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Party.San Open Air 2014
| Jens Dunemann | Party.San Open Air
Was soll man noch großartig einleitende Worte über das PARTY.SAN METAL OPEN AIR schreiben. Das Festival ist mittlerweile nicht nur das größte, sondern zweifelsohne auch eines der traditionsreichsten der Szene, mit dem Schwerpunkt auf den härtesten Spielarten des Heavy Metal. Eine wahre Erfolgsgeschichte, die inzwischen seit zwanzig Jahren andauert und nur wenige wirkliche Tiefen zu verzeichnen hatte. Gestartet im Weimarer Land und jahrelang im wunderschönen Bad Berka beheimatet, war wohl der Locationwechsel in den Norden Thüringens 2011 sicherlich die einschneidenste Zäsur in der Geschichte des PARTY.SAN´s, nachdem man 2010 zum wiederholten Male ein Waterloo in Regen und Schlamm erleben musste.
Bei den Besuchern der frühen Jahre ist Bad Berka nicht vergessen aber nicht erst seit diesem Jahr sind Veranstalter, Crew, Fans und Bands auf dem, in Sachen Logistik und Organisation äußerst funktionellen, Flugplatzgelände angekommen.
Das Festival gehört zu den größten Veranstaltungen dieser Art und ist doch übersichtlich, ja fast sogar familiär geblieben, was nicht zuletzt am Umzug auf das neue Gelände liegt. Natürlich haben hier die harten Metalheads eine Menge Spaß und drehen gepflegt durch, jedoch geht es hier immer noch in erster Linie um die Musik. Festival-Touristen begegnet man hier glücklicherweise kaum und auch nazistische NSBM-Tiefflieger haben glücklicherweise zunehmend das Interesse an diesem Event verloren.
Das PARTY.SAN ist seit den Anfangstagen fest im Untergrund verwurzelt und der Szene verpflichtet. Ein Umstand, dem man seit 2013 noch einmal Nachdruck verliehen hat, indem man am Freitag und Samstag Nachmittag und abends parallel zu den Umbaupausen die Zeltbühne von Newcomern beackern lässt. Eine Idee, die ich grundsätzlich begrüße, auch wenn ich der Meinung bin, dass, soweit man aus Veranstaltersicht einen Act als reif für das PSOA erachtet, diesem dann auch ein Slot auf der großen Bühne zugestanden werden sollte, statt ihn mit Spielzeitüberschneidungen am Anfang und Ende des Sets auf der Zeltbühne zu "verheizen". Aber dieses ist in erster Linie eine Philosophiefrage und meine ganz persönliche Meinung. Nicht nur im letzten Jahr habe ich eine Menge Leute in Schlotheim getroffen, die sich daran erfreuen, mit dem Untergrund-Zelt eine frische Alternative zu den etablierten großen Formationen auf der Hauptbühne serviert zu bekommen.
A propos Alternativen. Ebenfalls seit der Frühphase zeichnen sich die alljährlichen "Holidays In Hell" durch ein Bandraster aus, dass zwar vordergründig Death Metal, Grindcore und Black Metal präsentiert. Aber man liebt dieses Festival nicht zuletzt wegen diverser vermeintlich genreferner, doch außergewöhnlicher Acts, die von stilistischer Selbstgeißelung befreien und nicht zuletzt für die unnachahmliche Würze in der Suppe und musikalische Kontraste sorgen. Ja, die vermeintlich stupidesten, weil scheinbar immer nach Härte lechzenden Metaller blicken überaus gerne über den eigenen Teller und wildern gerne in anderen musikalischen Gefilden.
Um es vorweg zu nehmen: Das PARTY.SAN METAL OPEN AIR 2014 war einmal mehr eine bestens organisierte Veranstaltung und Party und ich persönlich habe das Gefühl, das alle Beteiligten dabei von Jahr zu Jahr besser und dabei lockerer wie entspannter werden.
In diesem Sinne: Auf die nächsten 20 Jahre!!!
Mittwoch, 06.08.2014:
Die Anreise und der Aufbau verläuft reibungslos. Zeitpunkt wiederum eine Lanze für die engagierte, penible und mit Nachdruck aber dabei immer entspannt zur Sache gehende Security zu brechen. Nach kurzer Absprache ist es uns ohne Probleme möglich, ein Revier für die uns nachfolgenden sieben Autos zugewiesen zu bekommen. Wie schon in den letzten Jahren agieren die Damen und Herren der DWS zurückhaltend, sind jedoch immer präsent, wenn es darauf ankommt, auch wenn meines Wissens, wie in den letzten Jahren, nennenswerte Zwischenfälle ausgeblieben sind.
PARTY.SAN = METAL...nichts weiter!!!
PARTY.SAN-Auftaktveranstaltungen im Party-Zelt haben seit Jahren ihren ganz besonderen Reiz, vor allem aber Dynamik. In sofern hüllt der Verfasser des Artikels dezent den Mantel des Schweigens über den weiteren Verlauf eines lauten, dreckigen Mittwochs.
Donnerstag 07.08.2014:
Nach leichten Regenschauern in der Nacht beruhigt sich das wechselhafte Wetter im Verlauf des Tages, um spätestens zum musikalischen Start für beste Festivalbedingungen bei herrlichem Sonnenschein zu sorgen.
God Macabre
Mit GOD MACABRE finden einmal mehr ein paar verlorene Schweden-Death-Söhne aus den Neunzigern den Weg zurück auf die große Szene-Bühne. Laut Programmheft historisch wertvoll, knallt man den Anwesenden mal die volle Metal-Zone-Breitseite um die Ohren und bereitet den skandinavischen Boden für alles, was da an diesem Abendnoch kommt und hinterlässt insbesondere den Nordeuropäern ein gut bestelltes Feld.(JD) Wenn man die Qualität der Alben betrachtet, sind SKELETONWITCH sträflich unterbewertet. So müssen die Amis auch schon früh bei Tageslicht auf die Hauptbühne. Was sie bieten ist einmal mehr absolute Klasse. Die Mischung aus Thrash, Black und traditionellem Metal ist einfach nur überzeugend. Live gilt das, was auch die Platten so stark macht: Skeletonwitch sind mächtig aber nicht pathetisch, melodiös aber nie nett. So soll es sein. Dazu kommt noch motiviertes Stageacting und der Verzicht auf langes Gelaber und schon hat man einen großen Gig. Für mich bieten Skeletonwitch den besten Auftritt des ersten Tags. Warum die Band vor den gehypten Atlantean Kodex auf die Bretter musste ist mir ein Rätsel. Die reißen danach die Latte, die durch Skeletonwitch aber auch sehr hoch gelegt wurde.(Tr) Die Franken von ATLANTEAN KODEX sind die Band der Stunde und spätestens seit ihrem aktuellen Output eine der angesagtestens Bands der Stunde, die mit ihrer ureigenen Mixtur aus klassischem Heavy Metal, Doom und Progressive-Elementen über Subgenre-Grenzen hinaus vereint und überzeugt. Das unterstreicht die Band zwischen all den Todeskapellen eindrucksvoll und setzt einen ersten ebenso krafvollen wie einfühlsamen Kontrastpunkt im Programm, der vor Heaviness nur so strotzt. Mehr davon.
Atlantean Kodex
GRAVE sind mittlerweile ein absolutes Phänomen. Seit rund 25 Jahren versorgen Ola Lindgren & Co die Death Metal – Gemeinde mit feinstem Schwedentod, ohne dabei qualitativ nachzulassen (die "Hating Life"-Selbstfindungsphase sei hier einmal ausgeklammert – Anm. d. Verf.). Umso erstaunlicher ist es, dass sich Grave zum ersten Mal auf dem PARTY.SAN-Billing wiederfinden. Die Elchtöter schöpfen in der Setlist aus dem vollen Klassikerrepertoire, haben einen brachialen, klaren Sound, reißen sich auf der Bühne in Stücke und müssen doch ironischerweise damit leben, dass sie es nicht schaffen, den blutigen Funken zum Überspringen zu bringen. Fazit: Rätselhaft.
Grave
Überraschenderweise entzünden ENTOMBED A.D. danach genau diesen Funken zu einem wahren Inferno und liefern damit genau den Auftritt ab, den ich mir von ihren Landsleuten zuvor erwartet hatte. Die Querelen um die Namensrechte dürften kaum jemandem, verborgen geblieben sein. L. G. Petrov ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied, die aktuelle Platte "Back To The Front" ist nicht weniger essentiell als all die anderen Veröffentlichungen der jüngeren Entombed-Ära. Doch Petrov und seine Mannen schaffen es, die mittelmäßigigen Songs ihres Debuts in einer Art und Weise Leben, vor allem aber Härte einzuhauchen, dass es mir glatt die Kinnlade runterklappen lässt. Entombed A.D. rocken sich frei und diese Spielfreude überträgt sich auf ein Publikum, dass spätestens bei "The Left Hand Path" komplett steil geht. Sound und Licht besorgen das Übrige, so dass sich dieser Gig gelohnt hat.
Entombed A.D.
Islands finest sind bereits zum dritten Mal am Start und die Zeiten, in denen SOLSTAFIR in Bad Berka oder Schlotheim als Geheimtipp gehandelt wurden, sind bekanntlich lange vorbei. Mit neuem Album im Gepäck, welches sich rund drei Wochen vor dem regulären VÖ-Termin am Stand ihres Labels Season Of The Mist wie geschnitten Brot verkauft, zeigt das Quartett einmal mehr keine merklichen Abnutzungserscheinungen. Was die Herren mit den Songs von "Svatir Sandar" und "Ótta" auf der Bühne entfachen, Leben und Leiden, das sucht einmal mehr seinesgleichen. Obschon ich Solstafir schon intensiver erlebt habe, so kostet man die Position im Billing doch imponierend aus. (JD)
Solstafir
WATAIN sind in jeglicher Hinsicht eine Band der Extreme. Zwischen musikalischer Genialität, übertriebenem Schwarzheimer-Image und pseudo-elitärem Wahnsinn bleiben die schwedischen Black Metaller insbesondere in der Headliner-Position blass. Watain haben musikalisch zweifelsohne so viel zu bieten aber sie sind an diesem Abend einfach nicht in der Lage das eigene Potential auszuschöpfen. Diese Tatsache schmälert jedoch den überaus gelungenen Festivalauftakt - bei dem überraschend Entombed als klarer Punktsieger vom Platz gegangen sind - am Donnerstag in keinster Weise. (TF)
Freitag, 08.08.2014:
Freitag High Noon, die Sonne will es wissen und JIG AI klöppeln jedem auch ohne Kopfschmerztablette den letzten Rest des Katers der sich aus der vergangenen Nacht herüber gerettet hat, aus dem Schädel. Waren die tschechischen Grinder im letzten Jahr noch gesundheitlich verhindert und schickten ihre Freunde von Gutalax, so holt das Trio nun also alles nach und gibt dem Publikum, wonach es lechzt. Kurze, knackige Grindcore-Salven, herrlicher Schweinegesang und dazu eine Performance, als gäbe es kein Morgen mehr. Es muss nicht immer originell sein, um zu zünden. Trotzdem überzeugen Jig Ai auf ganzer Linie und nicht zuletzt die Publikumsreaktionen beweisen, dass sie die richtige Band auf dieser Position sind. (JD) Viel Gutes wurde über die Live–Qualitäten von HAVOK im Vorfeld geschrieben und erzählt. Kurz und gut: Alles wahr! Musikalisch und spielerisch top, agil auf der Bühne, klasse Songs, vorbildliche Kommunikation mit dem Publikum: So geht Thrash-Metal und nicht anders. Give Me Liberty Or Give Me Death!(ET) Havok sind für mich eine besten neueren Thrash Bands. Auf der Tour mit Suffocation haben sie ihre Live-Qualitäten schon bewiesen und auch bei Tageslicht auf der großen Bühne räumte der thrashende Denver-Clan richtig ab. Hallo Kreator, es braucht keinen besonderen Bühnenaufbau und kein goldenes Konfetti, um eine mitreißende Thrash Show zu spielen. Tracks wie ´D.O.A.´, ´Time is Up´ oder ´Point Of No Return´ stotzen vor Energie. Und auch die neuen Songs wie ´Give Me Liberty... Or Give Me Death`, die ich auf Konserve nicht ganz so stark finde, zünden live wesentlich besser. Ein gelungenes Thrash-Feuerwerk zu viel zu früher Stunde.(Tr)
Havok
Lost Society
Der Planet brennt mittlerweile so erbarmungslos vom Himmel, dass man die Düsternis und Kälte der Tiefsee herbei sehnt, die AHAB so unglaublich intensiv vertonen. Wer glaubt, dass Nachmittagshitze, Helligkeit und abgrundtief-traurige Ultra-Slo-Mo-Doom-Atmosphäre nicht zusammen passen, der wird eines Besseren belehrt. Ahab schaffen das Kunststück auch bei Tageslicht überzeugend rüber zu kommen und sorgen ebenso wie Atlantean Kodex am Vorabend für einen edlen musikalischen Farbtupfer im Billing, was wiederum für das Songmaterial spricht. Chapeau. Mir ist es absolut schleierhaft, wieso INQUISITION derzeit allseits so abgefeiert werden. Das Ami-Duo bietet musikalisch nicht mehr als einen uninspirierten Abklatsch früher Immortal. Langweilig, räudig. Gepunktet kann lediglich im Bereich „böse gucken“ und mit den obligatorischen Tierschädeln im Bereich „Bühnendeko“. Ansonsten frage ich mich, was eine solche Band auf der Hauptbühne zu suchen hat. (TF) Die Belgier von ABORTED waren nie wirklich meine liebste Baustelle aber ich muss die Entwicklung und Leistung der Death-Grinder neidlos anerkennen. Die Herren fahren nicht nur in Sachen Bühnen-Deko das ganz große Besteck auf. Nein, hier passt vom Sound über die handwerklichen Fähigkeiten, das Songwriting sowie eine Power-Show mal einfach alles. Diese Band hätte höhere Weihen im Billing verdient gehabt. Musikalisch wird hier aber vor allem die Faschingselite von Inquisition mal brutalst vorgeführt.(JD) Ganz nebenbei geht es dann in der Zwischenzeit auch auf der Tentstage los. Den Anfang machen INCARCERATION. Das brasilianisch-hamburgische Trio hat erst eine Split und eine 3-Track EP herausgebracht - dafür sind sie aber schon recht bekannt – und das zu Recht. Ich habe die Jungs erstmalig auf dem Berlin Death Fest gesehen, wo sie völlig überzeugten. In Schlotheim beweisen sie nun, dass dieser gute Auftritt in der Hauptstadt keine Eintagsfliege war. Das von Sänger /Gitarrist Daniel wohl am Häufigsten gebrachte Wort „Chaos“ war Programm. Mit unglaublich guter Laune und haufenweise Energie ackern sich Incarceration durch das Set im sehr gut gefüllten Zelt. Ich bin gespannt auf das erste Album, dass noch dieses Jahr über FDA erscheint, denn die neuen Tracks sind keinen Deut schlechter als die alten. Ich hatte mich gefreut, BENEDICTION endlich mal wieder live zu sehen. Die Briten haben mit ihren ersten drei Alben wirkliche Klassiker abgeliefert und waren live auch oft eine Macht. Beim Gig musste ich dann häufiger an Havok denken, nicht nur, weil ich mir deren Spielfreude gewünscht hätte sondern weil eine ihrer Scheiben ´Time Is Up´ betitelt ist. Das scheint – zumindest momentan – für Benediction zu gelten. Die Band liefert einen langweiligen, unmotivierten Gig, den nicht mal die guten Songs retten konnten. Ich habe mit niemanden gesprochen, der den Auftritt überzeugend fand. Eher berichteten die Leute von ähnlich schwachen Leistungen auf anderen Festivals wie dem, auf dem In Flammen. Das eine gute Show keine Frage des Alters ist, beweisen an diesem Wochenende viele Bands und einmal mehr auch Barney, der mit dem Wechsel von Benediction zu Napalm Death damals alles richtig gemacht hat. Hoffentlich demontiert die Band sich nicht weiter selber.(Tr)
Benediction
Als ganz so verheerend erlebe ich den Gig der Briten nicht. Sicher, ich habe Benediction auch schon viele Male besser gesehen. Allerdings krankt die Show in erster Linie an einem völlig verwaschenen Saitensound – der zumindest bei mir dazu führt, dass der Funke einfach nicht zünden will - als an mangelnder Motivation. Und mit der Setlist, bei dem diesmal neben vielen Klassikern auch drei Songs vom legendären "Transcend The Rubicon"-Album kommen, die man seit Ewigkeiten nicht mehr im Programm hatte. Ich persönlich hätte mir noch "Dark Is The Season" gewünscht aber man kann nicht alles haben.(JD) Kollege Eiko ist jedenfalls begeistert von der Leistung der Briten: Nach so viel Jungvolk auf der Bühne müssen jetzt die Herren im gesetzten Alter mal zeigen wo Max die Möhren holt: Benediction aus Birmingham, die alten britischen Grind-Bastarde, pusten den Staub von ihren Instrumenten und zeigen, daß man einen gepflegten Death Metal auch mit grauem bzw. lichtem Haar und Wohlstandswampe spielen kann. Dave Hunt ist bestens bei Laune und Stimme, und sogar mein Fave „Jumping At Shadows“ von der „The Grand Leveller“ wird ausgepackt. Schön sie mal wieder gesehen zu haben.(ET) Voll im Saft präsentieren sich danach MISERY INDEX. Roh, brutal und präzise hämmern die Amis dem Publikum ihre Death-Grind-Geschosse ähnlich beeindruckend wie Abortet um die Ohren. (TF) Es gibt wahrlich dankbarere Aufgaben, als nach Misery Index auf die Bühne zu müssen. Bange machen aber gilt für die Veteranen von REPULSION nicht. Ich hatte die Band zuvor noch nie gesehen und bin dementsprechend gespannt, denn so ein Gig 25 Jahre nach der ersten und einzigen Scheibe kann ja auch nach hinten losgehen. Tut er aber nicht. Repulsion schaffen es, die 45 minütige Show zu füllen, obwohl das Album ja nur eine knappe halbe Stunde Spielzeit hat. Das Trio hat Spaß daran ihren groovigen Grind ins Publikum zu blasen und ist weit davon entfernt sich als Legende zu wichtig zu nehmen. Ansagen wie: “Next one is an old one – Oh shit what am I talking, we only have old ones…” brachten neben der musikalischen Qualität auch Sympathiepunkte. Hoffentlich kommen Repulsion auch noch mal auf eine Clubtour, da sind sie dann sicher noch intensiver. Danke ans PSOA, diese Band mal auf die Bühne geholt zu haben!(Tr)
Repulsion
Einst hervorgegangen aus der Asche der legendären At The Gates haben THE HAUNTED für mich spätestens nach dem 2004er-Output "rEVOLVEr" den Reiz als Hoffnungsträger verloren. Dieser Eindruck bestätigt sich leider auch auf dem PARTY.SAN. Postmoderner Thrash-Metal mit Core-Gepose, das braucht die Welt nicht wirklich.(JD) Nach einigen Line-up Wechseln sind The Haunted wieder da, und das durchaus überzeugend. Peter Dolving wurde von seinem Vorgänger Marco Aro erstetzt und die Zeichen stehen nach einigen Experimenten nun auch wieder auf Thrash. Und davon gibt es heute jede Menge. Das freut das PSOA-Volk, was wiederum Gitarrist Jensen ein zufriedens Grinsen ins Gesicht zaubert, welches er während der gesamten Show nicht wieder los wird. SUFFOCATION sind in diesem Jahr mit Original- aber leider auch Teilzeitsänger Frank Mullen angereist. Das wird sich anscheinend positiv auf die Motivation aus, Granaten wie „Pierced From Within“ oder „As Grace Descends“ haben Standards im Death Metal gesetzt und werden dieser würdig in den Nachthimmel gedroschen. (ET)
The Haunted
MARDUK sind so etwas wie Stammgäste auf dem Party-San. Entsprechend locker kann man einen solchen Gig dann auch angehen. Muss sich zumindest eines der Bandmitglieder gedacht haben, als er bei einsetzendem Intro nochmal mal schnell auf dem Backstage-Lokus verschwindet. Genau den möchte ich zeitgleich aber auch benutzen und erschrecke mich fast zu Tode, als der wackere Black Metaller mich dort in voller Montur inklusive Kriegsbemalung fast über den Haufen rennt. Zurück aus der Herzklinik sehe ich allerdings nichts Besonderes, „Christraping Black Metal“, schön und gut, wird aber leider auch schnell langweilig.(ET) Spätestens seit "Panzerdivision" ergehen sich Marduk von Album zu Album in Gleichförmig- und Eintönigkeit. Das können die Schweden bei diesem Auftritt auf dem PARTY.SAN METAL OPEN AIR nicht widerlegen. Trotz actiongeladener Bühnen- und beachtlicher Lightshow sind Marduk so interessant wie eine Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug durch die Einöde. Viel Landschaft, von der nichts hängen bleibt. Untermauert wird der Eindruck durch die Darbietung des Klassikers "Wolves", dem man auch noch das letzte Fünkchen Atmosphäre austrümmert. Was habe ich SATYRICON für ihr aktuelles Album im vergangenen Jahr verflucht. Ein Werk, mit dem ich zunächst nur wenig anfangen konnte, mich aber trotzdem nicht losließ, bis es dann irgendwann doch vollumfänglich Besitz von mir ergriff, so dass ich "Satyricon" heute im Gegensatz zur Aussage meines Reviews attestieren muss, ein herausragendes Album zu sein, in dem jedoch noch soviel mehr Potential steckt, als es zeigt. Aber genau dieses Potential schöpfen Satyr und Frost mit der Mannschaft auf der Bühne von der ersten Sekunde an aus. Die Norweger spielen auf diesem Festival in ihrer eigenen Liga und liefern den, mit Abstand, besten Gig der gesamten Veranstaltung ab.
Satyricon
Ohne Pomp, Feuer und sonstige Effekthascherei beschränkt sich die Band um einen gut aufgelegten Satyr auf das absolut Wesentliche und lässt einfach die Musik sprechen. Nicht zuletzt die Songs des aktuellen Albums beschwören eine einzigartig-intensive Atmosphäre herauf, die im inbrünstig vorgetragenen "Mother North" ihren Höhepunkt findet. Ich sollte mich jetzt darüber beschweren, dass man "Phoenix" nicht mit in der Setlist hatte aber in Anbetracht des gerade Erlebten ist dies schlicht und ergreifend nebensächlich. Satyricon sind in dieser Form eine unzähmbare Macht, die den zweiten Tag des PARTY.SAN´s mit Würde beendet.(JD)
Samstag, 09.08.2014
Cashley
Endlich wieder CASHLEY. Ein Party.San-Samstag kann kaum besser beginnen, als mit dem Berliner Rock`N´Roll-Trio um Mr. Cashley himself. Bereits zum dritten Mal bereiten die drei mit einer Rockabilly/Rock ´N`Roll-Performance im Rahmen des Frühschoppens auf den finalen Festival-Tag vor, polen die Synapsen wieder auf Musik und die Sinne auf das Verlangen nach alkoholischen Getränken. Ganz gleich, ob die Herren Songs ihrer Namensgeber zelebrieren und leben, Schnulzen- oder Rock- und Metal-Klassiker in ihrer ureigenen Art interpretieren, Cashley stehen mittlerweile für sich selbst. Dabei ist man eine Band zum Anfassen, die mit purer Hingabe agiert und endlich auch eine eigene CD im Gepäck hat, die sich im Anschluss an die zweistündige Show am Brutz & Brakel – Stand wie deren Drinks verkaufen. Immer gerne wieder. Und während die vorerst letzten Noten im Zelt verhallen beginnen NOCTURNAL mit einer Old-School-Thrash-Breitseite, die auch den Cashley-Verweigerern und Anhängern der "reinen Lehre" für den Hallo-Wach-Effekt sorgt. Für mich leider ebensowenig interessant, wie die schweizerischen Pügelknaben MUMAKIL, die zwar technisch mit allen Wassern gewaschen aber darüber hinaus in meinen Augen nur ein seelenloses Brachialgekloppe abliefern. EREB ALTOR liefern danach unspektakuläre Pagan-Epik, die reformierten PROTECTOR – für mich als Verehrer der "Shedding Of Skin"/"The Heritage"-Phase – den kultigen und räudigen Teutonen-Thrash, der bei Nocturnal versprochen wurde aber ansonsten weitgehend blass wie das Comeback "Reanimated Homunculus" ist.(JD) Die damaligen Wolfsburger und heutigen Wahlschweden Protector waren früher so etwas wie Helden meiner Jugend, die leider nie über Zweitligastatus hinauskamen. Damals sicher unglücklich scheinen sie sich heute damit abgefunden zu haben, denn geändert hat sich nichts. Schließt man die Augen, möchte man denken es wäre 1989, und zwar inklusive dem damals so weitverbreiteten Teutonen-Rumpel-Faktor. Aber egal, mich persönlich freut es, auf meine alten Tage nochmal „Golem“ oder „Urm The Mad“ zu hören.(ET) Schwärzer und interessanter wird es mit IMPERIUM DEKADENZ, die ihren symphonischen und bombastischen Black Metal ähnlich wie Ahab in der Nachmittagshitze zelebrieren dürfen und dabei das Hauptaugenmerk ganz klar auf den grandiosen Longplayer "Meadows Of Nostalgia" legen. Leider fehlt mir "Der Umweg" aber das tut dem guten Einduck keinen Abbruch.
Imperium Dekadenz
KAMPFAR waren mir nach der aktuellen Veröffentlichung "Djevelmakt" einmal mehr ans Herz gelegt worden. Auch wenn ich die Norweger auf Alben wie "Kvass" und 2008 auf dem PARTY.SAN METAL OPEN AIR als relativ unspektakulär wahrgenommen habe, ist die Intensität und die Inbrunst, mit der Dolk und seine Mannen versuchen, in der gleißenden Sonne die metallische Finsternis herauf zu beschwören schon beeindruckend. Dennoch will der Funke aber bei mir einfach nicht überspringen, "Djevelmakt" hin oder her. Was hab ich mich gefreut als MALEVOLENT CREATION bestätigt wurden, haben die Florida-Deather mich doch live noch nie enttäuscht. Und das tun sie auch heute nicht. „Multiple Stab Wounds“ oder „Coronation Of Our Domain“ sind Klassiker, Abrissbirnen und Highlights in dieser Art von Musik. Und so werden sie auch dargeboten, das Maschinengewehr steht auf Dauerfeuer, die Haare fliegen auf und vor der Bühne und Bret Hoffman brüllt immer noch wie vor 20 Jahren. Und zwar so brutal, daß jeder „Sturmfrisuremoscreamopseudo-Nachwuchsbrüllaffe“ sofort das Mikro für immer zur Seite legen möchte.(ET)
Malevolent Creation
Einmal mehr unspektakulär, wenn auch kultig und handwerklich anspruchsvoll geht es beim Rumpel-Black-Thrash der norwegischen Altmeister von AURA NOIR zu. Der perfekte Soundtrack, um sich Bier und Schnapps zu widmen, nicht mehr aber auch nicht weniger. Anschließend geht´s gediegen mit den schwedischen Kollegen von GRAND MAGUS weiter, die leider nicht ihren besten Tag erwischt zu haben scheinen. Probleme beim Gitarrensound und beim Gesang schmälern einen von mir sehnlichst erwarteten Gig, der in Sachen Setlist keine Wünsche offen lässt, wenn er auch ziemlich steif wirkt.(TF)
Grand Magus
Weniger melodisch geht es danach mit NAPALM DEATH weiter. Die Briten beweisen sich einmal mehr als unnachgiebiges Abrisskommando, dem man einfach nichts entgegensetzen kann. Mit böser Zunge könnte man behaupten "Same procedure as last gig..." aber diese Prozedur ist verdammt mächtig und zornig, auch nach dreißig Jahren noch. Barney, Shane, Mitch und Danny schöpfen der Zorn aus dem Überalbum "Utilitarian" und aus dem Fundus eines unerschöpflichen Backkatalog aus Death Metal, Punk, Grind und Hardcore und hinterlassen einmal mehr nichts als verbrannte Erde und sorgen so für offene Münder. Napalm Death sind ein Kunst gewordenes Manifest. (JD)
Napalm Death
BÖLZER beschließen das Festival auf der Zeltbühne. Das Schweizer Duo bringt es derzeit auf ein Demo und zwei Vinyl-EP´s, die sich im Underground wie geschnitten Brot verkaufen. Die erste Vinyl-Auflage der aktuellen EP "Soma" ist bereits vor dem offiziellen VÖ-Termin bereits vergriffen gewesen. "Schuld" daran ist der einzigartige Stilmix aus Death Metal, Doom-(Core) und Black Metal. Nur wenige Bands schaffen es, eine derart bedrohliche Atmosphäre – insbesondere mit nur einer Gitarre, Schlagzeug und Gesang – heraufzubeschwören. Das Geheimnis sind exzellente Songs, handwerkliches Können und das Splitting des Gitarrensignals über mehrere Verstärker. Das Ergebnis ist eine Soundwand, die sich gewaschen hat. Anfangs haben HzR und KzR noch mit leichten Soundproblemen zu kämpfen, was man jedoch schnell in den Griff bekommt. Danach kann man die Songs von "Aura" und "Soma" ungefiltert in sich aufsaugen und sich fragen, warum zum Teufel diese Band nicht auf der großen Bühne spielt. (JD)
Bölzer
KATATONIA verwechseln die Kür mit der Pflicht und spulen zunächst einen routinierten Allerwelts-Set mit allen erwartbaren Schmeichlern der jüngeren und mittleren Bandhistorie, untermalt von einer stimmungsvollen Lightshow, herunter, die jeder Fan der Band zur Genüge von Blackheim, Renkse & Co. präsentiert bekommen hat. Aber wo, wenn nicht auf ausgerechnet diesem Festival hätte man aus der prall gefüllten Schatztruhe der frühen Tage Katatonia´s Perle um Perle kredenzen können. Das wird am Ende der Show deutlich, als man dann doch noch "Without God" und "Murder" herausholt, so dass sich unweigerlich die Frage stellt, wieso man so lange auf Nummer sicher gegangen ist. Es bleibt ein fader Beigeschmack und die Erkenntnis, dass Katatonia hier eine Chance verpasst haben, sich vor den Fans der ersten Stunde unsterblich zu machen und sich selbst mit einem Old-School-Set ein Denkmal zu setzen. (TF).
Katatonia
OBITUARY legen einen einen mächtig-gewaltigen Auftritt hin und grooven sich nackebrecherisch durch einen Set von Old-School-Klassikern. Aber bei allem Engagement, mit dem die Florida-Deather ihre Granaten unters Volk bringen, lassen sich zumindest bei mir gewisse Abnutzungserscheinungen bei der Darbietung der einfach gestrickten Tracks nicht verleugnen, so dass diese Band für meine Begriffe viel zu hoch im Line-Up getacktet ist.
Obituary
Man mag über das opulente "Phantom Antichrist"-Bühnenbild mit Showtreppen-Schnickschnack, die Bengalo-Terroristen, Feuersäulen, Schnippselkanonen und Stroboskob-Lichtwahnsinn denken was man will. Musikalisch sind KREATOR einfach eine Macht und ebensowenig, wie man darauf hofft, dass Mille seine nervige Übermotivation bei der Kommunikation mit dem Publikum endlich ablegt, so wenig nutzen sich diese Band und ihre immer neuen Kompositionen ab. Die Ruhrpott-Thrasher legen einen würdigen Headliner-Gig auf´s Parkett, mit sattem Sound, einer Setlist, die kaum Wünsche offen lässt aber auch nicht wirklich überrascht. Die Präsenz des Quartetts ist selbst zu später Stunde noch gewaltig. Der Mond und das durch ihn kreierte Wolkenspiel am Nachthimmel komplettieren einen nahezu perfekten, wenn auch sehr späten Festival-Abschluss am Sonntag morgen. Wer zu dieser Stunde noch reserven hatte, dem wurden sie eindrucksvoll von Granaten wie "Riot Of Violence", "Warcurse", "Flag Of Hate/Tormentor" "Coma Of Souls" oder "Hordes Of Chaos" ausgeprügelt. Chapeau, Kreator!(JD)
Kreator
Das PARTY.SAN METAL OPEN AIR 2014 geht zu Ende und es dürfte auch in diesem Jahr kaum unglückliche Besucher nach Hause schicken. Man kann nur hoffen und wünschen, dass man die Variabilität und die Experimentierfreudigkeit, die man in diesem Jahr bei Bands wie Grand Magus, Atlantean Kodex, Katatonia oder Ahab gezeigt, hat auch zukünftig mutig weiter verfolgt. Denn es gibt noch eine ganze Reihe an fantastischen Formationen, die es neben den "Dauergästen" wert wären, in Schlotheim zu debutieren oder wieder zu kommen. Als da wären: TWILIGHT OF THE GODS, ROTTING CHRIST, THE VISION BLEAK, BRUTALITY, DIMMU BORGIR, MY DYING BRIDE, EXTREME NOISE TERROR, GOREFEST, SUMMONING, FLEURETY, THE BLOOD DIVINE,WINTERFYLLETH, A FOREST OF STARS, URFAUST, THE WOUNDED KINGS, SOLEFALD, BARREN EARTH... Es ist lange her, so dass ich als kritischer Party.San-Veteran überrascht bin, seit vielen Jahren mal kein Haar in der Festival-Suppe gefunden zu haben. Insofern kann ich den Veranstaltern nur attestieren, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Lasst den Panzer also bitte nicht vom Kurs abkommen.
Auf dem Party.San hatten in diesem Jahr für das Twilight Magazin offene Haare, Ohren und jede Menge Spaß:
Teresa Fuchs (TF), Katrin Truckenbrodt (Fotos), Eiko Truckenbrodt (ET), Jens Dunemann (JD). Besonderer Dank gilt neben den PSOA-Organisatoren Trille (Tr) für die Gastbeiträte und Tobe für Gastfotos von Cashley und Bölzer!!!
Man sieht sich nächstes Jahr. Gleicher Ort, selbe Zeit!!!(JD)
Bisher sind für das PARTY.SAN METAL OPEN AIR 2015 vom 06.-08. August die folgenden Acts bestätigt:
BEHEMOTH
ASPHYX
MORBUS CHRON
FÄULNIS
NOCTURNAL WITCH
THE RUINS OF BEVERAST
DESERTED FEAR
KATAKLYSM
TOXIC HOLOCAUST
ASPHYX
NUCLEAR ASSAULT
MANTAR
DESERTED FEAR
AETERNUS
DEGIAL
Der Ticketpresale via cudgel Vertrieb hat bereits begonnen:
cudgel Vertrieb
Schwanseestraße 20
99423 Weimar
tel.: +49 (0) 3643 495 300
fax: +49 (0) 3643 495 30 28
Kategorie
Headliner
Besucher
Ort
Line Up
ENTOMBED A.D.
CASHLEY
THULCANDRA
THE HAUNTED
REPULSION
UNLIGHT
SKELETON WITCH
BENEDICTION
NOCTURNAL
SATYRICON
JIG-AI
BÖLZER
AURA NOIR
SUFFOCATION
MALEVOLENT CREATION
PROTECTOR
CARNAL GHOUL
KREATOR
GRAND MAGUS
HAVOK
LOST SOCIETY
GRAVE
KATATONIA
ABYSSOUS
ROGASH
INQUISITION
NECROWRETCH
MARDUK
MISERY INDEX
SPHERON
ORCHID
WATAIN
ABORTED
AROGANZ
INCARCERATION
NAPALM DEATH
AHAB
DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT
SOLSTAFIR
GOD MACABRE
MURMAKILL
KAMPFAR
OBITUARY
EREB ALTOR
ATLANTEAN KODEX
BEYOND
WATAIN
IMPERIUM DEKADENZ