig!
kaffee und kuchen
Nach der Mittagspause geht es mit SERRABULHO wahrlich episch weiter. Die Portugiesen sind auf dem IN FLAMMEN OPEN AIR bestens bekannt, "Serrabulho Rave Party" prangt auf dem Laken über dem Schlagwerk und kündet die unorthodoxe Show an, zu der sich zunehmend Grindcore-Jünger, Musik-Sportler, absonderlich ver- oder gekleidet, mit Klobürsten und Plüschtieren ausgestattet oder gar mit frisch aufgetragener Panade vor der Bühne versammeln... Als die Herren dann endlich, in Hemd und mit Krawatte die Bretter entern, gibt es kein Halten mehr. Sowohl vor, als auch auf der Bühne herrscht Ausnahmezustand. Konfettikanonen und pinke Bälle flankieren eine ausflippende Masse und eine Band, die sich sichtlich angetan durch ihren Set prügelt. Sänger Carlos Guerra geht dabei immer wieder auf Tuchfühlung mit den Fans, mischt sich unter das Publikum und/oder führt die Grindcore-Polonäse im Pit an. Fazit: Muss man gesehen haben. Zum Finale wird dann wiederum IN FLAMMEN-Chef Thomas auf die Bühne zitiert, um mit seinen Freunden einen Song zu performen.
serrabulho
Mit BÜTCHER steht danach eine meiner Neuentdeckungen dieses Sommers an. Die Speed Metal – Heads hatten mich zwei Wochen zuvor auf dem Underground Remains absolut geflasht, so dass ich mir umgehend noch die rare Vinyl-Version ihres Debuts "666 Goats Carry My Chariot" bei High Roller ordern musste. Obwohl die Band heute mit nur einer Gitarre antritt, da Max vermutlich mit den Evil Invaders anderweitig gebunden ist, zündet das Quartett um den charismatischen Fronter Hellshrieker ein Feuerwerk aus pechschwarzem, thrashigem Speed Metal. Natürlich ist der Überraschungseffekt ein bischen verflogen und der Gig in Göttingen war noch einen Zacken intimer. Allerdings lässt sich die Show am Ende trotzdem noch als beängstigend intensiv und gefährlich zusammenfassen.
bütcher
ULTHA sind in Deutschland die Band der Stunde. Von der Szene hochgelobt, von der Fachpresse dekoriert sind die introvertierten Kölner Black Metaller bisher bei mir noch nicht durchgedrungen. Das gilt gleichfalls für das frische, postulierte Meisterwerk "All That Never Has Been True" aber ich bin gespannt, ob die Band live in der Lage sein wird, mich endlich zu packen. Ich muss neidlos anerkennen, dass sich Ultha zwischenzeitlich in meisterliche Sphären der Avantgarde-, Progressive- und Post-Black Metal – Protagonisten gearbeitet haben. Allerdings rauscht das Quintett mit seinen ätherischen Sounds und ausladenden Songs emotional leider nach wie vor komplett an mir vorbei. Zwar kann ich nachvollziehen, dass Leute von dieser Band absolut begeistert sind aber es ist und bleibt Black Metal, wie er für mich nicht funktioniert.
ultha
Nach Ultha geht es wesentlich knackiger, robuster, technisch versiert und massiv auf der Hauptbühne weiter. Die Italiener von BLASPHEMER trümmern nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten beim Soundcheck über den Entenfang. Wer aufgrund des Namens Assoziationen mit chaotischen Black-Thrash der alten Schule wittert, der liegt bei der Band um Sänger/Gitarrist Simone Brego, welcher eine beachtliche Erscheinung ist, absolut falsch. Stattdessen fällt der Apfel nicht weit vom Beheaded-Stamm, wenn auch etwas weniger verkopft. Die Italiener bieten eine agile Todesmetall-Breitseite der alten Schule, die nicht selten an die Glanzzeiten von Morbid Angel und Co. angelehnt ist. Ist jetzt nichts Besonderes aber man kommt damit gut durch den Nachmittag.
blasphemer
Auf Anraten meines Mitfahrers Lenzner geht es danach ins Zelt, der mir mit Nachdruck schon das gesamte Wochenende erläuterte, dass INCARCERATION an diesem Samstag alternativlos sind. Und was soll ich sagen, das Gemetzel aus Death Metal und Grindcore-Attacken dieser deutsch-brasilianischen Band lässt sich in Sachen Intensität kaum in Worte fassen. Vor allem, was Sänger und Basser Daniel Silva mit seiner Stimme sowie seinem Gesicht veranstaltet, gleicht einem emotionalen Abgrund aus so ziemlich allen negativen Emotionen, die man NIEMALS unter gar keinen Umständen fühlen, geschweige denn nach außen tragen möchte. Unterfüttert von einer unbarmherzigen Soundwalze, präzisen Instrumentalattacken von den Gitarren bis zum Schlagzeug. Ich lege mich mal fest: Wer in der Lage ist seine Gefühle derart in der Musik zu bündeln, der macht im normalen Leben irgendetwas mit Menschen und/oder für das Gemeinwohl. Ein amtliches Konzert, bei dem nicht nur der Rickenbacker am Ende dran glauben muss. Tonträger und Shirts sind danach auf jeden Fall heiß begehrt.
incarceration
Weiter geht es zu INCANTATION an die Hauptbühne. Die Band um Sänger/Gitarrist John McEntee ist nicht nur ein wahres Urgestein des amerikanischen Death Metals, sondern seit den frühen Neunzigern ein Dauerbrenner mit hoher Underground-Credibility, dem jedoch der große Durchbruch nie vergönnt war. By the way sind Incantation eine großartige Live-Band, die in aller Regelmäßigkeit aber eben nicht inflationär die europäischen Bühnen beackert und folglich ein immer wieder gern gesehener Gast. Und das beweist der Vierer an diesem Abend einmal mehr. McEntee ist darüber hinaus ein Sympathikus, trotz der abgrundtief finsteren und düsteren Todesstahl-Soundwand, die die Band auffährt. Ich kenne nur wenige Bands, die eine solch dichte, erdrückende und schwere Death Metal – Atmosphäre kreieren können. Incantation scheinen jedenfalls noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein.
incantation
Dass EISREGEN im Zelt als Headliner auf Händen getragen und liefern werden, stand für mich außer Frage. Dieser Eindruck wird beiläufig in beeindruckender Art und Weise bestätigt, wobei ich den Thüringern heutzutage so rein gar nichts mehr abgewinnen kann. Mich zieht es wieder vor die Hauptbühne, wo Altmeister David Vincent mit VLTIMAS seinen Einstand geben wird. Das 2019er Debut "Something Wicked Marches In" hat mich nachhaltig beeindruckt, da sich Vincent mit dem leicht angeschwärzten Death Metal quasi neu erfunden hat. Nach einer verdammt zähen Umbaupause geht es endlich los. Die Show ist auf Vincent ausgelegt, der sich, in Ölmantel-Montur und mit Hut, weitestgehend von Nebel verhüllt, in Dunkelheit oder flankiert von Stroboskoplicht zeigt. Alles wirkt zuweilen kühl und distanziert, während die Band schon fast klinisch aber alles andere als blutarm agiert. Doch Vincent weiß um die Wirkung seiner tiefen, charismatischen Stimme und seines subtilen Humors, mit der er das IN FLAMMEN in sich ruhend zwischen den Songs anspricht und auf seine dunkle Seite zieht. Musikalisch gibt es abseits des Materials vom Debut keinerlei Überraschungen und das ist auch gut so. Der Verzögerung geschuldet ist der Spuk des Gentleman Vincent allerdings schnell wieder vorbei.
vltimas
Die Thrasher von HEATHEN wurden als "Bonus" kurz vor dem Wochenende bestätigt, nun finden sich die amerikanischen Urgesteine kurzerhand auf dem Headliner-Slot des Samstag Abends wieder. Glaube ich der Wahrnehmung der Anwesenden, bestanden Heathen diese Herausforderung kurzerhand mit Bravour und konnten aus dem Stand auf dem IN FLAMMEN OPEN AIR bestehen. Den einen oder anderen Fan von Paradise Lost wird das nur bedingt getröstet haben. Mir selbst hat zu dieser Zeit bereits irgendwer den Stecker gezogen und ich bin gewillt, dies noch auf die Pseudo-Erkältung der vorherigen Nacht zu schieben. Da als Downer nur noch THE COMMITTEE anstehen, deren Musik mir suspekt ist (ich verweise auf meine Ausführungen zum Thema "Säcke" über´m Kopf bei Kanonenfieber), habe ich kein großes Problem, mich ins Zelt zu verkriechen.
Für meine Verhältnisse geht es nach einem Minimum an Schlaf am Sonntag äußerst früh nach Hause, wo mich nach dem Ausladen des Autos die Gewissheit einer hohen Körpertemperatur sowie mein erster positiver Schnelltest erwartet. Nun, nicht das IN FLAMMEN, sondern das Virus mag mich zwischenzeitlich "geschafft" haben.
Während ich diese Zeile schreibe, habe ich glücklicherweise den symptomatischen Teil der Krankheit überwunden und befinde mich hoffentlich in den letzten Stunden meiner Quarantäne.
Trotzdem möchte ich keine Minute des IN FLAMMEN OPEN AIRs 2022 missen, nicht in menschlicher, emotionaler und musikalischer Hinsicht. Es gilt an dieser Stelle einen ganz fetten und lieben Dank auszusprechen an Thomas, insbesondere aber an seine GESAMTE CREW UND ALLE DIE IN IRGENDEINER ART UND WEISE AM GELINGEN DES RESTARTS NACH 2019 BEIGETRAGEN HABEN!
Was hier mit verhältnismäßig begrenzten Mitteln geleistet wurde und wird, ist aller Ehren Wert. Ich bin an allen Tagen nicht einer Person aus der Crew begegnet, die auch nur ansatzweise schlechte Laune hatte. Das IN FLAMMEN OPEN AIR 2022 war geprägt von ganz viel Herzlichkeit. Danke dafür in der Hoffnung auf ein IN FLAMMEN OPEN AIR 2023!
Kann man Festival "verlernen"?
Seit 2019 ist das diesjährige IN FLAMMEN OPEN AIR tatsächlich mein erstes Festival, zu dem ich aufbreche. Das Underground Remains in Göttingen, zwei Wochen zuvor, klammere ich bewusst einmal aus. Und selbst die Anzahl der Konzerte, die ich seit Disillusion im Februar 2020 mitgemacht habe, kann ich nahezu an einer Hand abzählen. Entsprechend aufgeregt bin ich, als unsere überschaubare Truppe im Harz aufbricht. Die eigentlich lockeren zwei bis zweieinhalb Stunden Autofahrt nach Nordsachsen ziehen sich wie Gummi: Erst ist es eine fehlende Powerbank, die noch bei einem Elektronik-Kaufhaus geholt werden muss, dann Gewürze. Das Frühstück will als Grundlage für die Abendveranstaltung natürlich auch noch nachgeholt werden, von diversen Pinkelpausen ganz zu schweigen... Aber schließlich stehen wir dann doch endlich in der Zufahrt zum Festivalgelände am Entenfang in Torgau. Die Abfertigung der Autos verläuft überraschend reibungslos und zügig, so dass keine Langeweile aufkommt und die Vorfreude ins Unermessliche steigt.
Fast wären wir in den Genuss gekommen, unser kleines aber feines Camp nach der obligatorischen Fahrzeugkontrolle und dem Go der Crew im Trockenen aufbauen zu können. Doch einmal mehr sind 50 % unserer Truppe zum Warten verdammt, während die anderen 50 % zurück gen Torgau cruisen, um die Aussteuer für das bevorstehende Wochenende aus dem Automaten der Bank des Vertrauens zu ziehen. Hurra! Es kommt, wie es kommen muss und wir bauen bei bestem Sprühregen Pavillon und Zelte auf, nachdem wir von der entspannten Crew unter Berücksichtung des Platzbedarfs für unsere Nachhut eingewiesen wurden. Doch auf Regen folgt bekanntlich Sonne und so bin ich beim Öffnen meines "Feierabendbieres" in zweierlei Hinsicht durch, noch bevor das Festival so richtig begonnen hat: Zunächst durchgeregnet und zugleich durchgeschwitzt. Bevor es los geht, ist also noch einmal Frischmachen angesagt.
Der Start des diesjährigen IN FLAMMEN OPEN AIRs obliegt den beiden, besetzungstechnisch miteinander verflochtenen Bands ULTAR und GRIMA. Erstere lasse ich mit ihrem atmosphärischen, leicht progressiven Doom-Death noch aus, da die Band nicht so meine Kragenweite ist, während nicht nur ich auf Grima besonders gespannt bin. Denn der nicht weniger atmosphärische Black Metal, der von der weiten und einzigartigen Landschaft Sibiriens beeinflusst ist, weckt nicht nur in den aufwändigen und wunderschönen Videos der Band Emotionen. Bittersüß, introvertiert mit einer unnahbaren und epischen Note tragen die Songs des in schwarze Roben gewandete Quartetts durch den wohlig flirrenden Set. Die Gesichter sind hinter Masken verborgen, die Baumrinde und Borke nachempfunden sind. Richtige Highlights lassen sich in der Show nicht ausmachen und doch sorgen Grima für den einen oder anderen wohligen emotionalen Schauer und einen super Einstand für den restlichen Abend. Wohlig ums Herz dürfte es nicht nur mir geworden sein, anlässlich des Umstandes, nach zwei Jahren Abstinenz (die Ferienlager mal ausgenommen) endlich wieder im heiligen Hain vor der Bühne des Entenfangs stehen zu dürfen. So viele Menschen, die man viel zu lange nicht gesehen hat und nicht herzen durfte. Mir fällt es auch im Nachhinein noch schwer, meine vielen, großen, kleinen und intensiven, überbordenden Emotionen in Worte zu fassen. Aber ich denke alle, die dabei waren, dürften in etwa wissen, was ich meine...
grima
Die Ästhetik der Artworks und des Merchdesigns von KANONENFIEBER üben zugegenermaßen eine starke Faszination auf mich aus. Ich widerstand jedoch glücklicherweise dem Drang, mich dem Konsum hinzugeben, und wartete zunächst die Show des Fünfers ab. Nun ist es nicht erst, seitdem ein grausamer Krieg im Herzen Europas tobt, alles andere als originell, den Krieg (insbesondere WK l und WK ll) in den Fokus des Konzeptes zu stellen. In dieser Hinsicht kann man die Band aus Bamberg wohl irgendwo zwischen 1914 und Minenfeld verorten, wobei man im Vergleich zu vorgenannten Genrevertretern musikalisch eine ausgeprägte melodische Black Metal – Schlagseite an den Tag legt. Die Show ist ebenso wie die Artworks akkurat durchexerziert, die Bühne mit allerlei Requisiten in ein Schlachtfeld des ersten Weltkrieges verwandelt. Dementsprechend legt der uniformierte Stoßtrupp auch los, als müsse man den gegnerischen Schützengraben im Sturm nehmen. Das IN FLAMMEN – Publikum geht an diesem Abend erstmals so richtig steil und lässt sich nicht erst später am Merchstand so richtig mitreißen. Für mich ist das alles zwar sehr unterhaltsam, insgesamt fehlt es mir musikalisch gesehen jedoch auf Dauer ziemlich an Substanz. Pickelhaube hin, Landsermütze her, die zusätzlichen Stofftüten sind aus meiner Sicht dann definitiv drüber, nicht nur weil es für mich bis heute eine unumstößliche Regel gibt: Säcke überm Kopf dürfen bei mir lediglich Midnight und Uada tragen, Punkt!
kanonenfieber
All jene, die sich gefragt haben, ob und wie denn die stilistisch so schwer zur greifenden DOOL ins Billing dieses Abends passen, bekommen eine großartige Show geboten, die im erfrischenden Kontrast zu Kanonenfieber und dem Headliner von SADISTIC INTENT steht. Das Publikum nimmt diese Abwechslung dankend an und feiert die großartige und intensive Rockshow einer Band, an die ich auf Tonträger bisher noch nicht rangekommen bin, die mich live jedoch mit ihrer Spielfreude und ihrem Drive vollumfänglich abholt. Dool sind eindeutiger Punktsieger des Abends. Anschließend dürfte für viele Anwesenden ein Traum in Erfüllung gegangen sein. Denn es wird verdammt düster und mit den Amis von Sadistic Intent tritt ein wahrer Saurier des Todesmetalls auf der Bühne des Entenfangs an. Eine Band, die es seit den späten Achtzigern gibt und die es seither nicht geschafft hat, neben zahlreichen einflussreichen EPs und Compilations ein vollständiges Album aufzunehmen. Dem Status der Band hat es definitiv nicht geschadet. Zum Höhepunkt des Abends gibt es eine ordentliche Death Metal – Breitseite von gestandenen Metalheads ohne allen Firlefanz. Drums, Riffing und Gesang straight in die Eingeweide. Band glücklich, IN FLAMMEN glücklich, gute Nacht und feddich... Wobei die Nacht lang ist und der Schlaf noch warten muss. Denn es ist einfach zu schön mit den Liebsten bei Musik und Rock ´N´ Roll wieder zusammen zu sein. Es dürfte noch der eine oder andere Zwischenstopp an der Bar zur Froschkotze erfolgt sein, bis ich zu fortgeschrittener Stunde unter den heimischen Pavillion gefunden habe.
sadistic intent
Freitag, 08.07.2022:
Die Nacht war wahlweise kurz oder lang, auf jeden Fall intensiv, nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich, vor allem an der Bar. Es galt unterbewusst so einiges zu kompensieren, angefangen beim guten gezapften Ur-Krostitzer, Botze oder Froschkotze bishin zum gepflegten Cuba Libre. Ein Auftakt-Festival-Abend nach drei Jahren Abstinenz halt... Und der soll noch nachwirken. Diesen Nachwirkungen fallen zunächst ganz konkret der Opener WILT und BLIZZEN zum Opfer. PANZERKREUZER möchte ich mir im Zelt dann aber doch nicht entgehen lassen. Alte Schule, knochentrockener Todesstahl ohne Firlefanz, nicht selten in behäbigem Tempo. Das killt zwar, könnte jedoch mitunter mehr Abwechslung vertragen, weshalb es die Truppe nur bedingt schafft, den Zündfunken überspringen zu lassen. Da besitzen PURE MASSACRE auf der Hauptbühne weitaus mitreißendere Entertainment-Qualitäten. Als ich eintreffe hat sich Fronter Michael scheinbar schon mit seinem Publikum verbrüdert und die sehr agile Truppe aus Zerbst hat die Meute mit ihrem abwechslungsreichen Death Metal gut im Griff.
panzerkreuzer
pure massacre
Der geschundene Körper verlangt jedoch nach einer erfolgreicher Retour des "Frühstücks" weiteren Tribut, so dass ich mehr oder weniger freiwillig noch einmal aussetzen muss. So verpasse ich, dass die Jungs von DEMORED (wie schon zwei Wochen zuvor auf der Underground Remains Open Air) spontan einspringen und die coronabedingt ausgefallenen BITCHHAMMER vertreten, während MOSAIC, DAEMONESQ und SARMOUNG regulär spielen.
Schließlich bin ich wieder fit genug, um bei SPASM, der ersten richtigen Bad Taste – Kreisel-Grindcore-Party, einen Blick und beide Ohren zu riskieren. Rein musikalisch ist das schlüpfrig gekleidete Altherren-Duo aus Tschechien, das heuer auch die Drums vom Band holt, und darüber hinaus nur mit verzerrtem Bass und "Gesang" auskommt, kaum von Relevanz. Entscheidend ist jedoch, was die Porno-Fans gemeinsam mit ihren Anhänger*innen vor der Bühne daraus machen: Eine ekstatische Grindcore-Orgie vom feinsten. So geht Aktionskunst!
Wie schon bei Panzerkreuzer hatte ich mir von DEHUMAN REIGN im Zelt ebenfalls deutlich mehr versprochen. In Sachen Performance etwas zu steif und musikalisch auf Dauer etwas zu eintönig. Auf ganzer Linie überraschen dagegen die GDR-Urgesteine von M.A.D. Das Trio, das als Band schon zu DDR-Zeiten aktiv war, zündet ein amtliches und fettes Death Metal – Gewitter, das einem die Ohren freibläst und eine perfekte Vorlage für das erste Highlight des Abends ist.
dehuman reign
Die SISTERS OF SUFFOCATION aus den Niederlanden sind kurzfristig für Internal Bleeding auf´s Billing gesprungen. Von ursprünglich fünf Schwestern sind zwar mittlerweile nur noch drei übrig geblieben, die Positionen am Schlagzeug und am Bass wurden durch "Brüder" ersetzt. Das hat der Durchschlagskraft jedoch offensichtlich keinen Abbruch getan. Stilistisch geht´s genauso abwechslungsreich wie erfrischend zur Sache – ein modernes Gebräu aus technisch versiertem Thrash- und Death Metal. Auf der Bühne herrscht jede Menge Action, die zum Mitmachen animiert. Musikalisch fehlt mir jedoch auf Dauer der rote Faden, der den metallischen Sprengsatz am Ende der funkensprühenden Lunte final zum zünden bringt. Trotzdem, belebend sind nicht nur die Mädels allemal.
sisters of suffocation
Die Schweden DEMONICAL sind eine der umtriebigsten und fleißigsten Todesmetall-Formationen der jüngeren Generation und haben während der Pandemie mit "World Domination" und "Mass Destroyer" schon satte zwei Alben rausgehauen. Die Band ist sichtbar heiß auf das IN FLAMMEN OPEN AIR. Der Gig gleicht einem kleinen Triumpfzug einer Band, die immer dann am besten ist, wenn sie das Gaspedal nicht ganz durchtritt, die HM2-Gitarren so richtig sägen lund/oder den Melodien Raum lässt. "Dödsmarsch" ist eine amtliche Hymne, "Fallen Mountain" LG Petrov gewidmet und "To Ride, Shoot Straight And Speak The Truth" eine Verbeugung vor Entombed. Definitiv ein lässiger Rausschmeißer: Kann man machen!
demonical
Spätestens zu diesem Zeitpunkt mischt sich bereits ein Wehmutstropfen in den güldenen Festival-Wein. Greg Mackintosh hatte es bereits pünkltich nach Torgau geschafft und sollte sich nun anschicken, mit seiner neuen Formation STRIGOI sein Live-Debut zu feiern. Genauso war allerdings auch durchgesickert, dass er Samstags-Headliner PARADISE LOST coronabedingt würde passen müssen. Genauso bitter, wie in diesen Zeiten natürlich auch irgendwie wenig überraschend. Ich weiß nicht, ob es den zuvor genannten Rahmenbedingungen geschuldet ist, doch Strigoi bleiben im Vergleich zu Vallenfyre, mit denen Mackintosh 2017 einen fulminanten Gig ablieferte, weit hinter meinen Erwartungen zurück. Das mag zum einen am Material von Strigoi liegen, dass nicht so griffig und straight ist, wie das von Vallenfyre, zumindest fehlt es live doch sehr an Zug und Biss im Set der Briten. So richtig überzeugend sind Mackintosh und Strigoi eigentlich nur dann, wenn es langsam und richtig doomig wird. Dann ist man verdammt nahe an frühen Paradise Lost. Das betört zweifelsohne jeden Fan aber warum nimmt man es dann nicht gleich für den "großen Bruder". Für mich eine zwiespältige Angelegenheit, der ich aber gerne auf Konserve nochmal eine Chance gebe.
strigoi
Wie nach Vallenfyre 2017, kommen heute MEMORIAM nach der Soloband von Greg auf die Bühne. Seinerzeit überraschten die Briten um Karl Willets, Scott Fairfax, Frank Healy und den mittlerweile durch Spickey T. Smith ersetzten Andy Whale und lieferten für mich erstmals eine satte Death Metal – Performance mit der noch relativ jungen Formation der Altmeister ab. Heuer wird der Gig zum Siegeszug. Willets ist bestens gelaunt und dirigiert die Gartenparty-Besucher beliebig. Auch die Instrumentalfraktion hat merklich Spaß mit dem Publikum. Das beste der inzwischen vier Alben umfassenden Diskografie tut das Übrige, nicht zu vergessen das unmissverständliche Statement: Fuck Putin! Slava Ukraini, was für ein Abriss!
memoriam
Ich war ziemlich aus dem Häuschen, als SAMAEL für 2020 mit einem Old School – Gig angekündigt wurden. Die Eidgenossen gehörten mal zu meinen absoluten Faves, nicht trotz, sondern wegen ihrer stilistischen Öffnung nach dem Durchbruch mit "Ceremony Of Opposite" 1994. Aber gerade die Performance eben jenes Klassikers auf dem Party.San Open Air geriet 2015 zum Fiasko, wobei sich die Band quasi samt dieses Meisterwerks selbst demontierte. Seither ist mein Verhältnis zu Samael immer noch nachhaltig gestört. Insofern gehe ich mit gemischten Gefühlen an den Headliner-Auftritt am Entenfang heran. So richtig alte Schule werden Samael freilich nie wieder sein, denn niemand erwartet ernsthaft von den Schweizern, dass Xy noch einmal die "Showdrums" und die Elektronika gegen ein richtiges Drumkit tauscht und die Band ihre Klassiker nur mit der klassischen Metal-Instrumentierung umsetzt. Allerdings hält Vorph Wort, indem er gleich zu Beginn ankündigt, dass man an diesem Abend eine ganze Reihe älterer Songs zum besten geben wird, die man schon länger nicht gespielt hat. Und so konzentriert sich die Setlist eben im Kern auf Songs von "Ceremony Of Opposites" und "Passage", flankiert von ein paar "Blood Ritual"- und "Worship Him"-Nummern. Der Sound ist gut und kraftvoll, die Band weiß zu überzeugen und ich finde es sogar überraschend, welches Standing Samael offenkundig auch beim IN FLAMMEN-Publikum immer noch haben. "Black Supremacy" wirkt als Rausschmeißer am Ende eines mit Highlights gespickten Set jedoch etwas deplatziert. Fazit: Wie schon bei Strigoi der zweite zwiespältige Gig des Abends. Eigentlich gibt es hier nix zu meckern und doch, so richtig nehmen mich Samael 2022 nicht (mehr) mit.
samael
Im Nachhinein werde ich mich ärgern, dass ich mir ASAGRAUM als schwarzmetallischen Downer nicht mehr gegeben habe. Denn was ich in der Einschlafphase in einer empfindlich kühlen Nacht in meinem Zelt vernehme, dass klingt wirklich nach mehr. Aber es soll halt am Samstag aus Gründen früh raus gehen.
Samstag, 09.07.2022:
Nun bin ich normalerweise jemand, der im Urlaub, bei Festivals oder anderen Aktivitäten nichts wirklich dem Zufall überlässt und in der Regel auf ALLE Eventualitäten vorbereitet ist. Demzufolge verwundert es nicht, dass mein Karpatenbomber normalerweise vollends ausgelastet ist. Frei nach dem Motto: Besser haben als hätten. Aber warum nach zweieinhalb Jahren Pandemie nicht mal mit alten Gewohnheiten brechen. Für meine Verhältnisse habe ich bei diesem vermeintlich kurzen Open Air – Wochenende normal gepackt und nur das Nötigste mitgenommen. Das sollte sich jedoch, wie ich schon anklingen lassen habe, in der zweiten Nacht rächen... Den dünnsten Sommerschlafsack gegriffen und keinen warmen Klamottenpuffer dabei. Die Nacht war zwar alles andere als kalt und doch verdammt frostig.
Trotzdem startet der Samstag traditionell pünktlich um 10:00 Uhr morgens am Stand von Ketzer Records. Extremsportler Hebbe versammelt erneut zu so beachtlicher Stunde am finalen Festival-Tag eine Meute von 30-50 Metalheads, die zeigt, dass sich Sport und Heavy Metal nicht ausschließen. Und schon geht´s los auf eine gemütliche Runde von acht Kilometern um den angrenzenden "großen Teich". Jeder in seinem Tempo, wobei niemand zurück gelassen wird, inkl. Obligatorischer (Bade-)Pause am Strandbad. Zurück auf dem Gelände werden wir schon mit Bananen, Melone, Cider, Pfeffi und Wasser erwartet. "Survival"-Urkunden von Thomas gibt es in diesem Jahr leider nicht, dafür kredenzen Ketzer Records für jeden eine CD aus dem aktuellen Programm. Trotz Phantom-Erkältung, so startet es sich verdammt cool in den Tag.
Für den musikalischen Hallo-Wach-Effekt sorgen dann zur Mittagszeit die Chilenen von DEZAZTRE NATURAL. Was für eine herrlich angepisste und abgefuckte Mischung aus Thrash Metal und Hardcore mit spanischen Texten. Mit diesem Südamerika-Brett einer höchst agilen und rotzigen Band hat der Tag gleich sein erstes Ausrufezeichen und ich meinen ersten Latte Machiato mit Baileys. Schließlich gilt es sich, auf die längste Kuchentafel der Festivalsaison einzustimmen.
dezaztre natural
Denn nach den Chilenen pausiert der Spielbetrieb und es ist wiederum nach zwei Jahren Abstinenz herzerwärmend, wie sich die IN FLAMMEN OPEN AIR – Besucher*innen einträchtlich Versammeln, um sich von der Crew mit Kaffee und Kuchen versorgen zu lassen. Hier dürfen sich alle, die können und wollen, eine willkommene kulinarische Verschnaufpause vor dem großen Finale gönnen. Immer noch absolut einzigartig!
kaffee und kuchen
Nach der Mittagspause geht es mit SERRABULHO wahrlich episch weiter. Die Portugiesen sind auf dem IN FLAMMEN OPEN AIR bestens bekannt, "Serrabulho Rave Party" prangt auf dem Laken über dem Schlagwerk und kündet die unorthodoxe Show an, zu der sich zunehmend Grindcore-Jünger, Musik-Sportler, absonderlich ver- oder gekleidet, mit Klobürsten und Plüschtieren ausgestattet oder gar mit frisch aufgetragener Panade vor der Bühne versammeln... Als die Herren dann endlich, in Hemd und mit Krawatte die Bretter entern, gibt es kein Halten mehr. Sowohl vor, als auch auf der Bühne herrscht Ausnahmezustand. Konfettikanonen und pinke Bälle flankieren eine ausflippende Masse und eine Band, die sich sichtlich angetan durch ihren Set prügelt. Sänger Carlos Guerra geht dabei immer wieder auf Tuchfühlung mit den Fans, mischt sich unter das Publikum und/oder führt die Grindcore-Polonäse im Pit an. Fazit: Muss man gesehen haben. Zum Finale wird dann wiederum IN FLAMMEN-Chef Thomas auf die Bühne zitiert, um mit seinen Freunden einen Song zu performen.
serrabulho
Mit BÜTCHER steht danach eine meiner Neuentdeckungen dieses Sommers an. Die Speed Metal – Heads hatten mich zwei Wochen zuvor auf dem Underground Remains absolut geflasht, so dass ich mir umgehend noch die rare Vinyl-Version ihres Debuts "666 Goats Carry My Chariot" bei High Roller ordern musste. Obwohl die Band heute mit nur einer Gitarre antritt, da Max vermutlich mit den Evil Invaders anderweitig gebunden ist, zündet das Quartett um den charismatischen Fronter Hellshrieker ein Feuerwerk aus pechschwarzem, thrashigem Speed Metal. Natürlich ist der Überraschungseffekt ein bischen verflogen und der Gig in Göttingen war noch einen Zacken intimer. Allerdings lässt sich die Show am Ende trotzdem noch als beängstigend intensiv und gefährlich zusammenfassen.
bütcher
ULTHA sind in Deutschland die Band der Stunde. Von der Szene hochgelobt, von der Fachpresse dekoriert sind die introvertierten Kölner Black Metaller bisher bei mir noch nicht durchgedrungen. Das gilt gleichfalls für das frische, postulierte Meisterwerk "All That Never Has Been True" aber ich bin gespannt, ob die Band live in der Lage sein wird, mich endlich zu packen. Ich muss neidlos anerkennen, dass sich Ultha zwischenzeitlich in meisterliche Sphären der Avantgarde-, Progressive- und Post-Black Metal – Protagonisten gearbeitet haben. Allerdings rauscht das Quintett mit seinen ätherischen Sounds und ausladenden Songs emotional leider nach wie vor komplett an mir vorbei. Zwar kann ich nachvollziehen, dass Leute von dieser Band absolut begeistert sind aber es ist und bleibt Black Metal, wie er für mich nicht funktioniert.
ultha
Nach Ultha geht es wesentlich knackiger, robuster, technisch versiert und massiv auf der Hauptbühne weiter. Die Italiener von BLASPHEMER trümmern nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten beim Soundcheck über den Entenfang. Wer aufgrund des Namens Assoziationen mit chaotischen Black-Thrash der alten Schule wittert, der liegt bei der Band um Sänger/Gitarrist Simone Brego, welcher eine beachtliche Erscheinung ist, absolut falsch. Stattdessen fällt der Apfel nicht weit vom Beheaded-Stamm, wenn auch etwas weniger verkopft. Die Italiener bieten eine agile Todesmetall-Breitseite der alten Schule, die nicht selten an die Glanzzeiten von Morbid Angel und Co. angelehnt ist. Ist jetzt nichts Besonderes aber man kommt damit gut durch den Nachmittag.
blasphemer
Auf Anraten meines Mitfahrers Lenzner geht es danach ins Zelt, der mir mit Nachdruck schon das gesamte Wochenende erläuterte, dass INCARCERATION an diesem Samstag alternativlos sind. Und was soll ich sagen, das Gemetzel aus Death Metal und Grindcore-Attacken dieser deutsch-brasilianischen Band lässt sich in Sachen Intensität kaum in Worte fassen. Vor allem, was Sänger und Basser Daniel Silva mit seiner Stimme sowie seinem Gesicht veranstaltet, gleicht einem emotionalen Abgrund aus so ziemlich allen negativen Emotionen, die man NIEMALS unter gar keinen Umständen fühlen, geschweige denn nach außen tragen möchte. Unterfüttert von einer unbarmherzigen Soundwalze, präzisen Instrumentalattacken von den Gitarren bis zum Schlagzeug. Ich lege mich mal fest: Wer in der Lage ist seine Gefühle derart in der Musik zu bündeln, der macht im normalen Leben irgendetwas mit Menschen und/oder für das Gemeinwohl. Ein amtliches Konzert, bei dem nicht nur der Rickenbacker am Ende dran glauben muss. Tonträger und Shirts sind danach auf jeden Fall heiß begehrt.
incarceration
Weiter geht es zu INCANTATION an die Hauptbühne. Die Band um Sänger/Gitarrist John McEntee ist nicht nur ein wahres Urgestein des amerikanischen Death Metals, sondern seit den frühen Neunzigern ein Dauerbrenner mit hoher Underground-Credibility, dem jedoch der große Durchbruch nie vergönnt war. By the way sind Incantation eine großartige Live-Band, die in aller Regelmäßigkeit aber eben nicht inflationär die europäischen Bühnen beackert und folglich ein immer wieder gern gesehener Gast. Und das beweist der Vierer an diesem Abend einmal mehr. McEntee ist darüber hinaus ein Sympathikus, trotz der abgrundtief finsteren und düsteren Todesstahl-Soundwand, die die Band auffährt. Ich kenne nur wenige Bands, die eine solch dichte, erdrückende und schwere Death Metal – Atmosphäre kreieren können. Incantation scheinen jedenfalls noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein.
incantation
Dass EISREGEN im Zelt als Headliner auf Händen getragen und liefern werden, stand für mich außer Frage. Dieser Eindruck wird beiläufig in beeindruckender Art und Weise bestätigt, wobei ich den Thüringern heutzutage so rein gar nichts mehr abgewinnen kann. Mich zieht es wieder vor die Hauptbühne, wo Altmeister David Vincent mit VLTIMAS seinen Einstand geben wird. Das 2019er Debut "Something Wicked Marches In" hat mich nachhaltig beeindruckt, da sich Vincent mit dem leicht angeschwärzten Death Metal quasi neu erfunden hat. Nach einer verdammt zähen Umbaupause geht es endlich los. Die Show ist auf Vincent ausgelegt, der sich, in Ölmantel-Montur und mit Hut, weitestgehend von Nebel verhüllt, in Dunkelheit oder flankiert von Stroboskoplicht zeigt. Alles wirkt zuweilen kühl und distanziert, während die Band schon fast klinisch aber alles andere als blutarm agiert. Doch Vincent weiß um die Wirkung seiner tiefen, charismatischen Stimme und seines subtilen Humors, mit der er das IN FLAMMEN in sich ruhend zwischen den Songs anspricht und auf seine dunkle Seite zieht. Musikalisch gibt es abseits des Materials vom Debut keinerlei Überraschungen und das ist auch gut so. Der Verzögerung geschuldet ist der Spuk des Gentleman Vincent allerdings schnell wieder vorbei.
vltimas
Die Thrasher von HEATHEN wurden als "Bonus" kurz vor dem Wochenende bestätigt, nun finden sich die amerikanischen Urgesteine kurzerhand auf dem Headliner-Slot des Samstag Abends wieder. Glaube ich der Wahrnehmung der Anwesenden, bestanden Heathen diese Herausforderung kurzerhand mit Bravour und konnten aus dem Stand auf dem IN FLAMMEN OPEN AIR bestehen. Den einen oder anderen Fan von Paradise Lost wird das nur bedingt getröstet haben. Mir selbst hat zu dieser Zeit bereits irgendwer den Stecker gezogen und ich bin gewillt, dies noch auf die Pseudo-Erkältung der vorherigen Nacht zu schieben. Da als Downer nur noch THE COMMITTEE anstehen, deren Musik mir suspekt ist (ich verweise auf meine Ausführungen zum Thema "Säcke" über´m Kopf bei Kanonenfieber), habe ich kein großes Problem, mich ins Zelt zu verkriechen.
Für meine Verhältnisse geht es nach einem Minimum an Schlaf am Sonntag äußerst früh nach Hause, wo mich nach dem Ausladen des Autos die Gewissheit einer hohen Körpertemperatur sowie mein erster positiver Schnelltest erwartet. Nun, nicht das IN FLAMMEN, sondern das Virus mag mich zwischenzeitlich "geschafft" haben.
Während ich diese Zeile schreibe, habe ich glücklicherweise den symptomatischen Teil der Krankheit überwunden und befinde mich hoffentlich in den letzten Stunden meiner Quarantäne.
Trotzdem möchte ich keine Minute des IN FLAMMEN OPEN AIRs 2022 missen, nicht in menschlicher, emotionaler und musikalischer Hinsicht. Es gilt an dieser Stelle einen ganz fetten und lieben Dank auszusprechen an Thomas, insbesondere aber an seine GESAMTE CREW UND ALLE DIE IN IRGENDEINER ART UND WEISE AM GELINGEN DES RESTARTS NACH 2019 BEIGETRAGEN HABEN!
Was hier mit verhältnismäßig begrenzten Mitteln geleistet wurde und wird, ist aller Ehren Wert. Ich bin an allen Tagen nicht einer Person aus der Crew begegnet, die auch nur ansatzweise schlechte Laune hatte. Das IN FLAMMEN OPEN AIR 2022 war geprägt von ganz viel Herzlichkeit. Danke dafür in der Hoffnung auf ein IN FLAMMEN OPEN AIR 2023!
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Headliner
SADISTIC INTENT, SAMAEL, MEMORIAM, HEATHEN, VLTIMAS, INCANTATION
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Entenfang, Torgau, Sachsen
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