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Dream Theater

Vor dem Dream Theater Konzert in der Sporthalle Hamburg am 2. Oktober im Rahmen der Progressive Nation Tour 2009 habe ich Gelegenheit mit dem Keyboard- "Wizard" Jordan Rudess zu sprechen.



Macht es immer noch Spaß auf Tour zu sein?

Ja, alles ist gut!

Wie würdest du den typischen DT Fan beschreiben?

So wie dieser Typ da, ein bisschen verrückt! (lacht und zeigt auf James LaBrie, der zufällig vorbeikommt!) Also der typische Fan ist sehr engagiert und sehr leidenschaftlich!

Man liest oft, dass die Fans ein neues Album in der Art von „Scenes from a Memory“ und „Images and Words“ verlangen. Ist das reine Nostalgie oder waren diese Alben tatsächlich etwas Besonderes?

Tja, darüber habe ich auch schon viel nachgedacht. Ich glaube es hängt damit zusammen, warum du als Zuhörer eine neue Band für dich entdeckst. Vielleicht liebst du den typischen Sound der Band. Und es kommt auf den Zeitpunkt an, zu welchem du von dieser Musik besonders angesprochen wurdest. Als DT das „Images and Words“ Album herausbrachte, hörten es viele Leute und lernten die Band kennen. Und die, die es mochten, blieben der Band treu. Diesen speziellen Sound fanden sie geil und der wurde immens wichtig für sie. Und von da an dachten sie nur noch: „Oh, was kann DT denn jetzt noch machen, das mich genauso begeistert, wie dieses andere Album, das ich so toll fand! Also das sind die Leute, die immer noch auf ein neues „Images and Words“ warten.

Das erste Album, das ich mit der Band aufnahm, war „Scenes from a Memory“. Und da ich neu zur Band gekommen war, gab es eine gewisse Aufregung und erhöhte Aufmerksamkeit. Die Leute hörten mit frischen Ohren hin, weil etwas Neues passierte und wir bekamen auch eine Menge neuer Fans zu dem Zeitpunkt. Das ist also die andere Gruppe, die dieses Album als Einstiegsdroge hatte, wenn man so will!

Kannst du mal beschreiben, wie eure Songs entstehen?

Also beim Album „Black Clouds and Silver Linings“ gibt es drei Leute, die hauptsächlich für die Songs verantwortlich sind: John Petrucci, Mike Portnoy und meine Wenigkeit. Meistens läuft es so, dass John und ich eine Menge Ideen auf den Tisch legen. Dann jammen wir zusammen und hoffen auf weitere Ideen und Inspirationen. Ich sage z. B.: “Oh, wie wär’s hiermit?“ Dann sagt jemand anders: „Warte mal, ich hab eine Idee für einen passenden Akkord!“ Und Mike sagt:“ Was ihr da grad gespielt habt, war wirklich gut, baut das doch mal aus!“ Jeder bringt sein Talent ein und so bauen wir einen neuen Song auf. Aber was unser Song- writing wirklich auszeichnet, ist, dass wir alle von einer andere Sichtweise an die Dinge herangehen. Für Mike als Drummer stehen die Beats im Vordergrund. Aus diesem Grund haben viele unserer Songs akkurate Drum- parts, sie sind ein Teil der Komposition. Wir können z.B. dasselbe Riff spielen, aber Mike hat unterschiedliche Wege, dem Ganzen ein anderes Feeling zu verleihen. So etwas ist sehr typisch für Dream Theater, das Verschieben der rhythmischen Strukturen! John denkt immer sehr Pedal- orientiert wie seine Gitarre, das erkennt man an seinen Kompositionen. Mir als Keyboarder geht es in erster Linie um Harmonien. So ergänzen wir uns und erschaffen diese Musik, die man von uns kennt.

Vom neuen Album magst du „Count of Tuscany“ besonders gerne, habe ich gehört?

Dieser Song hat viele Aspekte. Interessant ist der progressive Mittelteil. Ich nenne ihn „James Lieblingsteil“! (lacht) Ich hatte eine Menge kleiner Ideen, die ich John und Mike vorspielte. Sie fanden es cool. Dann kam James dazu und sagte: „Was ist das denn? Das gefällt mir nicht!“ Aber wir sagten: „Nein, das ist wirklich gut!“ Es ist ein sehr progressiver Part, rein instrumental, verrückt, also aus der Sicht eines Sängers überhaupt nicht melodisch. Aber das ist es gerade, was diesen Song ausmacht, diese vielen verschiedenen Elemente. Der Song beginnt sehr stolz und laut in Dur, bekommt dann so eine Art Zappa- touch und geht dann in über in etwas, was klingt wie „Bartok trifft Rock’n’Roll“. Alles in allem ist es ein sehr melodischer, epischer, typischer DT Song!

Du hast auch gerade ein Solo- Album mit all den DT Balladen herausgebracht. Eine Rückbesinnung auf die klassischen Wurzeln?

Genau! Meine Frau hat mich sanft dazu gedrängt. Sie dachte, es wäre cool, wenn ich die beliebtesten DT Balladen mit meinen klassischen Kenntnissen arrangiere. Also hab ich es gemacht! Das Album heißt „Notes on a Dream“ und hat 12 Songs, davon sind 9 DT Songs, die anderen meine eigenen Kompositionen. Einer davon ist sehr wild und verrückt, sehr progressive. Er heisst „The Grand Escapement“.

Stimmt es, dass du neuerdings eine iPhone Applikation zum Kreieren deiner Musik einsetzt?

Ja! Ja! Es ist wirklich verrückt! Als ich gestern hier in mein Hotelzimmer kam, las ich die International Herald Tribune. Normaler Weise lese ich gar keine Zeitung. Aber ich schaue drauf und sehe meinen Namen! Ich denke, was ist das denn?! Das hatte ich nun nicht erwartet! Es war ein Artikel über iPhone Musik- Applikationen und dort stand, wie ich sie auf der Bühne benutze. Auch in der New York Times war ein Artikel. Angefangen hat alles mit einer Titelstory in der San Francisco Chronical, die war hauptsächlich über mich und das iPhone. Da gibt es im Moment einen richtigen Hype, sehr cool! Ich bin auf jeden Fall sehr begeistert von diesen Applikationen und den neuen kreativen Möglichkeiten, die sich da auf tun. Die erste, die ich gekauft und angewendet habe, ist JR Hexatone (JR Hexatrone Pro is the first in the world 6-directional, 6-channel rhythm sequencer with artificial intelligence and extensive options for loop randomization. This app is capable of producing constantly changing, insanely addictive loops. Anm. D. Red.) Aber auf der Bühne benutze ich eine andere Applikation, nämlich Bebot, das ist auch sehr cool und ermöglicht es, mit dem Finger zwischen den Tönen hin und her zu gleiten.

In welchen Songs setzt du das ein?

Auf dem Album hört man es nur in „Rite of Passage“. Aber live benutze ich es gelegentlich auch in „Hollow Years“ und „Solitary Shell“.

Ist es für dich technisch überhaupt möglich, live all die Dinge zu machen, die auf den Alben zu hören sind?

Das ist immer eine Menge Arbeit für mich, um das, was ich im Studio gemacht habe, annähernd live auf der Bühne umzusetzen. Im Studio habe ich vielleicht zehn verschiedene Instrumente benutzt, auf der Bühne habe ich aber nur zwei oder drei zur Verfügung. Also brauche ich eine Menge technische Tricks wie Sampling. Das muss ich alles vorbereiten, es ist sehr zeitaufwändig. Das Leben eines Keyboarders besteht hauptsächlich daraus, viele Knöpfe zu drücken! (lacht)

Welche Überraschungen werden wir heute Abend erwarten?

Ich kenne die Setliste selbst noch nicht. Sobald wir hier mit dem Interview fertig sind, werde ich einen Blick darauf werfen. Es wird für uns beide eine Überraschung sein! (lacht) Auf jeden Fall erwartet uns ein Abend voll guter Musik!

Darauf freue ich mich! Vielen Dank, dass du Zeit für das Interview hattest! Alles Gute!

Gerne! Ich danke auch!


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Infos

  • Erstellt am

    06. Oktober 2009
  • Line Up

  • Redakteur