Auf der Flucht vor dem schlechten Wetter hatten die Veranstalter das Festival in den Ostharz verlegt. Eingebettet in eine leichte Hügellandschaft, schien die Rechnung zunächst aufzugehen - trotz anders lautendem Wetterbericht!
Als ich in Ballenstedt ankam, stand ich zunächst im Stau, da es Probleme gab, den Andrang von Metalheads zügig auf den dafür vorgesehenen Campingplatz zu leiten. Später verselbstständigte sich die Metalgemeinde und wandelte kurzerhand einen Partplatz in einen Zeltplatz um.
Als ich dann schließlich auf dem geräumigen und doch überschaubaren Festivalgelände angekommen war, war es etwas 16.30 Uhr und auf einer der beiden Bühne mühten sich Exit Inside. Unspektakulär, würd ich sagen. Da bot sich doch der Bummel durch die Stände, die den Rand des Geländes säumten, an. Schließlich zog ich mich in eine ruhige Ecke eines Bierstandes zurück, um von dort aus Element of Change zu beobachten.
Die Jungs präsentierten eine Mischung aus Power Metal, progressiven und deathigen Tönen. Trotz langer Haare, fehlte der Combo noch etwas die Bühnenpräsenz und die Songs waren zwar okay, aber nicht wirklich sensationell. Der Auftritt ging dennoch in Ordnung.
Um 18.15 Uhr wurde dann klar, wer die erste sehenswerte Band des Abends war: Fiddler's Green! Die Folk-Punker zeigten sich in bester Form, kein Wunder, hatten sie doch gerade eine lange Tour hinter sich. Mit "Life full of pain" fand man den passenden Einstieg und hatte die Menge vor der Bühne sofort in der Hand. Weiter ging's mit "Sporting Day" und zum Dank lächelte die Sonne mit letzten warmen Strahlen vom Zonenhimmel. Und um das neue Album auch richtig in Szene zu setzen, wurde gleich "Bottom of our glass" nachgelegt. Ein Speed Folk Himmel!
Mit "All these Feelings" wurde dann Gelegenheit zum Verschaufen gegeben. Es folgten Übungen zur "Speed Folk Wall of Death", einem Rundlauf um den Produktionsturm, bei dem der ein oder andere Metaller dank der verlegten Kabel und Schläuche würdevoll zu Boden ging! Klar, dass die Folk Könige nicht ohne "Folk's Not Dead", "The Night Pad Murphy Died" oder das grandiose "Bugger off" von der Bühnen gehen würden. Basser Rainer überraschte mit neuer, kürzer Frisur und die Fiddlers zeigte abermals, dass sie eine absolut sehenswerte Liveband sind, die die Stimmung im Club ebenso zum Kochen bringt, wie das Festivalpublikum!
Schließlich waren die The Schröders an der Reihe.
Mit ihrem Deutschpunkrock zogen sie eine Menge "normaler" Leute auf das Festival. Den Humor der Band muss man sicherlich mögen. Ich fand es okay, allerdings haut mich die Kapelle auch nicht gerade um, so dass der Auftritt als Hintergrundmusik für einen Gang zum Auto und die Beschaffung von Essbarem diente. Bester Song der Blödelbarden war sicherlich die Coverversion zu "Heute hier, Morgen dort".
Um 21 Uhr war es endlich Zeit für die Gäste aus Österreich. Während die zahlreichen jüngeren Gäste wohl eher kopfschüttelnd fragten, was diese älteren Herren in ihren Glitzerjacken auf einem Metal Festival wollten, so erfüllte sich für die ältere Generation doch ein Kindheitstraum - schließlich sind wir wohl alle mit Songs wie "Küss die Hand schöne Frau", "Fata Morgana" oder "Heiße Nächte in Palermo" aufgewachsen. Und Sänger Klaus Eberhartinger rechtfertige sich auch gleich als "Laune des Veranstalters". Aber schließlich war Fun Abend angesagt und damit wurde dem Schwermetall etwas Aufschub gegeben und somit konnte das österreichische "Altmetall" noch mal richtig abrocken. Und die Erste Allgemeine Verunsicherung erfüllte meine Vorstellungen voll und ganz. Die Herren rockten und schwoften über die Bühne und Sänger Klaus erwies sich als echter Entertainer. Doch zeigte sich auch, dass die Jungs trotz aller Gaukelei durchaus ernsthafte Aussagen (z.B. Kindesmissbrauch oder religiöser Extremismus) haben und sich auch nicht scheuen, klar Position zu beziehen. Und letztlich fackelten die
Herren auch alle Superhits der letzten 100 Jahre E.A.V. ab. Kompositionen wie "Küss die Hand Herr Kerkermeister" kamen auch wirklich heavy rüber. Klar, dass "Banküberfall" oder "Märchenprinz" praktisch Selbstläufer waren und selbst kritische Kunden, die zu Beginn des Auftritts noch behaupteten, sie würden keinen Song der Band kennen, tanzten nach der Hälfte des Sets über den Platz! Eins wurde also klar: die E.A.V. gehört ab sofort auch zur Metalgemeinde und sie haben bewiesen, dass sie mit ihrer Spielfreude, ihren wirklich witzigen Ansagen und ihren kultigen Songs auch das härteste Metalherz zum schmelzen bringen können! Und Abrakadabra waren sie nach viel zu kurzer Zeit wieder verschwunden!
Samstag, 11. Juli 2009
Während die greisen Kollegen am Freitag angereist waren, habe ich die pittoreske Anfahrt am Samstagmorgen nochmals auf mich genommen. Auf dem Sozius hatte Felix Haarstrich Platz genommen, in Begleitung seines Flensburger Kastens und ausgerüstet mit unendlich vielen Geschichten über Düngemittel und Pflanzenschutz.
Als wir das Festivalgelände erreichten, zogen diverse Redaktionmitglieder, einer Geisterarme gleichend, an uns vorbei, da sie sich nach Freitag doch erst noch mal im Zelt ablegen mussten. Egal, dann haben wir eben Age of Evil, die Youngster aus den Staaten alleine angesehen. Alleine stimmte aber ohnehin nicht, da sich doch eine beachtliche Fangemeinde vor der Bühne der Power Metaller versammelt hatte. Und die Jungs nutzen die 30 Minuten Spielzeit, um zu beweisen, dass es auch für die junge Generation noch Hoffnung gibt. Ein durchaus amtlicher Einstand!
A.O.K. werden nie zu meinen Lieblingsbands gehören, doch zum Zeitvertreib am Erfrischungsgetränkestand sind sie allemal gut genug. Zumal die dunklen Regenwolken dankenswerterweise am Festivalgelände vorbeizogen. Die Chaotenthraser kämpften sich durch ihre
Settlist und waren lustig anzuschauen, da man auch das ein oder andere Kostüm natürlich nicht scheute. Musikalisch erlaubte es die Band jedoch durchaus, dass ich mit Felix mal den Grillstand aufsuchte.
Schon lange begraben und doch nicht tot zukriegen: das sind Rough Silk aus Hannover. Ferdie hat mittlerweile selber den Sangesposten übernommen und so präsentierte sich die Kapelle in neuer Aufstellung und erfreulich guter Spiellaune. Der Workaholic führte durch ein illustres Programm alter und neuer Songs und man darf durchaus behaupten, dass der melodische Metall der Niedersachsen für gute Unterhaltung sorgte.
Mehr durch Zufall und immer wieder abgelenkt durch Grillgut, Getränke und Geschichten über Düngemittel, nahm ich am Auftritt der Black Metaller (oder so ähnlich) Suidakra teil. Bislang hatte ich die Band immer erfolgreich ignoriert und musste nun mit Erstaunen feststellen, dass die Jungs durchaus sehr hörenswerte Songs im Programm haben, da neben der Knüppellei doch auch viel Melodie im Spiel ist.
Hut ab also vor Suidakra und schnell vorgemerkt, denn später stellte sich heraus, dass sie auch in Wacken auftreten würden.
Mein Leib-und Magenthrasher von Tankard habe ich an diesem Tag leider verpasst, da ich zum socialisen die Redaktionswagenburg aufsuchen musste. Aus den Zelten vielen die Bierdosen entgegen und verschiedene Personen verschwanden in wechselnder Besetzung in diversen Zelten und Kampfwagen. So ist das Leben der fahrenden Metalmeute!
Zurück auf dem Gelände war es Zeit für Chris Boltendahl und seine Totengräber. Erwartungsgemäß wurde ein gutklassiger Auftritt abgeliefert, der die großen Hits von Grave Digger beinhaltete. Doch wirklich umgehauen haben mich die Rheinländer dieses mal nicht.
Den Vogel abgeschossen habe, und das war für mich die Überraschung des Festivals,
Arch Enemy. Amott & Co haben eine dermaßen brutale Show abgeliefert, wie ich es nicht erwartet hatte. Wer die Chance hat, sich die Show auf der Rock Harz DVD anzusehen, sollte dies auf jeden Fall tun. Die Damen und Herren haben ein wahres Death Metal Gewitter auf die Metalgemeinde losgelassen und man konnte tatsächlich von audiovisueller Vollbedienung sprechen. Allein "Beast Of Man" war den Auftritt wert. Für mich waren Arch Enemy auf jeden Fall der Sieger dieses Rock Harz!
Aber natürlich hatte ich auch vor allem auf den längst überfälligen Auftritt von W.A.S.P. gewartet.
Und Blackie & Co gaben auch sofort Vollgas. Und ich muss sagen, dass die Amis die erste halbe Stunde ein echtes Feuerwerk abfeuerten und Blackie hüpfte wie ein Flummi in seinen Plüschelschuhen über die Bühne. Grandios.
Dann kam es jedoch wie es kommen musste: man schwenkte über zu den - für mich - unsäglichen Crimson Idol Nummern. Damit hat sich die Band dann selbst das Gas aus der Show genommen und so richtig wollte die Maschine dann auch nicht mehr in Gang kommen, so dass der zweite Teil der Show eher langweilig war. Dennoch - W.A.S.P. sind schon immer wieder sehenswert, denn sie haben einfach zu viele geniale Songs im Gepäck!
Mehr Bilder in unser Gallery, Vielen Dank an Stephan Wüstenhagen !
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A.O.K., Age of Evil, Arch Enemy, ASP, Battlelore, Blutsbrüder, Coppelius, Cripper, D.t.a, Dark Tranquillity, Die Schröders, Drone, EAV, Elements of Change, Epica, Exit Inside, Fiddler's Green, Grave Digger, Hangman's Reputation, Heaven Shall Burn, Heidevolk, Ingrimm, Isolated, J.B.O., Korpiklaani, Legenda Aurea, Lyfthrasyr, Megaherz, Moonspell, Nachtgeschrei, Rough Silk, Schandmaul, Suidakra, Tankard, Trollfest, Unheilig, W.A.S.P.