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Richtigstellung:
Es soll nicht unkommentiert bleiben, das uns der werte und beim Party.San für die Presseakkreditierung zuständige Boy, in unserer Bestätigungsmail augenzwinkernd auf den Fauxpas im Festivalbericht zum letztjährigen Party.San aufmerksam machte. Bedeutungsschwanger resümierte ich die früheren Festivaljahre und ging detaillierter auf mein erstes Party.San im Jahre 1999 ein und verlegte das Festival von damals nach Tiefengruben... Da hatte mir die Erinnerung wohl ein Schnäppchen geschlagen. Wie dem auch sei, um nun der Wahrheit Raum zu verschaffen und um die Veranstalter- sowie auch unsere Ehre wieder herzustellen. Das Party.San 1999 fand im kleinen und ebenso beschaulichen Ort Tannroda statt. Asche also auf das Haupt des Schreiberlings. Allerdings sollte so etwas nach so geraumer Zeit schon einmal passieren dürfen, zumal wir damals auf dem Weg zum Festival schon leicht verwirrt feststellen mussten, dass München gar nicht in Bayern sondern in Thüringen liegt...

Doch genug der langen Rede, konzentrieren wir uns auf das Wesentliche:
Bereits zum 13. Male luden die Herren Boy, Mieze und Jarne auf das Gelände am Rande des Segelflugplatzes zu Bad Berka und lockten einmal mehr, allen voran die unangefochtenen Headliner SIX FEET UNDER und HYPROCRISY.


Wieder einmal wurde die Werbung vorab ausgebaut und die Auswirkungen sollten einem schon am Tag der Anreise nicht verborgen bleiben. Waren wir im letzten Jahr gegen Donnerstag Mittag noch relativ weit im unteren Bereich des Campingbereiches untergebracht, so mußten wir in diesem Jahr gleich einige hundert Meter weiter oben mit einem Zeltplatz vorlieb nehmen. Auffällig auch die Tatsache, dass in diesem Jahr erstaunlich viele Metalheads aus den umliegenden europäischen Nachbarstaaten den Weg nach Thüringen angetreten hatten.
Das Zelt aufgebaut, das erste Bier angetestet, die Pässe abgeholt und es kann losgehen. Am Bierstand im Eingangsbereich erwarten wir Eiko, der in diesem Jahr mit Tea und mir als Dritter für´s Twilight Magazin im Bunde ist.

Donnerstag, 10.08.2006 oder der Tod eines Russen...:

Um 20 Uhr feuern dann ERODED

den Startschuss mit einer dreiviertelstündigen Death-Metal Salve ab, skandinavisch beeinflusst und absolut halsbrecherisch. Zwar stauen sich die Menschenmassen anfangs in erster Linie vor dem Zelteinlass, doch spätestens zum Ende der Spielzeit beginnt das noch einmal den Gegebenheiten angepasste Party-Zelt langsam aber sicher aus allen Nähten zu platzen. HELRUNAR

nutzen diese Steilvorlage und bieten einem hungrigen Publikum ein schlichtes, klischeefreies, vor allem aber mitreißendes und enthusiastisches Black Metal Konzert. Ob "Frostnacht", "Älter als das Kreuz" oder der Übersong "Hauch wird Sturm", die Band wird frenetisch abgefeiert. Spätestens jetzt wird das Fotografieren zur Qual, zumindest wenn man sich in den ruhigeren, hinteren Regionen des Zeltes aufhält, um nicht im feiernden Pulk zerdrückt zu werden. Für den Gang zum Fotograben benötigt man ab jetzt Zeit und Geduld um sich durch die Meute zu schieben.
Doch dazu später mehr, keine Zeit zum Aufregen, weiter geht es mit den Polen von HATE, einem osteuropäischen Death-Metal Kaliber mit amerikanischem Einschlag. So simpel der Bandname, so anspruchsvoll und komplex ist dagegen die Mucke. Absolut tödlich, das hätten ihre Landsleute von VADER an diesem Abend nicht besser hinbekommen.
Der folgende Auftritt von WATAIN

sollte im Nachhinein zu einer absoluten Farce werden, denn in den folgenden Stunden des Wochenendes kümmerten sich die Schweden mehr darum, ihrem Image als zerstörerisches, gewalttätiges und gesinnungsmäßig kleingeistiges Black Metal Konsortium durch Randale, eindeutige Lippenbekenntnisse und Gestik, gerecht zu werden. Schade eigentlich, denn musikalisch spreche ich den abartig verschmierten und nietengespickten Barden, die ihre Bühne mit vielen Kerzen und Weihrauch in ein ungemein passendes Ambiente tauchten, einen der intensivsten Gigs des diesjährigen Party.San zu. Die Schweden bewiesen, das roher und ungezähmter Black Metal auch heute noch nicht altbacken klingen muss.(JD)
Den Donnerstag zu headlinen war in diesem Jahr Meister Speckmann und seiner Band Master

vorbehalten. Zwar lichteten sich die Reihen erheblich, da das Zelt aber sowieso vollkommen überfüllt war (da sollten sich die Veranstalter im nächsten Jahr etwas einfallen lassen) war dieses eher angenehm. Master boten altbewährtes und ernteten berechtigterweise lauten Applaus, bei Old School Attacken wie „Cut Through The Filth“ oder „The Serpents Tongue“ bewies die Truppe um den Exil Tschechen Speckmann, dass man auch als Trio extrem wuchtig klingen kann. (ET)
Nach einem gelungenen Festivalauftakt bleibt uns jedoch noch die Empfehlung, bei einer noch größeren Zuschauerfrequentierung, von der zweifelsohne auszugehen ist, im nächsten Jahr die Künstler am Donnerstag auch schon auf der Hauptbühne spielen zu lassen. Nicht nur die Tatsache, dass das Zelt am Ende bis zum Bersten gefüllt war, machte wenig Spaß, die Thekencrew dürfte ebenfalls an ihre Leistungsgrenze gestoßen sein, waren doch die Wartezeiten auf das "Schwarze mit der blonden Seele" nicht nur teilweise unerträglich lang. Wohl dem, der das unheilverkündende Schild mit dem Totenkopf von "Butz & Brakel" in der linken Ecke der Theke entdeckt hatte, bei denen die Wartezeiten zwar erheblich kürzer, die Auswirkungen der Todesgebräue jedoch umso heftiger werden sollten. So schwenke ich im Laufe des Abends von Bier zu White Russian über und in der Gewissheit, einen denkwürdigen Konzertabend verlebt zu haben, schaltet der Russe nach einem MASTER-Gig auf Autopilot und geleitet mich im Tiefflug gen Zelt. Fragt mich nicht, wie der Sowjet das hinbekommen hat, ich durfte es bewusst nicht mehr miterleben...(JD)

Freitag, 11.08.2006 oder ein Akt in drei Eisbeuteln:

Das Aufwachen bedeutet an diesem Morgen die reinste Qual, sowie die Erkenntnis, das der nächtliche Tiefflug zum Zelt wohl mit einigen Bruchlandungen, am Ende jedoch mit einer Punktlandung vor meiner temporären Behausung sein Finale gefunden hat. Dies ist eine dieser Aufwachphasen in denen man Spiegel tunlichst meiden sollte aber was will man mehr, die Mission am gestrigen Abend wurde erfüllt. Wie ich bald feststelle allerdings unter einigen Verlusten, denn Ausfälle realisiere ich an der linken Hand denn die Fingerfraktion verweigert aufgrund starker Schwellungen ihren Dienst. Da muss mir wohl jemand in der Dunkelheit mit ´nem qualitativ hochwertigen Stiefel auf die Flosse gelatscht sein, nun denn, klassischer Fall von "friendly fire", außerdem tut´s nicht weh und daher kann es auch nicht wild sein.
Regeneration ist angesagt, Wellness in Form einer Dusche und wo ich schon einmal vor Ort bin, da lasse ich mich von den Sanis einmal vorsorglich mit einem Eisbeutel versorgen. Überhaupt sind die Rotkreuzhelfer in diesem Jahr wohl die wirklichen Helden des Festivals, denn man hat eigentlich rund um die Uhr zu tun, die Wagen mit den blauen Lichtern fahren zu Hochzeiten im Halbstundentakt gen Krankenhaus, trotzdem bleibt man hier immer ruhig gelassen, hilfsbereit und freundlich! Top!!!(JD)
Die Partisanen am Freitag zu wecken war Job von Killing Spree. Angesichts der Tatsache das sich die Band midtempolastigen und von keyboards durchsetzten Death Metal auf die Fahnen geschrieben hatte musste niemand Angst haben aus seinem Schlafsack geblastet zu werden. Was nicht heißen soll das Killing Spree schlecht waren. Am Ende ernteten wohlwollenden Applaus von den anwesenden Frühaufstehern, und mehr kann man bei einem solchen Festival als Opener auch nicht erwarten.(ET)
Mit KAAMOS und

SEVEREVE TORTURE stehen für mich am Anfang dieses Tages zwei Kult Death Metal Acts auf dem Programm. Bei den Schweden mit dem finnischen Bandnamen KAAMOS kommt schon so etwas wie Melancholie auf, zelebrieren sie doch zum letzten Male auf der Bühne ihre urtypische skandinavische Todesbleikunst. Nach acht Jahren trägt man die Band, aus welchen Gründen auch immer, mit einem furiosen Gig durch alle Schaffensperioden würdevoll zu Grabe. Rest In Peace!
Das nehmen die dem amerikanisch geprägten Death Metal fröhnenden Holländer als Steilvorlage und stampfen, knüppeln und grooven sich solide durch ihren Set. Zwar habe ich mich mit SEVEREVE TORTURE bislang noch nicht so häufig beschäftigt aber ein großer Teil des anwesenden Publikums lässt sich bereitwillig durch diesen akustischen Frontalangriff aufmischen. Hier geht die sagenumwobene Luzi ab.(TF)
Da DEW SCENTED ihren Auftritt auf dem Party.San aufgrund von Personalproblemen kurzfristig abgesagt haben treten die eingesprungenen FALL OF SERENITY auf den Plan, die ihren Platz mit DESTROYER 666

getauscht haben. Ein echter Ersatz für die niedersächsischen Power Thrasher sind die Jungs aus dem Osten jedoch nicht und so verlasse ich relativ zeitig den Ort des Geschehens, da ich mich der Versuchung einer Einladung eines Prophecy-Vertreters nicht erwehren kann, einmal exklusiv in das im November erscheinende neue DORNENREICH Album hereinlauschen zu dürfen. Was jetzt schade für die FALL OF SERENITY Fans ist, ist um so erfreulicher für die Anhänger der Österreicher, denn was mir von den vermeintlichen "Überbleibseln" der "Hexenwind"-Sessions durch die Lauscher tanzte verspricht ganz Großes.
Doch schon warten DESTROYER 666 und es bleibt mir nur wenig Zeit zum Wundenlecken. Trotzdem kehre ich kurz im Sanitätszelt ein, um mir den zweiten Eisbeutel für meine Hand zu organisieren, denn Handrücken und alle vier Finger sind mittlerweile zu einer massiven geschwollenen Einheit geworden, die zwar immer noch nicht schmerzt, dafür aber unangenehm spannt. Heavy Metal muss wehtun und den perfekten Soundtrack dafür liefern die blackmetallisch und deathigen Rock ´N Roller aus Australien mit der Wahlheimat Holland. Es ist höchst selten, dass man diese Herren in unseren Breitengraden zu sehen bekommt. Der Sound ist roh, differenziert und geht in die Nackenmuskeln, es wird gepost, was das Zeug hält. Eine sehr reife Leistung.(JD)
Die Finnen Turisas

würden normalerweise niemals eine CD in meinem Player platzieren können, aber alleine ihr Erscheinungsbild machte mich neugierig: Komplett in Fell gehüllt und mit Dreck und Blut beschmiert marschierten sie auf die Bühne um eben dort ihren Viking Metal zu präsentieren. Dieser klang wiederum ganz anders als die Band aussah, nämlich lustig. Und so regten Turisas - stilecht mit Geige und Quetschkommode - dann auch eher zum schunkeln als zum Pogen an. Letztlich hat die ganze Angelegenheit aber richtig Spass gemacht und war eine echte Abwechslung im Programm.(ET)
"Mehr Metal geht nicht!!!"
Ich zitiere hier einen guten Freund kurz nachdem die schwedischen NIFELHEIM

ihre akustische und visuelle Orgie beendet haben. Die schwedischen Gustafsson-Brüder erweitert um die necrophobicsche Sechssaiterfraktion legen einen Gig hin, dessen Intensivität man Menschen, die nicht dabei gewesen sind, nur ansatzweise beschreiben kann. Achtziger Jahre Thrash gepaart mit räudigstem Black Metal, weniger traditionell und einfach nur sick und von allem ein bischen mehr. Nach der gefühlten Anzahl von Mittelfingern, die diese Darbietung ausstrahlt, müssten hier weit mehr Musiker auf der Bühne stehen, als diese fünf Verückten, die sich mehrfach beinahe aufgrund ihrer Bewegungsfreudigkeit gegenseitig über den Haufen rennen. Mehr Nieten, mehr Leder, mehr Corpsepaint, mehr Blasphemie, obwohl, mehr geht eigentlich schon gar nicht mehr, mehr NIFELHEIM. Die Schweden kreieren ein dermaßen klischeeüberspitztes Bild, welches jedoch zu jedem Zeitpunkt authentisch und nicht gekünstelt wirkt. Fazit: Muss man gesehen haben.(TF)
Über die Fähigkeiten der Ausnahmemusiker von

CRYPTOPSY zu schreiben ist so gut wie überflüssig, setzen sie doch von Album zu Album neue, höhere Maßstäbe in der extremen Metalszene oder besser in ihrer eigenen noch nicht definierten Jazz-Liga. Aber gerade deshalb bin ich gespannt auf den Auftritt der Kanadier, denn die Grenzen verlaufen innerhalb der Wahrnehmung zwischen zelebriertem musikalischem Hochgenuß, Überanstrengung der Hörgewohnheiten und stupidem Krach bis hin zu einer als langweilig empfundenen Darbietung manchmal fließend. Doch CRYPTOPSY meistern diese Gratwanderung entgegen meinen Befürchtungen nahezu perfekt. Mit immenser Spielfreude, gutem Sound und jede Menge Energie versprühend, blasten sie dem Party.San Publikum ihre Songs um die Ohren. Darüber hinaus herrscht hier trotz technischer Höchstleistungen an den Instrumenten beim Vortrag, der an Komplexität kaum noch zu überbietenden Werke immer noch ein reges Treiben auf der Bühne. CRYPTOPSY klingen live eine ganze Ecke frischer und lebendiger als auf Tonträger und die Recken von Morbid Angel können sich hier nur mehr als eine Scheibe von abschneiden.
Bevor es mit einem absoluten Novum weitergeht suche ich zum finalen Male das Sanitäterzelt auf, denn meine neuen Schwellkörper an der linken Hand verlangen nach Kühlung. Mit mahnenden Worten, ich solle mich am morgigen Tag doch dringlichst mal auf einen Ausflug ins nahe gelegene Krankenhaus von Blankenhain aufmachen, erhalte ich von den Halbgottassistenten in Weiß und Rot einen Salbenverband und meinen heißersehnten Eisbeutel. Doch zurück zum eingangs erwähnten Novum. Bei genauer Studie der Running Order fiel schon im Vorfeld auf, das ENSLAVED

auf dem diesjährigen Party.San als einzige Norweger vertreten sind. Doch ebenso einzigartig sollte der unmittelbar bevorstehende Gig werden. Zwar leidet die Spielzeit der Band unter dem enormen Verzug im Zeitplan, dennoch spielen die Jungs um Fronter Ivar einen denkwürdigen Set, der einer Zeitreise durch die Geschichte der Band gleicht. Von den Anfängen des Viking und Black Metal bis hin zur jüngeren avantgardistischen Ausrichtung der Norweger. ENSLAVED bieten die erhoffte Abwechslung nach dem Prügelsperrfeuer des Nachmittags und des frühen Abends.
Die obligatorischen Feierabenddrinks verkneife ich mir heute, um am Morgen fit und frühzeitig in einem fahrtüchtigen Zustand zu sein.(JD)
Kataklysm filmten ihre diesjährige PSOA Show für ihre in Kürze (hoffentlich!) erscheinende DVD und legten entsprechen viel Wert auf einen guten Sound und auf gutes Licht. Das bekamen sie und somit war ihr Auftritt nicht einfach nur ein Auftritt, es war ein verdammtes Death Metal Statement! Ein klarer und trotzdem immens brutaler Gitarrensound sowie ein gnadenloses Schlagzeug untermauerten eine der besten DM Shows die ich je gesehen habe. Ebenso die Setlist: „Let Them Burn“, „Ambassador Of Pain“, „In Shadows And Dust“ oder
“Manipulator Of Souls”, alles dabei. Sogar “Road To Devastation” kam zum Zug, so das die Fans völlig ausflippten und der ein oder andere Riesenmoshpit auf der DVD zu sehen sein wird. Absolut unglaublich!
Völlig klar das Lord Augenring, Peter Tägtgren und Hypocrisy

diesen Hammer nicht toppen konnten. Trotzdem meisterten sie diese undankbare Aufgabe und spendierten neben Altbewährtem wie „Roswell 47“ oder „Fractured Millenium“ auch den ein oder anderen Klassiker („Impotent God“). Ein guter Gig, aber nach Kataklysm war einfach alles gesagt.
(ET)

Samstag, 12.08.2006, oder Gesundheitsreform einmal anders

"Die vom Highfield sind viel anstrengender, genervt und meckern regelmäßig über lange Wartezeiten und so weiter... Beim Party.San ist das anders, die sind verrückt, immer freundlich und vor allem hart im Nehmen. Die lassen sich auch bei schwerwiegenden Malessen nur selten davon überzeugen, im Haus zu bleiben und wollen so schnell wie möglich wieder auf´s Festival." So reagiert die diensthabende Krankenschwester auf meine Frage, ob denn das Arbeiten bei einem solchen Andrang von langhaarigen Bombenlegern überhaupt noch Spaß mache. Diese Art von Kompliment bekommt man als Metaller höchst selten, noch dazu vormittags in einem Krankenhaus.
Nun denn, gut Ding will Weile und vor allem zehn Euronen haben und noch bevor es mir im gut gefüllten Wartesaal der Notaufnahme langweilig werden kann, setzt sich die Gesundheitsmaschinerie viel früher und zügiger als erwartet in Bewegung: Anmeldung, erstes Vorsprechen beim halbgöttlichen Akademiker, Laufzettel zum Röntgen, die geschwollenen Finger auseinander prokeln und "Cheese", eins, zwei, drei Aufnahmen schießen und mit den Aufnahmen zurück in die heiligen Hallen. Die Zeit dazwischen kann man sich wunderbar mit medizinischen Zeitschriften á la Apotheken-Umschau und mit solch illustren Artikeln über Scheidentrockenheit (mit geschickt daneben plazierter Anzeige für Gleitcreme der Marke Blausiegel!!!) vertreiben, das nennen wir doch einmal Rundumbetreuung. Und kurz nachdem mir mein Vorgänger mit seinem schlimmen Finger -er vergaß beim Bierholen aus dem Auto den Zeigefinger zwischen Tür und Zarge-, selbst Krankenpfleger im Krankenhaus Bad Berka, schonungslos prophezeit: "...wenn was gebrochen ist, gibt´s ´nen Gips..." werde ich aufgerufen. Kollege 24-Stunden-Dienst begutachtet die Fotos, nichts gebrochen, Diagnose: Prellung, Bekämpfung: Salbenverband, Ruhigstellen durch Schiene. Schwuppdiwupp ist der linke Unterarm unter der heilsamen Ummantelung verschwunden, deren Ausmaß nicht weniger Eindruck als der besagte Gips macht.
Fertig, und schon geht es nach knapp zwei Stunden wieder gen Metal-Area Party.San. Auf dem Rückweg öffnet der, dem Festival bisher so wohl gesonnene Petrus seine Schleusen in einer Art und Weise, dass man befürchten muss, der heutige Tag könnte buchstäblich ins Wasser fallen und das Gelände in eine Schlammwüste verwandeln.(JD)
Die Berliner Akrival eröffneten den Samstag mit frickeligem Black Metal. Nicht wirklich geeignet für den Startschuss, aber immerhin hatten sie den besten Bassisten des gesamten Festivals in ihren Reihen. Was dieser junge Mann mit seinen arschlangen Dreadlocks aus seinem Bass holte trieb manchem Nachwuchszupfer glatt das Wasser in die Augen. Mehr trieben Akrival letztlich aber nicht. (ET)
Der Wettergott scheint meine still dargebrachten Einwände gegen den ausgiebigen Regenguss des Vormittages scheinbar nicht unerhört verhallen zu lassen, noch schnell ein Mittagsmahl vom auch in diesem Jahr wieder grandiosen Nagelfood eingeworfen und schon geht es für mich mit MOURNING BELOVETH

los. Die Iren sind so etwas wie die Paradiesvögel des diesjährigen Billings. Ihr schwerer, bis in die Exzessivität und Depression führender Doom-Metal in bester My Dying Bride-Tradition fällt doch schon ziemlich aus dem Rahmen. Und gerade mit diesen Umständen haben MOURNING BELOVETH am meisten zu kämpfen, hat man doch trotz eines intensiv dargebrachten Konzertes das Gefühl, die Band sei hier zur falschen Zeit am falschen Ort gestrandet. Denn der gemeine Besucher ist schlecht eingestellt und es verlangt ihn in der nachmittäglichen Aufwärmphase nach anderen Mitteln als nach überlangen und traurigen Doom-Hymnen. So tummeln sich vor der Bühne nur einige wenige Partysanen vor der Bühne. Aber denen, einschließlich meiner Wenigkeit, gefällt dieses musikalische Martyrium einfach großartig.(JD)
Für alle Krachfetischisten, die eben Mourning Beloveth so unsäglich verschmähten geht es nun gegen. Vor ROMPEPROP

schwante mir ursprünglich noch schlimmeres als vor den, an Peinlichkeit kaum zu überbietenden Turisas am Vortag. Doch die hier dargebotene Kunstform des Extrem-Metals zählt für mich zu einer DER Überraschungen des Wochenendes. Das holländische Trio hat sich in OP-Kittel gehüllt und mit Kunstblut übergossen und auch die Musik ist ein wahres Fest für die Sinne. Man fröhnt einer Form des wenig technischen, groovigen und rumpelnden Death-Grind´s, die zum Bangen geradezu prädestiniert ist. Der Fronter geht vor jedem Lied auf das Publikum ein und verkündet die Ursprünge irrsinniger Songtitel der Marke "Pelican Dick" und ähnlicher geistiger Auswüchse. Damit haben die Holländer nicht nur die Lacher sondern die gesamte Gunst der anwesenden Hörerschaft gewonnen. Feiern wird hier zur Pflicht.
ROTTEN SOUND aus Finnland holen den Knüppel anschließend gänzlich aus dem Sack und brettern durch einen Gig ohne Höhen und Tiefen, dem ich persönlich aber eher wenig abgewinnen kann. Das direkte Duell mit Rompeprop haben sie verloren, denn die Faktoren Spaß und Abwechslung verhalfen den Jungs aus den Niederlanden zu einem klaren Punktsieg.(TF)
Desaster

aus Koblenz traten zu ihrem 2. Gig (nach 2003) auf dem PSOA an und hatten sich dementsprechend einiges vorgenommen. Das ließ sich auch bestens an (Opener: „Necropolis Karthago“), allerdings hatte Schlaumeier Infernal Kuschke vergessen seinem Gitarrensender eine neue Batterie zu spendieren, was dieser nach dem 3. Song „Ghouls To Strike“ mit der Verweigerung des Dienstes quittierte. Nachdem ein emsiges Crewmitglied dem guten Mann aber ein Kabel herbeigeschafft hatte ging es dann ohne Unterbrechung bis zum Rausschmeißer „Troops Of Doom“ weiter und die Show wurde doch noch zum erhofften Triumphzug.(ET)
Die Veteranen SETHERIAL

veröffentlichten mit "Nord" in den Neunzigern ein Referenzwerk des schwarzen Stahls, doch obwohl die Leistungen in Pflicht und Kür, will heißen die Musik und das Stageacting grundsolide sind können mich die Schweden mittlerweile nicht mehr wirklich fesseln und beeindrucken. Dem Großteil des Publikums scheint es jedoch zu gefallen, denn die Nordmänner werden artig abgefeiert. Die folgenden THYRFING

sind für mich ein Phänomen. Denn trotz der Tatsache, dass ich die Alben der Band durchweg als absolut durchschnittlich bewerte, haben die Schweden über die Jahre ihrer Existenz durchaus so etwas wie Kultstatus erlangt. Und so treffen sie mit ihrem Viking-lastigen Metal und, den in meinen Ohren abscheulichen Keyboards sowie langweiligen Songs trotzdem den Nerv der Hörerschaft. Handwerklich kann man den Jungs allerdings keinen Vorwurf machen, so dass ich mich mit einem gedachten, "wer´s mag" gen Butz & Brakel mache.(JD)
Die „swulen Dänen“ um Front-Tanzbär Bo hatten wie immer schon mächtig die Lampen an als sie auf die Bühne wankten. Im Gegensatz zu Dismember vor ein paar Jahren wirkte sich das aber keinesfalls auf die Qualität aus. Bo (in schickem Deutschland Leibchen) zeigte seine neusten Tanzschritte, machte seine typischen Ansagen und grunzbrüllte ansonsten wie ein waidwunder Keiler. Herrlich. Songtechnisch konzentrierten sich die Saufköppe aus Aarhus auf ihre letzten 3 Scheiben. Macht aber nix, sind eh die besten. Nach Kataklysm beste Band des Festivals für mich! Illdisposed rules!

War es bei Desaster nur ein streikender Gitarrensender war es bei Naglfar

gleich die ganze PA die streikte. Mit anderen Worten: Stromausfall. Ein sehr erbauliches Bild: Naglfar latschen grimmig dreinschauend auf die Bühne, stimmen „Spoken Words Of Venom“ an und können nach einer knappen Minute genauso grimmig die Bühne schon wieder verlassen. Seis drum, irgendwer steckte den Stecker am Aggregat wieder rein und weiter gings. Genau wie bei Desaster konnte dieses kleine Missgeschick der Stimmung nichts anhaben, im Gegenteil, besonders „Swarm Of Plagues“ und „Black God Aftermath“ klangen noch eine spur böser als sonst…..Ein Wort noch zu Frontmann Olivius: Mittlerweile hat er seinen charismatischen Vorgänger Ryden absolut vergessen gemacht. Daumen hoch!(ET)
Ich möchte den Mannen um Chef-Deibel Morgan Hakansson nicht das Existenzrecht abspenstig machen, allerdings zähle ich MARDUK

zu den Bands, die ihren Zenit und damit die Fähigkeit, für Innovationen zu sorgen und musikalische Akzente zu setzen, seit geraumer Zeit überschritten haben. Den Schweden scheint irgendwann auf ihrem langen Weg des rasenden Black Metal´s das gewisse Feeling verloren gegangen zu sein und das macht sich auch heute wieder bemerkbar. Zwar prügeln MARDUK sich wie die Beserker durch ihren Auftritt und sie scheinen mächtig heiß zu sein. Doch Hunde, die bellen, beißen bekanntlich eher selten und so bleibt nach dem Verhallen der letzten Klänge ein eher laues Lüftchen. Was nützt die beste Songauswahl, wenn ersehnte Klassiker im Geprügel verwaschen werden. Ich hoffe darauf, dass diese Band vielleicht doch noch einmal einen kreativen zweiten Frühling erlebt. Zwar bin ich kein großer Fan von SIX FEET UNDER

aber ich bin trotzdem gespannt, wie sich die Kriegsmaschine um Kult-Grunzer Barnes zum Finale des Party.San´s 2006 schlägt. Langsam, scheinbar gemächlich aber unaufhaltsam kommen die Amis in Wallung und überrollen die Gehörgänge der feiernden Banger. Die Stimmung steigt auf den Siedepunkt, während sich Groove-Monster an Groovemonster reiht und da man bekanntlich aufhören soll, wenn es am schönsten ist, beschließen, die Amis mit dem AC/DC- Kracher "T.N.T". als Zugabe ihren Gig und damit ein wieder einmal erfolgreiches Festival.(TF)
Eigentlich sollten jetzt für mich noch TANKARD auf dem Programm stehen aber nachdem ich während der letzten vier Bands darüber sinniert habe, ob ein Gips mit aufgeeddingten Autogrammen illustrer Bands bei Ebay nicht ertragreicher als eine einfache Schiene gewesen wäre oder zumindest die Aufschrift "Butz & Brakel sind schuld" eine sinnvolle Warnung für alle, insbesondere den Rausschmeisser-Gig der Hessen gewesen wären, entscheide ich mich nach ein paar weiteren Drinks und einem amüsanten Gespräch mit einem der Necrophobic Klampfer für die Notbremse um einem ähnlichen, vorprogrammierten alkoholischen Exzess wie am Donnerstag aus dem Weg zu gehen. Zudem signalisiert mir die aufkommende Müdigkeit das es Zeit ist, mein eigenes Zelt aufzusuchen. Schade eigentlich, denn TANKARD hätte ich nach Jahren gerne einmal wieder leibhaftig erlebt.(JD)

Sonntagmorgen heißt Abschiednehmen, in der Gewissheit auch in diesem Jahr ein nahezu perfektes und wohlorganisiertes Festival im schönen Thüringen verlebt zu haben mit einer hart ackernden Crew, die wieder einmal bis an und phasenweise über ihre Leistungsgrenze hinaus getreten ist. Wir freuen uns auf nächstes Jahr!
Danke Mieze, danke Jarne, danke Boy, Danke an die Crew!(JD)

IMPRESSIONEN

Auf dem Party.San Open Air 2006 tranken, lachten und feierten:
Teresa Fuchs, Eiko Truckenbrodt und Jens Dunemann

Kategorie

Headliner

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Bad Berka

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