MYSTIC PROPHECY wollten sich schon immer ein wenig vom typischen deutschen Powermetalsound abheben und haben sich daher stärker an amerikanischen Bands orientiert. Der neue Longplayer ist nun auch für MYSTIC PROPHECY Verhältnisse etwas anders ausgefallen.
Ich nutzte also die Gelegenheit, um Sänger R.D. Liapakis einige Fragen zu stellen.
Ein Grund für die musikalische Entwicklung könnte die personelle Umbesetzung gewesen sein, die die vierte Scheibe mit sich gebracht hat: immerhin wurden beide Gitarrenposten neu besetzt. Allerdings sind Markus Pohl (Git.) und Martin Grimm (Git.) keine unbeschriebenen Blätter und auch Mathias Straub (Dr.) ist kein Unbekannter. Sie dürften vielen von euch bereits durch ihre Mitarbeit bei Sacred Steel, Symphorce oder Headstone Epitaph bekannt sein. Jetzt scheinen sich die Jungs aber voll auf ihrer neue Band konzentrieren zu wollen.
Ich verlange von keinem der Jungs, dass er eine seiner anderen Bands fallen
lässt. Jeder von den Jungs ist ein fester Teil von Mystic Prophecy. Ich finde
es ok, wenn Markus mit Symphorce und Matze mit Sacred Steel aktiv sind. Sie
haben ja selbst viele Jahre an Zeit in diese Band gesteckt. Ich respektiere
das und weiß auch immer, dass den Jungs Mystic Prophecy wichtig ist.
Bislang war die Band geographisch weitverbreitet und ein Teil der Band lebte in Schweden. Dies hatte zur Folge, dass das Songwriting auf dem Datenhighway stattfinden musste und die Band sich sehr auf technische Möglichkeiten verlassen musste. Hat es in dieser Hinsicht eine Veränderung gegeben? Gibt es heute überhaupt noch die klassiche Bandarbeit im Proberaum, oder ist diese Auffassung von einer professionellen Band heute überholt?
Nee, überholt ist die Auffassung ganz und gar nicht. Wir hatten schon immer
einen Proberaum und auch wenn man es nicht glauben mag: Wir haben auch immer
zusammen geprobt. Auch zu der Zeit, wo Gus und Dennis nicht in der Band
waren. Man geht nur anders an die ganze Sache ran. Wir treffen uns vor Shows
und Proben dann bis der Arzt kommt. Natürlich ist es jetzt etwas einfacher
für uns, da wir räumlich enger zusammen wohnen. Ebenso ist es einfacher, da
wir keinen Musiker teuer einfliegen müssen. So ist es möglich viel mehr Gigs
zu spielen. Das war ja immer die Problemzone bei der Band!
Wie bereits erwähnt, ist der Sound im Vergleich zum Vorgänger merklich anders geworden, doch lassen wir den Bandleader selbst dazu Stellung nehmen.
Wir sind definitiv härter und straighter geworden. Das hängt damit zusammen,
dass gerade die letzten 12 Monate extrem beschissen waren. Da war das
Problem, dass zwei Leute die Band verlassen haben, noch das Geringste. Wenn
ich auf die Zeit so zurück blicke, dann war es ein Gang durch extrem kaltes
Gewässer und immer wenn es kalt ist, habe ich schlechte Laune. Bei keiner
anderen Scheibe war ich bisher in dieser Situation und zudem haben die neuen
Leute auch Schwung in die Band gebracht. Sie denken und intonieren viele
Ideen ganz anders, als es Gus als Einzelperson getan hat. Heute empfinde ich
Mystic Prophecy als vollwertige Band.
Du hast mal in einem Interview "Bedenken geäußert", dass die Musik von
Headstone Epitaph so ganz anders sei als eure. Mit Valley's Eve hast du aber
ja auch in einer etwas anderen stilistischen Gegend gewildert. Ist es nicht
eigentlich gut, wenn sich verschiedene Vorlieben in einer Band treffen?