„In Aurich ist es schaurig, in Leer noch viel mehr“ diese ostfriesische Redensart wird durch das bärenstarke Debüt von SLAUGHTERDAY bestätigt. Das Duo aus Leer legt mit ´Nightmare Vortex´ ein herrlich düsteres und morbides Death Metal Album vor. Im Folgenden beantwortet Drummer und Sänger Bernd Fragen zu Nightmare Vortex und umzu, wie man dort so schön sagt.
„In Aurich ist es schaurig, in Leer noch viel mehr“ diese ostfriesische Redensart wird durch das bärenstarke Debüt von SLAUGHTERDAY bestätigt. Das Duo aus Leer legt mit ´Nightmare Vortex´ ein herrlich düsteres und morbides Death Metal Album vor. Im Folgenden beantwortet Drummer und Sänger Bernd Fragen zu Nightmare Vortex und umzu, wie man dort so schön sagt.
Ihr kommt aus dem beschaulichen Ostfriesland. Von den Vomiting Corpses über Anasacra, Deformed, Of Trees an Orchids bis zu Obscenity kommen immer wieder sehr gute Bands aus der Region. Wie erklärt ihr euch, dass es gerade dort über so lange Zeit eine so vitale Szene gibt?
Ich denke es liegt einerseits daran, dass es hier in Ostfriesland und Umgebung keine nennenswerten Freizeitangebote für Jugendliche gibt und es da eben eine sinnvolle Beschäftigung ist, in einer Band zu spielen. Die Jugendzentren in Emden, Aurich und Leer haben sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen und seit Ende der 80er Jahre mit der Organisation von Metal Konzerten und lokalen Auftrittsmöglichkeiten in ihrem Umfeld eine beträchtliche Zahl an coolen Bands hervorgebracht. Aus diesem Pool von Musikern sind über die Jahre hinweg immer wieder neue, interessante und qualitativ hochwertige Bands hervorgegangen. Es ist ein bisschen vergleichbar mit der Schwedischen Szene. Man kennt sich und jeder hat irgendwie schon mal mit jedem in einer Band gezockt.
Es scheint für neue einheimische Death Metal Bands inzwischen ja fast schon Pflicht zu sein, das erste Demo auch als Tape rauszubringen. Worin liegen für euch die Vorteile dieses Formats?
Diese Arbeitsweise wurde sicherlich auch durch unser Label FDA Rekotz geprägt, wo ja ein Großteil der neuen Deutschen Death Metal Szene unter Vertrag steht. Es hat sicherlich nostalgische Gründe und erinnert viele Metal Fans der ersten Stunde an die alten Tapetrader-Zeiten. Es ist natürlich auch ein Sammlerobjekt, da viele der Demotapes nur in sehr limitierter Auflage erhältlich sind. Für die Bands ist es eine gute Möglichkeit, sich in der Szene zu präsentieren, sozusagen als „Appetizer“. Vielen sagt dann der Bandname bereits etwas, bevor das erste Album erscheint. Das Format ist allerdings nicht ganz unproblematisch, da viele heutzutage kein Tapedeck mehr besitzen.
Das sehr gelungene Cover eures Albums ist genretypisch. Im Gegensatz dazu war das Artwork des Demos unüblich. Welche Intention steckte dahinter?
Nun, so unüblich finden wir das Democover nicht, aber ich verstehe was du meinst. Für das Democover wollten wir eine puristische, primitive Zeichnung haben, ganz im Stile der alten Death Metal Demos aus den 90er Jahren. Es ist vom Motiv und von den Farben her vielleicht etwas Science Fiction-lastiger. Für das Album, welches ja auch auf LP erscheint, wollten wir eine düstere Zeichnung mit mehr Details und Tiefe. Es sollte ein klassisches Death Metal Cover sein, welches jedoch ohne die typischen Elemente, wie Zombies, Särge und Grabsteine auskommt und Raum für die Fantasie des Betrachters lässt.
´Nightmare Vortex´ hat fast durchweg sehr gute Kritiken eingeheimst. Ward ihr davon überzeugt, als ihr die Platte das erste Mal selbst gehört habt?
Das ist im Vorfeld immer schwer zu sagen. Natürlich ist man als Band immer von seinen eigenen Sachen überzeugt und nach dem Hören des finalen Mixes waren wir schon stolz auf das Endresultat. Das hat aber noch lange nicht zu bedeuten, dass andere das genauso sehen. Wir waren sehr gespannt auf das erste Feedback und freuen uns sehr über die sehr positiven Kritiken, die wir bisher erhalten haben.
Ich habe gelesen, dass ihr 13 Songs aufgenommen habt. Das Album hat aber nur 8 bzw. 9 Songs, wenn man den LP Bonustrack ´The Ghoul´ mitrechnet. Was ist mit dem Rest? Werden die Songs noch als Single oder ähnlich veröffentlicht? Habt ihr die beiden Songs vom Demo, die es nicht auf‘s Album geschafft haben, auch noch mal eingezimmert?
Ja, wir haben tatsächlich unser gesamtes Songmaterial aufgenommen, welches auch die beiden anderen Demosongs „Abyss Of Nameless Fear“ und „Crawling In Secrecy“ beinhaltet. Zudem haben wir noch eine zweite Coverversion von Acherons „Ave Satanas“ eingespielt. Wir hoffen natürlich, diese Songs in Zukunft in Form einer 7“ oder Split zu veröffentlichen.
In vielen Reviews werdet ihr mit dem schwedischen Death Metal in Verbindung gebracht. Ich sehe das nicht ganz so. Für mich ist es eher Death Metal der alten amerikanischen Art (immerhin habt ihr euch ja nach einem Autopsy Song benannt) mit einem Klang, der eher nordisch ist. Wie stehst du dazu?
Das sehe ich absolut genauso. Natürlich haben wir hier und da auch eine leichte schwedische Schlagseite, aber es überwiegen doch die amerikanischen Einflüsse von Bands wie Autopsy, Massacre und Death aus der „Scream Bloody Gore/Leprosy“-Ära. Durch die Verwendung des HM2 Pedals für die Gitarren, welches wir noch auf dem Demo verwendeten, packten uns viele automatisch in die Schweden-Schublade. Nach dem Demo sahen wir diesen Sound jedoch immer mehr als Korsett an, welcher nicht wirklich unser wahres Gesicht repräsentierte, so dass wir für „Nightmare Vortex“ nur noch den puren Sound eines Marshall JCM800 verwendeten. Dadurch klingt der Sound nun wesentlich mehr nach altem amerikanischen Death Metal.
Der Bonus Track auf der LP ist ein Pentagram Cover. Wie man eurem Sound anhört, scheint neben dem Death Metal auch der Doom einen großen Einfluss auf euch zu haben. Stimmst du zu?
Absolut. Wir sind beide sehr große Fans des Doom Metal und lassen uns auch gerne von Bands, wie Black Sabbath, Pentagram, Trouble oder Bands neueren Datums, wie z.B. Hooded Menace beeinflussen. Es bereichert unseren Sound ungemein, mal ordentlich auf die Bremse zu treten. In der Langsamkeit und Trägheit liegt meiner Meinung nach eine brutale Heavyness, welche mit Geschwindigkeit allein nicht zu erzeugen ist. Gerade das dynamische Wechselspiel aus doomigen Passagen und schnellen Ausbrüchen finde ich besonders interessant.
Ihr seid ja kompositorisch und im Studio als Duo unterwegs. Live braucht ihr natürlich Verstärkung. Die kommt von Jungs, die sonst bei Ingurgitating Oblivion am Start sind. Besteht die Gefahr, dass SLAUGHTERDAY ein Projekt bleiben? Und haben die anderen irgendeinen Einfluss auf die Inhalte der Band?
Hier muss ich dir leider widersprechen. Slaughterday ist, auch wenn wir die Band „nur“ zu zweit betreiben, keinesfalls ein Projekt. Unter Metalfans herrscht allgemein immer noch die „romantische“ Vorstellung einer Band, in der 4 oder 5 gute Freunde gemeinsam an ihren Songs werkeln, den ganzen Tag zusammen abhängen und nach den Proben noch ein Bier zusammen trinken. So etwas mag es zwar geben, schaut man sich aber einmal die Songwriting-Credits von namhaften Bands an, so wird deutlich, dass meistens nur zwei oder sogar nur ein Bandmitglied für das Songwriting verantwortlich sind/ist. Auch im Studio spielen oft nur zwei oder drei Bandmitglieder die Songs ein. Gerade wenn man nebenbei noch mit Job und Familie beschäftigt ist, ist eine gute Terminplanung und eine zielstrebige Arbeitsweise unverzichtbar. Viele Bands aus der Region sind aufgrund von persönlichen Differenzen, Terminproblemen und endlosen Debatten im Studio vor die Hunde gegangen. Ich sehe die Zweierkonstellation als großen Vorteil, da wir im Proberaum und im Studio schnell und effektiv arbeiten können, ohne überflüssiges Gelaber, Zigarettenpausen, etc.
Unsere Livecrew (Christian, Ingo und Ulli) hat auf das Songwriting und die musikalische Ausrichtung von Slaughterday zwar keinerlei Einfluss, ich betrachte sie aber dennoch als Teil von Slaughterday, da sie uns eben live als Band repräsentieren. Wir kennen die Jungs z.T. seit vielen Jahren, sind persönlich und musikalisch auf einer Wellenlänge und sie identifizieren sich zu 100% mit unserem Sound.
Live überlässt du Ulli Kreienbrink die Vocals. Wie beurteilt ihr die Leistung von Chris Reifert, der ja seit je her bei Autopsy singt und trommelt. Ist das eine Option für euch?
Wenn es eine Option gewesen wäre, hätten wir sie bestimmt gerne gezogen. Ich bin allerdings in erster Linie Sänger und es war auch zuerst geplant, dass ich live die Vocals übernehme. Wir mussten allerdings umdisponieren, so dass ich jetzt Drums spiele und Ulli die Vocals übernimmt. Da ich eigentlich erst seit jetzt zwei Jahren regelmäßig spiele, bin ich da schon gefordert genug. Ein gleichzeitiges Singen ist da nicht möglich, auch wenn ich gerne den „Reifert“ gemacht hätte. Ich finde allerdings, dass Ulli seine Sache live echt sehr gut macht.
Wo ich zu Beginn die regionale Szene angesprochen habe: Gibt es weitere Bands hinterm Deich, die du den Lesern empfehlen kannst?
Ja, da gibt es schon einige, die ich empfehlen kann. Da wären zum Einen Weak Aside aus Emden, die sich bereits einen Namen machen konnten und momentan Songs für ihr neues Album schreiben. Dann wären da Monster aus Aurich, die einen originellen Mix aus Thrash mit einer Prise Death Metal spielen. Aus dem näheren Umkreis wären noch Graveyard Ghoul mit ihrem kranken Mix aus Autopsy/Abscess und Black Metal zu nennen.
Obligatorisch: Willst du noch was loswerden?
Vielen Dank für das Interview und deinen Support!
Infos
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Erstellt am
22. Dezember 2013 -
Line Up
Jens Finger - Guitar, Bass
Bernd Reiners - Drums, Vocals
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Redakteur
Tobias Trillmich -
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