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Twisted Tower Dire

Wenn man in Bush-Country USA von Metal spricht, dann handelt es sich oft um solche musikalischen Entgleisungen wie Korn, Slipknot oder System Of A Down. Eine echte Metalband mit richtigen Instrumenten, Lederhosen und Ketten und so kommt aus der Gegend um die Metropole Washington D.C.

Mittlerweile arbeiten die Jungs um Gitarrist Scott Waldrop an der dritten Studioscheibe und ich hielt es für notwendig mit der Band mal einige Takte zu sprechen. Und das nicht nur, weil Scott eigentlich aus Winston-Salem, North Carolina stammt.... Go Heels!!! Gerade in den letzten Monaten scheint das Wort „Dragon“ besonders faszinierend auf Musiker gewirkt zu haben, findet es sich doch in allen denkbaren Kombinationen auf den Plattencovern. Aus dem Südosten Amerikas stammt eine Kapelle, bei deren Namen es sicher nicht zu irgendwelchen Verwechselungen kommen wird: Twisted Tower Dire. Der Name ist eine geheimnisumwobene Referenz an einen mystischen Ort, der in einem Paralleluniversum von der Zeit eingeschlossen ist. Der Name hängt von der Person ab, die versucht ihn zu entziffern. Die Reise eines Mannes durch den Turm ist völlig unterschiedlich von der nächsten, so dass der Name immer subjektiv ist. Twisted Tower Dire wurde 1995 mit dem Ziel ins Leben gerufen, den wahren Heavy Metal wiederzubeleben. Im Moment scheint es in den USA eine regelrechte Bewegung zu geben, die sich der Rettung des traditionellen Metal verschrieben hat, man denke z.B. nur an Fozzy. Dennoch sind TTD anders als die anderen. Ob es ihnen gelingen wird, den Metal auch in den USA wieder salonfähig zu machen ist allerdings die Frage. Zunächst einmal: Fozzy sind bloß ein Witz. Die meisten Amis wissen gar nicht wer oder was Fozzy ist. Wenn die überhaupt groß werden, dann höchstens in Europa. Ich meine, dass das nur ein Haufen Schwuletten ist egal wohin sie gehen. Ich bin nicht aus nostalgischen Gründen in der Metal Szene, sonder um die Musik weiterzuführen und am Leben zu erhalten. Ob Metal in den US wieder groß wird ist allerdings schwer zu sagen. Die meisten Leute stehen auf Mainstream Pop und denken, dass Band wie TTD nur fünf alberne Typen sind, die in den 80zigern stehen geblieben sind. Sie sehen jede traditionelle Metal Band als sog. „Hair“ Band an, die verzweifelt an einer längst vergangenen Zeit hängt. Na ja, das eigentlich lustige ist, dass gerade die Pop Szene nur so von Nostalgie trieft. Man findet die Retro 70ies Grooves überall und Bands wie The Hives oder The Strokes versuchen die The Stooges, MC5 etc. wieder zurückzubringen. Wer soll schon wissen, was die Amerikaner denken. Arrgh! Es ist echt scheiße hier. Sollte es plötzlich schicki-micki sein Iron Maiden zu hören, seht ihr vielleicht eines Tages TTD bei den MTV En Vogue Fashion Awards. Die Rückkehr des Metal ist also nicht ausgeschlossen. Ein Sprichwort sagt: „Um die Welt zu vernichten, braucht man lediglich einen verrückten Machthaber.“ Mit Metal ist es genauso. Wenn der Rolling Stone Chefredakteur plötzlich meint, dass 80iger Kultmetal noch nicht den verdienten kommerziellen Erfolg gehabt hätte, wird sich vielleicht alles ändern. Ich warte allerdings nicht darauf. Unterm Strich ist Amerika ein Land, das voll ist mit Vollidioten die auf Eminem stehen. End of story. Zitat aus der Bandbio: “more threatening than a whole army of designer-clothed millennium metal rebels could ever hope to be.” Wer könnten denn diese “rebels” sein? Hatte man da etwa Erfolgsbands wie Hammerfall im Auge? Diese Satz wurde von unserem guten Freund und ehemaligen Labelmanager bei The Miskatonic Foundation, Rich Walker, geprägt. Ich kann dafür keine Verantwortung übernehmen, aber finde, dass es den Nagel auf den Kopf trifft. Ich würdige es immer, wenn andere Leute die ästhetik hinter TTD verstehen und dieses Verständnis auch in Worte fassen können. „Rebels“ war sehr sarkastisch gemeint. Die Ironie ist, dass jeder, der Metal aus kommerziellen Gründen verwässert kein Rebell ist. Vielleicht halten sie sich für Rebellen weil ihre Musik sich zwischen Britney Spears und Eminem bewegt. Die Beatles und Voivod haben uns gezeigt, dass es keine musikalischen Grenzen gibt. Persönlichkeit und Einstellung sind es, was eine Metalband ausmacht und sie langfristig bestehen lässt. Ich denke, wir haben beides. Die ersten beiden Alben The Curse Of The Twisted Tower und The Isle Of Hydra sowie auch die selbstorganisierten Welttourneen, die die Band u.a. auch nach Wacken führte, wurden von den Jungs aus der eigenen Tasche bezahlt. Die Jungs müssen nicht nur jede Menge Kohle haben, sondern auch einen Boss, der tierisch auf Metal steht und der Band regelmäßig Sonderurlaub gibt. Oder wie lässt sich dies alles organisieren? Zunächst verkauft sich unser Merchandise recht gut und wir verdienen mit unseren Shows ein bisschen Geld. Dieses Band wird wieder in die Band investiert und ich führe sehr genau Buch über unsere Einnahmen und wie wir es wieder anlegen. Natürlich haben wir auch alle noch ganz normale Jobs und mit denen finanzieren wir unsere Musik. Allerdings haben wir alle eine sehr gute Arbeitsauffassung wenn es um die Band geht. Ich komme z.B. von der Arbeit nach Hause, mache ein Bier auf und erledige die Bandpost oder spiele für 3 Stunden Gitarre. Der Schlüssel zum Erfolg heißt Hingabe. Ich mache dies nicht nur um in einer Band zu spielen, schließlich kann jeder in einer kleinen Scheißband spielen. Um groß rauszukommen muss man aber hart arbeiten und bereit sein Opfer zu bringen. Aus meiner eigenen Erfahrung scheint die Underground-Szene in den Staaten noch immer recht anders zu funktionieren als in Europa. Ich habe viele Menschen gesehen, die ein Danzig Shirt tragen und sich mit Kurzzeitjobs über Wasser halten und Pizza oder Burger verkaufen und hoffen, mit ihrer Punk Band irgendwann mal groß rauszukommen. Ist dieser amerikanische Traum noch zeitgemäß? Na ja, zunächst einmal habe ich niemals ein Danzig Shirt getragen oder Pizza ausgeliefert. Ha Ha Ha. Man kann mich vielleicht gelegentlich dabei erwischen, wie ich aus der Kneipe fliege und mir in die Hose mache, aber für Danzig und Pizzabringdienst bin ich mir immer noch zu Schade. Ha Ha. Aber ernsthaft, wenn man nicht gerade viel Kohle geerbt oder in der Lotterie gewonnen hat, dann muss man 8 Stunden hart für sein Geld arbeiten. Metal spielt man dann am Abend, wenn man wieder nach Hause kommt. Nur so funktioniert es. Das gilt besonders für Leute wie wir, die in Washington D.C. leben, wo die Lebenshaltungskosten extrem hoch sind (nur in NYC und Tokio sind sie höher). Wir haben alles Jobs mit verständnisvollen Chefs, so dass wir abhauen können, wenn wir auf Tour müssen oder so. Das ist z.B. eines meiner Opfer: ich bin zum College gegangen und habe einen Abschluss gemacht, aber mache keine Karriere, weil ich lieber Metal spiele. Ich habe versucht in einem Büro zu arbeiten, aber die Atmosphäre dort verträgt sich einfach nicht mit Metal und Party. Alle Jobs die ich kriegen könnte, würden mir nicht die Möglichkeit geben, Urlaub zu nehmen wenn ich ihn brauche. Also habe ich mich selbstständig gemacht und verlege mit Tony Kabel auf Baustellen. Die Bezahlung ist sehr gut und wir können jederzeit Urlaub bekommen. TTD stammen zwar aus den USA, ihre bisherigen Plattenfirmen befanden sich aber allesamt in Europa. Sind die amerikanischen Label nicht an euch interessiert? Es gab mal Interesse einiger amerikanischen Label. Die Sache ist aber die: wenn amerikanische Label an traditionellen Metal Bands interessiert sind, dann nur deshalb, weil sich die Musik in Europa verkaufen lässt oder weil sie die Trends in Europa beobachten. TTD ist selbst für Europa eine recht kult-orientierte Metalband, so dass wir vielen Labels zu riskant sind. Wir haben eine treue Fangemeinde in den Staaten und wenn wir mehr Erfolg in Europa haben als hier, so ist das auch okay. Mir gefällt die europäische Kunst und Musik ohnehin besser. Ich befinde mich gerne unter diesen Leuten, auch wenn wir durch den Atlantik getrennt sind. Ich sehe mich da eher in der europäischen Künstlertradition und es ist nicht wichtig, ob mein Nachbar mich für erfolgreich hält. Es kommt darauf an, was man selbst unter erfolgreich versteht. Nur so kann man Erfüllung erlangen. Die ersten beiden Alben wurde jüngst als Compilation auf dem griechischen Unisound Label nochmals veröffentlicht (siehe Review). Wie kam es dazu? Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir das Eis in Griechenland schon gebrochen hatten, aber dieses Land ist ein wichtiger Markt für Bands wie uns. Unisound haben sich bereit erklärt, dass der Sampler lediglich als kostenlose Beilage zu ihrem „True Metal“ Magazin herauskommen sollte und ihn auch nicht außerhalb Griechenlands verkaufen würden. Ich wollte dem Label auch nicht die Rechte für ein komplettes Album verkaufen, da wir nicht wollten, dass es Auswirkungen auf unsere Verkäufe hat. Hoffentlich wird uns der Sampler einige neue Hörer bringen. Es scheint, als hätte die Band auch in Deutschland bereits einen guten Ruf. Der besagte Auftritt auf dem Wacken Open Air sei dafür nur ein Beispiel. Außerdem wurden verschiedene Sachen der Band bei Hellion Records veröffentlicht und just hat man einen Vertrag über vier Alben mit Remedy Records in Hamburg unterschrieben. Wie kamen denn diese Kontakte zustande? Deutschland schien immer schon unser größter Markt zu sein auch wenn ich nicht weiß, wie das kommt. Ich denke, dass wir durch Mundpropaganda Aufmerksamkeit erregt haben. Alle unsere Kontakte in Deutschland kamen zu Stande, weil die Firmen auf uns zukamen. Es war also vor allem Glück. Ich bin schon seit den 80igern in der Szene aktiv und bestelle Demos, Zines und schreibe mir mit Leuten. Ich habe immer schon die Promotion von TTD übernommen und mir war es nie wichtig, die größte lokale Band zu sein, stattdessen habe ich mit der ganzen Welt begonnen. Heute sind wir sowohl lokal als auch weltweit recht bekannt, so dass unser Konzept gut aufgegangen ist. Meine Theorie ist, dass man jede Gelegenheit nutzen muss, um die Band ins Gespräch zu bringen, egal wie groß oder klein die Gelegenheit ist. Eine der Jungs von Pentagram sagte mir einmal als ich 17 war: es ist egal, ob du deine Flyer mit Wachsmalern auf Schmierpapier malst und sie in Supermärkten aufhängst, wenn du nicht auf dich aufmerksam machst, weiß niemand, dass es dich gibt. Ich hielt das immer für einen guten Rat, auch wenn ich mich für einen Kopieren entschieden habe. Ich denke, dass wir auf diese Weise auch in Deutschland bekannt geworden sind. Es scheint auch so, als ob die Deutschen eine Band die hart arbeitet und ihre Hausaufgaben macht, respektieren. Wir sind eine Kämpferband und was uns nicht tötet, macht uns härter. Das Bier hat es bislang noch nicht geschafft. Müsst ihr denn eure nächsten Alben auch wieder aus der eigenen Tasche bezahlen? Gott sei dank nein. Remedy werden für alles bezahlen. Wir mussten diesmal nicht einmal einen Vertrag aushandeln, da wir sofort alles bekommen haben was wir wollten. Wir haben nicht mal mehr auf die Reaktionen anderen Labels gewartet, da Remedy total auf uns zu stehen schienen. Sie kamen für eine Woche hier zu uns und haben mit uns abgehangen und dann den Vertrag übergeben. Auf unserer Website gibt es Bilder von der Vertragsparty. Als ich mal zu einem AC/DC Konzert in Raleigh, North Carolina ging, war ich doch recht überrascht, dass die gesamte Halle bestuhlt war und man zum Rauchen in besondere Raucherzonen gehen musste. Sehr Rock´n´Roll. In den meisten Locations darf man schon rauchen, ha, ha. Bei den meisten Konzerten, zu denen ich gegangen bin, gibt es mehr als nur Zigaretten zur rauchen, ha, ha. Bands wie AC/DC, Metallica oder die Scorpions ziehen immer noch riesige Menschenmassen in die Stadien. Sie gehören eben zu den Klassikern. Die Sommerfestivals sind aber am besten, ich bin immer sehr betrunken, völlig verdreckt und dann schlafe ich auf meiner Motorhaube ein, ha, ha, ha. METAAAAAAAAAL!!!! Gibt es denn trotzdem noch Wünsche für die Zukunft? Wo wird es denn mit der Band hingehen? Im Moment bin ich total damit beschäftigt alles fertig zukriegen bevor wir ins Studio gehen und The Crest Of The Martyrs aufzunehmen. Es ist eine wichtige Zeit für die Band, die uns stärker macht oder an der wir zerbrechen. Jetzt geht es für die Band um alles. Wir müssen bessere Songs und eine bessere Produktion haben als auf Hydra. Ich habe das Gefühl, dass wir untergehen werden, wenn wir nicht für eine große überraschung durch Fortschritte sorgen. Das neue Album soll uns in die Oberliga der Szene bringen und wir wollen es allen beweisen. Die Leute sollen uns als Untergrundband sehen, die gegen alle europäischen Kommerzbands bestehen kann und dennoch die underground credibility behalten kann. Das ist unser Ziel. Und dann gehe ich nach Europa und trinke Absinthe bis ich halluzinierend im Müll einschlafe. Das hört sich vielversprechend an. Thematisch beschäftigt sich die Band mit vielen mythischen und historischen Dingen. Gerade Gegenden wie Virginia sind jedoch mit einer interessanten Geschichte gesegnet. Ist diese auch Thema der Texte? Nein. Lokalgeschichte wäre uns zu albern. Ich lebe sozusagen auf einem Schlachtfeld des Bürgerkrieges. Sie graben ständig Friedhöfe aus, wenn sie etwas in der Gegend bauen wollen. Die Geschichte dieser Gegend ist etwas, mit dem ich aufgewachsen bin und daher bedeutet es nicht viel für mich, sondern ist eher in meinem Unterbewusstsein. Ich habe immer viele Legenden und Geistergeschichten gehört, die mich immer sehr gefesselt haben und sie waren immer ein Teil meiner Kunst und Musik. Ich bin sehr fasziniert vom Tod und von Makaberem. Tony ist da sehr ähnlich drauf und wir haben uns das Texteschreiben geteilt und es ging in ähnliche Richtungen. Wir lieben beide Horrorstories und Legenden. Unsere Inspiration kommt von Lovecraft, Poe, Tolkien, von nordischer und griechischer Mythologie. Wir verbinden diese literarischen Landschaften dann mit Erfahrungen aus dem wahren Leben. Wir schreiben darüber wie es ist heute zu leben und verbinden dies mit klassichen Horror- und Fantasiethemen. Da ich weiß, dass du In Winston-Salem, North Carolina geboren bist, muss ich mich doch noch mal nach dem favorisierten Collegebaskteball-Team erkundigen. Natürlich der Wolfpack!!!! Mein Bruder ist zur NC State University gegangen und ich wurde in North Carolina geboren. Daher war ich immer loyal, obwohl ich meinen Abschluss an der Georg Manson University in Nordvirginia gemacht habe. Ich interessiere mich aber nicht so sehr für Basketball wie für Metal. Ein Haufen Gestörter die Metal spielen ist noch besser als ein Haufen Gestörter, die versuchen einen Ball in einen Korb zu werfen. So sieht es aus. Vielen Dank für das Interview. Bitte guckt mal auf unserer Website www.twisted-tower-dire.com vorbei, um News, Merchandise und MP3 zu bekommen. Nun gut, zum Thema Basketball ließe sich hier noch einiges sagen, aber ich will mich kurz fassen und belasse es daher bei einem knappen: Raw, Raw Carolina, - lina...GO TO HELL STATE!!!!


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Infos

  • Erstellt am

    17. April 2003
  • Line Up

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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