Zum Hauptinhalt springen

Bisher also in Sachsen verankert, machten wir uns dieses Jahr nur 30km weiter auf den Weg nach Sachsen-Anhalt, zur neuen With Full Force Festival Location. Die Anfahrt verlief wie gewohnt problemlos, die Ausschilderungen begannen früh und auch die Einweisungen der Security zum passenden Zeltplatz waren optimal.

Der erste Eindruck beim Befahren des Geländes war schon beeindruckend – alles wirkte groß, weitläufig, Teile des Campingbereiches sogar durch eine Bundesstraße getrennt. Und im Gegensatz dazu die bereitstehenden Toiletten und Duschmöglichkeiten irgendwie klein, wenig, verloren. Wie sich im Laufe des Wochenendes herausstellte, tatsächlich zu knapp bemessen, so dass man sich entschied die VIP Sanitärräume für die „Bewohner des normalen Campingplatzes“ zu öffnen. Dies wiederum führte zu längeren Wartezeiten für Presse, Bands und Co., welche plötzlich ihren Zeitplan durcheinander sahen. Vielleicht besteht ja hier die Möglichkeit, zusätzlich zu den wirklich komfortablen festen Sanitärräumen wieder mobile Toiletten- und Duschwagen aufzustellen?!

Während die vorderen Bereiche der Campingplätze sehr gut strukturiert und abgesichert waren, fehlten im hinteren Teil fast gänzlich die Absperrungen. Hat man da die Zäune nicht bedacht? Oder wurde dies versehentlich vergessen? Wir wunderten uns und schwankten regelmäßig zwischen „Hallo nette fahrradfahrende Rentner“ und „Heyyy Finger weg, das ist unser Radio/Grill/Gaskühlschrank….“. Recht ärgerlich, jedoch bei der Premiere auf einem neuen Gelände durchaus nachvollziehbar, zumindest unserer Meinung nach. Übrigens ein Satz, den wir an diesem Wochenende des Öfteren wiederholt haben. Alles noch nicht perfekt, hier und da kleine Unstimmigkeiten, aber das ist okay! Es ist das verdammte erste Mal, also regt euch ab J

Vom Campingplatz gelangte man in ca. 25 Minuten per Fuß zum Festivalgelände, eine Art Landzunge umgeben vom Tagebausee, umrahmt von riesigen Stahlbaggern und gefüllt mit tausenden feiernden Menschen – eine schier einzigartige Kulisse!! Wenn man durch die riesigen Einlasstore trat und auf der „Full Force Island“ willkommen geheißen wurde, seinen Blick über die bunt beleuchtete Location wandern ließ und die ersten Klänge der Bands erklang, dann wurde einem schlagartig klar, was sich die Veranstalter bei ihrer Wahl gedacht haben. Die fast schon selbstverständlich anmutende Idee, die „Stadt aus Eisen“ mit der Musik vom „härtesten Acker Deutschlands“ zu verbinden leuchtete hier vollkommen ein. Welch´ grandioser Einfall – danke dafür!

Schneller zum Ort des Geschehens ging es mit den dafür organisierten Shuttle-Bussen, welche nicht nach einem Zeitplan, aber dennoch regelmäßig fuhren und entweder die Besucher zum Einlass oder die Presse, Bands und Crew zum Backstagebereich brachten. Hier zeigte sich auch recht bald eine weitere „Problemstelle“, da grundsätzlich zweierlei Busse im Einsatz waren, eben jene für die Besucher und jene für „das arbeitende Pack“, also Presse, Bands, Crew und Co.; jedoch teilweise eine gemeinsame Haltestelle genutzt wurde. Nun erschließt sich dem Allgemeinbürger eine Logik á la „Nein mit diesem Bus dürft ihr nicht fahren, der fährt zum Backstagebereich und da dürft ihr nicht hin“ an normalen Tagen gänzlich, an Festivaltagen jedoch nur bis zum vierten Bier. Leider waren hier die Security arg damit beschäftigt, immer wieder die Massen zu trennen und den richtige Bussen zu zuordnen, blieben dabei aber immer fair und erstaunlich ruhig. Auch hier wäre Potential für alternative Lösungen.

Unter den wachsamen Augen ehemaliger Tagebauarbeiter, welche als Graffiti-Art an einer alten Werkstatthalle verewigt wurden, fuhr man auf dem Festivalgelände ein. Auch hier wieder eine beeindruckende Kulisse und die krasse Vermischung von Kulturdenkmal und Metalfestival – einfach schön!

Da für uns der Donnerstag auf Grund des Unwetters komplett ausgefallen war und wir die meiste Zeit im Auto verbrachten, nahmen wir uns am Freitag besonders viel Zeit zum Erkunden und Erforschen. Die „Fressmeile“ wurde von den ausgehungerten Besuchern gestürmt und wirkte mit den bunten Lichtern, den kleinen Hütten und den vielen Leuten wie eine Art Kirmes oder Straßenfest. Wie eine eigene kleine Wohlfühloase inmitten eines Festivaltrubels. So oft wurde in den sozialen Netzwerken über die humanen Preise diskutiert, nie jedoch über das reichhaltige kulinarische Angebot. Schmerzlich vermisst haben wir den Stand mit dem RiesenHotdog L Neu entdeckt haben wir dafür „Flocky´s“ – zartschmelzendes Schnee-Eis aus Berlin  - einfach himmlisch! Ansonsten tischte das With Full Force wieder alles auf, was die Geschmäcker hergeben. Egal ob vegan, vegetarisch oder berstig fleischig – ob warm oder kalt – kleine Portion oder Familienpackage – es war alles da und es war lecker! Sehr gut angenommen wurde auch der neue „Frühstücksstand“ mit durchgängig Kaffee, Matcha Latte und Kuchen – genial!

Unserer Meinung nach befinden wir uns mittlerweile preislich an der Grenze des humanen. Wo beim Essen die üblichen Festivalpreise anfallen, ist der Preis für´s Bier enorm gestiegen. Für Full Force Verhältnisse. Und für Ossis. Denn die wissen, dass sie diesen Preis für Braustolz zahlen. Für die Westdeutschen-Festivalfreunde ist es immer noch ein Genuss und preislich eine Ausnahme in der deutschen Festivallandschaft. Also alles Ansichtssache! Was leider keine Ansichtssache sondern eher Einstimmig war – die krass langen Wartezeiten am Bierstand. OMG! Das Personal war schier überlastet, teilweise auch offensichtlich unfähig – obwohl wir uns mit derartigen Äußerungen stets zurückhalten. Was den, teilweise sehr „kleinen, jungen Mädels“ die Arbeit noch zusätzlich schwer machte, war ein merkwürdiges Pfand-Chip-System, welches unserer Ansicht nach keinen Sinn macht und nicht auf ein Festival gehört. Den Grund dafür verstehen wir natürlich. Jedoch ist es keinem alkoholisierten Besucher zuzumuten, seine verdammte Pfandmarke zu behalten bis er fertig ist mit saufen. Vor allem dann nicht, wenn man seine Becher nicht wahllos an irgendeinem Stand abgeben kann, sondern ständig von einem zum nächsten Bierwagen geschickt wird und irgendwann entnervt aufgibt. Wirklich schade, denn nach 13 Jahren With Full Force haben wir uns schon leicht an einen gewissen Standard bei Bier und Bar gewöhnt. Waren es gewohnt, flott und rasch bedient zu werden. Und vor allem freundlich! Klar, manchmal von halbnackten, bunt bemalten Herren oder „Menschen“, welche fertiger aussahen als der Typ den sie vorhin beim Circle Pit aus dem Schlamm gezogen haben, aber wir hatten unser Bier in 30 Sekunden – und noch dazu ein Lächeln! Das fehlte schon sehr L

Freitag gab es auch endlich Musik auf die Ohren! Auf Grund der neuen vierten Bühne waren wir tatsächlich viel unterwegs und haben hier und da mal ein bißchen gelauscht, um dann zum nächsten Act weiterzuziehen. Auch hier ist wieder alles Ansichtssache. Unserer Meinung nach ist die vierte Bühne zu viel, die Überschneidungen zu heftig, das Gerenne zu stressig. Andererseits hat es Potential und wir mögen den „Support-Gedanken“ der Veranstalter, „unbekanntere“ Bands zu pushen und ihnen eine Plattform zu geben. Gelauscht haben wir Callejon, D.R.I. und den Rykers. Letztere verbreiteten wirklich eine krasse Stimmung, zogen viel Publikum und überzeugten mit einem heftigen Druck der die Massen in Bewegung setzte. Bei Knorkator genossen wir die heitere, gelöste Stimmung. Sie zogen wirklich unglaublich viele Leute und machten eine tolle Show. Absolutes Festival-Highlight für uns waren Dropkick Murphys! Mit einem Querschnitt an Songs brachten sie die Masse zum Tanzen und Feiern und hatten sichtlich Spaß an ihrem Auftritt.

Samstag genossen wir in der prallen Hitze den sinnbefreiten Spaß von Elsterglanz, welche ganze 4 Songs präsentierten und den Rest der Zeit wie üblich rumulkten. Dies jedoch auf höchstem Niveau, natürlich! Eine persönliche Neuentdeckung waren für uns The Butcher Sisters, welche von Auftritt, Style und Musik her irgendwie sehr sehr gut zum With Full Force passen. Bodenständig, witzig, und musikalisch top – dies war unser Eindruck und wir schlossen sie schlagartig in unser Festivalherz. Außerdem war es eine nette, „ernsthafte“ Abwechslung um nicht direkt von Elsterglanz zu den Kassierern zu müssen. Das wäre ja unmenschlich – so viel Blödsinn auf einem Haufen! J Doch dann kamen die Massen und die bunten Kostüme und die nackten Männer und die lauten Gesänge und dann war es auch schon soweit. Was zunächst unangenehm aufgefallen ist: Wölfi wirkte gesund, fit, nüchtern und hatte abgenommen! Daran konnte auch der Auftritt mit Krücken und Rollator nichts ändern. Außerdem viel zu kurze Pimmelshow und auch insgesamt zu wenig Nacktheit. Naja es war ein Kassierer Auftritt, was soll man auch sonst groß dazu schreiben…

Eine Abwechslung der anderen Art boten Royal Republic, das erste Mal auf dem With Full Force zu Gast und durchaus eine ganz neue Art der Musik. Also nicht Allgemein, sondern auf das Festival bezogen. Eigener Stil, eigener Sound, alles ganz eigen eben. Auffällig war die hohe Quote an Frauen beim Gig, ähnlich wie beim D.R.I. Konzert überwiegend „ältere Semester“ standen, was sehr witzig anzusehen war. Der Auftritt mit Anzug und Krawatte, umherspringen und Publikum animieren war so gar nicht „fullforcemäßig“ und echt gewöhnungsbedürftig. Aber wenn sich dafür tatsächlich eine Zielgruppe findet stört es auch nicht. Da waren Bookings wie Haudegen schon weiter am Geschmack der Besucher vorbei. Für uns fehlte da der Rotz im Rock, die Ecken und Kanten, es wirkte einfach zu clean. Vielen ging es scheinbar ähnlich, denn die Abwanderung bei diesem Gig war wirklich extrem hoch.Zurück kamen die Leute dann zu Terror. Diese boten dem Besucher genau das, was sie brauchten. Mosh Pits und Circle Pit, aggressiver Druck und authentische Show – dankbar nahmen sie es an, warfen sich in den Dreck oder ließen sich zum Bühnengraben durch tausende Menschenhände tragen – absolut gelungen!Dem folgte ein Abstecher zu den Architects, welche eine beeindruckende Lichtshow boten und einen sehr sehr guten Auftritt ablieferten.

Ebenfalls sehr imposant und engagiert wirkte der Auftritt von Kreator. Eine wahnsinnig gute Lichtshow mit Videoleinwänden untermalte den Gig, welcher von einem Querschnitt an Hits geprägt war und die Leute zum Feiern anstieß. Rotting Christ am frühen Abend wirkte dagegen irgendwie einfallslos und sehr pathetisch. Handwerklich war dies in Ordnung und auch der Sound war gut, jedoch alles sehr vorhersehbar und durch vieles Posen gestört.

Ein bißchen Pech mit dem Sound hatten Soilwork bei ihrem Auftritt als letzter Gig auf der Big Wheel Stage. Der Wind trug hier den Sound immer wieder weg und so bekam man von dem wirklich guten Auftritt nur ganz vorn die volle Breitseite. Da wurde mit Druck ins Gesicht gehämmert, hinten standen die Leute eher wie „spielen die noch oder bauen die schon ab??“.

Sonntag wurde dann nochmal in der Gruppe diskutiert und ausgewertet. Für uns war es ein sehr sehr schönes Festival und wir finden die neue Location sehr passend und dem Festivalcharakter entsprechend. Vor allem der Safety-First Einsatz bezüglich der Unwetterwarnung und der damit einhergehende zusätzliche Busverkehr waren top und in unseren Augen angemessen. Die Stimmung war trotz Sturm entspannt und ausgelassen, nur sehr wenige äußerten sich kritisch bezüglich der Räumung des Festivalgeländes. Auf den Campingplätzen war wie immer Party ohne Ende, buntes Gewusel und laute Musik bis in die frühen Morgenstunden. Auch hier zeigte sich wieder der offene und tolerante Charakter des gemeinen Besuchers – zwischen dem üblichen Punk/Hardcore/Metal-Gedöns welcher sich mit David Hasselhoff und Ute Freudenberg mischte, dröhnte auch der neueste Youtube-Shit lauthals aus den Boxen und erfüllte den Campingplatz mit dem neuen Spongebozz-Album oder Bibis „How it is“ – herrlich abgefahren! Natürlich gibt es hier und da noch Punkte, welche neu bedacht und geplant werden müssen, aber genau dafür haben wir ja die nächsten Jahre Zeit J Wie unrealistisch wäre es denn, beim ersten Mal alles richtig zu machen?! Perfektion ist ein Zustand der nicht erreichbar sein mag – bla bla ihre wisst was wir sagen wollen – es wird immer daran gearbeitet und dies wissen wir sehr zu schätzen!!

Die Abfahrt verlief wieder gewohnt problemlos. Einen kleinen Abstecher machten auch wir nach Roitzschjora zum alten Full Force Gelände und ließen unseren Blick nochmal schweifen über Flugplatz und Badesee – hach schön war es hier! Laut Leipziger Volkszeitung werden wir da auch schmerzlich vermisst, alle im Dorf hatten sich damit arrangiert und von dem Festival profitiert. Im Bösen ist da also niemand auseinander gegangen und als Feriengäste könnte man auch jederzeit wiederkommen!

Zuhause angekommen beginnen schon die Vorbereitungen für´s nächste Jahr – jetzt kennen wir schließlich die Location und so haben wir uns erstmal ein Weitwinkelobjektiv gekauft J

 

 

Anbei also eine kleine Zusammenfassung der Punkte, die unserer Meinung nach ausbaufähig sind oder überdacht werden könnten beziehungsweise Fragen dazu:

 

- die Anzahl der Duschen und Toiletten – einerseits auf dem Campingplatz – andererseits aber auch auf dem Festivalgelände; auch hier waren die festen Sanitärgebäude sehr komfortabel, jedoch einfach unzureichend bei der Menge an Menschen

- eine kleine Anmerkung hierzu: durch Zufall sind wir auf Goldeimer.de gestoßen, eine Art Öko-Alternative zum chemischen Dixi, sehr liebevoll gestaltet und nachhaltig konzipiert; vielleicht kann man dieses ja mal im Green-Camp oder beim VIP-Camp testen

 

- die Absperrung/Absicherung der Campingbereiche untereinander und in Richtung Fahrrad-Wander-Weg

 

- die Trennung der Haltestellen für Festival-Shuttle und VIP-Shuttle

                - für den VIP-Shuttle eventuell mehr 9er Busse einsetzen und diese gut sichtbar kennzeichnen

 

- das Personal an Bier und Bar sowie das erwähnte Pfand-Chip-System

- die Pyro an den Stahlriesen – großes Fragezeichen; war da mehr geplant aber wetterbedingt nicht durchführbar? Ist da in Zukunft eine größere Einbindung möglich? Vielleicht mit Anstrahlen oder ähnlichem? Dies wäre definitiv ein imposantes Schauspiel!

 

 

 

 

 

 

Headliner

In Flames, Dropkick Murphys, Kreator, Airbourne

Besucher

25.000

Ort

06773 Gräfenhainichen - Ferropolis

Line Up

Adept, Airbourne, Apocalyptica, Apologies, I Have None, Architects, Atari Teenage Riot, Bad Omens –, Betraying The Martyrs, Bombus, Broken Teeth, Callejon, Carach Angren, Combichrist, Comeback Kid, Counterfeit, Cryptopsy, Dark Funeral, Debauchery, Deez Nuts, Die Kassierer, Elsterglanz, Emil Bulls, Equilibrium, God Dethroned, In Flames, Knorkator, Kvelertak, Madball, Ministry, Motionless in White, Nasty, Northlane, Obey The Brave, Of Mice & Men, Rotting Christ, Royal Republic, Ryker's, Sepultura, Shining, Soilwork, Soulburn, Spasm, Tausend Löwen unter Feinden, Terror, The Black Dahlia Murder, Toxpack, While She Sleeps, wisdom in chains, Wolf Down

Redakteure
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.