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GWAR

Gibt es sie nun oder nicht, die kleinen grünen Männchen vom anderen Stern? Grün sind sie jedenfalls nicht und klein auch nicht. Sie fliegen auch nicht in UFOs umher.

Die Jungs von GWAR sind bis an die Zähne bewaffnet, haben heftige Riffs im Gepäck und wo sie auftauchen, spritzen Körperflüssigkeiten durch die Gegend. Da dürfte dem ein oder anderen Alienforscher angst und bange werden. Umso passender der Name des aktuellen Albums der Scumdogs of the Universe: „Bloody Pit of Horror“

Beschreibt doch mal ganz kurz, um was es bei der Geschichte von „Blood Pit of Horror“ eigentlich geht.

Da gibt es keine große Geschichte und das ist auch irgendwie der Punkt des Ganzen. Wir haben zwei Alben mit Geschichten nacheinander gemacht und wollten nun in eine andere Richtung gehen. Trotzdem wollten wir den Ansatz, dass jedes Album ein Kapitel in der GWAR Geschichte ist, nicht völlig aufgeben. Daher wurden die ersten vier Songs eine Art Mini-Epos.
Die Songs erzählen die Geschichte von Oderus’ Verlangen die menschliche Rasse zu zerstören und als Zombies zu versklaven. Er plant, dies mit seinem „Bloody Pit of Horror“ zu tun, eine abgestorbene Macht, die sich von Seeler ernährt und das Opfer mit ewiger Untotheit belohnt. Der erste Teil, „Zombies March“, beschreibt den Plan. Der zweite Teil, „Come the Carnivore“, erzählt eine Nebengeschichte eines einzelnen Zombies, der beschließt, auf dem Weg zum GWAR Krieg seine Mutter zu besuchen. Es bezieht sich auf eine klassische Horrorgeschichte namens „The Monkey’s Paw“. Danach kommen wir zu „A Gathering of Ghouls“, welches den eigentlich Prozess der Entstehung der Zombie Armee beschreibt. Schließlich haben wir „Storm is Coming“. Hier verlässt zunächst die Zombieplage die Welt mittels einer Zombiekriegsflotte in Richtung Sterne, angeführt von GWAR. Und schließlich geht es um den abscheulichen Krieg, den sie der restlichen Galaxy bringen wollen.
Du siehst also, dass wir uns viele Gedanken um diesen Scheiß machen. Du must wirklich ein GWAR Streber sein, um diese Geschichten wirklich zu schätzen.

Soviel ich weiß, stammt doch der gesamte Titel von einem alten Horrorfilm. Wie steht ihr denn zu den neueren Filme á la SAW 3D usw.?

Die Filme mag ich nicht so sehr, wie die alten Streifen. Allerdings gibt es auch hier immer mal wieder einen Film mit Potential zum Klassiker. Ich mag „Human Centipede“ („Der menschliche Hundertfüßler“) lieber als SAW 3D, obwohl ich den ersten Teil gut fand und alle Teile schätze.
Der Name des Albums ist im Grunde gestohlen und nicht geliehen. Aber ich wusste, dass jeder den Titel erkennen würde und somit einige Leute die alten Filme wieder ausgraben würden. Bei dem Film handelt es sich wirklich um einen vergessenen Klassiker und er wurde zu einer Zeit produziert, als man viel mehr Wert auf Stil legte, anstatt auf einen Haufen Computeranimationen. Ich habe eine Kariere damit gemacht, die Ideen anderer Leute zu stehlen, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht auch eigene Ideen habe!

Offensichtlich, denn es ist gerade mal ein Jahr vergangen seitdem „Lust in Space“ in die Läden gekommen ist. Und in diesem Jahr war man auch noch ausgiebig auf Tour. Wie ist denn da das Songwriting abgelaufen – und vor allem wann?

Das ist der Trick. Wir hatten die Songs schon in der Kiste. Cory (Flattus) und ich wollten eigentlich ein Sideprojekt machen und hatten dafür schon einige Musik geschrieben und sogar aufgenommen, nur ohne Texte. Ich habe mir die Sachen angehört und sagte dann sofort: das ist das neue GWAR Album. Also haben wir den Jungs die Songs beigebracht, während ich die Texte geschrieben habe. Außerdem haben wir noch ein paar neue Songs geschrieben. Aber so haben wir viel Zeit gespart, die wir investieren konnten, um mit unterhaltsamen Sounds zu spielen und kranke Texte zu schreiben. Ich habe tonnenweise Texte geschrieben, viel mehr als ich benötigte. Diese Freizeit hätte ich nicht gehabt wenn wir ganz bei Null hätten anfangen müssen. Als Resultat ist eine bessere Scheibe herausgekommen und ich bin froh, dass es so geklappt hat. Wir wollten ein Statement abgeben, dass GWAR schon lange im Geschäft sind. Das wäre nicht der Fall, wenn wir neben der ganzen Show nicht auch eine gute Band wären. Und was gäbe es Besseres, als zwei aufeinander folgende, hervorragende Scheiben zu veröffentlichen, die beide ihren eigenen Sound und Stil haben. Ich hoffe, dass uns das gelungen ist. Es war eine musikalische Herausforderung, aber es hat auch Spaß gemacht. Ich schätze, dass wir uns mit dem nächsten Album nun etwas mehr Zeit lassen werden.

Ich weiß, dass einige Kollegen der schreibenden Zunft das Album kritisiert haben. Ich finde allerdings, dass es nicht hinter „Lust In Space“ zurücksteht. Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass GWAR mittlerweile eine Band ist, die man sich auch gut auf Scheibe anhören kann – nur wegen der Musik. In den 90igern mochte ich GWAR dann doch eher wegen der Show, aber nicht so sehr wegen der Musik. Stimmst du mir zu, wenn ich behaupte, dass die Musik mittlerweile einen größeren Stellenwert bei GWAR einnimmt?

Nein, ich denke, dass es immer schon zuerst um die Musik ging. Für die Jungs, die die Kostüme und Effekte machen, ging es natürlich immer eher um die Show. Diese beiden Seiten ergänzen sich jedoch gut – so hoffe ich. Die Kunstabteilung war immer sehr wichtig. Die Band hat sich sicherlich mehr verändert, da wir viele Besetzungswechsel und stilistische Veränderungen hatten – einige waren erfolgreicher, als andere. Ich würde sagen, dass wir derzeit das beste Line Up haben und die Kunst muss momentan versuchen mit der Musik Schritt zu halten. Das ist es, woran wir als Musiker arbeiten: stärker als unser Image zu sein und das ist wirklich schwer.

Betreibt ihr eigentlich auch “Nachforschungen” über die Geschichte über die ihr schreibt oder klaubt ihr euch Teile zusammen und bastelt daraus einen Song? Was ich damit sagen will ist: seid ihr geschichtlich interessiert und sind Songs wie „KZ Necromancer“ euer Weg mit Geschichte umzugehen?

Ja, ich bin Geschichtsstudent und habe schon sehr lange ein großes Interesse an Geschichte und eine große Faszination für Horror und Krieg und die Geschichte von beidem. Ich lese immer historische Sachen wenn ich in Europa bin und die meisten Texte habe ich in Europa geschrieben. Wir waren im Frühjahr unterwegs und haben vor den Auftritten viel Städte und Landschaften (und Bierkeller und –gärten) besucht. Ich habe „KZ Necromancer“ tatsächlich im Tourbus auf dem Parkplatz von Dachau geschrieben, während wir darauf warteten, dass die aufmachten. Dachau zu besuchen war eine sehr starke Erfahrung für mich und es war gut, darüber zu schreiben. Der Song ist eine Horror-Fantasy gemischt mit verschiedenen geschichtlichen Referenzen und einigen Ecken und Kanten. Ich glaube, wir haben einen wirklich gruseligen Song geschrieben, der ein Fünkchen Wahrheit enthält.

Heutzutage wird es ja ohnehin schwieriger die Menschen zu schocken. Früher waren GWAR in vielen Staaten der USA verboten, heute ziehen sich die Kids Dinge rein, die wesentlich schockierender sein dürften als eine GWAR Show. Müsst ihr euch auch bald neue Extreme einfallen lassen?

Ich glaube, dass die Show immer schockierend ist, wenn du sie das erste Mal siehst – und es ist nur Unterhaltung. Es ist mehr als nur ein bisschen albern und manchmal ziemlich hart zu verkraften, aber immer laut und metal! Und uns mögen nicht nur die Kids, sondern ganze Generationen beten uns an.

Gibt es in den USA noch Staaten in denen ihr Auftrittsverbot habt?

Nein, uns werden nun alle Tore geöffnet und wir spielen alle möglichen verrückten Shows in allen möglichen Plätzen. Wir spielen vor allem viele Festivals in Europa, waren aber auch in Neuseeland und Australien. Dafür haben wir 26 Jahre benötigt.

Ich habe euch dieses Jahr auch bei einem Festival gesehen, in der Nähe von Paderborn auf dem Serengeti Festival. Wie hat es euch dort gefallen und wie fandest du die Show?

Es war großartig. Wir hatten unsere Freude zu sehen, wie die Leute abgegangen sind, weil sie erstmals GWAR gesehen haben und dann in Blut getränkt wurden. Besonders lustig sind die Crews hinter der Bühne, die uns sehen, wie wir die Kostüme anziehen. Die denken, wir sind verrückt. Und wahrscheinlich haben sie recht.

Vor etwas 13 Jahren haben wir uns mal in Göttingen über das Thema AC/DC unterhalten und du warst ziemlich angepisst von “Back In Black”, da sie den Namen Bon Scott nicht nannten. Wie stehst du heute zum Album?

Genaus wie immer. Es ist musikalisch die letzte gute AC/DC Scheibe. Allerdings schätze ich, dass ich Brian Johnson mittlerweile etwas mehr schätze. Bon Scott hat wirklich ein schweres Erbe hinterlassen und Johnson hat es geschafft, dieses Erbe anzutreten und das sagt schon viel über ihn. Ich liebte Bon Scott so sehr, dass ich immer der Meinung war, dass die Band nach seinem Tot hätte aufhören sollen. Ich denke heute nicht mehr so und es war wohl ein dummer Gedanke. Nun da ich ein alter Knacker geworden bin, hat sich meine Einstellung ziemlich verändert und ich vergebe leichter!


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Infos

  • Erstellt am

    15. Dezember 2010
  • Line Up

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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