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M'era Luna 2009
Also gleich vorweg wie war's in diesem Jahr ?
Standardantwort: Na großartig, die nette Musik, die vielen tollen Leute, halt wie immer schön!
- wäre zwar kurz aber nicht ganz richtig, denn das großartig stimmt natürlich, aber diesmal war tatsächlich die ein oder andere lobenswerte Veränderung des Festival-Konzeptes zu beobachten. Aber dazu später, erst mal Musik....
Erster Tag, es war ein Samstag im August
Als Opener spielten No More auf der Main und um es kurz zu machen, kaum einer konnte offensichtlich diese Urgesteine ( Sänger Andy immerhin seit Ende der 70er auf der Bühne) einordnen. Erst beim Klassiker" Suicide Commando" schien sich insbesondere das Jungvolk vage an die Combo erinnern. Ich fand es dagegen rundherum klasse, echter ehrlicher 80er Sound, nur leider zu kurz.
Weiter ging's für mich im Hangar, den da hatte sich mit HEIMATAERDE ( ja mit A zwischen Heimat und Erde ) gleich die erste EBM Truppe angekündigt und, wer hätte das gedacht, die Halle war zu dieser fast noch morgendlichen Stunde ( es war irgendwie noch deutlich vor 12:00 ) nahezu komplett gefüllt. Schnell und gemein, von Harsh Elementen durchzogen wurde die offensichtlich schon ziemlich große Fangemeinde beschallt, das dürfte der letzte " undankbare" 20 Minuten Gig der Combo gewesen sein. Das Nächste mal gibt's sicherlich mehr und länger auf die Ohren.
So, dann jetzt zu ersten der großmäulig angekündigten Neuerungen:
Es ist ein lecker Mittags Bier in Form einer wohl temperierten Dose Becks, die uns wie in den Ankündigungen versprochen, im Tausch gegen nur einen Euro ohne lange Wartezeiten im Verpflegungscontainer auf dem Zeltplatz, keine 3 Minuten vom Eingang zum "Musikgelände" verkauft wurde. Das war nun wirklich neu und natürlich gab es auch billigste Softdrinks, Wasser und andere Alkoholika auf diesem unerhört günstigen Preisniveau. Ob es bei dem Andrang letztendlich nur der Müllvermeidungsgedanke war, der die Organisatoren dazu bewogen hat endlich eine günstige Festival-Verpflegungsmöglichkeit zu schaffen soll mir völlig egal sein, denn das Angebot war insbesondere für die Besucher mit eher schmalem Geldbeutel eine vernünftige Alternative zum etwa dreifach teureren Becher auf dem Gelände.
Gegenüber gleich die 2. Neuerung: Eine riesige Klo- / Duschcontaineransammlung, die auch rege genutzt wurde. Sehr zweckmäßig und sehr sauber!
Nicht neu dagegen waren die vielen entspannten, schwarz-bunten Menschen die auch dieses Jahr in Massen gekommen waren. Einige der gut 23.000 hab ich im Bild festhalten dürfen, die Künstler selbst durfte ich dagegen nicht fotografieren. Ist auch nicht weiter schlimm, wie Ihr auf den Fotos gut erkennen könnt, die Szene lebt wieder einmal mehr durch die besonderen Menschen und deren teilweise recht ungewöhnlichen Outfits. All denen noch mal schönen Dank, nächstes Jahr gern wieder!
Weiter geht's im Hangar und leider mit einer Ernüchterung: Die Hölle heißt "Vorschusslorbeeren" und zwar in Form von einer meiner absoluten Lieblingsbands LOLA ANGST über mich gekommen. Hatten wir eben noch unendlich viele Festivalbesucher vom Besuch des Auftritts überzeugt, waren wir regelrecht verstört was dort geboten wurde: Lola stand nutzlos auf der Bühne, ein offensichtlich selbstverliebter Goldmann inmitten einer Horde von mir unbekannten Livemusikern mit Schlagzeug und Bass. Was war da passiert? Wo war der mit Abstand beste Elektro-Gig vom ML 2007 geblieben?
Obacht: Um eins gleich klar zu stellen: Es war natürlich besser alles vieles was ich sonst hören musste und über das ich nicht schreiben mag wegen irrelevant, aber für alle die, die Goldmann noch zusammen mit Reiner Schirner und der kreischend feuerspuckenden Lola erleben durften, war das ein Schock. Trotzdem tapfer alle Hits angehört und auch die gehängten Ballerinas beachtet. Goldmann bleib bei deinen Rechnern und der wollüstigen Lola, liebe Grüße ein alter Fan. ( auch von Werner und Ralf )
Als Kontrastprogramm kamen dann Jesus on Extasy und auffällig viele Damen nährten sich schnell der Bühne. Dort bot ein silberner Dorian in knapper Hose zu ehrlichen Gitarren ein routiniertes gutes Set, kurz und nett.
Zwischendurch konnte ich mich dank Pressekarte immer mal wieder in den Pressebereich zum Schreiben zurückziehen und hab dabei leider natürlich das ein oder andere verpasst. So auch Frau Ji-In die mit Ihren Mannen als Krypteria auf der Bühne war. Das war schade, weil wohl recht gut und sei aber trotzdem hier erwähnt, weil die Truppe auch nach dem Gig im Presse-Bereich für richtig gute Stimmung sorgte.
Und dann wieder was Neues im Festivalkonzept:
Eine fulminante Goth-Modeschau im Disko-Hangar. Hübsche Frauen und Männer präsentierten lecker Klamotten zu stilechter Musik, teilweise sogar mit spektakulärer Nudisteneinlage. Schö wars......
The Birthday Massacre holten mich gerade wieder rechtzeitig vor die Bühne, eine "gereifte" Chibi präsentierte wie immer eine dynamische Bühnenshow, die ich mir schon seit Jahren nicht entgehen lasse. Das dachten sich auch reichlich andere vor der Main Stage und so war es die richtige Kulisse für die quirlige Sängerin im Minirock , die sich nach der tollen Show sogar noch höflichst fürs Zuschauen beim Publikum bedankte. Gerne doch und gern auch wieder, gespielt wurden neben "Lovers End" und dem druckvollen "Video Kid", natürlich auch die TBM Hymne überhaupt "Looking glas". Hier noch ein Tip vom Schreiber: Das Cover vom 2005er Album "Violet" ist eins der schönsten überhaupt. ( die Musik ist natürlich auch toll )
Es folgen die gewohnt imposanten Auftritte von Blutengel und den immer begeisternden Welle Erdball und zum Abschluss die für mich größte, positive Überraschung des Tages: De/Vision , die Synthiepopper zeigten einmal mehr wie Massen begeistert werden: Viele alte Stücke, fast auffallend unspektakuläre Bühnenshow und Beleuchtung. Danke, es geht also auch ohne viel Bohei ! ( schönes Wort ! ) Alle begeistert, alles gut und offizielles Ende Tag 1 ML 2009.
Tag 2 Mera Luna 2009, ein Sonntag
Der Tag beginnt mit den wirklich leichten, letzten Klängen des Leichtmatrosen und einem Rundgang im noch angenehm leeren, beschaulichen Mittelalterdorf. Das Dorf als "Neuzugang" vom letzten Jahr hat sich offensichtlich etabliert, eine nette Ergänzung zu den sonstigen Merch- und Fressbuden. Noch schnell den Müllpfand abgeholt und zurück aufs Gelände.
Dort überzeugen auf der Main die Elektro Mannen vonZeromancer , die neben Ihrem Hit " Clone youre Lover" auch das DM Cover "Photografic" als Hommage an den Bandgründungsgrund darbieten. Spitzenshow, mieser Sound, trotzdem völlig unverständlich warum nur 25 Minuten.
Bei Schelmisch geht's dann auch mit Sackpfeifen und anderem mittelalterlichen Instrumenten zur Sache, immer wieder schön die frechen Texte und Gesten. Zu den Gesten gehört inzwischen auch eine Art Massenhüpfen, was von den Fans wie eine Art ritueller Huldigungstanz aufgeführt wird. Sehr originell-
Im Hangar wird derweil dann auch getanzt, allerdings sind es dort wohl eher die ersten Elektroheads die zum EBM Kommando Spetsnaz gehören. Die Schweden laden zu " Hardcore Hooligan" vor die Bühne.
Vor der Main hab ich dann jede Menge zu jammern, denn ach wie schön waren doch die vollelektronischen Zeiten von L'Àme Immortelle Warum muss die schöne Sonja jetzt all die schönen Lieder wie "Bitterkeit" oder "Stumme Schreie" mit solch garstig Instrumenten zusammen singen ? Vielleicht hat der T. Rainer all die schönen Elektro- Sequenzen mit zu Nachtmahr genommen, die am Vortag den Hangar beschallt haben.
Ein wenig trösten kann mich glücklicherweise dann Rogue von den Crüxshadows, kaum auf der Bühne hängt er schon wieder irgendwo in den Lichtmasten oder turnt über die Boxen in Publikum. Und das Beste: Er singt dabei z.B die alten, fröhlichen Hits "Winterborn" und "Birthday" ! Dazu noch jede Menge lecker Tänzerinnen die auch immer noch gern mal lustige Fahnen schwingen und die E-Geigen Spieler belustigen. Wie immer satter Sound, ein unbändiger Frontmann der ständig mit dem Publikum flirtet und jede Menge hübsche Musikerinnen. Kurz: Die Show, die man schon seit Jahren bekommt, mit der Zeit leider irgendwie doch nicht mehr ganz so spektakulär, aber immer noch nett anzusehen.
So, das Beste bekanntlich zum Schluss: Das waren aus redaktionellen Gründen aber für mich nicht die grandiosen The Prodigy, nein die sollte ich nicht mehr erleben dürfen. Mein Highlight begann bereits gegen 17:20 UHR, mit einem hammerharten " Frya Frisena" begrüßten mich die freien Friesen von Tyske Ludder aus Emden. Sofort fing die Menge vor der Bühne an zu pogen und was dann von einigen Stompern zu Stücken wie " Khaled Aker" getanzt wurde glich eher einer kollektiven Körperverletzung. Harter EBM, wie gewohnt von ebenso harte Bildern und Filmen begleitet, die den ein oder anderen geradezu entsetzt den Hangar verlassen ließen. Schwer sich bei teilweise barbarischen Szenen auf die Musik und vor allen Dingen auf die Texte zu konzentrieren, aber viele der Gewalt- und Hassszenen aus Krieg und KZ , wurden ausschließlich aus Dokumentarfilmen zusammengeschnitten um die Realität zu zeigen. Wichtig daher auch die Klarstellung durch Albert, wie beschämend eigentlich das Thema" Nazis" noch immer ist, also die klare Absage an rechtes Gedankengut. Tyske Ludder machen halt keinen Weiber-Elektro und spätestens seit der "SCIENTific technOLOGY" Produktion sollte dem geneigten Hörer klar sein, wie unbequem das sein kann. Die haben was zu sagen, und das tun Sie sehr direkt.
Aber keine Angst, auch die recht unpolitischen Themen wie "Bastard" wurden gern vom Publikum aufgegriffen und gebührend gefeiert. Sex hat halt auch seinen ganz besonderen Stellenwert in der Gesellschaft.
Fazit: Nachhaltig beeindruckend, z,Zt. Noch immer das Beste was an klugem, hartem EBM zu hören ist.
Danach glücklich und schnell zu Frau und Kind heimgekehrt, das war es dann für dieses Jahr!
Eins noch: Es war großartig, die Musik war nett, die vielen Leute toll, halt wie immer schön !!
...Matze
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