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Blast From The Past - Teil 11 mit Morgoth

Dies ist die Geschichte einiger junger Metalheads, die auszogen, um mit ihrer Band Geschichte zu schreiben. Die Ausstattung mit Instrumenten war eher dürftig, die musikalischen Vorkenntnisse ebenfalls. Doch davon ließ man sich nicht aufhalten: Laut sollte es sein. Und hart.
Dies ist die Geschichte einiger junger Metalheads, die auszogen, um mit ihrer Band Geschichte zu schreiben. Die Ausstattung mit Instrumenten war eher dürftig, die musikalischen Vorkenntnisse ebenfalls. Doch davon ließ man sich nicht aufhalten: Laut sollte es sein. Und hart.

Und nein, diese Story handelt nicht von meiner eigenen 90er-Jahre-Band VICTIM, auch wenn die einleitenden Worte durchaus passen würden. Aber abgesehen von der anfänglichen jugendlichen Unschuld in Sachen Musik machen, entwickelten sich die Wege meiner Band und der Protagonisten der folgenden Geschichte doch gänzlich unterschiedlich. Werfen wir also einen Blick auf vier Freun-de aus dem beschaulichen Meschede im nördlichen Sauerland: Nach ihrer Gründung Mitte der 80er Jahre entwickelten sich MORGOTH zu einer der wichtigsten deutschen Bands im extremen Bereich. Mangels vorgefertigter Labels firmierte die Truppe zunächst unter der Bezeichnung „Ultra Thrash“ und zählte in den 90ern zur Speerspitze der deutschen Death Metal Bewegung, bevor man sich auf musikalische Pfade begab, die nicht von allen Fans beschritten werden wollten. Nach der Veröf-fentlichung des dritten Albums „Feel Sorry For The Fanatic“ war 1998 zunächst Schluss im Hause MORGOTH. Erst zum Jubiläum des „Cursed“ Albums gab es ab 2010 einige Auftritte und schließlich die Ankündigung wieder gemeinsam Musik machen zu wollen. 2015 erschien schließlich das neue Album „Ungod“, auf dem MORGOTH zu ihren Death Metal Wurzeln zurückkehrten. Im selben Jahr widmete Christian Krumm der Band mit „Morgoth – Uncursed. The Morgoth Chronicles“ (Edition Roter Drache) schließlich sogar eine eigene Biografie und auch in anderen Publikationen (z.B. „The Trader“ oder „Extremety Retained“) wurden MORGOTH gewürdigt. Im Dezember 2020 kündigten MORGOTH – nach längerer Auszeit – via Social Media das endgültige Ende der Band an.
Neben dem 30jährigen Jubiläum des „Cursed“ Albums, welches am 24. April 1991 erschienen ist, nehmen wir nun also das Ende von MORGOTH als Anlass, um nochmal auf einige Aspekte der wechselvollen Bandgeschichte dieser deutschen (Death) Metal Pioniere zurückzuschauen. Dabei geht es nicht darum die Bandgeschichte nochmals detailliert nachzuzeichnen, sondern eher darum, einige Aspekte der Anfangstage mit verschiedenen Beteiligten nochmal Revue passieren zu lassen.

Während man heute nur Alexa & Co um eine bestimmte Musikrichtung bitten muss, gestaltete sich der musikalische Werdegang in den 80ern und 90ern noch etwas komplizierter – und vor allem analoger. MORGOTH Frontmann Marc Grewe erinnert sich: „Zum Metal bin ich über die IRON MAIDEN „Killers“ gekommen. Ich glaube, dass war die erste LP, die ich mir aufgrund des genialen Covers gekauft habe. Sie stand im Mescheder Karstadt und ich konnte nicht mal den Schriftzug entziffern, musste die aber einfach aufgrund des Covers habe und es war definitiv keine Enttäuschung. Ich mag IRON MAIDEN auch heute noch, aber für mich prägend war auf jeden Fall die Frühphase, bis zur „Somewhere In Time“. Danach habe ich sie nicht mehr so sehr verfolgt. Ich habe aber auch sehr die alten SCORPIONS geliebt: „Animal Magnetism“ und „Blackout“, bevor es dann durch Freunde und Klassenkammerden immer härter wurde. METALLCA, SLAYER, aber auch Punk wie THE EXPLOITED und HERESEY war zu der Zeit (mit 14/15 Jahren) angesagt.“
Die gemeinsame Vorliebe für extreme Musik und die fehlende Beschäftigung in Meschede führte schließlich zur Gründung von CADAVEROUS SMELL. Doch schon bald nannte man sich in EXTERMINATOR um und schließlich in MINAS MORGUL, da alle Bandmitglieder große Tolkien Fans waren. Marc erinnert sich: „Wir haben, wie gesagt, als Ur-Besetzung von MORGOTH unter dem Namen CADAVEROUS SMELL angefangen, aber das war nur kurz...ich glaube MINAS MORGUL war dann schon so Anfang 87 und ein paar Monate später beschlossen wir uns in MORGOTH umzubenennen. Das muss Mitte/Ende 87 oder so gewesen sein.“
Zumindest optisch hatte die Band in den Köpfen von Drummer Rüdiger Hennecke und Gitarrist Carsten Otterbach bereits früh ziemlich konkrete Formen angenommen, wie in „Uncursed“ nach-zulesen ist. Lediglich die passenden Mitmusiker hatten noch gefehlt. Als die Kumpels Harry Busse und Marc Grewe eines Tages in den Werkraum des Schulzentrums in Meschede spazierten, avan-cierte Harry kurzerhand zum zweiten Gitarristen der Band.

Marc: „Wir haben uns 1985 auf dem Schulhof des städtischen Gymnasiums Meschede kennengelernt. Carsten und Rüdiger lärmten zu der Zeit schon unter dem Namen CADAVEROUS SMELL. Als Harry und ich dann einstiegen nannten wir uns in MINAS MORGUL um und 1987 in MORGOTH. Rüdiger und Carsten waren ein, zwei Jahre älter und hörten damals CELTIC FROST, VENOM, BATHORY usw. Und schnell war der Funke für die extremere Art von Metal entfacht.“
Und auch der vakante Sängerposten wurde nun besetzt. Allerdings performte Marc in seiner „Audition“ nicht, wie in „Uncursed“ nachzulesen, KREATORs „Flag of Hate“, sondern „The Pestilence“ vom „Pleasure To Kill“ Album. „Ich glaube auf „Pits Of Utumno“ ist auch der Mille-einschlag noch recht deutlich rauszuhö-ren“, gibt Marc zu Protokoll. Und mit dem Sängerjob übernahm Grewe auch gleich den Bass, so dass das Line-Up nun komplett war. „Es war eher eine Notlösung“, erinnert sich Marc. „In Meschede gab es in den 80er Jahren wirklich nur uns Fünf und vielleicht noch eine Handvoll anderer Metal-Fans, von denen aber niemand ein Instrument spielte. Ich glaube Michael Burmann von DARK MILLENNIUM hatte auch mal kurz-zeitig als Bassist angeheuert, aber irgendwie hat sich das wieder zerschlagen, weil er immer mit dem Bus aus dem 30km entfernten Schmallenberg zur Probe musste und es einfach zu aufwendig wurde. Wir spre-chen hier vom Sauerland in den 80ern. Da fuhren dann nach 18h keine Busse mehr und mit 16, 17 war na-türlich auch noch kein Auto vorhanden. Ich habe also eher aus reinem Personalmangel zusätzlich den Bass übernommen.“
Trotzdem waren die Anfangstage der Band nicht gerade unkompliziert. Beim Lesen der Biografie entsteht der Eindruck, dass die Startbedingungen für eine erfolgreiche Band eher ungünstig waren: Kaum ein Bandmitglied beherrschte sein Instrument richtig, Equipment war nicht vorhanden, die Band lebte mehr oder weniger auf dem Land. Und doch drehte man offenbar an den richtigen Stellschrauben, um die Band schnell auf die Erfolgsspur zu bringen. Gitarrist Harald „Harry“ Busse erklärt: „Unsere großen Vorteile waren sicher unser absoluter Wille musikalisch etwas auf die Beine zu stellen, in Verbindung mit unserer jugendlichen Unbedarftheit an Dinge heranzugehen, sowie die Tatsache, dass wir uns schon zu Schulzeiten kannten und alle sehr gut miteinander befreundet waren. Wir haben damals jede freie Minute miteinander verbracht und uns gegenseitig unsere musikalischen Neuentdeckungen prä-sentiert. Die Einflüsse, die jeder mit einbrachte, reichten von den klassischen Metal-Acts, über Bands wie FIELDS OF THE NEPHILIM, DEAD CAN DANCE oder NEUROSIS bis hin zu abgefahrenen Soundtracks wie z. B. "Hellraiser".  Diese große musikalische Bandbreite war sicher auch eine Stärke von MORGOTH.“
Zumal die Band ziemlich schnell eine klare Zukunftsvision entwickelte: „Diese Musik wird härter sein als alles andere, etwas Härteres soll es einfach nicht geben!“ („Uncursed). Harry erläutert die damalige Motivation der Band: „Wir wollten in erster Linie provozieren. Wir waren jung und wild und hatten mächtig Bock es ordentlich krachen zu lassen. Wir waren weit und breit die einzigen Metaller im erzkonservativen Sauerland. Um uns herum nur rotgesichtige Schützenbrüder, bigotte Pfaffen, oder aalglatte Popper. Wir wollten schockieren und auffallen und dazu waren uns alle (musikalischen) Mittel recht.  Ich denke, dass ist uns das ein oder andere Mal auch ganz gut gelun-gen. :-)“
Zur musikalischen Orientierung blickte man im MORGOTH Lager seinerzeit vor allem in die USA, obwohl sich ja auch in Großbritannien und Skandinavien eine extreme Szene entwickelte. Zwar tauchen Bands wie UNLEASHED & Co dann und wann in Form von T-Shirts auch auf den MORGOTH Bandbildern auf, eine rich-tig große Rolle für den Sound von MORGOTH haben sie jedoch nicht gespielt, wie Harry bestätigt: „Das ist richtig. Obwohl wir das musikalische Geschehen in Skandinavien und England durchaus verfolgt haben, waren wir deutlich angefixter von den US- amerikanischen Bands. Ich glaube, das lag daran, dass uns der amerikanische Sound derzeit einfach mehr zusagte.“
Für MORGOTH gilt zudem die Weisheit des Professor Yarborough aus „Die Drei Fragezeichen und die flüsternde Mumie“: „Erfolg kann man nicht garantieren, doch oft wird ernsthaftes Bemühen von Erfolg gekrönt.“ So mussten auch MORGOTH zunächst einige Rückschläge einstecken, etwa als sie bei DESPAIR vorspielten oder nach Berlin reisten, um bei NOISE Records vorzusprechen. Dennoch dachte man im Lager der Band niemals daran aufzugeben: „Das Einzige was uns damals hätte aufhalten können, wäre der Verlust unseres Humors gewesen“, erzählt Harry. „Wir haben tatsächlich sehr viele absurde Situationen erlebt und das eine oder andere Mal auch selbst beherzt in die Scheiße gegriffen. Wir haben uns aber nie allzu ernst genommen und konnten immer über uns selbst lachen. Das hat uns die ganzen Jahre zusammengeschweißt und das Leben sehr erleichtert. Und die absurdesten Geschichten sind im Nachhinein sowieso die besten.“
Und während die Band die Rückschläge also mit einem Augenzwinkern wegsteckte, unterschieden sich MORGOTH in ihren Anfangstagen doch durchaus von anderen Mitstreitern. So gaben Musiker wie Chris Boltendahl (GRAVE DIGGER) oder Rock ‘N‘ Rolf (RUNNING WILD) in unseren „Blast From The Past“ Stories zu Protokoll, dass die Karriere als Profimusiker für sie von Anfang an das Ziel und entsprechend alternativlos gewesen sei. „Ich denke nicht, dass jemand von uns Musik gemacht hat, um "Profimusiker" zu werden“, überlegt Harry. „Wir wollten in erster Linie durch maximale musikalische Brutalität auffallen und dabei eine gute Zeit haben. Außer Carsten Otterbach hat sich auch niemand für geschäftliche Dinge interessiert. Er hatte sich von Anfang an um das Management gekümmert und ohne ihn wären uns mit Sicherheit viele Türen verschlossen geblieben. Aber wie gesagt: In erster Linie ging es uns darum brutalen Lärm zu zelebrieren und dabei eine gute Zeit zu haben.“

1988 war es dann endlich so weit: Nachdem sich die Band ihr eigenes Equipment erarbeitet und einen passenden Proberaum gefunden hatte, ging es an die Arbeiten zum ersten Demo. Tatkräftige Unterstützung gab es dabei von der lokalen Musikprominenz in Form des Profimusikers Dirk Draeger, der sich in der Folgezeit zu einer Art musikalischem Mentor der Band entwickelte und zudem bis 1996 alle Aufnahmen von MORGOTH produzierte.
Innerhalb weniger Tage wurde das erste Demo „Pits of Utomno“ im Proberaum in einem alten Schlachthaus („Slaughterhouse Studios“) aufgenommen. Gemischt wurde in Marcs Zimmer und Jörg Dinstühler von den befreundeten DARK MILLENNIUM zeichnete das Cover.

Ende der 80er Jahre war Death Metal als Genre noch nicht etabliert und abkupfern konnte man seinerzeit noch nicht, da es kaum wirkliche musikalische Vorbilder für extreme Musik gab als „Pits of Utomno“ entstanden ist. Marc erinnert sich: „Also, auf unserem ersten Flyern zum „Pits of Utomno“ Demo nannten wir das damals „Ultra-Thrash“. Den Begriff Death Metal kannte man da noch nicht so wirklich. Unsere Vorbilder waren damals DARK ANGEL, DEATH, KREATOR, SLAYER, POSSESSED usw.“
TWILIGHT Redakteur Tobias Trillmich erinnert sich an seinen ersten Eindruck: „Pits Of Utumno“ ist ein großartiges Demo. Ich habe mir das Re-Release auf Vinyl besorgt, als es rauskam. Schon beim Opener wird deutlich, dass es da keinen stumpfen Rumpel-Death-Metal gab. Nicht viele hatten da schon triolische Parts an Bord. Wenn ich überlege, was sonst so als erstes Demo veröffentlicht wurde, dann waren MORGOTH was Sound und Songwriting angeht schon oben dabei.“
Und aus eben diesem Grund wurde das erste Demo der Meschender im Herbst 2014 neu aufgelegt und auf Vinyl veröffentlicht. Gemastert wurde diese auf 1000 Stück limitierte Neuauflage von Patrick W. Engel in dessen bekanntem Temple Of Disharmony Studio Studio. Patrick erklärt, wie es zum Re-Release des Demos kam: „Selbstverständlich waren MORGOTH für jemanden, der sich seit Mit-te/Ende der 80er Jahre für extreme Musik begeistert, ein Begriff. Ich kaufte mir damals beide Mini-LPs kurz nach Erscheinen und sah die Band im Jahre 1991 auch mehrmals live.“ Die Initiative zur Neuauflage des ersten Demos kam dann von Patrick selbst, der schließlich mit der Idee an Century Media herantrat: „Es war längst überfällig, dieses prägende und kultige Demo endlich mal auf Vinyl zu veröffentlichen.“
Als Grundlage für die Neuauflage wurde ein Originaltape des Demos herangezogen. Nach fast 30 Jahren sicherlich keine einfache Aufgabe: „Da die Aufnahmen von einer alten Originalkassette überspielt wurden, die rund 30 Jahre alt war, muss man beispielsweise ein paar Tonschwankungen, den Frequenzgang sowie den Grundrauschpegel bearbeiten, um nur mal die gröbsten Eckpfeiler zu nennen. Hier und da gibt es bei alten Bändern auch mal kleinere Aussetzer, die dann mittels mo-derner Technik restauriert werden, um das Material wieder so erstrahlen zu lassen, wie es einst aufgenommen wurde und für den Hörer gedacht war“, erklärt Patrick und fährt fort: „Zuerst einmal gehört zu einer ordentlichen Digitalisierung auch gute Technik. Diese allein reicht jedoch nicht aus, denn für eine ordentliche Überspielung einer jeden Kassette sollte der Tonkopf des betreffenden Abspielgerätes auf die jeweilige Kassette eingestellt werden, weil sonst schon das digitale Material unbrauchbar wäre. Kleinere Phasenfehler kann man hinterher schon korrigieren, aber ein Tape, was aufgrund eines fehlerhaft-justierten Tonkopfes in den Höhen permanent plätschert, kann man auf dem Digitalisat nicht mehr ausreichend aufbereiten und muss mit Kompromissen leben. Darum digitalisiere ich die Sachen möglichst immer selbst, so dass solche Fehler nicht entstehen.
Außerdem ist bei alten Kassetten besondere Vorsicht geboten. Bei einigen Tapes, die jahrzehntelang in irgendwelchen Kisten lagerten, löst sich auch schon mal der Kleber zwischen Vorspannband und Magnetband ab, was in einer Bastelstunde enden kann. Außerdem gibt es bei vielen Kassetten auch mechanische Probleme wie ein hart-gewordener Andruckfilz oder schwergängige Gehäuse. Für solche Projekte habe ich immer ein paar Ersatzteile herumliegen, um die Aufnahmen irgendwie zu retten. Das Wichtigste ist jedoch ein gutes und akribisches Paar Ohren und viel Geduld für solche Arbeiten, wenn es am Ende auch wirklich ordentlich werden soll.“
MORGOTH spielten seinerzeit extreme Musik und benötigten dafür auch den entsprechenden Sound. Eine Aufgabe, die sicherlich nicht von jedem Studio angemessen gelöst werden konnte. Und doch leben viele der alten Aufnahmen ja gerade von dem kultigen Sound ihrer Entstehungszeit. Insofern musste Patrick für die Re-Releases also auch hier den passenden Kompromiss zwischen zeitgemäßem Remastering und Erhalt der ursprünglichen Soundatmosphäre finden. „Es gibt kein „zeitgemäßes Remastering“, da es dafür keine wirkliche Norm gibt, wie ein Master im Jahre 2021 zu klingen hat“, stellt Patrick klar. „Viele Pseudo-Toningenieure machen die alten Platten einfach mit der Brechstange laut, ohne auch nur den geringsten Aufwand in Sachen Frequenzkorrektur etc. zu betreiben. Solchen Leuten gehört das Handwerk gelegt, weil sie den Markt mit ihrer Nicht-Arbeit unterwandern und somit auch den Qualitätsstandard ruinieren, den es aus meiner Sicht zu erhalten gilt.
Viel zu viele Leute verstehen eben unter einem Remaster nur Lautstärke, die meist aufgrund ihres oftmals übertriebenen Pegels grundsätzlich das Originalmaterial zerstört, da es gar nicht für solche Lautstärken konzipiert/gemischt wurde. Schön ist es für mich zu sehen, dass viele Labels mittler-weile wieder zurück zur Dynamik gehen und ich bin mehr als stolz und froh, dass ich dahingehend auch schon einigen die Augen öffnen konnte.
Viele alte Alben klingen auf Platte super, auf CD jedoch dünn und blechern. Das mag daran liegen, dass die Technik zur Digitalisierung noch nicht ausgereift war oder die Techniker einfach überfordert waren, was sie beim neuen CD-Format beachten müssen. Oft nehme ich für alte Alben, die ich remastere, die Vinyleditionen zur Hand und mache einen Frequenzabgleich. Das reicht in manchen Fällen schon aus, abgesehen von kleineren weiteren Schritten, die das Mastering am Ende auch ordentlich und rund klingen lassen.
Ich bin kein Freund von übermäßiger Kompression und Frequenzverbiegung. Ich möchte den Origi-nal-Charme der Aufnahmen beibehalten und diese nur im Klang ein wenig optimieren, wenn sie auf den alten Tonträgern zu schrill, blechern oder anderweitig irgendwie unausgewogen klingen.
Mit einem Mastering allein ändert man ja nicht den Sound des Albums an sich, denn auf die Einzel-spuren hat man keinen Einfluss. Wenn jemand an seiner Anlage bei Album XY jedes Mal die Bässe rausdrehen muss, weil es wummert und einfach zu viel des Guten ist, dann ist das ja quasi schon die minimalste Form/die Vorstufe von Mastering/Remastering. Ich bin halt bestrebt, die Sachen so anzupassen, dass der Grundcharakter nicht verfälscht wird und dennoch ein ausgewogenes Klang-bild entsteht, welches dem jeweiligen Werk gerecht wird.“


Doch zurück in die 80er Jahre. Nachdem die Band von ihrer erfolglosen Reise nach West-Berlin, wo man bei NOISE Records vorsprechen wollte, zurückgekehrt war, versuchte man das Tape selber unter die Leute zu bringen. Unter anderem wollte man es im Dortmunder Szeneladen „Idiots Records“ an den Mann bringen. Ein Glücksfall? Irgendwie schon, denn über den Inhaber „Sir“ Hannes Schmidt, seines Zeichens auch Sänger der Band IDIOTS, kam der Kontakt zu einer jungen Band namens DESPAIR zustande. Und eben dort wirkte CENTURY MEDIA Gründer Robert Kampf mit, der bereits Bands wie POLTERGEIST, RUMBLE MILITIA und LIAR unter Vertrag genommen hatte. Robert rät der Band ein weiteres Demo aufzunehmen und sich damit nochmal bei ihm zu melden. („Uncursed“).
Anstatt wieder im Proberaum aufzunehmen sollte es dieses Mal in ein richtiges Studio gehen, allerdings wieder mit Unterstützung von Dirk Draeger. Schließlich wurde das D&S Studio von Michael Jesch für die Aufnahmen zum zweiten Demo „Resurrection Absurd“ auserkoren. Laut „Uncursed“ mussten MORGOTH ihr Equipment durch das Jesch‘sche Wohnzimmer in den Keller schleppen. Michael Jesch erzählt, wie er damals arbeitete: „Bis Mitte 1986 war das erst mal „Homerecording“ mit 4-Spur, dann 8-Spur und ab Mitte 1986 dann mit 24-Spur Soundcraft Bandmaschine und 28 Kanal Syncon A Allen & Heath Mischpult und diversen Effektgeräten etc. – schon deutlich professioneller.

Erste Aufnahmen machte ich für befreundete Bands, dann für etliche kleine Punklabel und später dann für das eigene Label [auf D&S Recordings kamen in den 90er Jahren Alben von u.a. Die Lokal-matadore, Obscenity, Mortal Terror oder Dorian Grey raus – TZ] und auch schon mal für größere Label. Man muss durch den Flur zum Treppenaufgang und dann ins Kellergeschoß.“
Der Kontakt kam wohl einmal mehr über Organisationstalent Carsten Otterbach zustande: „Irgendwie ging es schon um das FLAMING ANGER Demo „Fall Of Phnom Penh“. Eine Band aus dem Mendener Landkreis hatte das gehört, Name weiß ich nicht mehr. Das ging über die wohl an Carsten Otterbach und dann gab es ein Gespräch und die Aufnahmen erfolgten“, erinnert sich Michael.
Insgesamt wurden fünf neue Songs eingespielt und obwohl Michael durchaus mit Punk und Heavy Metal Bands vertraut war und auch schon alle möglichen Stile aufgenommen hatte, dürften MOR-GOTH in Sachen Extremität und Brutalität auf einem anderen Level gewesen sein. „Ich hatte von 1985-1987 einige Sampler mit deutschen Metalbands rausgebracht. Da war eigentlich alles dabei, von IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST Klonen bis hin zu progressiven und auch eigenständigen Metal und Hardrock Bands. MORGOTH hatte mich ja schon vorgewarnt, was da so kommen wird. Bei den Gesangsaufnahmen war ich dann doch etwas überrascht“, muss Jesch zugeben. Und doch stellten die Aufnahmen keine besondere Herausforderung dar. „Ähnliche Sounds hatte ich ja schon mit anderen Bands gefahren. War halt eine Zeit des Ausprobierens“, beschreibt Michael den Auf-nahmeprozess. Gedanken über mögliche Erfolgschancen für eine derart extreme Band hat sich Jesch damals nicht gemacht. Ihm ging es allein darum, dass Demo bestmöglich aufzunehmen. Das Bewusstsein einen Meilenstein des deutschen Death Metal aufgenommen zu haben stellte sich jedoch erst später ein. Allerdings erinnert sich Jesch daran, dass die MORGOTH Jungs auch damals schon wussten was sie wollten: „Die haben ihre Sachen schon bestmöglich rübergebracht. Träumer waren das sicherlich nicht.“
Mit der Veröffentlichung des „Resurrection Absurd“ Demos war auch Kollege Tobias Trillmich auf die Meschender aufmerksam geworden, da nun die ersten Kritiken in Magazinen und Fanzines auftauchten. Umgehend wurden beide Demos bestellt und „Resurrection Absurd“ wanderte als erstes in die Anlage: „Da haben die Jungs noch eine Schippe draufgelegt, das gilt für Songwriting und Produktion. Allerdings gefällt mir das Cover von „Pits Of Untumno“ besser. Der Band wohl auch, es wurde ja als Shirtmotiv bei der Reunion wieder aufgelegt.“
CENTURY MEDIA Boss Kampf ist nach einem fulminanten Auftritt der Band im Werler Kult endgültig überzeugt von MORGOTH und will das Demo nun als EP auf Vinyl rausbringen.
Statt des etwas un-spektakulären Coverartworks des Demos will Kampf ein „geiles Blut- und Gedärme-Cover“ („Uncursed“) und mit dem jungen Künstler Axel Hermann hat er dafür auch genau den richtigen Mann an der Hand. Von DEATH METAL hatte dieser damals jedoch noch nie etwas gehört: „Bis zum Moment, als mich Robert Kampf mit dem MORGOTH Cover beauftragte, hatte ich nie von MOR-GOTH, geschweige denn von „Death Metal“ oder Bands dieser Gattung des harten Metals gehört. Mal davon abgesehen, dass ich seit ca. 1978/79 KISS-Fan war/bin, war mein Interesse zu dieser Zeit kurzfristig eher dem Gothic zugetan, also vorrangig Bands wie CHRISTIAN DEATH, BAUHAUS, CURRENT '93, etc. Das erste Death Metal Coverartwork, welches ich je gesehen habe, war DEATHs/Repka's „Scream Bloody Gore“, gefolgt von MORBID ANGELs „Alters of Madness“.
Um mir einen ersten akustischen Eindruck zu vermitteln, auf was ich mich einlassen sollte, spielte mir Robert  - so ich mich erinnere, noch vor dem MORGOTH-Demo – zuerst DEATHs „Evil Dead“ vor. Aufgrund seiner Länge schon fast „Punkrock“, war und ist dieser Song für mich noch immer einer „DER“ Referenzen, wenn man dem „Unwissenden“ mit dem Vorschlaghammer mal kurz das Konzept „Death Metal“ erklären muss.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, welchen Eindruck dieser Song auf mich gemacht hat. In der Intensität nur zu vergleichen mit dem Moment, als ich das erste Mal METALLICAs „Whiplash“ gehört habe. Puls auf 666 und nichts war wie vorher! ;)
Als ich dann aber MORGOTH das erst mal hörte, war dies – wie auch bei ASPHYX später – ein weiterer Schlüsselmoment. Das war “ICH“! Und mein damaliger „Seelenzustand“ durch die Musik und vor allem durch Marc Grewes Stimme perfekt beschrieben.“
Hermann hatte gerade Cover für POLTERGEIST und LIAR abgeliefert, als der Auftrag von MORGOTH kam: „Das Artwork war in Absprache mit der Band entstanden und war meine vierte Auftragsarbeit für das neu gegründete Label Century Media“, gibt Axel zu Protokoll. „Um das Konzept zu erörtern traf mich die Band damals in meinem Kellerzimmer im Haus meiner Mutter: Schwarz behangen, ohne Fenster. inkl. CHRISTIAN DEATH-Poster, Kreuzen und meiner KISS-Plattensammlung an einer Wand aufgehängt. Bisher hatte ich nur im Comic-Stil gearbeitet (LIAR, POLTERGEIST.). MORGOTH brachten ihre Giger-Bücher mit und zeigten mir explizite Beispiele, wie sie sich das Cover vorstellten.“
Das als „Crying Spagetti Monster“ bekannt gewordene Untier des Covers hat heute unter Fans Kultcharakter erlangt. Und auch für den Künstler Axel war diese Arbeit nicht ganz unwichtig: „Das Artwork ist zwar nicht meine erste Auftragsarbeit gewesen, dennoch - gefolgt von „The Eternal Fall“ - ist diese Arbeit die erste, die weitreichender Aufmerksamkeit erzielte. Welches natürlich auch in Kombination mit der starken Präsenz der damals neuen Death Metal-Szene zu sehen ist. Zusammen mit meinen Covern für GRAVE und UNLEASHED ist dieses durchaus als Basis für meine Laufbahn als Coverzeichner zu sehen.“ Zudem begab sich Hermann für diese Arbeit auf künstleri-sches Neuland: „Die Umsetzung sollte in Airbrush-Technik erfolgen, mit der ich bisher keinerlei Erfahrung hatte. Dazu lieh ich mir von meinem Vater (ebenfalls Illustrator) eine alte Grafo-Airbrushpistole, sowie einen alten Kompressor, der noch mit einem Propeller anstatt mit einem Drucklufttank ausgestattet war. Geschätzt habe ich ca. vier Wochen damit verbracht das Artwork fertig zu stellen. Learning by doing…“

Abgesehen vom ursprünglichen Artwork des Demos genügte auch die Soundqualität des Mixes von „Resurrection Absurd“ den Ansprüchen einer Vinylproduktion noch nicht. Hier kam MORGOTH der Zufall zu Hilfe: DESPAIR hatten für die Produktion ihres zweiten Albums „Decay of Humanity“ das renommierte Mohrmann Studio angemietet. MORGOTH Produzent Dirk Draeger half bei der Pro-duktion des DESPAIR Albums mit seiner Erfahrung aus und bekam dafür Studiozeit, um „Resurrec-tion Absurd“ nochmal final zu mischen. („Uncursed“)
Studiochef Detlef Mohrmann erinnert sich: „Damals haben wir mit sehr vielen Bands gearbeitet. Meistens Heavy Bands, aber auch Pop und manchmal Schlager. Einfach alles was damals so angesagt war. Wir haben damals viel für SPV in Hannover gemacht. Daher kam der Kontakt. Und Robert hatte seine Firma in der Nähe.“
Schließlich war es so weit und MORGOTH hielten das erste Vinyl mit ihrer Musik, Gedärmecover von Hermann und amtlichem Sound aus dem Hause Mohrmann in der Hand. Für die Fans war der Unterschied zwischen Demo und EP-Version allerdings nicht so gravierend, wie sich Kollege Trill-mich erinnert: „Klar klingt die EP etwas sauberer, der Unterschied ist aber nicht so groß. Daher habe ich mir damals die EP nicht gekauft. Das Taschengeld war knapp und die Hellion Liste lang... Als   ́Ressurrection Absurd ́ dann als Doppelwhopper mit der ´Eternal Fall´ auf CD rauskam, hab ich na-türlich zugeschlagen. Da ich das „Crying Spagetti Monster“ Cover mag, habe ich sie mir vor einigen Jahren nochmal als Re-Release auf Vinyl besorgt.“
Doch noch ging es lange nicht um Re-Releases. Zunächst entwickelte sich alles im MORGOTH Kosmos mit rasender Geschwindigkeit. Nur etwas sechs Monate nach den ersten Liveauftritten (u.a. mit POLTERGEIST und RUMBLE MILITIA) ging es für MORGOTH bereits auf Deutschlandtour. Nach etwa 3000 verkauften Exemplaren der „Resurrection Absurd“ EP ging es auf große Reise mit PESTI-LENCE und AUTOPSY. Marc erinnert sich an diese Tage des Aufbruchs: „Das war natürlich etwas Unbeschreibliches, dass man mit 17/18 eine echte Schallplatte veröffentlichen konnte. Wir konnten das erst gar nicht fassen, zumal wir unser Demo an viele Plattenfirmen, wie z.B. Noise Rec. schickten und meist nicht einmal eine Antwort erhielten. Der Einzige, der damals an uns geglaubt hat war Robert Kampf mit seinem damaligen Kompagnon Armin. Sie besuchten uns sogar des Öfteren im Sauerland in unserem Pro-beraum und waren neben Markus Staiger von Nuclear Blast die einzigen, die zu der Zeit an diese Art von Metal in Deutschland geglaubt haben.
Die ersten Touren waren natürlich alle legendär. Alles war Neuland, auch der Mauerfall kam uns zugute und viele Leute aus der Ex-DDR kannten wir schon durchs Tapetrading: Sie schickten uns russischen Vodka und wir unser „Pits of Utumno“-Tape. Nachdem die Mauer fiel, war es natürlich eine dankbare und ausgehungerte Szene, die uns dort empfing.“
Zu diesem Zeitpunkt schien nichts unmöglich und für MORGOTH schien es zu diesem Zeitpunkt nur eine Richtung zu geben: nach vorn. Nach seinen damaligen Hoffnungen befragt, blickt Marc wie folgt auf die Zeit zurück: „Naja, was heißt Hoffnungen. Damals war es schon unglaublich seine Mucke auf Vinyl zu ha-ben, das war in erster Linie das was man erreichen wollte. Anfang der 90er Jahre fühlte sich alles wie im Traum an. Es ging bis 1993 nur aufwärts, bis dann der erste Bruch kam. Ich würde sagen, Mitte bis Ende 90er waren dann die Hoffnungen eher zerplatzt hahaha.“

Doch der rasante Aufstieg der Band forderte auch seinen Tribut, denn durch die Tour fehlte etwas die Zeit, um am Nachfolger für „Resurrection Absurd“ zu arbeiten. Folglich wurde kein ganzes Album nachgelegt, sondern mit „The Eternal Fall“ zunächst eine weitere EP, die zudem mit „Pits of Utumno“ und „Eternal Sanctity“ zwei Songs des ersten Demos enthielt. Rückblickend räumt Marc ein: „Wir als Band wollten unbedingt eine volle LP machen, aber Robert wollte das Momentum nutzen, um uns auf größere Touren zu bekommen, und ich denke im Nachhinein war das auf jeden Fall der richtige Schritt. Die beiden EPs gelten in der Szene als Kult und ich glaube auch deshalb, weil sie halt jeweils nur fünf Songs haben und die allesamt durchweg knallen. Hätten wir noch schnellschussmäßig 4-5 weitere Songs geschrieben, die evtl. nicht diese Qualität gehabt hätten, wäre es vielleicht anders gekommen.“
Dieses Mal ging es sofort ins Mohrmann Studio – für den routinierten Produzenten Detlef war die Truppe mit Adrenalin vollgepumpter Jugendlicher dennoch kein Grund, um in Panik zu verfallen: „Die Jungs machten damals auf uns einen normalen Eindruck, waren freundlich und nett und – soweit ich mich erinnere – problemlos.“ Und so gestaltete sich auch der Aufnahmeprozess problemlos. „MORGOTH waren für uns relativ normal.“, erzählt Mohrmann von der Arbeit mit MORGOTH, an der auch Heinz „Heimi“ Mikus, der damals gerade mit den Thrashern RISK durchstartete, beteiligt war. „Die musikalische Welle kam aus Amerika, d.h. wir wussten das so einigermaßen zu handeln.“ Zumal MORGOTH ziemlich genau wussten was sie wollten, wie Detlef Mohrmann bestätigt: „Wir haben keinen großen Einfluss auf die Musik genom-men. Der richtige Sound ergab sich von selbst.“ Gemischt wurde dieses Mal vom Wunschkandidaten der Band: Scott Burns im Morrisound in Florida. Gitarrist Harry erinnert sich: „Das Maß der Dinge war damals das "Leprosy" Album von DEATH. Die Brillanz und Brutalität des Sounds hat uns schlicht umgehauen und wir haben dann ja auch unsere EP "The Eternal Fall" mit Scott Burns im Morrisound Studio ab-gemischt.“ Allerdings sah Harry in den Aufnahmen zu den ersten Veröffentlichungen von MORGOTH schon eine etwas größere Herausforderung: „Wir hatten tatsächlich bei jedem Album eine Vorstellung wie der Sound sein sollte. Aber gerade bei den ersten EP's war es nicht immer einfach das richtige Studio zu finden. Die meisten Leute konnten mit unserem Sound ja überhaupt nichts anfangen und für die Studios und Engineers war das absolutes musikalisches Neuland. Erst mit dem "Woodhouse"-Studio hat sich das Blatt gewendet. Obwohl ich mich gut daran erinnern kann, dass Siggi Bemm nach unserem ersten Soundcheck den Abhörraum entsetzt mit den Worten verließ:  "Jetzt brauch' ich erstmal ‘n Kaffee..."

Abermals mit einem Artwork aus der Feder von Axel Hermann versehen, entwickelte sich „The Eternal Curse“ schnell zum kultigen Geheimtipp in der nationalen, aber auch in der internationalen Death Metal Szene. Die Arbeiten am Coverartwork gestalteten sich unkompliziert, wie Axel berich-tet: „Im Gegensatz zu unserer ersten Zusammenarbeit ließen mir die Band und das Label diesmal freie Hand, was die künstlerische Umsetzung betraf. Das Artwork entstand – wie fast alle meine folgenden Cover – spontan, nur einem vorab grob festgelegten Konzept folgend. Mit besserem Equipment ausgestattet und inkl. etwas mehr Erfahrung konnte ich mich so stärker auf feine De-tailarbeiten konzentrieren.“ Mit diesem Artwork schaffte es Axel endgültig sich als gefragter Künst-ler für extreme Musik zu etablieren. Nicht umsonst ziert „The Eternal Fall“ das Titelblatt seines Bu-ches „The Art of Axel Hermann“: „Zum einen ist „The Eternal Fall“ mit Sicherheit eine meiner be-kannteren Arbeiten und aufgrund seiner einfachen Konzeption ein Cover, das sich durch seine pla-kative Art am besten für mein Buchcover eignete. Zum anderen ist ein großer Anteil des Inhaltes auf die Neunziger fokussiert, sodass dieses Artwork diese Zeit meiner Meinung nach würdig repräsentiert. Ich arbeite z.Z. an einer überarbeiteten und erweiterten Version des Artbooks, das ich für 2023 geplant habe. Hier wird dann wohl ein anderes Artwork das Cover zieren. Ich bin zwar nicht mehr so stark aktiv in Bereich Coverdesign wie früher, allerdings sind bis dahin trotzdem genug „aktuelle“ Arbeiten in meinem Portfolio vertreten, dass sich eine VÖ zum 35-jährigen Jubiläum von „The Art Of Axel Hermann“ lohnen wird.“ Im Gegensatz zum „Ressurecction Absurd“ Artwork befindet sich das Original von „The Eternal Fall“ bis heute im Besitz des Künstlers: „Das Original von „Ressurection Absurd“ habe ich in den frühen Neunzigern einem Freund geschenkt… Leider ist es seitdem verschollen, was mich doch etwas ärgert. Das Artwork zu „The Eternal Fall“ ist noch in mei-nem Besitz und wird diesen auch nie – zusammen mit ASPHYXs „Crush The Cenotaph“ und GRAVEs „Into The Grave“ - verlassen.“

Auf der Bühne verfestigten MORGOTH auch auf ihren weiteren Touren den Ruf als sehenswerte Liveband. Kollege Trillmich erinnert sich an seine erste Liveerfahrung mit MORGOTH: „Am 13.09.1991 in Hamburg auf der Tour mit MASSACRE und IMMOLATION, welche für die angekündig-ten DEVASTATION eingesprungen sind.
Das war ein Hammer Package, denn auch auf MASSACRE bin ich damals steil gegangen. Ich habe mir 3 Tage vor dem Konzert die Außenbänder am Knöchel gerissen und dachte beim Eingipsen nur „Scheiße, hoffentlich kommst du auf das Konzert“. Das hat zum Glück geklappt und mit dem Gips konnte ich im vollen Käfer bei der 20
0 Km Anreise vorn sitzen - Krankheitsgewinn. Beim Gig konnte ich dann natürlich nur hinten stehen, aber es war fantastisch alle Bands haben abgeräumt und MORGOTH waren das Sahnehäubchen auf der Deah Metal Torte. Die hatten alle Bock und der Laden (es war in ein eher spießiges Bürgerzentrum verlegt, bei dem sogar der Boden zum Schutz abgeklebt war) ging steil. So viele Death Metal Shows hatte ich noch nicht gesehen und insgesamt war wohl nicht nur ich noch wesentlich hungriger auf diese Gigs.
MORGOTH waren eine Band, die live eigentlich immer Spaß gemacht hat. Egal ob in dem 300er Laden oder bei Tageslicht auf der Wacken Bühne. Schade, dass mit dem Auftritt auf dem Way Of Darkness einer der für mich schwächeren Gigs als DVD veröffentlicht wurde.“
Und die Jungs von MORGOTH entpuppten sich auch stets als umgängliche und den Fans zugewand-te Musiker ohne Starallüren. „Der erste Kontakt war bei dem Konzert 1991 in Hamburg,“ erinnert sich Trille. „Marc ist da durch den Laden gelaufen und als Fanboy hab ich mir natürlich gleich ein Autogramm geholt. Er hatte sogar etwas Mitleid als er mein Gipsbein gesehen hat. Generell war es bei Gigs und auch am Merch bei Festivals nie ein Problem mit den Jungs zu quatschen. Das war im-mer frei von Allüren. Ich hatte bei Marc Reign Schlagzeugunterricht, als er bei MORGOTH eingestiegen ist. Der Kontakt kam übrigens über Mille zustande. Da gab es mal MORGOTH Proben nach meiner Schlagzeugstunde, was schon merkwürdig war, den Jungs die Klinke in die Hand zu drücken. Ich bin auch nach dem Reunion Gig in Bremen mit Teilen der Band wieder nach Berlin gefahren, da gab es unter anderem einiges an netten Anekdoten von der 1991 US Tour mit Biohazard und Kreator.“

Im Jahr 2020 wurden sowohl die beiden EPs als auch das „Cursed“ Album vom Leinacher Label FUNERAL INDUSTRIES auf Vinyl neu aufgelegt. Der erste Kontakt mit der Musik von MORGOTH reicht für Label-Boss Mario bis in die Kindheit zurück: „Als zehnjähriges Kind war ich in Norddeutschland, da mein Bruder dort zur Kur war. In Itzehoe gab es einen Schallplattenladen namens Hellion und da hat es mich reingezogen. Dort habe ich mir die „Ressurection Absurd“ von MORGOTH gekauft, weil das Cover so schön schaurig war. Als ich dann wieder zuhause war, habe ich die Scheibe rauf und runter gehört. Ich hatte sie nicht im Laden angehört und war entsprechend gespannt. Das war ein echtes Erlebnis und ich bin so zum Fan der Band geworden.“ Dass man neben den EPs dann auch die „Cursed“ als Re-Release neu aufgelegt hat, hatte laut Mario einen einfachen Grund: „Die „Cursed“ gefällt mir am besten, weil sie einfach – und jetzt kommt’s – die beste Platte ist. Sie ist hart, brutal, finster und trotzdem gefällt sie dem Ohr.“ Eine Einschätzung, die Marc Grewe bestätigt, indem er „Cursed“ als Höhepunkt in der Karriere der Band einstufen würde: „Auch nach 30 Jahren („Cursed“ wurde im April 1991 veröffentlicht) würde ich von einem zeitlosen Death Metal Klassiker sprechen. Es stimmt hier einfach alles: Sound, Songs, Texte, Cover. Eine runde Sache.“
Die Entscheidung für die Re-Releases war allerdings recht unromantisch. Wir sind immer auf der Suche nach möglichen Veröffentlichungen und als wir dann mal wieder eine Liste mit möglichen Alben bekommen haben, mussten wir beim Namen MORGOTH nicht lange überlegen. Wir haben dann Kontakt aufgenommen und damit war der Stein im Rollen.“
Die Nachfrage seitens der Fans zeigte, dass MORGOTH bis Heute bei hoch im Kurs stehen. „Der Zuspruch der Käufer zum Re-Release war gut,“ erzählt Mario. „Eine weitere Neuauflage wird es von uns allerdings nicht geben, denn die Alben sind für uns keine Gelddruckmaschine. Wir haben uns unsere Gier nach dem Release befriedigt und das reicht.“

„Als die „Odium“ viele Jahre später rauskam, war ich zunächst enttäuscht,“ gibt Mario von FUNERAL INDUSTRIES zu.
„Aber wenn man dann etwas älter wird und checkt, dass eine Band sich weiterentwickelt und nicht immer das abliefert was man als Fan vielleicht haben möchte, dann gefällt einem auch die Scheibe viel besser.“ Und so erklärt es sich, dass FUNERAL INDUSTRIES auch die „Odium“ 2020 als Vinyl wieder auf den Markt brachten. Wie bei den anderen Re-Releases auch in ihrer ursprünglichen Form ohne Remaster. Dies unterscheidet das Re-Release von einer Version aus dem Jahr 2014, bei der Patrik W. Engel Hand angelegt hatte. Hier hatte man es allerdings – im Gegensatz zu dem Demo – bereits im Originalzustand mit einer amtlichen Produktion zu tun. „Prinzipiell ist das anzustrebende Ergebnis beim Mastering/Remastering, den Gesamtklang zu optimieren – unabhängig vom Format,“ erklärt Patrick. „„Odium“ beispielsweise klang im Original schon gut und da wurde auch nur dezent im Bass- und Höhenbereich etwas geschraubt, da die ursprüngliche Version ein klein wenig zu grell klang. Wenn man eine gute Produktion bearbeiten darf, die außerdem be-reits digital vorliegt, ist das weniger zeitaufwendig als mit alten Kassetten oder von Vinyl zu arbeiten.“
Den musikalischen Werdegang konnten – Mario deutete es bereits an – seinerzeit jedoch nicht alle Fans nachvollziehen. Im NO COMPROMISE Fanzine sagte mir Marc Grewe 1995: „Wir haben wohl schon mit dem „Odium“ Album viele Leute vergrault, aber es wäre den Fans gegenüber nicht fair, wieder ein brutales Album aufzunehmen, wenn wir selber nicht mehr hinter der Musik stehen. In erster Linie macht man die Musik ja, und das ist bei jeder Band so, für sich selber. Man muss sagen können, das gefällt mir, das macht Spaß, das ist geil. Deshalb werden wir mit dem neuen Album sicherlich wieder einige Leute vor den Kopf stoßen.“ Mir gefiel „Odium“ und auch Kollege Trillmich stand der Scheibe durchaus positiv gegenüber: „Es spricht wohl für MORGOTH, dass sie eine unse-rer eher raren Schnittmengen sind. Ich finde tatsächlich, dass „Cursed“ obwohl es so gefeiert wird, nicht ganz an die Klasse der EPs heranreicht. Es ist aber fraglos ein saustarkes Death Metal Album. Da war der Überraschungseffekt natürlich auch schon etwas weg. „Odium“ hat mich dann vielleicht gerade wegen der Kurskorrektur komplett begeistert. Songs wie „Resistance“ oder „Under The Surface“ sind unglaublich intensiv und voller düsterer Aggressivität.

Die damalige Vorahnung von Marc hinsichtlich der Reaktionen auf „Feel Sorry For The Fanatic“ sollten sich bei Veröffentlichung des Albums in weiten Teilen bestätigen: „Zu „Feel Sorry For The Fanatic“ habe ich keinen Zugang gefunden,“ erinnert sich Twilight-Kollege Tobias. „Die elektronischen Sperenzien (wie bei „.Its Amazing Consequences“) und die Vocals waren und sind nicht meins. Da sind sie in eine Richtung gegangen, die zu weit vom Originalsound entfernt war und zu wenig Power hat. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Scheibe unter anderem Namen zu veröffentlichen. Mit „Ungod“ haben sie dann eines der besseren Reunion Alben vorgelegt, was wohl auch an der kompetenten Verstärkung in der Rhythmussektion liegt, die sie rekrutiert haben.
Und ich finde, dass Jagger als Ersatz für Marc einen wirklich guten Job gemacht hat. Er kann ja nichts für den Split und hat auf Platte und live wirklich richtig gut geliefert. Auch die letzten Gigs haben wirklich Spaß gemacht. Allein die Tatsache, dass sie den Gig von DESERTED FEAR, die den Support gemacht haben, locker toppen konnten sagt einiges.“
Frontmann Marc deutete bereits in einem Interview, welches ich im Vorfeld zu „Feel Sorry…“ mit ihm führte, an, dass das neue MORGOTH Material anders sein würde: „Wir hatten sehr lange Zeit, um an den Songs rumzutüfteln und wir haben sehr viel rumexperimentiert, selbst mit Techno-Elementen, und das wird auch sicherlich mit in die Musik einfließen.“ Und 1995 war Marc auch von der Qualität der Musik überzeugt: „Ich denke schon, dass das Material, das wir jetzt haben super-gut ist und mir gefällt es auch richtig gut. Auch die Leute, denen wir es bisher vorgespielt haben, gefiel es immer gut, insofern sehe ich da nicht so schwarz, auch wenn das Album in eine andere Richtung gehen wird. Es wird schon Leute geben, denen es gefällt. Wir haben auch mit 15 Jahren unsere erste Platte veröffentlicht, da ist es klar, dass man sich weiterentwickelt. Wir sind heute zehn Jahre älter und da macht man sicherlich andere Sachen als früher.“
Rückblickend sieht Marc die Sache noch etwas differenzierter: „Wir waren alle schon sehr früh auch von anderer Musik beeinflusst und ich glaube, die Einflüsse, die wir nach „Cursed“ in unsere Musik mit einbrachten, kam für viele Die-Hard DM Fans zu früh. Wir waren da einfach vielleicht zu schnell mit dem Einbringen von neuen Ideen.“
So war es wohl, denn MORGOTH hatten bei vielen Death Metal Fans mit ihrem Frühwerk genau den Nerv der Zeit getroffen. Tobias beschreibt was die Band für ihn besonders gemacht hat: „Das waren zum einen die Vocals von Marc. Ich bevorzuge den kehligen Gesang. Das hat mich auch an PESTILENCEs „Maleus Maleficarum“ so begeistert. Das klingt einfach aggressiv und angepisst. Zum anderen hatten MORGOTH musikalisch von Beginn an einen eigenen Stil und eine eigene sehr morbide Atmosphäre. Etwas wie „The Travel“ hatte ich noch nicht gehört. Die schiefen und doch passenden Gitarrentöne zu Beginn – großartig.“ Und auch Marc Grewe verleugnete die Wurzeln der Band Mitte der 90er nicht: „Ja, ich stehe natürlich immer noch zu unseren ersten Alben und ich würde niemals leugnen, dass wir als Death Metal Band angefangen haben oder sagen „Boah, Death Metal ist ja voll scheiße!“ Nur ist unser Weg eben nicht der von anderen Bands, die diesen Stil noch weiter ausgereizt haben.“ (No Compromise Nr. 5).

Im Deutschland der späten 80er und frühen 90er Jahre gab es neben ATROCITY und DARK MILLEN-NIUM jedoch nur wenige erstzunehmende musikalische Wegbegleiter, so dass das Frühwerk von MORGOTH wohl als Grundstein des deutschen Death Metal bezeichnet werden kann: „Ich denke, das kann man so sagen.“, stimmt Harry Busse zu. „Wir waren sicher mit die Ersten, die den Grundstein für Death Metal in Deutschland gelegt haben.“
Kollege Trillmich holt hingegen noch etwas weiter aus: „Bei der Aufzählung möchte ich noch an FLE-SHCRAWL erinnern, die da oft vergessen werden. Ironischerweise haben die ja unter dem Namen MORGÖTH angefangen. Aber auch wenn die mit einbezieht, sind MORGOTH auf jeden Fall mein Fave. Mir ist Atmosphäre wichtiger als technische Sperenzien. MORGOTH klangen für mich einfach düsterer und aggressiver und somit intensiver als die anderen. Ich glaube, dass sie im Ausland als die wichtigste deutsche Death Metal Band wahrgenommen werden. Wenn man da über deutsche Death Metal Bands spricht, werden MORGOTH in der Regel zuerst genannt.
ATROCITY haben den Stilwechsel mit „Willeskraft“ nicht so gut vollzogen wie MORGOTH mit „Odium“. Und „Werk 80“ war für mich einfach nur Grütze und der Versuch größer zu werden. Ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal die alten Alben von ATROCITY und DARK MILLENNIUM gehört habe, MORGOTH hingegen werden regelmäßig aufgelegt. Aber nach dem Interview werde ich ´Hallucinations´ und ´Diana Read Peace´ mal wieder auflegen.“
Welchen Stellenwert der Cover-Künstler Axel der Band rückblickend einräumt, erklärt er auf Anfrage: „Einen sehr großen! Mit den beiden EP's und auch „Cursed“ haben MORGOTH dem Death Metal in Deutschland einen sehr großen Push nach vorne gegeben und so auch Century Media zum Teil den Weg zum Erfolg geebnet.“
FUNERAL INDUSTRIES‘ Mario muss für seine abschließende Einordnung von MORGOTH etwas überlegen: „Ich bin kein Teil der Death Metal Szene, aber ich habe viele Freunde die gerne Death Metal hören. Wenn es um deutsche Bands der harten Richtung geht, dann wird immer MORGOTH genannt, aber auch PROTECTOR und das war’s dann schon. Diese Bands ragen hervor und machten einen ganz bestimmten Sound.“
Doch das letzte Wort soll die Band selbst haben, weshalb ich Marc fragte, was er aus heutiger Sicht mit seiner Zeit bei MORGOTH verbindet. „Letztlich überwiegt das Positive, was ich erleben durfte. Der Rausschmiss aus der Band per E-Mail, die ich mitgegründet habe, war aber definitiv nicht so toll, hahaha. Aber auch das ist heute nicht mehr so dramatisch. Es gibt momentan mit INSIDIOUS DISEASE und einigen anderen Projekten, die ich habe, auch neue musikalische Ziele.“






 1988: Pits of Utumno (Demo)
 1989: Resurrection Absurd (EP)
 1990: The Eternal Fall (EP)
 1991: Cursed
 1993: Odium
 1996: Feel Sorry for the Fanatic
 2005: 1987–1997: The Best of Morgoth (Best-of-Album)
 2012: Cursed to Live (Live-Album und DVD)
 2014: God Is Evil (Single)
 2015: Ungod


(c) Bilder: Soweit nicht anders angegeben Morgoth/Copyright Control

Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    15. April 2021
  • Line Up

    Harald Busse         Guitars (1987-1998, 2010-2020)
    Rüdiger Hennecke     Drums (1987-1998)
    Carsten Otterbach (R.I.P. 2018) Guitars (1987-1998, 2010)
    Marc Grewe         Bass (1987-1990), Vocals (1987-1998, 2010-2014)
    Sebastian Swart     Bass (1990-1998), Guitars (2010-2020)

    Sotirios Kelekidis Bass (2011-2020)
    Marc "Speedy" Reign     Drums (2011-2020)
    Karsten "Jagger" Jäger     Vocals (2014-2020)
  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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