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  • Ragnarök Festival 2023

    | Martin Storf | Ragnarök
Der Festivalsommer beginnt traditionell an Ostern. Nach einem langen, kühlen Winter ist der Metaller ausgehungert nach Party und Livemusik. Und auch schon traditionell stellt das Ragnarök-Festival im beschaulichen Lichtenfels ein sehr ansehnliches Lineup auf, das beide Ansprüche zufrieden stellt. Auch dieses Jahr findet dabei das meiste glücklicherweise in der lokalen Stadthalle statt, denn die Sonne lässt sich mal wieder eher weniger blicken. Doch natürlich campen Hartgesottene drei Tage lang durch und auch die Met-, Merch- und Fressstände vor der Halle sind wieder am Start. Im Inneren kommt wieder das bewährte Doppelbühnensystem zum Einsatz und sorgt für einen reibungslosen Ablauf und kaum Umbaupausen zwischen den Acts.
Als diesjährige Neuerung geht es schon am Donnerstag mit vollem Programm los, wo es in den letzten Jahren nur eine Opening-Party gab. .Die erste Band auf der Bühne ist FINSTERFORST. Bei ihrem Auftritt ist die Angst vor einer zu kleinen Menge an Zuschauern aufgrund des frühen Zeitpunkts und der Tatsache, dass es der erste Tag des Festivals ist, unbegründet. Denn das Publikum ist zahlreich und enthusiastisch. Die Bandmitglieder tragen passend zum Bandimage Holzfällerhemden und bringen mit ihrem Mix aus Folk- und Black Metal Stimmung in die Menge. Sänger Olli verlangt vom Publikum, sich von allen Zwängen zu befreien und einfach den Moment zu genießen. Mit ihrem letzten Song, der ganze 20 Minuten dauert, sorgen FINSTERFORST für einen gebührenden Abschluss des ersten heutigen Auftritts.
Danach ist es Zeit für UADA, die in dunkle Kutten gehüllt die Bühne betreten. Ihr düsterer Sound erzeugt eine gespenstische Atmosphäre im weiten Rund. Der Auftritt ist ihr erster in Lichtenfels und sie nutzen die Gelegenheit, um ihr Können zu zeigen. Die Bässe kommen zwar etwas verwaschen im Publikum an, aber die feinen Melodielinien hinter dem genre-üblichen Krach machen das mehr als wett. Auch das ein oder andere Gitarrensolo darf nicht fehlen. Das Publikum reagiert immer begeisterter und die Band lässt sich davon mitreißen. Doch leider muss der Auftritt um 22 Uhr enden, wahrscheinlich da wir immer noch in Bayern sind und um diese Uhrzeit Sperrstunde herrscht. Das bedeutet aber nicht das Ende des Festivals an diesem Abend, denn es gibt noch eine Aftershow-Party, bei der die Besucher bis in die frühen Morgenstunden mit einer kleinen, aber feinen Bühnenshow feiern können. Alles in allem ist der erste Tag des Festivals ein voller Erfolg und lässt auf weitere großartige Auftritte in den kommenden Tagen hoffen.

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Am Freitag geht es mit Vollgas weiter: Bei HELGRINDUR macht die Menge direkt Stimmung, indem sie während ihres Auftritts das allseits bekannte „Ruderboot“ in der Pit zelebriert. Weniger albern geht es bei XIV. DARK CENTURIES zu. Trotz der sechs Bandmitglieder, inklusive Geige und Keyboard, ist auf der Bühne noch genug Platz für Feuerfontänen, die gekonnt vor allem bei den klassisch angehauchten Stücken eingesetzt werden.
FIRTAN folgt und bringt mit Scheinwerfer-Blitzlicht und Gitarrengewitter die Menge zum Toben. Die ruhigen E-Geigenparts bei Liedern wie "Amor Fati" kommen nicht vom Band, sondern werden live gespielt und nach dem letzte Song „Wogen der Trauer" beenden die Badener den Auftritt standesgemäß mit dem Geigen-Instrumental „Purpur“.
AEPHANEMER werden stolz von ihren französischen Landsmännern vor der Bühne begrüßt und bieten melodischen Death Metal. Eine Frau übernimmt das Growlen und den Bass. Sie spielen unter anderem "The Summon" sowie einen neuen Song vom kommenden Album "Le Radeau de La Méduse".
ASENBLUT gelten bei einigen als die deutsche Antwort auf Amon Amarth und zumindest die Anzahl der Methörner gib diesem Recht. Mit ihrem traditionell letzten Song "Asenblut" sorgen sie für einen ordentlichen Moshpit.
Danach überzeugen GROZA mit rasendem melodischem Black Metal und ballern selbst die ruhigen Passagen schnell durch. Obwohl sie heute nur als Trio auftreten, tut dies der Performance keinen Abbruch, auch wenn der Bass wohl vom Band eingespielt wird.
WOLFCHANT bringen dann schnellen „Paganini“-Power Metal unters Volk und feiern das 15-jährige Jubiläum ihres Albums "Into Eternal Darkness". Mit zwei Sängern parallel auf der Bühne ist die Show einzigartig, jedoch weniger abwechslungsreich als erwartet. ELLENDE überzeugen mit atmosphärischem Black Metal, Kreischgesang und kreisenden Haaren. Ihr starker Auftritt gewinnt ihnen sicherlich einige neue Fans hinzu.
Eine Besonderheit bieten MÅNEGARM an diesem Festival-Wochenende: Sie treten gleich zweimal auf. Heute abend ist das Akustik-Programm auf der Liste, morgen stehen sie dann nochmal mit dem normalen Heavy-Set auf der Bühne. So bekommt heute auch der Klargesang von Sängerin Umer eine große Rolle zugesprochen und man bekommt Stücke zu hören, die es normalerweise nicht auf die Setlist schaffen, beispielsweise der Opener "Himmelsfursten" von der "The Forest Sessions"-EP. Den Abschluss bildet dann das Bathory-Cover "Mother Earth Father Thunder" dessen Refrain vom Publikum lautstark intoniert wird und das auch nach Ende des Auftritts noch einige Zeit vor der Bühne nachhallt.
Der Headliner des Abends sind HYPORISY, die leider früher als angekündigt loslegen, so dass viele noch bei mit Brathahn und Konsorten vor der Halle bei der Nahrungsaufnahme sind. Da Tägtgren und Co. direkt mit "Fractured Millennium" starten, wird es schnell voll vor der Bühne und "Don't Judge Me", "Children of the Gray" und "Roswell 47" runden ihren kurzen, aber energetischen Auftritt ab, der schon nach einer Stunde endet. Da wären auch noch ein bis zwei Songs mehr drin gewesen.


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Das Festival neigt sich langsam dem Ende zu und der letzte Tag ist angebrochen. Für die ganz Harten startet dieser mit einem Frühschoppen samt Dicke-Backen-Musik vom lokalen Blasorchester, bevor es dann musikalisch richtig zur Sache geht.
Am vollgepackten Samstag geht es schon anderthalb Stunden früher los. Nachdem die spanischen Symphonic-Deather DARK EMBRACE vor noch recht leerer Halle eröffnen dürfen und die Schweizer Folk-Blackies CÂN BARDD erste atmosphärische Momente liefern, bleibt es im Anschluss weiter bei getragener Stimmung: Zwei kahle Bäume links und rechts des Schlagzeugs unterstreichen auch optisch die Grundatmosphäre bei ENISUM. Nicht, dass den vier Italienern schnellere Black-Metal-Parts fremd wären. Aber mit Flüstern und auf Akustik gestimmten Gitarren vergessen die Turiner bei Songs wie 'Night Forest' nie ihre emotionale Schlagseite. Dem erst staunenden und dann jubelnden Publikum scheint's bestens zu gefallen. [Carsten Praeg / Powermetal.de]
Die quasi-Ragnarök-Stammgäste AGRYPNIE prügeln auch die letzte verkaterte Schnapsleiche aus der Koje und bringen sogar ein neues Stück namens "Meer ohne Wasser“, das ein weitere Facette der Hessen zeigt und Lust auf das neue Album macht. So wird die Vorfreude noch weiter gesteigert.
KAUNIS KUOLEMATON treten dann für einer reduzierteren Zuschauerzahl auf, aber das liegt keineswegs an ihren markanten Gesangskünsten. Der Sänger wechselt zwischen tiefen Growls und Kreischgesang, während ein weiterer Sänger für klare Vocals sorgt. Die Band bringt auch eine Akustik-Version eines finnischen Liedes zum Besten, bei dem wohl nur die wenigsten textsicher sind, und beendet ihren Auftritt „the finnish way" mit dem Song „Hyvästi“.
Während andere Festivals vor allem auf ihrem Gelände mit Matsch zu kämpfen haben, gilt das auf dem Ragnarök-Festival in der Halle. Und zwar beim Sound. Das trifft die Schweden von WORMWOOD besonders. Ihr eigentlich sehr atmosphärischer und druckvoller Plattensound geht in Lichtenfels im Wummern und Dröhnen der Boxen unter. Das kann aber auch eine Einzelmeinung sein, denn vor der Bühne ist viel los. Die Jungs versammeln dort eine kopfschüttelnde Meute und das hat sicher nicht nur etwas mit den süßesten Zöpfchen des Festivals zu tun. Die hängen nämlich am Gitarristen der Band. Am Ende bleibt ein umjubelter Gig, der aber nicht annähernd die Plattenqualität der Band bestätigt. [Julian Rohrer / Powermetal.de]
Und auch die schweizerische Band SCHAMMASCH kann mit ihrem melodischen Black Metal überzeugen. Besonders das Stück "Hexagramme" sorgt für Begeisterung im Publikum. Die Urgesteine von GRAVEWORM wissen seit den 90ern zu überzeugen und so kommen auch die ältere Stücke am Besten an.
Anschließend ist es Zeit für die Urgesteine von THYRFING, die seit 25 Jahren auf den Brettern stehen. Diese Routine merkt man dem Schweden-Vierer an, doch da sie sich mit jedem Album weiter weg von ihrem Wikinger-Image bewegen, ändert sich auch die Show: Sie präsentieren viele neue Songs der letzten beiden Alben, und so bekommt der geneigte Ragnarök-Besucher hauptsächlich ernsthaften Folk Black Metal auf die Ohren. Der vorletzte Song "Kaos aterkomst" wird vom Publikum begeistert aufgenommen, was der Band bescheinigt, den richtigen Weg in ihrer Entwicklung genommen zu haben.
Darauf folgt der zweite Auftritt von MÅNEGARM. Dieses Mal haben sie die E-Gitarren ausgepackt und machen von diesen im Gegensatz zu gestern auch reichlich Gebrauch. Doch auch die Geige ist wieder am Start und sorgt für den folkloristischen Touch, für den die Band bekannt ist. Sänger Erik ist in Redelaune und erzählt davon, wie sie 2005 das erste Mal in Lichtenfels waren und damals bei Ivo (dem Veranstalter) auf der Couch gepennt haben.
Die Songliste ist dieses Mal naturgemäß vorhersagbarer. Neben Stücken von den letzten beiden Alben gehen die Schweden mit "Ursjälens visdom" zurück bis in "Dödsfärd"-Zeiten, aber natürlich darf der einzige englisch-sprachige Song "Odin owns ye all" nicht fehlen, der sogar einige Crowdsurfer auf den Plan ruft.
Bei diesem Ragnarök-Festival bieten die Österreicher HARAKIRI FOR THE SKY ein "Special Set": Zehn Jahre nach Erscheinen des Debutalbums haben die Black-Posties ihre ersten beiden Alben jüngst neu eingespielt, und so besteht das heutige Set fast nur aus Songs dieser Alben. Ein Höhepunkt: Zu 'Burning From Both Ends' kommt Torsten "Der Unhold" Hirsch von AGRYPNIE mit auf die Bühne und singt mit HARAKIRI-Fronter J.J. im Duett. Tags zuvor war die Nummer so noch gar nicht geplant, aber Torsten wäre nicht der Meister der Gastauftritte, würde er diese spontane Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Eine Ausnahme im heutigen Special Set bietet das abschließende 'Fire, Walk With Me', zu dem J.J. erst emotional in die Knie geht und dann auf dem Rücken liegend weitersingt. Und Kollege Carsten darf erstmals live zu seinem HARAKIRI-Favoriten abgehen. [Stefan Brätsch / Powermetal.de]
EINHERJER haben ihre Wikinger-Vergangenheit hinter sich gelassen. Trotzdem ist der Rausschmeißer "Odin owns the ore" Pflicht und sorgt für die stärksten Reaktionenen im Publikum. So ganz können sie ihre Wurzeln eben doch nicht verleugnen. Zum Abschluss schrauben NAGLFAR auch den letzten die Rübe vom Kopf, bis dann NARGAROTH mit ihre primitiven Variation des Black Metal und dem letzten Song "Posseessed by blood.." das Festival beenden.

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Wieder einmal war das Ragnarök-Festival ein voller Erfolg und jeder kann dankbar sein, dass es nicht den Pandemie-Nachwehen zum Opfer gefallen ist. Es hat gezeigt, dass auch in solchen Zeiten die Liebe zur Musik und zum Festivalerlebnis weiterlebt, sowohl beim Veranstalter als auch bei den Besuchern.

Kategorie

Headliner

Hypocrisy, Einherjer, Harakiri for the Sky, Manegarm

Besucher

4.000

Ort

Stadthalle Lichtenfels

Line Up

  • HYPOCRISY
  • HARAKIRI FOR THE SKY
  • MÅNEGARM
  • EINHERJER
  • UADA
  • NAGLFAR
  • NARGAROTH
  • OBSCURITY
  • ASENBLUT
  • SCHAMMASCH
  • KAUNIS KUOLEMATON
  • CAN BARDD
  • WORMWOOD
  • AGRYPNIE
  • GROZA
  • XIV DARK CENTURIES
  • GRAVEWORM
  • AEPHANEMER
  • WOLFCHANT
  • VREDEHAMMER
  • DARK EMBRACE
  • THYRFING
Redakteure